Jetzt muss es raus!

Seit dem letzten Abstimmungs-Wochenende wissen wir es: Wir, die für einen Vernunft basierten Umgang mit der Pandemie einstehen, sind in der klaren Mehrheit. Bei allen Fragen, die auch wir haben, setzen wir auf Vertrauen gegenüber Wissenschaftler, Politiker und Behörden.

Aber wir sind eine leise Mehrheit.

Warum?

Weil wir alle in unseren Freundeskreisen oder auf Social Media schon die Erfahrung – oder mindestens die Beobachtung – gemacht haben, dass diskutieren mit euch, liebe Impfskeptiker und Corona-Massnahmen-Gegner, oft zwecklos ist. Argumente werden zu Glaubensfragen, Misstrauen gegenüber allem (ausser der eigenen Weltanschauung) dominiert. Wer es anders sieht als ihr, ist entweder der Lügenpresse auf den Leim gegangen oder hat sich längst in den Fängen von Bill Gates verstrickt.

Und genau darum und weil ich ja nicht zu weiteren Spannungen beitragen möchte, habe ich diese Woche nicht getan, was ich eigentlich den Eindruck hatte, tun zu sollen: Ein SRF-Beitrag mit Stephan Jakob, Chefarzt Intensivmedizin am Inselspital Bern, hat mich bewegt, mich sehr dankbar und gleichzeitig total wütend gestimmt. Ich wollte diesen Beitrag auf Facebook teilen. Aber dann sah ich, wie bei anderen, die dies getan hatten, heftig gestritten wurde.

Und dann liess ich es – ich will ja nicht Öl ins Feuer giessen.

Challenge akzeptiert

Es ist so verlogen und heuchlerisch, wenn die grosse Volkspartei, die sonst nicht besonders feinfühlig auftritt und gewöhnlich für das Ausschliessen von ganzen Menschengruppen Lärm macht, plötzlich vor Diskriminierung und Spaltung der Gesellschaft warnt.

Und noch schlimmer – das „kotzt“ mich (sorry der Ausdruck) und viele andere wirklich an: Wer mit dem Diktatur-Argument oder dem Nazi-Vergleich kommt, hat sich echt in wilden Verschwörungsmythen verrannt!

Wisst ihr eigentlich, was eine Diktatur ist? Da kann man nie – und schon gar nicht in einer Krisensituation – über politische Vorlagen abstimmen!

Wisst ihr eigentlich, was die Nazis mit den Juden gemacht haben? Muss ich es wirklich schreiben oder erinnert ihr euch an den Geschichtsunterricht und die Bilder der Gaskammern?

Warum ich jetzt doch so angriffig und pointiert schreibe, wenn ich doch verbinden statt trennen will? Weil die Not und die Hilfeschreie von Betroffenen – Patienten und Personal – aus den Spitälern nicht spurlos an mir vorbeigehen.

Und weil ein Post von Michael Diener, den ich als Mensch und Kirchenleiter sehr schätze, mich herausgefordert hat, aufzustehen und den Verschwörungsmythen entgegenzutreten. Diener schreibt: „Habt den Mut, zum Schutz des Lebens, zum Impfen aufzurufen und damit verbunden natürlich auch zur Verständigung. Wer jetzt nicht Farbe bekennt – und damit auch mithilft, dass eine die Gesellschaft noch weiter spaltende Impfpflicht vermieden werden kann – kann sich seine Aufrufe zu ‚Märschen für das Leben‘ zukünftig auch sparen.“

Das Virus verschwindet nicht einfach von selbst, das erleben wir diese Tage gerade eindrücklich. Wir werden in Zukunft damit leben müssen. Aber es gibt ein gutes Mittel, um den Schaden des Virus zu begrenzen.

Oder wie es ein Freund und Arzt kürzlich sagte: „Wie kann es sein, dass uns Gott in so kurzer Zeit eine nachweislich wirksame Impfung gegen das Virus schenkt und Menschen lehnen dieses Geschenk ab?“

Man kann die Impfung auch als Teufelszeugs abtun. Doch es wird gefährlich, wenn wir die Diskussion in die eine oder andere Richtung religiös aufladen.

Darum appelliere ich zum Schluss an den gesunden Menschenverstand, der anfangs der Pandemie so lauthals eingefordert wurde: Wenn eine überwältigende Mehrheit der Experten zum Schluss kommt, der einzige Weg aus der Krise liegt in einer hohen Impfquote, warum kann man sich da nicht mit einem gesunden Grundvertrauen und aus gesellschaftlicher Solidarität zum Picks überwinden?

