Es beginnt im Herzen

Gestern war es wieder einmal so weit: Wir genossen tolle Live-Musik, ein Apéro, liessen uns von einer spannenden Lebensgeschichte inspirieren – und dies alles in gemütlicher Bistro-Atmosphäre ohne Zertifikat oder Maske …

Unser Format Chäs, Brot, Wy – und mini Gschicht mit Gott war in den letzten zwei Jahren wie alle kulturellen Events stark in Corona-Mitleidenschaft gezogen worden. Und so genoss ich es sehr, gestern «fast wie früher» in einem mit jungen und älteren Menschen gut gefüllten H2 den Abend zu verbringen.

Genossen habe ich auch den Talk mit unserem Gast des Abends: Sarah Bach, Pfarrerin und Klimaaktivisten, erzählte uns, was sie in ihrer Kindheit geprägt hatte und wofür ihr Herz heute ganz besonders schlägt.

Der Talk bietet ganz viel Stoff zum Weiterdenken. Zwei Dinge sind mir da ganz besonders hängen geblieben:

  1. Die Geschichte von Sarah ist ein wunderbares Beispiel dafür, was die Leidenschaft für ein Thema bewirken kann.
  2. Der Klimawandel ist nicht bloss eine Klimakrise, sondern vergrössert die Ungerechtigkeit in allen Bereichen.

Wandel durch persönliche Betroffenheit

Wie geschieht Veränderung? Einige sagen, alles beginne im Kopf. Oder zum Neujahr hin hören wir immer wieder, dass wir einfach den inneren Schweinehund überwinden müssten, dann klappe es schon mit den Neujahrsvorsätzen.

Und im Blick auf die aktuelle Weltlage wird derzeit oft auf den – inzwischen zum Scheitern verurteilten – Plan «Wandel durch Handel» verwiesen.

Sarah erzählte uns gestern, dass sie nicht zur Klimaaktivisten wurde, weil jemand moralisierend zu ihr gesagt hätte: «Da muss jemand etwas machen!». Vielmehr war es die persönliche Betroffenheit. Durch die Auseinandersetzung mit dem Thema wurde ihr Herz auf eine ganz spezielle Art berührt.

Genau dieses Berührtsein – ich nenne es Passion oder Leidenschaft – setzt ungekannte Kräfte frei. Es ist dann, wenn sich ein Thema, eine Not oder eine besondere Menschengruppe so sehr in deinem Herzen und deinen Gedanken einnistet, dass du dich im besten Sinn des Wortes freiwillig dafür einsetzt.

Aus freien Stücken – nicht weil irgendjemand zu dir sagt, du sollst dies tun. Und willig, weil du dieser bestimmten Not etwas entgegensetzen willst.

Darum glaube ich, dass Veränderung im Herzen und nicht im Kopf passiert. Nicht, weil wir mehr und mehr wissen, verändert sich etwas. Sondern wenn uns etwas so sehr packt, dass eine Sehnsucht in unserem Herzen wächst, aktiv zu werden.

Vom bekannten und wichtigen Dreiklang von Herz, Kopf und Hand sprach Sarah. Etwas berührt unser Herz, bringt uns zum Nachdenken und Pläne schmieden und damit die Veränderung dann auch wirklich ins Rollen kommt, müssen den edlen Absichten und guten Gedanken Hände und Füsse wachsen: Die gute Tat.

Intersektionalität: Klimawandel verstärkt die Ungerechtigkeit

Der zweite Aspekt, der vom gestrigen Talk noch nachklingt, ist das Fremdwort, welches Sarah «mitgebracht» hatte: Intersektionalität.

Einfach ausgedrückt, besagt der Begriff: Wem es schon schlecht geht, steht in Gefahr, dass es noch schlimmer wird.

Und jetzt in den Worten von Sarah: «Der Begriff wird gebraucht um zu beschreiben, wie verschiedene Unterdrückungsmechanismen zusammenspielen können. Wer also bereits unter einer Unterdrückung leidet, sei es aufgrund der Rasse, des Geschlechts, der sozialen Klasse, ist anfälliger für andere Diskriminierungsformen.»

