Fremdverliebt?

Einen Menschen zu lieben heißt einzuwilligen, mit ihm alt zu werden.
Albert Camus

Als Teenager war ich in mehrere Mädchen gleichzeitig verliebt. Es schien mir zu viele tolle Menschen des anderen Geschlechts zu geben, um mich auf ein Mädchen festzulegen. Gleichzeitig war keines so perfekt, dass sie alles verkörperte, was mir wichtig war: Mit Corinne konnte ich nächtelang über das Leben philosophieren, mit Renate genoss ich kumpelhafte Momente und bei Mirjam stimmte die Figur …
(Damit keine Missverständnisse entstehen: Namen und Attribute sind fiktiv.)

Aus dem Teenager wurde ein Jugendlicher, aus dem Händchenhalten wurde ein Knutschen. Es gab die eine oder andere längere oder vor allem kürzere Beziehung, doch die richtige Frau war irgendwie noch nicht auf meiner Bildfläche erschienen. Verliebt zu sein, war ein schönes Gefühl – zu oft aber auch ein schmerzhaftes, weil die Liebe nicht erwiedert wurde oder zu schnell in der Sackgasse endete.

Als sie, die richtige Frau, dann im Frühjahr 1999 auftauchte, ging es ziemlich zügig voran: Am 9.9.99 wurde verlobt, im Mai 2000 geheiratet – aber das ist eine andere Story …

Mutig wie wir sind, gaben wir unserer Hochzeitsanzeige den Titel „für immer“. Uns erschien dies nicht mutig – es war (und ist) ja unsere klare Absicht. Doch einige Reaktionen aus unserem Umfeld liessen uns spüren, dass diese Festlegung scheinbar etwas Mutiges an sich hat.

Mit dem Tag der Hochzeit hat sich alles komplett verändert: Ich hatte nur noch Augen für meine Frau, in meinem Alltag begegnete ich (ausser ihr) keiner schönen Frauen mehr, da war kein Wunsch nach kumpelhafter gegengeschlechtlicher Freundschaft mehr und mit jemand anderem ausser ihr nächtelang zu philosophieren, verlor auf einen Schlag seinen Reiz.

Natürlich nicht! Irgendwie hatte wohl bei mir das Software-Update nicht einwandfrei funktioniert. Jedenfalls viel mir nach der Schmetterlingphase auf, dass es da auf dem Planeten ja noch viele weitere schöne und/oder spannende Frauen gab, die eine starke Anziehungskraft auf mich ausüben.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich bin kein „Schürzenjäger“ und war es auch nie! Was ich sagen will: Der Mensch ist so ausgestattet, dass andere Menschen eine starke (emotionale oder/und erotische) Anziehungskraft auf einen ausüben – selbst wenn man in einer festen Partnerschaft ist. Und ich behaupte: Sogar, wenn man in einer glücklichen, festen Partnerschaft lebt. Unsere Hardeware ist einfach so ausgestattet.

Es wäre ja einfach, wenn es diese Software geben würde, die schöne Frauen ignorieren würde und uns hälfe, nur noch Augen und Gefühle für unseren Partner zu haben …

Ich habe diese Software bis jetzt nicht entdeckt – und bin mir nicht mal sicher, ob ich sie wirklich installieren würde. Die Frage ist vielmehr: Wie gehen wir damit um, dass andere Menschen eine starke Anziehungskraft auf uns ausüben? Was machen wir damit, wenn wir uns „fremdverlieben“?

