Frisch bleiben – in Job und Leben

Ich werde fürs Nachdenken, fürs Dranbleiben, für gute Ideen bezahlt. Das alles gelingt leichter ohne permanente Reizüberflutung. 
Martin Eppler

Das hat mein Interesse sofort geweckt: „Warum der weltweit gefragte Mieden-Professor aufs Handy verzichtet“ stand vor zwei Wochen über dem Interview in der Zeitungsbeilage „Stellen Markt“.

Und tatsächlich, dass Interview mit Martin Eppler, aus welchem auch das obige Zitat stammt, hat einiges an Perlen zu bieten. Von Anregungen zum Thema Visualisierung und Sitzungskultur über eine Art Zauberformel für KLARE Kommunikation bis zu wertvollen Gedanken zum Zeitmanagement.

Eine Hilfe im Umgang mit der Zeit ist es, wenn wir in unseren Tätigkeiten unseren Interessen und Leidenschaften folgen können, das erlebt auch Martin Eppler. Und was er bezüglich Zeitmanagement sagt, entspricht natürlich meiner Überzeugung als LifeBalance-Coach:

Und ich vermeide es, mir die ganze Woche mit fixen Terminen zuzupflastern. Es passiert immer Unvorhersehbares und wir sind ohnehin keine Maschinen. Wir brauchen Auszeiten. Ohne Musse sind kreative Spitzenleistungen schwer möglich.

Wer Arbeit mit hoher Qualität und Kreativität abliefern will, muss es auch verstehen, richtig Pause zu machen. Höchstleistung braucht Frische im Kopf.

Frische im Kopf fördern

Was kann helfen, diese Frische im Kopf zu erhalten oder neu zu gewinnen? Als erstes sich wie genannt Zeiten der Musse und ganz allgemein Auszeiten gönnen.

Immer wieder betont und doch so wenig beherzigt wird das Thema Schlaf. Ein wacher Geist lebt in einem ausgeruhten Körper.

Regelmässig „an der Firma, nicht in der Firma“ arbeiten, ist ein Tipp, den ich einmal aufgeschnappt habe. Wer sich andauernd vom Tagesgeschäft gefangen nehmen lässt, wird über kurz oder lang die Frische im Kopf verlieren. Wir brauchen immer wieder Momente, in denen wir quasi auf der Metaebene über unsere Tätigkeit nachdenken.

Und dann ist da die Steilvorlage vom Medien-Professor, der aufs Handy verzichtet: „Die Smartphones verleiten uns dazu, jede kleine Pause mit Unsinn zu füllen. … Wenn neue Inputs für einen Moment ausbleiben, sind wir wie Süchtige auf Entzug“, sagt Martin Eppeler.

Ich möchte nicht gänzlich auf mein Smartphone verzichten, doch ich versuche bewusst einen Tag pro Woche ohne Mails, Internet & Co. auszukommen. Weil es meinen Kopf frisch hält.

Ablenkungen ausschalten

Diese nützlichen Errungenschaften können nämlich auch ganz schnell zum Gegenteil werden: Eine andauernde Ablenkung im Arbeitsprozess. Genau darum ist der Umgang mit Ablenkungen auch immer ein grosses Thema in unserem Workshop Motivationstag Mehr Zeit.

Für Menschen mit Führungsverantwortung und/oder mit hohem Anteil an kreativer Arbeit empfiehlt sich der Zeitmanagement-Tipp der „Stillen Stunde“. Festgelegte Zeiten, in denen man weder per Mail, Telefon noch persönlich erreichbar ist. Überhaupt ist der sinnvolle Umgang mit der Kommunikationsflut eine grosse Herausforderung für viele.

Grundsätzlich gilt es, sich zu fragen, wie man es persönlich am besten schaffen kann, fokussiert zu arbeiten. Und das kann dann bei jedem etwas anders aussehen, weil es auch mehrere unterschiedliche Zeittypen gibt.

 

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Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Arbeit“.

You've got mail!

Wer meint, ständig verfügbar (erreichbar) sein zu müssen, 
wird eines Tages überhaupt nicht mehr verfügbar sein.
Stefan Gerber

Eine US-Studie sagt, dass sich das Kommunikationstempo seit 1825 um das 10-Millionenfache und das Reisetempo um das Hundertfache beschleunigt hat. Dieses Tempo hat seinen Preis: Die Zunahme der Informationsflut, die ständige Erreichbarkeit, Multitasking und damit verbunden der immer höhere Zeitdruck sorgen für eine ungesunde Beschleunigung „dank“ der digitalen Kommunikationsformen. Nicht nur deswegen, aber eben auch deswegen, hat der mentale Stress am Arbeitsplatz in den letzten 20 Jahren enorm zugenommen. Und als Folge von solchem Stress erleben wir seit einigen Jahren eine drastische Zunahme von psychischen Erkrankungen.

Während meine ersten Erinnerungen an „You’ve got Mail“ auf Grund des gleichnamigen Filmes mit Tom Hanks und Meg Ryan eher mit romantischen Gedanken verbunden sind, wird heute die Meldung von noch mehr neuer E-Mails im Posteingang von vielen als Bedrohung wahrgenommen. Tatsächlich ist die Überflutung des Maileingangs in immer mehr Jobs zu einer echten Belastung geworden.

So kommt es nicht selten vor, dass die Führungsperson im Familienurlaub am Strand liegend ihre geschäftlichen Mails checkt, nur um am ersten Arbeitstag nach den Ferien nicht unter der drückenden Last von Hunderten von neuen elektronischen Nachrichten zusammenzubrechen. Besser wäre jedoch, den ersten Arbeitstag bewusst „nur“ zur Abarbeitung der Mails zu nutzen und dafür während den Ferien wirklich abzuschalten. Erste Firmen entdecken diese Wichtigkeit des Abschaltens ihrer Mitarbeitenden und sperren zum Beispiel abends den mobilen Mailempfang (VW) oder verpflichten ihre Mitarbeitenden dazu, sich in den Ferien während mindestens fünf Tagen am Stück nicht in den Firmenserver einzuloggen (CS).