Weiter zeigte sie auf, dass unter dem Klimawandel besonders die Menschen zu leiden haben, die es schon sonst schwer haben. Die Ungerechtigkeit auf der Welt wird quasi durch den Klimawandel weiter verstärkt.

Es ist wie eine Negativspirale, die uns immer weiter herunterzieht. Auf der anderen Seite gibt es auch sowas wie die Positivspirale – werden in einem Bereich (z.B. Bildung) Besserungen erzielt, zieht es auch weitere Bereiche nach sich.

«Deshalb sollte ein Kampf gegen den Klimawandel auch ein Kampf gegen andere Ungerechtigkeiten beinhalten und antirassistisch, feministisch und antikapitalistisch gestaltet sein, um die Ungerechtigkeitsformen von mehreren Seiten angehen zu können.»

Glücksaufgabe

Und was hat Intersektionalität mit Glück zu tun? Was wir bei der globalen Ungerechtigkeit beobachten können, lässt sich auch aufs Individuum übertragen: Wenn ich in einem Lebensbereich gerade sehr herausgefordert bin (z.B. Arbeitslosigkeit), kann dieser Zustand alle anderen Lebensbereiche (Familie, guter Umgang mit mir selbst, Sozialleben) in Mitleidenschaft ziehen.

Gelingt mir jedoch in einem Lebensbereich eine zufriedenstellende Entwicklung, besteht die berechtigte Hoffnung, dass ich auch in anderen Bereichen mehr Glück im Sinn von Lebenszufriedenheit empfinden werde.

Du willst mehr Glück in deinem Leben? Dann setzt dich mit diesen beiden Fragen auseinander:

  1. Was berührt mein Herz? Finde deine Leidenschaft und werde aktiv darin!
  2. In welchem Lebensbereich kannst du mit einem kleinen nächsten Schritt eine positive Entwicklung einleiten und dich damit in eine Positivspirale manövrieren?

Ist Mitarbeitermotivation wirklich Chefsache?

Kennst du dieses bedrückende, viel zu lange Schweigen in einer Teamsitzung wenn gefragt wird: „Wer übernimmt diese Aufgabe?“?

Es ist so ähnlich, wie wenn an einem Comedy-Event Freiwillige gesucht werden – alle, bis auf diese eine Rampensau, die sich gerne auf jeder Showbühne sieht – blicken unauffällig zu Boden oder müssen gerade jetzt dringend aufs WC.

Heute ist Internationaler Tag der Freiwilligen. Ohne sie würde ganz viel still stehen in unserer Gesellschaft. Selbst wenn immer mehr Aufgaben, die früher durch freiwillig Mitarbeitende ausgeführt wurden, professionalisiert werden – es bleibt dabei: Unsere Gesellschaft mit einem vielfältigen Vereinswesen und einem weitreichenden Milizsystem lebt vom freiwilligen Engagement.

Wie aber motiviert man diese Freiwilligen? Oder auch unsere angestellten Mitarbeitenden?

Kürzlich war ich auf dem Health LeaderSHIP auf dem Bielersee, wo ich einen Teil des World Cafés moderieren durfte. Bei unserem Gespräch ging es genau um diese Frage der Motivation.

Ein Beitrag war sehr spannend: Ist es wirklich meine Aufgabe als Chef meine Mitarbeitenden zu motivieren? Darf ich nicht von ihnen erwarten, dass sie bereits motiviert zur Arbeit erscheinen?

Es ist überhaupt nicht so, dass dieser Chef sich vor seiner Verantwortung drücken wollte. Im Gegenteil: Er tut schon sehr viel, um ein motivierendes Umfeld für seine Mitarbeitenden zu schaffen.

Und genau da liegt sein Punkt: Ich kann meine Mitarbeitenden gar nicht wirklich motivieren – das wäre ja eine Art „Menschen antreiben“. Was aber meine Aufgabe ist, hat damit zu tun, Raum zu schaffen, damit meine Mitarbeitenden ihre Grundmotivation ausleben können.

Anders gesagt: Als Führungsverantwortliche sollten wir vor allem dafür sorgen, dass wir nicht etwa das Feuer, das in den Menschen brennt zum Erlöschen bringen, sondern sie darin unterstützen, dass sich dieses Feuer, diese Energie, weiterentwickeln kann.