Sind wir denn diesen Gefühlen machtlos ausgeliefert? Ich finde es zu einfach, wenn man behauptet, Liebe sei ein Gefühl, für oder gegen das man sich nicht entscheiden könne. Das mag bei den Schmetterlingen im Bauch und dem „Verliebtheitsgefühl“ so sein. Doch wir entscheiden, ob es Liebe wird. Liebe hat so viel mehr mit einer Entscheidung als mit einem schönen Gefühl zu tun. Oder wie es eben im Eingangszitat heisst: „Einen Menschen zu lieben heißt einzuwilligen, mit ihm alt zu werden.“

„Einwilligen“ tönt jetzt nicht wirklich nach grossem Gefühlskino. „Einwilligen“, das ist ein Entscheid, den ich tagtäglich neu zu treffen habe. Hier geht es um Treue, Beziehungspflege, gemeinsam Hochs und Tiefs durchleben, für einander kämpfen, einander verzeihen, zueinander stehen … Und hoffentlich schaffen wir es dann auch, immer wieder Momente des Prickelns im Bauch gemeinsam zu erleben. Auch dafür kann man sich entscheiden!

Was bleibt: Andere Frauen haben immer noch ihre Anziehungskraft. Gerade diese Woche habe ich geschäftlich eine wunderschöne Frau kennen gelernt. Meine Software konnte sie einfach nicht ignorieren …

 

Im GlücksBlog schreibe ich zu den fünf Bereichen, die zu einem Leben in Zufriedenheit gehören. Diese Woche geht es um den Bereich Erfülltes Liebes- und Familienleben.

 

Damit die Liebe nicht auf der Strecke bleibt

Wer Zufriedenheit im Leben sucht, muss seinem Liebestank die nötige Aufmerksamkeit schenken.
Stef Gerber (in: Glück finden – hier und jetzt)

Was für eine Wohltat: Nach vielen Regentagen hat mich heute Morgen in der Früh wieder mal die Sonne im Gesicht gekitzelt. Ein Blick durchs Zimmerfenster meines Sohnes brachte jedoch auch zum Vorschein, was während dem Regenwetter so schön verborgen blieb: Die Fenster hätten dringendst eine Reinigung nötig.

„Find ich auch“, sagte meine Frau als ich ihr sagte, dass wir uns unbedingt bald einmal dem Fensterputzen widmen sollte. „Aber wann?“

Die Zeit rast, bald ist die erste Hälfte des Jahres vorbei und erfahrungsgemäss geht es nach den Sommerferien steil Richtung Weihnachten … Wer nicht aufpasst, reiht da schnell ein Jahr ans andere und kommt sich wie einer vor, der im Schnellzug sitzt und nur noch zuschauen kann, wie sein Leben an ihm vorbeizieht.

Gibt es in diesem Schnellzug eigentlich auch eine Notbremse? Ich meine jetzt nicht unbedingt die Bremse, um dann daheim die Fenster zu putzen. Was sind schon schmutzige Fenster im Vergleich zu all den „Qualitätsstunden“, die uns in der Hektik des Alltags abhanden kommen?

Ja, eine solche Bremse gibt es! Sie beginnt mit einem Wort, das im obigen Zitat aus dem Glücksbuch vorkommt: Aufmerksamkeit.

Wer aus diesem Schnellzug des Getriebenseins aussteigen will, beachtet aufmerksam, wo seine (Lebens)Zeit hingeht: „Wiederspiegelt mein Zeitmanagement die Prioritäten in meinem Leben?“ „Tu ich, was mir wirklich wichtig ist?“ „Wenn ich könnte, wofür würde ich mir mehr Zeit nehmen?“ – Und warum tun Sie es nicht einfach?

Paarbeziehung aktiv gestalten

Gerade für Paare mit Kindern sind die Anforderungen zeitweise enorm hoch. Das Bild vom Schnellzug wird vielen Eltern vertraut sein. Die Situation spitzt sich dann noch zu, wenn man als Eltern plötzlich feststellt, dass man nicht einmal im selben Schnellzug festsitzt: Jeder rast durch seinen Job, füllt Familienverpflichtungen aus, engagiert sich noch hier oder da … Und plötzlich bleibt die Frage: Wo sind eigentlich unsere Gemeinsamkeiten geblieben? Wann kreuzen sich unsere Züge vielleicht wiedereinmal? Und wann treffen wir uns mal wieder im Bett?

