Gekonnt Scheitern

Auch wenn dein Leben gerade einem Scheiterhaufen ähnelt,
vergiss nicht: Es steckt ein unglaubliches Potenzial darin!

Stefan Gerber

Unser Leben stellen wir uns gerne als starken, mächtigen Baum vor. Da ist auch nichts verkehrtes dran: Ein Baum, der gut verwurzelt ist, weiss, aus welcher Quelle er schöpft, blüht und Frucht bringt, ist etwas Wunderbares und wird schon vom Psalmist besungen.

Doch unser Versagen führt dazu, dass vom grossen, starken Baum nicht mehr viel übrig bleibt. Bei meinem letzten Stille-Spaziergang durch den Wald kam mir dazu folgendes Wortspiel in den Sinn: Unser Versagen ist wie „dr starch Boum versage“ (Baum zersägen). Übrig bleibt nur noch ein Scheiterhaufen. Auch da gibt es wieder ein Wortspiel: Unser Scheitern führt zu einem Scheiterhaufen.

Doch das muss nicht das Ende sein, im Gegenteil! Genau hier liegt ein grosses Potenzial. Irgendeinmal kommt der Winter und dann können wir, im Bild gesprochen, aus dem Scheiterhaufen ein Feuer machen das andere wärmt. Mit unserer Geschichte werden wir anderen zur Ermutigung, zur Unterstützung, werden wir zu Nahbaren und solchen, die wirklich Verständnis zeigen und Anteil nehmen können.

Und so kann unsere Schwachheit zur Stärke werden. Vielmehr als wir es möglicherweise für andere wären, wenn wir ein stolzer, starker und übergrosser Baum sind. Ein Baum, der alle anderen überragt, wird unantastbar. Ein Scheiterhaufen hat das Potenzial, für andere zum wärmenden Feuer und zum richtungweisenden Licht zu werden.

Was es dazu braucht? Der Scheiterhaufen, die einzelnen Holzstücke, müssen selbst in Kontakt mit dem Feuer kommen, sie müssen sich anzünden lassen. Für mich ist dieses Feuer, diese Energie, Jesus. Wie es im Bibelspruch des Jahres zugesagt wird, kann der Sohn Gottes unsere Schwachheit in Stärke verwandeln: “Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.” (Jesus Christus in der Bibel, 2. Korinther 12,9)

Wenn wir uns mit Gottes Hilfe mit unserem Leben und unserem Scheitern versöhnen, steckt in diesem „Scheiterhaufen“ ein riesiges Potenzial: Gottes Kraft kann durch uns zum Segen für andere werden. Oft ist es doch so: Niemand kann Leidende so gut unterstützen, wie solche, die selbst durch dieses dunkle Tal gegangen sind.

Unser Versagen kann zur Stärke werden. Und: Wir Menschen haben, besonders in schwierigen Momenten, lieber ein wärmendes Feuer als grosse, perfekte Bäume, die uns einschüchtern.

 

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSpiritualität“.