Nutze deinen Einfluss zum Guten!

Nachdem ich gerade den Wikipedia-Eintrag über Strive Masiyiwa gelesen habe, bin ich ziemlich platt. Dieser Mann ist krass: Er ist ein simbabwischer Geschäftsmann, Unternehmer und Philanthrop. Miliardenschwer. Wurde von Barack Obama als Berater an einen G8-Gipfel gerufen, gewährte 100.000 jungen Afrikanern Stipendien, unterstützt über 250.000 Waisen mit Bildungsinitiativen …

Der Gründer und Vorsitzender des globalen Telekommunikationskonzerns Econet Wireless träumte davon, dass in Simbabwe und überhaupt in Afrika alle Zugang zur Telekommunikation erhalten würden. Seine Vision brachte ihm viel Spott und Widerstand: Die simbabwische Regierung von Robert Mugabe verweigerte ihm die Lizenz.

Doch er gab nicht auf und verfolgte seinen Traum mit viel Durchhaltewille (Grit):

Masiyiwa appellierte an das Verfassungsgericht von Simbabwe mit der Begründung, dass die Weigerung eine Verletzung der Meinungsfreiheit darstelle. Der simbabwische Gerichtshof, damals einer der angesehensten auf dem Kontinent, entschied nach einem fünfjährigen Rechtsstreit, der ihn an den Rand des Bankrotts brachte, zu seinen Gunsten. Das Urteil, das zur Abschaffung des staatlichen Telekommunikationsmonopols führte, gilt als einer der wichtigsten Meilensteine ​​bei der Öffnung des afrikanischen Telekommunikationssektors für privates Kapital. Der erste Mobiltelefon-Abonnent des Unternehmens wurde 1998 an das neue Netzwerk angeschlossen. (Quelle: Wikipedia)

Warum schreib ich das alles? Strive Masiyiwa war einer der Talk-Gäste am diesjährigen GLS. Ein kleiner, ruhiger, demütiger, fast scheuer Mann. Ja, neben dem schon äusserlich sehr eindrücklichen T.D. Jakes ging er fast unter.

Man musste gute auf die leisen Töne achten, um die bestechende Weisheit dieses Mannes nicht zu überhören.

Diese Begegnung zeigt mir: Es sind nicht die grossen Sprücheklopfer, die die Welt zum Besseren verändern. Was dieser unscheinbare Mann im Kampf für mehr Gerechtigkeit auf seinem Kontinent bewirkte, ist sehr eindrücklich.

Natürlich, sein Traum hat ihm schlussendlich auch sehr viel Geld gebracht. Er ist nicht nur einer der „World’s 50 Greatest Leaders“ (Fortune Magazine), er gehört auch zum Klub der Milliardären.

Ich freue mich, wenn solch demütige Persönlichkeiten ihren Reichtum nicht einfach selbstsüchtig verwenden, sondern so viel Gutes damit machen.

Und hier einige Perlen, die ich mir aus dem Interview mit Strive Masiyiwa notiert habe:

Mentoring ist toll, aber du musst es Modellieren.
Leute folgen dem Beispiel, das sie sehen!

Darum werden beim GLS unter dem Motto „Grander Vision“ immer auch Beispiele gezeigt, wie wir Einfluss positiv ausleben können: Jemand erfindet günstige Wasserpumpen und bringt Trinkwasser an abgelegene Orte. Einer bringt eine grosse Firma dazu, pro verkaufte Impfung eine in Afrika zu spenden.

Beispiele, die inspirieren. Wo sollten wir als Leiter weniger reden und mehr vorleben? Es braucht beides! Aber ohne Taten ist unser Reden nicht viel wert.

Und zum Reden sagt der, der die Mobiltelefone nach Afrika gebracht hat, es gehe um „Art of Speach not Art of Texting!“. Also die Kunst des Sprechens und nicht die Kunst der SMS.

Reden wir wieder miteinander! Wir müssen miteinander verbunden sein – wir als Menschen, nicht unsere Geräte.

Es geht darum, was aus unserem Herzen kommt.

Wir brauchen ein Team. Leute, die an dich „glauben“, dich aber auch hinterfragen. Ein Team, das zusammengeht!

Was wir nicht gerne hören, aber mindestens ich immer wieder erlebe:

Alles braucht länger als wir denken.

Und am Ende des Interviews steht in meinen Notizen nur ein Wort. Wahrscheinlich ist genau dies ein Schlüssel des Erfolgs von Strive Masiyiwa:

Respekt.