Eine Liebesbeziehung pflegt man nicht einfach so husch, husch im Vorbeigehen! Wenn wir ein starkes Paar werden, sein und bleiben wollen, muss die Beziehungspflege ganz oben auf unserer Prioritätenliste ihren Platz finden.

Darum sind wir stolz auf die vielen Paare, die in den letzten zehn Jahren eines unserer Timeout-Weekends für Paare besucht haben. Wir hören immer wieder, dass es ein Investment ist, das sich lohnt. Einige müssen sich für diese zwei Tage wirklich „frei schaufeln“ – Termin freihalten, alle Kids irgendwo unterkriegen, eine Stange Geld in die Hand nehmen … Doch es gibt Paare, die kommen Jahr für Jahr wieder mit uns ins Timeout. Für sie scheint das Timeout eine wohltuenden Oase im Alltagschaos zu sein.

An unserem Jubiläums-Timeout haben wir eine Top 5 Liste von Beziehungsförderer im Paaralltag präsentiert. Und hier ist sie nun auch im Blog, meine Liste zum Füllen des Liebestanks:

  • #5: Meine Life-Balance gestalten
  • #4: Dankbarkeit & Wertschätzung
  • #3: Konstruktive Kommunikation
  • #2: Investition ins gemeinsame Glück
  • #1: Erfülltes Sexleben

Die Umfrage bei den Teilnehmenden zeigte in aller Deutlichkeit die Herausforderung und Wichtigkeit des Zeitmanagements und der Zeit zu zweit (siehe Foto). Darum ist das Gestalten der eigenen Life-Balance sehr wichtig – inklusive Zeit- und Energiemanagement. Noch wichtiger ist die Investition ins gemeinsame Glück, also gemeinsam etwas zu erleben.

Und zu guter Letzt: Unser Sexleben sagt einiges über die Qualität unserer Paarbeziehung aus. Für mich – und damit bin ich nicht alleine – lässt sich der Liebestank durch nichts anderes so nachhaltig füllen wie durch regelmässigen, schönen Sex.

 

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Liebe“.

  Lassen Sie sich von meinem Glücksbuch inspirieren!

Begehrst du mich noch?

Es ist das Geheimnis einer guten ‪‎Ehe‬,
einer Serienaufführung immer wieder
Premierenstimmung zu geben.
Max Ophüls

Wann haben Sie letztmals mit Ihrem Partner etwas Aussergewöhnliches unternommen? Nein, ich denke jetzt nicht an eine 6monatige Traum-Weltreise (natürlich wäre das auch etwas Aussergewöhnliches), aber es geht mir um die Frage, wann Sie mitten im Alltag zu zweit etwas Schönes nur für Sie unternommen haben: Ein Theaterbesuch, ein gemütliches Essen im feinen Restaurant in der Innenstadt, ein Konzert, eine Sportveranstaltung oder vielleicht gar ein Kurztrip oder ein Timeout-Weekend … Und zwar nur Sie zwei – keine Kinder, keine Freunde – einfach Sie beide!

Laut einer Umfrage in England haben beinahe 40 % der Paare Mühe damit, sich spontan an den letzten gemeinsamen Ausgang erinnern zu können. Dem will die Marriageweek – immer eine Woche vor dem Valentinstag – entgegen wirken und sammelt viele kreative und inspirierende Ausgehtipps für Paare.

Während das Hamsterrad für einen wenig erfüllenden Alltagstrott steht, soll uns das ShalomLeben-Windrad daran erinnern, dass wir uns nicht vom Alltagstrott gefangen nehmen lassen sollen, sondern unsere verschiedenen Lebensbereiche aktiv gestalten können. Dabei ist die Liebe eines der grossen Lebensfelder. Wie gestalten wir also unsere Partnerschaft aktiv?