Glücksaufgabe

Die Pandemie ist ein Härtetest für unsere Lebenszufriedenheit. Ich hab wirklich genug von den chaotischen Zuständen und der totalen Planungsunsicherheit.

Darum meine Frage: Was können du und ich zur Überwindung der Pandemie beitragen?

Ein erster Schritt könnte sein, diesen 15minütigen Videobeitrag zu schauen und die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen:

Was bedeutet für mich Freiheit?

Der heutige Beitrag in Stef’s GlücksBlog stammt aus der Feder von Mäth Gerber:

Seit Ausbruch der Corona Pandemie im Frühjahr 2020 begegne ich auf sozialen Medien oder auch in persönlichen Diskussionen immer wieder Aussagen wie: C«Ich lasse mich doch nicht meiner Freiheit berauben!» oder «Das ist Freiheitsberaubung, das lasse ich nicht zu!».

Ja, der Staat hat in diesem Jahr Regeln und Gesetze erlassen, welche auch für mich neu und unangenehm sind. Angefangen mit dem abrupten Ende der Skisaison am 13. März 2020, gefolgt von verspäteter Öffnung der Freibäder, geschlossener Kinos, usw. Bedeutet dies nun, dass ich meiner Freiheit beraubt wurde?

Damit ich diese Frage für mich beantworten kann, muss ich mich zuerst mit der Frage auseinandersetzten: «Was ist Freiheit für mich?».

Für mich bedeutet Freiheit, dass ich in meinem Leben eigene Entscheidungen treffen darf und selbst bestimmen kann, was ich tue und was nicht. Die Grundvoraussetzung, um überhaupt Entscheidungen treffen zu können, ist das Vorhandensein von verschiedenen Optionen. Und genau da spüre ich für mich persönlich aktuell die Einschränkungen, in der Vielfalt der Möglichkeiten. Ich habe nach wie vor die Freiheit mich frei für etwas entscheiden zu können, lediglich das Angebot ist eingeschränkt.

  • Ich kann in die Ferien – eingeschränkt ist lediglich die Auswahl der Destinationen.
  • Ich kann Sport treiben – eingeschränkt ist lediglich die Auswahl der Sportarten.
  • Ich kann mich mit Freunden treffen – eingeschränkt ist lediglich die Form und Menge.

Diese Gedanken haben mir gezeigt, wie wichtig es für mich ist, auf die Möglichkeiten zu schauen, die ich habe – und nicht den Fokus auf das zu legen, was zurzeit nicht möglich ist. So sehe ich für mich wieder ganz viele Möglichkeiten, selbstbestimmt Entscheide zu treffen. Und das bedeutet für mich Freiheit.

Ich habe das grosse Glück, in einem Land zu leben, in dem ich mich frei bewegen und entfalten kann. In einem Land, in dem ich mich durch eine direkte Demokratie politisch äussern kann, frei Berufswahl habe und als Christ nicht verfolgt werde. Sogar meine Homosexualität muss ich in der Schweiz nicht verstecken. Kommt hinzu, dass die Schweiz ein wunderschönes Land, mit einer unendlichen Vielfalt von Naturschönheiten ist.

Dankbar die Freiheit geniessen

Wer bin ich also, dass ich mich über ein paar Wochen/Monate mit Einschränkungen meiner persönlichen Freiheit, oder besser gesagt Entscheidungsmöglichkeiten, beklage?

Denke ich an Nelson Mandela, der für seinen Kampf für die soziale Gerechtigkeit über 9000 Tage im Gefängnis sass oder Dietrich Bohnhoeffer, der für seinen Widerstand gegen den Nationalsozialismus sogar hingerichtet wurde… – beschämende Gedanken.

Ich will dankbar sein, dankbar dafür, dass ich im Jahr 2020 unerwartet viel Zeit für mich geschenkt erhalten habe. Noch nie habe ich soviel Zeit mit mir allein verbracht, meine Wohnung und die Ruhe genossen. Die Einschränkung meiner Entscheidungsmöglichkeiten hat definitiv auch etwas Positives – die Qual der Wahl fällt weg und es ist absolut ok, einfach einen gemütlichen Tag zuhause auf dem Sofa zu verbringen ohne den Gedanken, dass ich noch die und den besuchen sollte, besser einen Ausflug machen würde, usw.

Ich darf zur Ruhe kommen.

Glücksaufgabe

Siehst du zurzeit nur die Corona-Einschränkungen oder ist dein Fokus auf all die Möglichkeiten gerichtet die du hast?

Gestalte dein Glück: Schaue auf die Möglichkeiten nicht auf die Einschränkungen!

Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Mäth Gerber.

Täglich ermutigende Gedanken während des Corona-Slowdowns: stayhappy.blog

Meide die Extreme!

Leider bietet unsere Welt gerade ganz viel Stoff für die härtesten, wenn auch oft „nur“ verbalen Grabenkämpfe: Ob Corona oder Trumpismus – die Meinungen sind üben und drüben gemacht, der Ton ist oft gehässig und die unterschiedlichen Positionen lassen Freundschaften zerbrechen und stellen die Familienbande unter grösste Belastungen.

Ein kühler Kopf wünscht man sich da, der reflektieren, unterscheiden und auch mal Meinungen stehen lassen kann.

Allergisch bin ich auf die schwarz-weiss Brille, auf Verantwortungsträger, die Öl ins Feuer schütten, und auf Menschen, die unreflektiert nachplappern, was ihre Idole von sich geben – mögen es noch so abstruse Verschwörungstheorien sein.

„C’est le ton qui fait la musique“ habe ich einmal als Kind gelernt. Oder: „Wie du in den Wald rufst, so schallt es heraus“. Nun, man kann politisch oder auch in Bezug auf Corona unterschiedliche Positionen einnehmen, aber heiligt der Zweck wirklich die Mittel? Darf man Mitmenschen wirklich aufs Gröbste beleidigen, Lügen verbreiten und gegen alle Regeln des Anstandes verstossen, um für seine Position zu werben?

Offen gesagt: Ich bin erstaunt – und von Herzen dankbar!! – dass, soweit ich es überblicken kann, die Städte in den USA (noch) nicht brennen. Das lässt mich hoffen, dass die Demokratie gewinnt und nicht die „Kriegserklärung“ der Trump-Familie.

Ein kühler Kopf bewahren

Es gibt Themen und vor allem Verhaltensweisen, die bringen mich emotional zum Rasen. Und für starke Überzeugungen ist man schnell bereit zu kämpfen. Doch sobald die Angriffslust einmal geweckt ist, befinden wir uns im Kampf, verteidigen unsere Position und versuchen mit Schlägen (Schlacht der Argumente) unseren Gegner zu schwächen.

Unterschiedliche Meinungen müssen unbedingt Platz haben, ein Ringen nach dem besten Weg, sogar ein hartes Debattieren – das gehört zur freien Gesellschaft.

Aber bitte bewahren wir Haltung dabei!

Mir hilft dabei immer mal wieder diese biblische Weisheit:

Vermeide die Extreme!
(Buch Prediger)

In diesem spannenden Abschnitt wird uns sogar geraten, das mit der Frömmigkeit nicht zu übertreiben. Auf der anderen Seite sollen wir jedoch auch nicht gewissenlos und unvernünftig sein.

„Vermeide die Extreme!“ – ein wahres Wort für eine Zeit, in der sich Menschen zur einen oder anderen Extremposition hingezogen fühlen.

Ich wünsche mir Menschen, die nachdenken, prüfen, verantwortungsvoll handeln und mit Gottvertrauen und dem Mitmenschen gegenüber respektvoll vorwärts gehen.

Dabei kann uns Martin Luthers Umgang mit der Pest ein Vorbild sein:

So will ich zu Gott bitten, daß er uns gnädig sei und es abwehre. Danach will ich auch räuchern, die Luftreinigen helfen, Arznei geben und nehmen, Orte und Personen meiden, wenn man mich nicht braucht, damit ich mich selbst nicht vernachlässige und dazu durch mich vielleicht viele andere vergiftet und angesteckt werden und ihnen so durch meine Nachlässigkeit eine Ursache des Todes entsteht. Will mich allerdings mein Gott haben, so wird er mich wohl finden; so habe ich doch getan, was er mir zu tun gegeben hat, und bin weder an meinem eigenen noch an anderer Leute Tod schuldig. Wenn aber mein Nächster mich braucht, will ich weder Orte noch Personen meiden, sondern frei zu ihm gehen und helfen, wie oben gesagt ist. Sieh, das ist ein rechter, gottfürchtiger Glaube, der nicht tollkühn oder frech ist und auch Gott nicht versucht.
Martin Luther angesichts der Pest in Wittenberg (1527)

Glücksaufgabe

Welche Themen bringen dich aktuell in Rage? Und wo bist du allenfalls in Gefahr, „extrem“ zu werden?

Versuche dich in den nächsten Tagen in eine Person zu versetzen, die eine ganz andere Position vertritt. Wie könnte es dir gelingen, ihre Position nachzuvollziehen?