Glücksaufgabe

Welche oben erwähnte Perle spricht dich besonders an?

Wie kannst du sie (noch stärker) in dein Leben und Leiten integrieren?

Respekt für die "Waffeln"

Männer sind einfach gestrickte Geschöpfe,
die meisten brauchen nichts weiter als Respekt!

Richard Rohr

Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen – so habe ich Samstag bis Dienstag verbracht. Zuerst als Referent in zwei Kirchen, dann zusammen mit meinem Vater zwei wunderbare Skitage. Das tut gut!

Und zwar mehrfach: Der Respekt und die Anerkennung, die ich als Referent für mein Schaffen erhalte, beflügelt mich immer wieder. Da fühle ich mich in meinem Element, das ist mein „Pinguin-Moment„. Der Sprung ins Wasser (der Schritt auf die Bühne) braucht zwar auch nach vielen Jahren Erfahrung immer noch eine kleine Überwindung (Wird es hier auch funktionieren? Können die Leute mit dem, was ich sage, etwas anfangen? …), doch während dem Reden zu spüren, wie die Leute dabei sind und das gesagte dankbar aufnehmen, macht unheimlich viel Spass.

Nach dem Referieren gibt es immer gute Begegnungen und dankbar nehme ich den Respekt an, der mir entgegengebracht wird. Es geht mir nicht um Respekt im Sinn von unterwürfiger Ehrfurcht – das könnte dann schon fast „guruhaft“ verstanden werden. Nein, ich meine den gesunden Respekt, den wir alle – mindestens wir Männer – zwingend zum Atmen brauchen: Anerkennung für das, was wir tun.

Besonders schön war das Referieren letzten Samstag, weil wir es als Ehepaar machen durften. Wir sprachen über die Unterschiede von Mann und Frau. Als Bild brauchten wir dafür Waffeln (Männer) und Spaghetti (Frauen). In Anlehnung an das entsprechende Buch beschrieben wir, dass Frauen oft alle Themen miteinander in Verbindung bringen (wie ein Teller Spaghetti), während Männer in einzelnen Kästchen denken und handeln (wie die Struktur der Waffel).

Herrlich das selbstoffenbarende Lachen der über 40 anwesenden Paare. Hier und da entdeckte ich während dem Referieren ein bestätigendes Kopfnicken und auch die Reaktionen im Nachhinein zeigen, wie alltagsrelevant für viele Paare dieses Thema ist.

Es ist immer gefährlich, wenn wir Menschen „schubladisieren“: Männer sind … / Frauen sind … Nicht überall treffen die Beschreibungen zu, manchmal sind die Rollen sogar umgekehrt vorhanden. Tatsächlich prallen jedoch in einer Partnerschaft diese zwei unterschiedlichen „Energien“ – das Männliche und das Weibliche – aufeinander. Im schlimmsten Fall wird aus diesem Aufeinanderprallen ein Krieg der Geschlechter, im Idealfall wird es ein Zusammenspiel, eine wertvolle Ergänzung.

Ich bin meinem Coach (Georges Morand) noch immer dankbar dafür, dass er mich zu einem „Richard Rohr Leser“ gemacht hat. In seinem Buch Vom wilden Mann zum weisen Mann stellt Rohr das Konzept von Wurzeln und Flügeln vor. Die Mutterliebe erdet uns, schenkt uns Geborgenheit, verwurzelt uns. Die Vaterliebe traut uns etwas zu, fordert uns heraus, bringt uns zum Fliegen.

Und ich meine immer mehr zu beobachten, dass uns dieses Konzept auch eine Ahnung davon gibt, wie Männer und Frauen unterschiedlich Liebe auftanken:

  • Männer suchen Respekt:
    Sie fühlen sich geliebt, wenn sie Anerkennung für ihr Tun erhalten.
  • Frauen suchen Geborgenheit:
    Sie fühlen sich geliebt, wenn sie Annahme für ihr Sein spüren.

Ich weiss, dass mein Wert nicht abhängig von meinen Taten ist – ich bin geliebt (gerade auch von meinem himmlischen Schöpfer) auch ohne tolle Taten. Trotzdem gehört es zu meinem Mannsein, dass ich gerne etwas leiste und dafür Anerkennung ernten möchte. So wie ich es letztes Wochenende beim Referieren erlebte. Und so wie meine Flügel bei den schönen Skistunden mit meinem Vater weiter wuchsen: Wir flogen schier über die Pisten und in den gemeinsamen Gesprächen spürte ich Anerkennung für mein Tun.