Dem bedeutenden deutsch-französischen Film-, Theater- und Hörspielregisseur Max Ophüls (1902 – 1957) ist zuzustimmen, wenn er im eingangs erwähnten Zitat bemerkt, ein Schlüssel zu einer guten Partnerschaft sei es, der Serienaufführung immer wieder Premierenstimmung zu verleihen.

Trotz der Vertrautheit einer Serienaufführung – man kennt die Charakteren, man kann in etwa abschätzen, was einen erwartet – darf die Neugier auf eine Premiere – die erwartungsvolle Spannung auf den grossen Moment – nicht verloren gehen. Die Vertrautheit einer langjährigen Paarbeziehung hat viele Vorzüge, kann aber ohne bewusste Pflege zur abgenützten Selbstverständlichkeit verkommen.

Anders gesagt: Auf eine Premiere wartet man sehnsüchtig, man will sie nicht verpassen – man tut alles, um beim grossen Moment dabei sein zu können. Hingegen spielt es bei einer Serienaufführung keine so grosse Rolle, ob ich jetzt heute oder morgen dabei bin.

Auf die Paarbeziehung übertragen: Kaum einer leistet sich beim ersten Date eine Verspätung – aus einem spannenden Mix von Gründen: Endlich ist es nach ungeduldiger Vorfreude soweit, man will einen guten Eindruck machen, Respekt vor dem Gegenüber … Hand aufs Herz: Nach einer Reihe von Ehejahren sind wir nicht mehr im gleichen Mass um Pünktlichkeit bemüht. Und was kommunizieren wir damit: Die Arbeit ist mir wichtiger als die Zeit mit dir, meine Vorfreude auf unsere gemeinsame Verabredung ist nicht so gross, dass ich lieber 10 Minuten früher als später bei dir bin …

Vielleicht ist es eine zu einfache Männerlogik, aber ich meine, dass es am Ende auf die einfache Frage hinausläuft: Begehrst du mich noch – emotional und körperlich? Willst du mich so sehr, dass es auch bei der vertrauten Serienaufführung mit Premierenstimmtung knistert?

Und so bleibt dann für den Valentnistag weniger die Frage, welche Rosen ich wähle, sondern: Was tue ich dafür, dass ich begehrenswert für meinen Partner bin?

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE

Wie werden wir stark?

In dir muß brennen, was du in anderen entzünden willst.
Augustinus

Kürzlich durften wir für zehn Familien ein Timeout-Weekend gestalten. Als ich dafür den Seminarblock „Starke Kinder, starke Eltern – starke Familie“ vorbereitete, stöberte ich in Büchern, Referaten und Blogartikeln. Da sagte meine Frau locker: „Ist doch ganz einfach: Jeder muss zufrieden mit sich selbst sein und man muss als Paar am gleichen Strick ziehen, das ergibt dann eine starke Familie.“

Formeln sind ja so schön, weil sie das komplexe und komplizierte Leben in eine klare Logik pressen. Und genau darum bin ich in der Regel ziemlich skeptisch, wenn jemand Sätze mit „Ist doch ganz einfach“ beginnt. Das „one-size-fits-all“-Prinzip wird dem realen Leben zu oft nicht gerecht. Darum verkaufen wir in unseren Seminaren und Coachings keine allgemeingültige Rezepte. So einfach ist das Leben – und vor allem der Familienalltag – leider nicht. Wir helfen zur Selbstreflexion, also zum Nachdenken über die eigene Situation. Wir begleiten im Entdecken von eigenen, kreativen Lösungsansätzen. Jeder ist ein Original – darum kann es nicht Lösungen geben, die für jeden passen.

Trotzdem nahm ich die Anregung meiner Frau als Arbeitsthese für besagtes Timeout-Weekend für Familien: Selbstzufriedenheit + Paar/Eltern als Team = starke Familie.

Selbstzufriedenheit der Eltern

Einmal mehr musste ich an das bekannte Zitat von Augustinus (siehe oben) denken: Was wir unseren Kindern weitergeben wollen, muss zuerst in uns selbst brennen.