Und da sprechen wir dann gerne vom Unterschied der intrinsischen und extrinsischen Motivation: Wirklich nachhaltig motiviert sind wir nur, wenn es von innen kommt, wenn wir Ziele verfolgen, die unsere persönliche Ziele sind.

Motivation von aussen hat eine sehr kurze Halbwertszeit. Aus der Glücksforschung wissen wir, dass materielle Anreize ihren Reiz ziemlich schnell verlieren.

Motivierte Leute im Bus

Jim Collins hat in seinem Bestseller Der Weg zu den Besten eine bemerkenswerte Feststellung gemacht. Er selbst war über dieses Resultat seiner Forschung überrascht: Oft spricht man davon, wie wichtig eine grossartige Vision ist.

Mit einer solchen leuchtenden Vision trommeln wir dann Leute zusammen, die von diesem Feuer, das bereits in uns brennt, angezündet werden sollen.

Collins Studien zeigten aber: Wichtiger ist, zuerst die richtigen Leute „im Bus“ zu haben und zusammen mit ihnen die Richtung festzulegen.

Diese „Reisegruppen“, in der man einfach gerne zusammen ist, gerne zusammen Projekte stemmt und die Zusammenarbeit für alle eine Inspiration ist, kann dann nötigenfalls sogar Kurskorrekturen vornehmen – man ist zusammen, weil man zusammen unterwegs sein will. Und nicht bloss weil einer eine Vision hatte, der man sich angeschlossen hat.

Eine grossartige Vision ohne grossartige Mitarbeiter ist belanglos.
Jim Collins

Und da ist er wieder, dieser Ansatz der Motivation: Wenn ich Leute für eine Vision motivieren muss, hat das etwas Aufgesetztes. Doch wenn Leute zusammen unterwegs sind, die sowieso schon motiviert sind, habe ich als Führungsperson eine ganz andere Aufgabe: Ich unterstütze meine freiwilligen oder angestellten Mitarbeitenden darin, das zum Leuchten zu bringen, was sowieso schon in ihnen brennt.

Gegenwärtig darf ich mit grosser Freude erleben, wie anders Teamsitzungen sind, bei denen sich Mitarbeitende sofort freudig freiwillig melden, um Aufgaben und Verantwortung zu übernehmen. Kein beklemmendes Schweigen, sondern ein hoher Energielevel: Ja, das wollen wir. Lass es uns gemeinsam anpacken!

Glücksaufgabe

Kennst du deine persönliche intrinsische Motivation? Was ist deine Passion, das was dich beflügelt und du gerne tust – auch ohne Chef, der dich zu motivieren versucht?

Und wie könntest du das innere Feuer der Menschen in deinem Umfeld entdecken?

Veranstaltungs-Tipp: Der Leitungskongress mit Top-Speakern im Bereich Leadership, Ende Februar 2020 in Karlsruhe.

My Message

Stell dir vor, du kriegst einen völlig überraschenden Anruf mit der Aufforderung, an einer grossen Veranstaltung – nehmen wir aus aktuellem Anlass das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest in Zug – eine Ansprache oder ein Kurzreferat zu halten.

Stell dir weiter vor, es wäre wie in diesen „bösen“ Träumen, wo du vor Herausforderungen gestellt wirst und ihnen nicht ausweichen kannst – ausser du wachst in der nächsten Sekunde schweissgebadet auf und der Spuck ist vorbei … (Nebenbei: Ich war in einem solchen Traum neulich innert kürzester Zeit dreimal hintereinander in eine Verfolgung oder sonst eine missliche Lage verwickelt. Erholsam war dieser Schlaf nicht wirklich!)

Zurück zu dir: Du hast also die Gelegenheit in einem bis auf den letzten Platz gefüllten Stadion oder Auditorium eine Botschaft zu platzieren. Und die Ausrede: Ich bin für diese Aufgabe nicht geeignet, wird nicht akzeptiert.

