Regeln des Zusammenlebens

Was also einer ist, das hat die Gesellschaft aus ihm gemacht.
August Bebel (1840-1913, deutscher Politiker)

Dieses Zitat entspricht im Grunde überhaupt nicht meiner Überzeugung. Es tönt ja sehr danach, Opfer der gesellschaftlichen Umstände zu sein, während mein Lebens- und Coaching-Ansatz genau in die entgegengesetzte Richtung geht: Mir ist wichtig, dass wir als Gestalter unserer Umstände ein aktive Rolle einnehmen. Es ist ja auch sehr einfach, „der Gesellschaft“ die Verantwortung für das eigene Leben abzugeben und „die anderen“ für mein Glück oder eben Unglück verantwortlich zu machen. Diese Haltung fördert nicht unser Bestes ans Tageslicht.

Auf der anderen Seite habe ich mir in den letzten Wochen schon auch Gedanken darüber gemacht, welche Früchte wir von unserer Gesellschaft erwarten können. Wir Menschen „machen“ ja die Gesellschaft, doch die Umkehrung gilt auch: Die Gesellschaft „macht“ uns Menschen. In diesem Sinn ist die Fragestellung eine doppelte: Was für eine Gesellschaft wollen wir? Und: Was für Menschen gehen aus dieser Gesellschaft heraus, in der wir leben?

An der spannenden Tagung „Gemeinsam handeln“ erinnerte Urs Hofmann, Regierungsrat aus dem Kanton Aargau, kürzlich daran, „dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen“. So jedenfalls steht es in der Präambel der Schweizerischen Bundesverfassung. Demnach sind wir als Gesellschaft, als Volk, dann stark und erfolgreich, wenn das Wohlergehen und -befinden auch für den Schwachen möglich ist. Sind das schöne Worte, träumerische Utopien oder  wirklich das, was wir anstreben?

Was für Menschen wollen wir sein?

Eine Gesellschaft, in der sich die eigene Stärke am Wohl der Schwachen misst, orientiert sich an anderen Regeln des Zusammenlebens als eine Gesellschaft, die sich über (unan)ständiges Wachstum, virtuelle Finanzkraft oder exportierten Promis definiert.

Wir haben die Wahl! Jeder von uns setzt seine eigene Prioritätenliste:

  • Selbstverliebtheit – es geht nur um mich.
  • Habgier – ich will alles, was es zu haben gibt.
  • Glanz und Gloria – Hauptsache die Show stimmt.
  • Lustprinzip – ich tu, was grad am meisten Spass verspricht.

Sind das die Werte, die unsere Gesellschaft ausmachen (sollen)? Dass die Früchte einer solchen Gesellschaft höchst individualisierte, narrzistische Menschen sind, wird wohl jedem schnell kar. Da opfern wir „die Schwachen“ damit wir unsere eigenen Bedürfnisse befriedigen können. Sprich: Wir ziehen unser Ding durch, egal was es (den anderen) kostet – ohne Rücksicht auf Verluste.

Was für eine Gesellschaft wollen wir?

Kürzlich durfte ich beim Radio Life Channel eine Serie zu den 10 Geboten mitgestalten. Die Grundidee war: Kann es sein, dass die biblischen zehn Gebote weniger Verbote sind, die uns den Spass am Leben verderben wollen, sondern göttliche Prinzipien und Regeln des Zusammenlebens sind, die uns ein lebenswertes Dasein in Freiheit ermöglichen. Beim Nachdenken über die verschiedenen Gebote war ich aufs Neue fasziniert: Wenn wir uns danach richten würden, könnten wir uns ganz viel Ärger und jede Menge Ängste in unserer Gesellschaft ersparen. Und: Würden wir uns gemeinsam an den göttlichen Geboten orientieren, wären wir auf dem besten Weg, den Vorsätzen aus der Präambel der Bundesverfassung gerecht zu werden.

Was für eine Kraft, was für eine Freiheit, liegt in diesen Regeln des Zusammenlebens. Hier einige daraus:

  • Begehre nicht, was einem anderen gehört.
    Was für eine Freiheit, wenn wir nicht mehr nach dem destruktiven Prinzip des „Vergleicheritis“ leben sondern zufrieden sind mit dem, was wir haben.
    => Zum Radiokurzbeitrag (2-3 Minuten).
  • Lüge nicht.
    Wie schön wäre es, wenn wir einfach davon ausgehen könnten, dass wir alle die Wahrheit sagen. Ein offener, ehrlicher und aufrichtiger Umgang miteinander würde so viel einfacher machen.
    => Zum Radiokurzbeitrag (2-3 Minuten).
  • Zerstöre keine Ehe.
    Was für ein Stress, wenn wir mit der Angst leben müssen, unser Partner könnte doch noch einen/eine „Bessere“ an Land ziehen. Ist es nicht befreiend zu wissen, dass das Ja zueinander nicht nur ein Provisorium ist?
    => Zum Radiokurzbeitrag (2-3 Minuten).
  • Morde nicht.
    Das ist doch in unserer zivilisierten Gesellschaft eine Selbstverständlichkeit. Doch wo beginnt das Morden? Schützen wir in unserer Gesellschaft das Leben wirklich?
    => Zum Radiokurzbeitrag (2-3 Minuten).
  • Beraube niemand seiner Freiheit.
    Eine Gesellschaft, die frei von Korruption ist sowie die Freiheit und das Eigentum des anderen respektiert, erfreut sich einer hohen Lebensqualität.
    => Zum Radiokurzbeitrag (2-3 Minuten).

Wie gesagt: Wir haben die Wahl! Was für Menschen wollen wir sein und wie wünschen wir uns unsere Gesellschaft? Klar: Wir können nicht den anderen ändern – aber wir können bei uns beginnen!

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichGesellschaft“.