Ich vermute (nein, ich hoffe!), dass alle Eltern ihren Kindern einen starken Selbstwert und ein grosses Selbstvertrauen mit auf den Weg geben wollen.

Gut so! Doch: Brennen diesen beiden Dinge auch in uns selbst? Wie steht es mit meinem Selbstwert und Selbstvertrauen?

Unter Selbstwert verstehen wir: Ich bin ein einzigartiges, wunderbares Geschöpf Gottes. Ich bin wertvoll, weil ich lebe. Meinen Wert habe ich durch Geburt, nicht durch Leistung.

Mit Selbstvertrauen meinen wir: Ich traue mir etwas zu. Ich weiss, dass ich etwas leisten kann.

Ja, genau diese beiden Dinge will ich meinen Kindern weitergeben. Doch was ich weitergeben will, muss zuerst in mir leben. Darum gab ich während dem grössten Teil des erwähnten Seminarblocks Anregungen zur Selbstzufriedenheit weiter. Dabei orientierte ich mich am „Säen – Schlafen – Ernten„-Zyklus.

Wurzeln und Flügel

Zu dem, was die Eltern zu einem starken Team macht, gäbe es viel zu sagen. Angefangen bei einer konstruktiven Paar-Kommunikation über gemeinsame Ziele bis zur konkreten Gestaltung des Beziehungsalltages.

Ich beschränke mich auf den Hinweis auf das „Wurzel & Flügel„-Konzept, welches ich an dieser Stelle schon öfters vorgestellt habe.

Die Wurzeln sind ein Bild für die Mutterenergie und stehen für Geborgenheit, verwurzelt sein. Wir können auch sagen: Die Wurzeln haben mit Selbstwert zu tun.

Die Flügel sind ein Bild für die Vaterenergie. Es geht darum, dass unseren Kinder etwas zugetraut wird, ja, dass wir sie beflügeln. Die Flügel haben also mit Selbstvertrauen zu tun.

Wenn es uns gelingt, dass wir mit uns selbst im Reinen sind, in guter Balance leben und uns unseres eigenen Wertes bewusst sind, haben wir den ersten Teil geschafft. Sind wir dann noch als Paar ein Team, dass den Kids Wurzeln und Flügel schenkt, sind wir auf dem besten Weg zu einer starken Familie.

Einige Charaktereigenschaften einer starken Familie gibt uns Mihaly Csikszentmihalyi in seinem Buch FLOW – Das Geheimnis des Glücks weiter und habe ich im Artikel Starke Kinder vorgestellt.

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Liebe“.

Sich (miss)verstehen

Um sich zu verstehen, brauchen die Menschen nur wenige Worte.
Viele Worte brauchen sie, um sich nicht zu verstehen.

Indianische Weisheit

„Unsere Ehe-Kommunikation hat mal wieder nicht funktioniert“, leicht resignierend und etwas frustriert versucht mir eine Bekannte zu erklären, warum sie sich erst jetzt für einen Anlass anmeldet. Kaum 24 Stunden bevor es losgehen soll und wir natürlich schon alles organisiert haben.

Ein klassisches Missverständnis: Auf die Aufforderung ihres Mannes hin, hat sie den Termin in ihrer Agenda notiert. Dabei ging jedoch vergessen, zu klären, wer sich bei uns, dem Veranstalter des Anlasses, melden würde.

Leider ist der Alltag voll von solchen und ähnlichen Missverständnissen. Gerade der Paaralltag bietet hier einen fruchtbaren Nährboden, der zu einem furchtbaren „Aneinander-Vorbei-Kommunizieren“ führen kann.