Bevor es dir die Schweissperlen auf die Stirn drückt: Natürlich ist es nur eine fiktive Aufgabenstellung; du brauchst nächste Nacht auch nicht davon zu träumen, wie du mit schlotternden Knien vor tausenden Leuten ausgestellt bist und dir einfach entfallen ist, was du in diesem kurzen Moment deiner Berühmtheit zu den Menschen sagen wolltest – und das Manuskript natürlich im Taxi liegen blieb …

Nein, das soll kein Albtraum werden! Es geht mir einzig und allein um die Frage:

Was wäre denn deine Message?

Am letzten Treffen der freiwilligen Mitarbeitenden in unserer gemeinnützigen Organisation hatten wir uns die Schlusspredigt von Sandra Bils am Deutschen Evangelischen Kirchentag 2019 angehört.

Für Sandra Bils war es, wenn ich es richtig verstanden habe, in etwa so, wie ich es oben geschildert habe: Völlig überraschende, ehrenvolle, aber auch sehr herausfordernde Anfrage für eine Kurzbotschaft vor riesiger Menschenmenge – im Dortmunder Fussballstadion und zu Hause an den TV-Geräten.

Bevor wir uns jedoch die mutige, kurzweilige Predigt anschauten und uns im Gespräch mit den steilen Aussagen beschäftigten, stellte ich unsere Mitarbeitenden genau vor diese Aufgabe: Schreibt mal auf, was eure Botschaft wäre, wenn euch während 15 Minuten die Aufmerksamkeit eins Stadions voll Menschen geschenkt würde.

Spannend, was da alles zusammenkam – so unterschiedlich und farbig, wie wir Menschen eben sind.

Ich glaube, dass jede und jeder von uns eine Botschaft zum Teilen hat. Und wenn nicht, wird es höchste Zeit, dass wir uns darüber Gedanken machen:

  • Für was stehe ich? Was ist mein grosses Lebensthema?
  • Was liegt mir besonders am Herzen? Was ist mir wichtig?
  • Wenn mich das Leben eine Lektion gelehrt hat, dann ist es ….
  • Was könnte mein Beitrag sein, damit diese Welt zu einem besseren Ort wird?
  • Von welcher meiner Lebenserfahrungen könnten andere auch profitieren?
  • Für welches grössere „WHY“ lebe ich?
  • Welche Hoffnung treibt mich an?

Lebe deine Botschaft! Verkörpere sie – und wenn nötig, zeige auch mal Ecken und Kanten. Das Leben wurde uns nicht geschenkt, um in der Masse unterzugehen.

Du bist besonders und du hast eine besondere Botschaft.
Finde sie und lebe sie!

Wenn mir ein ganzen Stadion zuhören würde, ginge es sicher irgendwie um diesen Shalom, diesen geschenkten, umfassenden göttlichen Frieden, der uns zu einem Versöhntsein mit allen Facetten des Lebens einlädt.

Glücksaufgabe

Hast du deine Botschaft schon gefunden? Wenn ja, lebst du sie schon? Wahrscheinlich haben du und ich nie die Gelegenheit, in einem vollen Stadion zu sprechen: Aber wo ist deine „Bühne“? Wo kannst du deine Botschaft unaufdringlich weitergeben?

Und falls du Lust hast: Ich finde es eine durchaus lohnenswerte Investition, die 13minütige Kirchentagspredigt von Sandra Bils nachzuhören.

Jobbst du noch oder …

… lebst du bereits deine Berufung?

Ein Drittel bis zur Hälfte des Tages verbringen wir bei der Arbeit. Ein Grossteil der restlichen Zeit des Tages geht drauf für Schlaf, Essen, Körperpflege und allgemeine Pflichten wie Steuererklärung ausfüllen, Staubsaugen oder Altpapier entsorgen …

In einer durchschnittlichen Arbeitswoche bleibt also gar nicht so viel frei einteilbare Zeit. Gut, wenn wir sorgfältig abwägen, was wir mit unserer Zeit anstellen: Familienzeit, gesellschaftliche Verpflichtungen, Vereinsaktivitäten und Zeit mit Freunden.

Doch hier geht es jetzt um den, an unserer Investition von Zeit und Energie gemessen, grössten Lebensbereich: Die Arbeit.