Richard Rohr hat recht: Wir Männer sind ziemlich einfache Wesen …

Im GlücksBlog schreibe ich zu den fünf Bereichen, die zu einem Leben in Zufriedenheit gehören. Diese Woche geht es um den Bereich Erfülltes Liebes- und Familienleben.

 

Grenzenlose Freiheit?

Die Freiheit besteht darin, alles tun zu dürfen,
was einem anderen nicht schadet.

(aus der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte)

„Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein…“, philosophierte Reinhard Mey in seinem erfolgreichsten Lied aus dem Jahr 1974. Nicht nur über den Wolken, sondern auch in Berns Gassen, hätte die Freiheit grenzenlos zu sein. Darum zogen kürzlich mehr als 10’000 Jugendliche unter dem Motto „Tanz dich frei“ durch Berns Innenstadt.

Ich als ahnungsloser Landmensch war ausgerechnet an diesem sommerlichen Abend mit meiner Frau in Bern. Auf der Suche nach einem Gratisparkplatz war ich erstaunt, dass der Schützenmatte-Parkplatz (bei der „Reithalle„) fast leer war. Erst die vielen Parkverbotstafeln erinnerten mich daran, dass ich in der Zeitung etwas von einer illegalen Demo gelesen hatte. Als wir nach dem Essen irgendwo auf einem Platz noch einen Kaffee trinken wollten, machte sich der Umzug gerade auf den Weg: Was auf uns anfänglich wie ein friedliches Konzert wirkte, stimmte uns bei genauerem Betrachten ziemlich nachdenklich (vor allem, was den Alkoholkonsum und die destruktive Stimmung betraf).

Im Nachgang wurde viel über diesen Umzug geschrieben, debattiert und kommentiert. Grenzüberschreitungen von Jugendlichen und der Schrei nach Freiheit sind wohl so alt, wie die Menschheit selbst. Genauso wie die Reaktion der älteren Generationen darauf. Doch mich interessiert hier weniger die Jugendfrage als die Gesellschaftsfrage. Sind wir überhaupt fähig und gewillt miteinander oder wenigstens nebeneinander zu leben, ohne das Wohlbefinden des anderen zu beschneiden? Mit andern Worten: Ist unser Egoismus so gross, dass wir auf Kosten anderer leben?

Freiheit muss gelernt sein

„Mir scheint, dass unsere individualistisch geprägte Gesellschaft erst noch lernen muss, wie eine grosse Zahl von Menschen im öffentlichen Raum miteinander umgeht, ohne dass die Rechte der Einzelnen beschnitten werden.“ Dies sagte Thomas Kessler von der Kantons- und Stadtentwicklung des Kantons Basel-Stadt gegenüber der NZZ am Sonntag (Artikel „Party aus Protest“, NZZ am Sonntag, 10. Juni 2012).

Mir scheint, dass es hier um den alten Grundsatz aus der Französischen Revolution und der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte geht, der besagt, dass persönliche Freiheit nur soweit möglich ist, als dass die Rechte und die Freiheit des anderen nicht beschnitten würden. (Siehe Zitat am Anfang dieses Blogartikels.)

Aber was heisst das im täglichen Zusammenleben? Und was heisst das in einer globalisierten Welt? Missachten wir nicht auch diesen Grundsatz, wenn wir unseren Reichtum auf Kosten anderer Länder anhäufen? In Teilen dieser Welt werden Menschen ausgebeutet, damit wir unseren Wohlstand vergrössern können. Leben wir da nicht eine Freiheit, die einem anderen schadet?

Ich glaub nicht, dass ich hier Antworten geben kann. Weder auf die Frage, wie eine für alle Beteiligte zumutbare Lösung betreffend Jugendkultur und Nachtleben in den Grossstädten aussehen könnte, noch auf die Problematik, dass unser Wohlbefinden nicht selten auch auf Kosten des Wohlbefinden eines anderen geht.

Doch ich will uns zu einer Denkpause (einer Pause vom Alltagsgeschäft, in der wir denken und nicht eine Pause vom Denken!) aufrufen, in der wir uns selbst prüfen und fragen: Wo lebe ich auf Kosten meiner Mitmenschen? Meiner Mitmenschen in der Familie, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, im Ausgang – und auch auf Kosten meiner Mitmenschen in der dritten Welt.


Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichGesellschaft“.