Störfaktore erkennen

Dank Kommunikationswissenschaftler wie Schulz von Thun wissen wir, dass es auf dem Weg zu einer gelingenden Kommunikation mehrere Hindernisse gibt. So erinnert uns das 4-Ohren-Modell daran, dass sich unser Kommunizieren nicht nur um die Sache selbst dreht, sondern auch immer eine Beziehungsebene hat und zudem spielen unsere Erwartungen an den anderen eine wesentliche Rolle. Nicht zu unterschätzen gilt es im Weiteren meine eigene Verfassung: Bin ich gereizt? Fühle ich mich schon im Voraus in einem Minus? Oder ist mein Grundgefühl eher von Arroganz und dem Wunsch, die anderen herumzudirigieren, geprägt?

All diese Faktoren zeigen, dass in jeder Kommunikation neben dem sachlichen Informationsaustausch sofort auch immer unsere Emotionen mitspielen. Und ein kurzer Selbsttest zeigt mir, dass die emotionale Seite der Kommunikation die sachliche Seite häufig überlagert. Ich ertappe mich regelmässig dabei, dass ich in E-Mails lieber das lese, was da gar nicht steht (Was finde ich zwischen den Zeilen? Was will mir mein Gegenüber wirklich sagen? …) und dann interpretiere ich das, was da nicht steht, auch noch und schon habe ich mehr mit meiner Emotionalität zu tun als mit der Sache selbst.

Kennen Sie das? Solche Prozesse geschehen ja meistens unbewusst, doch die unpersönliche und oft hastige Kommunikation mit den neuen Technologien lädt uns geradezu ein, zwischen den Zeilen zu lesen und zu interpretieren. Die Kommunikation in der persönlichen Begegnung scheint mir da etwas einfacher zu sein, weil es weniger Spielraum zur Interpretation gibt, resp. viel einfacher abgetastet oder direkt nachgefragt werden kann.

Nun, der Interpretationsspielraum bei der Kommunikation mit den neusten Technologien mag ein möglicher Störfaktor sein. Natürlich gibt es davon noch viele weitere. Gerade in der Kommunikation als Paar gilt es, herauszufinden, was das gemeinsame Gespräch behindern könnte:

  • Falscher Zeitpunkt?
    Z.B. weil die Kinder gerade kein persönliches Gespräch zu zweit zulassen.
  • Falsche Tageszeit?
    Z.B. weil einer der beiden zu müde ist nach dem anstrengenden Arbeitstag.
  • Falscher Ort?
    Z.B. weil die Ablenkung hier zu gross ist.
  • Falsche Voraussetzung?
    Z.B. weil die Stimmung bereits gereizt ist.

Das Bewusstsein von möglichen Störfaktoren ist der erste Schritt zu einer verbesserten Kommunikation. Wenn es uns dann noch gelingt, diese Störfaktoren aus dem Weg zu räumen, werden die Missverständnisse weniger.

 

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE

  • Unser Seminar zum Thema: Was ich dir eigentlich sagen wollte… …oder die Kunst einer gelungenen Paar-Kommunikation.
  • Eine wohltuende, ganzheitliche und alltagstaugliche Auszeit für Paare – das ist unser Timeout-Weekend für Paare. Immer am ersten Weekend im April.
  • Weitere Artikel zur Paar-Kommunikation.

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Liebe“.

Eine Insel im (Ehe)Alltag

Immer wieder einmal eine Insel für die Partnerschaft.
Urs Gloor (Mediator, Anwalt + Bezirksrichter) im Club (SF, 2.10.12)

Die Diskussionssendung Der Club vom Schweizer Fernsehen trug letzte Woche einen bemerkenswerten Titel: Scheiden besser meiden!. Eine interessante Gästerunde diskutierte über persönliche Erfahrungen, Studien und Expertenwissen rund ums Thema Partnerschaft und Scheidung. Unter anderem wurde eine aktuelle Studie vorgestellt, die besagt, dass nur gerade ein Drittel der Geschiedenen aus langjährigen Ehen diesen Schritt im Nachhinein als Gewinn bezeichnen.