Martin Seligman, einer der Vordenker der Positiven Psychologie, schreibt in Der Glücks-Faktor:

Eine Berufung ist eine mit Leidenschaft erfüllte Selbstverpflichtung, um der Sache willen zu arbeiten.

Gestern Abend durfte ich einen Talk mit Könu Blaser moderieren. Ein innovativer Pastor, der seine Berufung lebt. Sein Vorbild inspiriert mich: Er hört auf sein Herz und verfolgt seine Spur, selbst wenn dies unpopuläre Entscheide nach sich zieht.

Trotz seinem Erfolg (als Autor, Leiter einer wachsenden, zeitgemässen Kirche oder auch als Coach, der europaweit andere Pastoren förderte), bleibt der Emmentaler bodenständig im besten Wortsinn: Er strahlt Bescheidenheit und Demut aus, liebt seine Familie, ehrt und wertschätzt andere Menschen und bleibt ein Lernender.

Ich brauche Vorbilder wie Könu, die ihre Berufung, auch trotz Widerständen, leben.

Denn: Manchmal wäre es tatsächlich einfacher, bloss einem Job nachzugehen, um den Lebensunterhalt zu verdienen.

Oder an der eigenen Karriere zu basteln, um möglichst zu mehr Geld und Prestige zu kommen.

Doch was weder Job noch Karriere bieten können, bringt uns das Ausleben unserer persönlichen Berufung.

Das Wort „Selbstverpflichtung“ im Seligman-Zitat mag uns nicht sehr sympathisch sein. Der Wortteil „Pflicht“ ist negativ geprägt,  tönt mehr nach Last als Lust.

Was meint Seligman damit? Es geht bei Berufung um eine freiwillige Entscheidung unserer Leidenschaft zu folgen – egal was es kostet, egal was es an Lohn und Prestige einbringt.

„Selbstverpflichtung“ mag ein Wort sein, das uns nicht beflügelt. Doch pass auf, dass du deswegen nicht den Sinn dahinter verpasst: Berufung heisst, seinem Herz zu folgen und wegen unserer Überzeugung zu arbeiten – nicht primär wegen Geld und Ruhm!

Und das ist die edelste und erfüllendste Art, wie wir unser Arbeitsleben gestalten können: Arbeitszeit ist auch Lebenszeit! Und zwar einen sehr grossen Teil unserer Lebenszeit.

Stell dir vor, du gehst in dieser Zeit bloss einem Job nach, der dich nicht erfüllt.
Du bist am Abend müde und leer.
Wieder acht Stunden deiner Lebenszeit irgendwie verbracht.

Stell dir vor, du bastelst in dieser Zeit an deiner Karriere, die dein Herz nicht berührt.
Du bist am Abend reicher, aber auch müde und leer.
Wieder zehn Stunden deiner Lebenszeit auf Äusserlichkeiten gesetzt.

Stell dir nun vor, du lebst in dieser Zeit deine Berufung, gehst deiner Leidenschaft nach.
Du bist am Abend auch müde, aber erfüllt, weil du deinem Herzen folgst.
Wieder acht oder zehn oder gar zwölf Stunden deiner Lebenszeit das gemacht, wofür du bestimmt bist!

Jobbst du noch oder lebst du bereits deine Berufung?

Glücksaufgabe

Hand aufs Herz – hast du beim Lesen gerade gedacht: „Ach, Stef, du kannst schon schreiben! Irgendwie muss ich ja meine Familie durchbringen und die Welt wartet nicht darauf, dass ich meine Leidenschaft zum Beruf mache …“

Berufung zum Beruf zu machen, ist tatsächlich in der Alltagsrealität herausfordernd und wird uns selten in den Schoss gelegt.

Darum die heutige Glücksaufgabe: Wie kommst du in kleinen Schritten deiner Berufung und deinem Traumjob näher? Wer könnte dich auf diesem Weg begleiten? Ist es vielleicht Zeit für einen Coaching-Prozess?

#WhatAreYouFOR

Gegen etwas zu sein, ist einfach.
Aber für etwas zu sein, ist eine Haltung,
die die Welt verändern kann.
aus dem Clip ‪#‎WhatAreYouFOR‬

Selten hat mich ein Werbespot so fasziniert und berührt wie der Clip  #‎WhatAreYouFOR‬  von Smart. Als ich ihn in den Herbstferien zum ersten Mal sah, war mir sofort klar: Den muss ich unbedingt verwenden. Bald war auch klar, wo er am besten passen würde. Nämlich zur Unterstützung meines Vision-Talks an unserem Mitarbeiterfest.

Und hier ist er, dieser 1-Minuten-Clip, der uns ganz schön herausfordern kann:  #‎WhatAreYouFOR

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=j0Y3IVxdYMI[/youtube]

Nie hat mich Autowerbung so berührt: „Gegen etwas zu sein, ist einfach. Aber für etwas zu sein, ist eine Haltung, die die Welt verändern kann.“

Für oder gegen etwas?

Sind wir bereit für diese Haltung, die die Welt verändern kann? Oder wählen wir aus Bequemlichkeit den einfacheren Weg und sind lieber gegen etwas? Lieber den initiativen Menschen bei ihrem Engagement zuschauen – und sie dann im rechten Moment kritisieren – oder doch die, zugegebenermassen oft mühsamere, Haltung mit Weltveränderungspotenzial einnehmen und selbst Initiative zeigen?

Da geht mir durch den Kopf, was mir ein älterer Ratgeber schon vor Jahren gesagt hat: „Wer sich einsetzt, setzt sich aus.“ Das kann ich definitiv bestätigen. Aber was ist die Alternative? Sich nicht einsetzen? Nur zuschauen und kritisieren? Das kann und will ich nicht!

Denn: Menschen, die immer gegen etwas sind, verändern die Welt nicht ins Positive.
Menschen, die die Welt und das Leben ins Gute bewegen, sind für etwas – nicht gegen etwas!

Aufgrund einer Äusserung eines freiwillig Mitarbeitenden („Jetzt weiss ich wieder, warum ich lebe.“) habe ich kürzlich in meinem Blog geschrieben: „Die beste und nachhaltigste Motivation wird intrinsisch erzielt, also aus eigenem Antrieb.“ Es geht darum, zu fragen, für was man brennt, wo die eigene Leidenschaft berührt und Sinnhaftigkeit erlebt wird.

Und genau das will auch der Clip in uns provozieren: WhatAreYouFOR? – Für was bist du? Für was brennst du? Was gibt deinem Leben Sinn? Was ist deine Leidenschaft?

Es gibt 1’000 Gründe, warum jemand sein #WhatAreYouFOR nicht auslebt: Man hat es noch gar nicht gefunden, der Preis ist zu teuer, es ist zu kompliziert, Sicherheit geht vor, Bequemlichkeit, fehlende Ausdauer, niemand hilft mit, mangelndes Selbstvertrauen, Hindernisse auf dem Weg, Alltagstrott, falscher Zeitpunkt… (oder wählen Sie eine der verbleibenden 989 Ausreden).

Aber es gibt nur ein Grund, warum sich jemand auf den Weg begibt, sein #WhatAreYouFOR auszuleben: „Für etwas zu sein, ist eine Haltung, die die Welt verändern kann.“

Sind Sie bereit?

 

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Selbst“.

 

Die Sinnkrise

In dem Augenblick, in dem ein Mensch den Sinn und den Wert des Lebens bezweifelt, ist er krank.
Sigmund Freud

„Jetzt weiss ich wieder, warum ich lebe!“ Das hat mir eine freiwillig mitarbeitende Person nach einer sehr intensiven Woche müde, aber glücklich gesagt. Da nimmt jemand eine Woche Ferien um sich ehrenamtlich (ohne jegliche Bezahlung) für 60 Kinder engagieren zu können. Und statt sich danach einen ruhigen Sonntag zu gönnen, hilft diese Person (und viele weitere freiwillig Mitarbeitende) ein riesiges Fest für hunderte von Leuten durchzuführen.

Warum macht man sowas? Warum engagiert man sich freiwillig? Die Antwort liest sich aus dem eingangs erwähnten Resüme der mitarbeitenden Person: Es ist sinnstiftend und gibt einem eine tiefere Bedeutung im Leben.