Persönlich hat mich vor allem interessiert, was die Gesprächsgäste, vor allem diejenigen, die trotz Tiefs und Hochs noch immer mit ihrem Partner zusammen sind, dazu zu sagen haben, wie Scheiden nun vermieden werden kann. Klar wurde: Eine Ehe ohne Herausforderungen, ein Ehe-/Familienalltag in dem alles glatt läuft, ist eine Illusion. Ist ja nicht wirklich etwas Neues. Doch wie viele Paare, und gerade Paare mit Kindern, verfallen dem Gedanken, dass es nur bei ihnen so besonders chaotisch bis frustrierend zu und her gehe? Immer wieder erlebe ich es: Wenn wir von Problemen und Herausforderungen in unserem Ehe-/Familienalltag sprechen, atmet das Gegenüber erleichter auf und sagt: „Ah, das tut gut zu hören, dass bei euch auch nicht alles perfekt läuft…“

Erste Erkenntnis: Eine langjährige Partnerschaft ohne Beziehungsstress gibt es nicht! – Auch nicht mit einem anderen Partner!

Raus aus dem Alltag

Auf die Herausforderungen im Beruf wird man in der Berufslehre (oder im Praktikum, in der Assistenzzeit) vorbereitet. Leider werden viele nicht auf die Herausforderungen im Ehealltag vorbereitet. Im dümmsten Fall hatten sie in ihrem Elternhaus kein gutes Vorbild für gelebte Partnerschaft, sind im Anflug der Schmetterlinge im Bauch durch die Verliebtheitsphase direkt in eine feste Partnerschaft gerutscht und schneller als gewünscht weichen die romantischen Gefühlen dem Babygeschrei.

Doch ohne bewusste Entscheidung und ohne ein Mindestmass an Planung/Vorbereitung ist ein Ehealltag kaum zu bewältigen. Und gerade die herausfordernde Phase mit Kleinkindern, möglicherweise zusammen mit steigender Verantwortung im Beruf, braucht ein starkes Miteinander. Im Club erzählte Urs Gloor (Mediator, Anwalt und Bezriksrichter) von den Strategien, die er und seine Frau in dieser Phase entwickelt hatten: Signale setzen, wenn gerade Sturm angesagt ist und alles drunter und drüber geht. Und: „Immer wieder einmal eine Insel für die Partnerschaft.“ Gemeinsam wegfahren, ein Weekend zu zweit, trotz vollem Berufs- und Familienalltag den gemeinsamen Kinoabend nicht streichen…

Meine Frau und ich gönnen uns solche Inseln regelmässig und mit unseren Angeboten wollen wir auch anderen solche Inseln im Ehealltag ermöglichen. Gerade wenn es darum geht, nicht nur einige gemeinsame Stunden zu geniessen, sondern auch ganz bewusst die eigene Partnerschaft zu reflektieren, Ziele zu setzen und den Ehealltag zu gestalten, bietet sich ein „begleitetes Timeout“ an. Mit unseren Timeout-Weekends für Paare und mit anderen Seminarangeboten (wie zum Beispiel das Ländli-Seminar Was ich dir eigentlich sagen wollte…) laden wir Paare ein, sich Inseln im Alltag zu schaffen und sich ein Timeout zu gönnen.

Zweite Erkenntnis: Eine langjährige Partnerschaft braucht Inseln im Alltag. Ohne „Stressmanagement“ leben wir als Paar gefährlich.
am Bielersee

Fasziniert hat mich an der Sendung, wie offen die Experten auch über ihre ganz persönlichen Erfahrungen berichteten. Da gestand der Psychoanalytiker, dass ihm peinlicherweise nach der Scheidung bewusst wurde, dass er jetzt niemandem mehr die Schuld geben konnte. Plötzlich war er ganz alleine für sich selber verantwortlich und auch selber schuld, wenn etwas schief lief.