Das ist wunderbar und als Leiter einer gemeinnützigen Arbeit bin ich auf viele solche motivierte Freiwillige angewiesen. Auf der anderen Seite beschäftigt es mich als Coach, wenn dieselbe Person erzählt, dass genau diese Sinnhaftigkeit auf der Arbeitsstelle längst verloren gegangen ist. Wenn jemand nach einer solchen Woche wieder weiss, warum er lebt, heisst das wohl eben auch, dass dem Alltagsleben oftmals der Sinn fehlt.

Burnout-Falle Sinnkrise

Burnout-Experten weisen darauf hin, dass oftmals nicht das Zuviel an Arbeit in den Zustand des Ausgebranntseins führt, sondern das Fehlen der Sinnhaftigkeit. Ich durfte letzte Woche erleben, wie ein Mitarbeiter nach dem anderen aufblühte, obwohl sie sich alle mächtig ins Zeug legten und sich keiner über zu wenig Arbeit beklagen konnte. Etliche haben sogar mit Ferientagen dafür „bezahlt“, dass sie sich freiwillig engagieren durften.

Natürlich, es war ein vergleichsweise kurzes Projekt und eine willkommene Abwechslung zum Alltag. Trotzdem ist es ein schönes Praxisbeispiel dafür, dass Arbeit, die Sinn stiftend erlebt wird, einen beflügelt. Und das trifft mit Bestimmtheit nicht nur auf die Freiwilligenarbeit zu, sondern gilt genauso in der bezahlten Arbeit. Die beste und nachhaltigste Motivation ist intrinsisch und hat mit Sinnhaftigkeit zu tun, nicht mit der höhe der Entlohnung oder den Sozialleistungen.

Roy Hitchman, Berater und Headhunter, glaubt denn auch, „dass nicht die Menge an Arbeit per se, sondern die mangelnde Sinnhaftigkeit und Qualität dieser Arbeit Stress und damit Burnouts und Erschöpfung hervorrufen.“ (NZZ am Sonntag vom 5. Januar 2014)

Eigentlich deutet das Wort Burnout diesen Zusammenhang ja schon an: Wenn wir nach dem „Burn“ fragen, geht es darum, für was ich brenne, wo meine Leidenschaft berührt wird, wo ich Sinn erlebe. Und wenn dieses „Burn“ dann verloren geht („out“), hab ich entweder meine Leidenschaft überstrapaziert oder sie ist mir unterwegs abhanden gekommen.

Wohlverstanden, ich sehe da zwei Burnout-Gefahren: Wenn uns die Sinnhaftigkeit unserer Tätigkeit so deutlich bewusst ist, dass wir lauter Dringlichkeit den Weg des gesunden Lebensrhythmus verlassen und non-stop arbeiten, kann es nicht gut kommen. Auf der anderen Seite ist eben Arbeit ohne Sinn schon viel früher eine Burnout-Gefahr, weil der innere Antrieb (intrinsische Motivation) fehlt.

Dieser Artikel erschien am 24. Oktober 2014 unter dem Titel Freiwilligkeit schafft Leidenschaft  als Carte Blanche im Bieler Tagblatt.

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Arbeit“.

Mit Leidenschaft dabei

Was du entzünden willst, muss in dir selbst brennen.
Augustinus

Es gibt kaum etwas, das mich so sehr fasziniert, wie Menschen, die das, was sie tun, mit einer riesigen Portion Leidenschaft tun.

Ich erinnere mich an eine Schulungswoche in Chicago (bei Willow Creek). In einer der vielen Sessions referierte Sue Miller über ihre Arbeit. Nein, eigentlich erzählte sie einfach von ihrer Leidenschaft. Was für ein Unterschied ist das, wenn eine Person einfach über ein Thema referiert oder wenn ein Mensch seine Zuhörer an seiner Leidenschaft teilhaben lässt.

Kürzlich postete einer meiner Facebook-Freunde, dass er die beste Vorlesung erlebt habe. Ich kenne weder seine Dozenten noch die genauen Inhalte seiner Vorlesungen. Aber ich weiss, wer an dieser aussergewöhnlichen Vorlesung der Gastdozent war: Alt-Bundesrat Adolf Ogi. Daher bin ich mir ziemlich sicher, auch den Grund zu kennen, warum diese Vorlesung die beste des ganzen Studiums war: Ogi ist einer dieser Menschen, die ihre Leidenschaft leben und diese Leidenschaft auch an ihre Mitmenschen weitergeben.

Leben Sie Ihre Leidenschaft?

Jeder Mensch hat eine Leidenschaft. Vielleicht hat er sie noch nicht entdeckt oder sie ist im Alltagswirrwarr untergegangen. Welche Themen faszinieren Sie? Worüber können Sie stundenlang sprechen? Was bringt Ihre Augen zum leuchten? Wo sind Sie hellwach und voller positiver Energie?

Solche und ähnliche Fragen bringen uns unserer Leidenschaft näher. Ich liebe es, mit anderen Menschen über ihre Leidenschaft zu sprechen – denn dann ist oft ganz viel Energie in einem Gespräch. Wenn ich als Coach Menschen im Entwickeln ihres LiB-Kompasses unterstütze, erfahre ich ganz viel über deren Leidenschaft. Ich versuche aber auch immer mal wieder in meiner Freizeit Menschen in ein Gespräch über ihre Leidenschaft zu verwickeln. Oft beginne ich dabei mit der Frage über ihren Beruf. Spannend, wie offen Menschen (die man vielleicht erst eben kennen gelernt hat) erzählen, wenn man sie über ihren Beruf und ihre Leidenschaft ausfragt.

Warum sollte man das, was man tut, überhaupt mit Leidenschaft tun? Es macht einfach vielmehr Freude für alle. Man hat selbst mehr Spass und für unsere Mitmenschen – von den eigenen Kindern bis zum Kunde – wird das Zusammensein und Zusammenarbeiten mit uns zu einer viel angenehmeren Sache.

Hatten Sie in einem Restaurant schon mal eine Bedienung, die nicht wirklich Freude an ihrem Job ausstrahlte? Ich meine – mussten Sie sich auch schon mal fast entschuldigen, wenn Sie etwas bestellen wollten? Dann wissen Sie auch, warum ich dafür plädiere, in Arbeit und Leben mehr Leidenschaft zu zeigen.

Wichtig ist, dass unsere Leidenschaft nicht aufgesetzt ist. Gekünstelte Leidenschaft (z.B. indem wir einfach unser Idol kopieren) wirkt nicht ansteckend. Es ist dann nicht unsere eigene Leidenschaft. Darum macht es so einen grossen Unterschied, ob in unseren beruflichen und auch ehrenamtlichen Tätigkeiten unser Herz angesprochen wird oder wir einfach tun, was man tun muss. Eine Arbeit, die unser Herz berührt, tun wir mit einer ganz anderen Einstellung – eben mit Leidenschaft.

Als Firma oder Führungskraft Leidenschaft zeigen

Viele Firmen versuchen in ihrem Slogan zu transportieren, was ihre Leidenschaft ist (oder sein sollte). Da gibt es solche, die „leben Autos“, andere „machen den Weg frei“ oder  fragen selbstsicher „what else?“. Wie man über Geschmack streiten kann, so bleibt Sinn und Unsinn von solchen Mottos Ansichtssache. Ich finde ein passender Slogan, der auf eine Leidenschaft des Unternehmens hindeutet, jedoch weder arrogant noch unglaubwürdig ist, eine kunstvolle Meisterleistung. Völlig missglückt ist dies aus meiner Sicht beim deutschen Lebensmittelladen EDEKA.

Vielleicht ist weniger der Slogan schlecht als meine erste Erfahrung damit. Da las ich vor dem Laden dieses Plakat, erlebte drinnen jedoch leidenschaftslose Mitarbeitende. Vielleicht lieben sie ja ihre Lebensmittel, aber mich als Kunde lieben sie auf jeden Fall nicht – so fühlte ich mich nach diesem Einkauf.

Welche Leidenschaft steckt in Ihnen? In Ihrer Unternehmung? In Ihnen als Führungskraft? Was nicht in uns brennt, werden wir nie in anderen entzünden können. Darum braucht die Welt Menschen – Eltern, Führungskräfte, Lehrpersonen, Servicepersonal… – die das, was sie tun, mit Leidenschaft tun.

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichArbeit“.