In einer akuten Not- oder Stresssituation einer Ehe erscheint einem alles andere besser zu sein als die momentane Situation. „Nur weg hier“, scheint der Fluchtplan zu lauten. Ganz gewiss gibt es viele Ehesituationen, die sich auf keinen Fall zu einem Dauerzustand entwickeln dürfen. Wegrennen kann jedoch aus meiner Sicht genausowenig eine Lösung sein wie die „innere Kündigung“ (sich als „Wohngemeinschaft“ arrangieren).

In unserer Konsumgesellschaft sind wir uns gewohnt, das alte Handy weiterzugeben, wenn uns ein besseres angeboten wird. Leider schleicht sich diese Mentalität auch in unseren Umgang mit Beziehungen ein: Freunde sind austauschbar, (Ehe)Beziehungen bekommen ein Ablaufdatum. (Nebenbei bemerkt: Mein neues iPhone kann ja wirklich richtig viel. Doch mein altes Nokia war halt schon auch ein treuer Begleiter. Und ich wusste, was es kann und was nicht. – Auf einer ganz anderen, viel höheren und viel tieferen, Ebene weiss ich es zu schätzen, dass meine Frau und ich nun schon über 13 Jahren den Alltag gemeinsam gestalten. Obwohl ich nie sagen würde, ich wisse jetzt, wie meine Frau funktioniert – aber einiges habe ich den letzten 13 Jahren schon herausgefunden…)

Dritte Erkenntnis: Das Neue ist nicht immer besser und eine Scheidung ist nicht immer der gewünschte Befreiungsschlag.

 

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichLiebe“.

Konflikte austragen

Um sich zu verstehen, brauchen die Menschen nur wenige Worte.
Viele Worte brauchen sie, um sich nicht zu verstehen.

Indianische Weisheit

Unklare Erwartungen führen zu Missverständnissen. Viele Worte schaffen nicht immer Klarheit. Im Paaralltag endet ein wortreicher Schlagabtausch nicht selten im Konflikt. Wie kommunizieren wir als Paar in Konfliktsituationen, wie können wir Konflikte austragen?

Hier vier Tipps, die ich zusammen mit meiner Frau an unserem Timouet-Weekend für Paare mit dem Titel „Hilf mir, dich zu verstehen“ weitergab:

Vorsicht mit Verdächtigungen!

Immer wieder ist in Gruppen oder bei einzelnen Menschen ein Klima des Misstrauens festzustellen. Es ist die Grundhaltung: Der andere meint es nicht gut mit mir!
Diese Haltung des Misstrauens wirkt in einer Partnerschaft wie Gift. Wenn möglich, sind Verdächtigungen grossräumig zu umfahren!

„Hart“ aber fair!

Um den Brei herum reden bringt nichts: Wenn etwas vorgefallen ist, müssen die „harten“ Facts auf den Tisch. Bitte nicht nur Andeutungen machen, sondern die unbefriedigende Situation konkret und klar ansprechen.
Fair im Konflikt meint: Auch im Konflikt anständig bleiben und den anderen nicht beleidigen!

Konflikte als Selbstoffenbarung!

Konflikte können entschärft werden, wenn wir unsere Gefühle mitteilen, statt den Partner anzuklagen. „Ich habe mich verletzt gefühlt!“ statt „Du hast mich verletzt!“ oder „Diese Situation hat mich verunsichert“ statt „Ich bin dir ja egal!

Einander vergeben!

Dabei geht es nicht um ein allzu schnelles „Schwamm drüber“. Doch: Wer hart aber fair Konflikte ausgetragen hat, sollte sich am Ende umarmen können und sich versöhnen.

Infobox

Zum Thema „Hilf mir, dich zu verstehen – positive Paar-Kommunikation“ bieten wir Referate, Workshops und Seminare an. Die nächsten Termine:

  • Z’Morge für Paare„, 4. Februar 2012 in Studen BE
  • Impulsreferat, 28. April 2012 in Ins BE
  • Ehe-Impuls-Wochenende, 19. – 21. Oktober 2012 im Ländli, Oberägeri ZG

Weitere Angebote für Paare:

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichLiebe“.