Was tun gegen die Mailflut?

Der Neurobiologe Joachim Bauer wird in der NZZ am Sonntag vom 5. Januar 2014 wie folgt zitiert: „Wir sollten über alle technischen Entwicklungen die Kontrolle behalten und uns nicht von ihnen beherrschen lassen. Das ist die Kunst, die es zu erlernen gilt.“

Somit geht es in erster Linie darum, dass wir technische Hilfsmittel als das nehmen, was sie eigentlich sind: Hilfsmittel. Wir sollen sie beherrschen und nicht sie uns. Doch das ist einfacher gesagt, als umgesetzt. Neben dem Arbeitsdruck ist im Umgang mit Mails nämlich noch ein anderes Phänomen zu beobachten: Selbst wenn es arbeitstechnisch nicht nötig ist, wandert unser Blick immer mal wieder in den Posteingang oder wir zücken auch in der Freizeit unser Smartphone um rasch die Mails zu checken.

Folgendes kann im Umgang mit Mails helfen:

  • Hinweise auf neue Mails deaktivieren (Symbole und Töne).
  • Fixe Zeiten für die Bearbeitung von Mails reservieren (wir rennen ja auch nicht ständig zum Briefkasten, um nach Post zu sehen).
  • Auf eine Tätigkeit konzentrieren (jede Unterbrechungen kostet uns Minuten, bis wir wieder konzentriert bei der eigentlichen Tätigkeit sind).
  • „24 h ohne“: Einmal pro Woche richtig abschalten und auf Mails, (Soziale) Medien und Dauerberieselung durch Online-News verzichten.

 

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Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Arbeit“.

Befreit die Kinder vom Stress

Das Wohl und die Zukunft unserer Kinder stehen auf dem Spiel,
weil sie von den ersten Lebensjahren an
unablässig unter Stress stehen.
Archibald Hart (in: Wer zu viel hat, kommt zu kurz

Es ist ein düsteres Bild, das Archibald Hart in seinen Büchern und Seminaren malt: Depression ist heute eine Epidemie geworden – auch unter den Jugendlichen. Und wenn wir so weiterfahren, werden in Zukunft praktisch alle Teenager von Depressionen betroffen sein.

In seinem Buch Wer zu viel hat, kommt zu kurz widmet der Psychologe und Hirnforscher Archibald Hart den Herausforderungen, in denen Kinder (und ihre Eltern) heute stecken, ein ganzes Kapitel. Der Autor mahnt dort gleich zu Beginn:

„Unsere Kinder sind heute in grosser Gefahr, aber nur wenige sehen das. Von Vorschulkindern bis Teenagern ist eine ganze Generation auf dem Weg in ein Leben ohne Freude, aber kaum jemand nimmt Notiz davon, ja Eltern, Medien und unsere ganze Kultur treiben die Kinder noch weiter an auf diesem Weg.“

Hilft es, wenn ich noch erwähne, dass der Autor aus den USA stammt? „Aha, kann sein, dass es dort so ist. Aber bei uns doch nicht!“ Tatsächlich sind die vielen alarmierenden Studien, die im Buch zitiert werden, vor dem amerikanischen Hintergrund zu lesen. Doch wir tun uns und vor allem unseren Kindern ganz bestimmt einen Bärendienst, wenn wir die mahnende Stimme nicht ernstnehmen und mit dem Argument abtun, bei uns sei das mit dem Stress bei den Kindern nicht halb so schlimm.

Aus den Studien und Ausführungen von Archibald Hart lassen sich nämlich sehr wohl Parallelen zum deutschsprachigen Raum herstellen. Die Liste der Herausforderungen und Gefährdungen der Kinder ist lang:

  • Die Multitasking-Generation beschäftigt sich zwar nicht unbedingt länger mit elektronischen Medien als die Kinder vor ihnen, doch heute ist diese Zeit von Parallelkonsum geprägt: Alle „i-Geräte“ auf einmal benutzen und dabei noch die Hausaufgaben machen…
    Gewiss bringen die Multitasking-Fähigkeiten der Jugendlichen auch einige positive Fertigkeiten mit sich. Doch über allem gesehen, muss Multitasking und der hohe Medienkonsum sehr kritisch betrachtet werden. Ein Psychiater sagt es treffend: „Die Frage ist nicht so sehr: Was tue ich meinem Gehirn an mit all den Videospielen?, sondern: Was tue ich meinem Leben an mit all den Dingen, zu denen ich nicht mehr komme?“
  • Ungezähmtes Konsumverhalten: Unsere Gesellschaft, nicht nur unsere Kinder, sind von der Idee gefangen, alles sofort haben zu können, was wir gerade wollen. „Freude, die sofort kommt, ist auch sofort wieder weg“, schreibt Archibald Hart dazu.
  • Überforderung mit Langeweile: Wir sind heute nicht mehr fähig, eine gewisse Zeit lang nichts zu tun. Und weil diese Langeweile gerade für Jugendliche furchtbar ist, suchen sie andauern nach Ablenkung, Action und schlussendlich Reizüberflutung.
  • Das Problem mit den ehrgeizigen Eltern: Der an und für sich ehrbare Wunsch, dass es unseren Kindern gut geht, trägt so manche ungeniessbare Frucht! Von Überbehütung durch ständige Kontrolle zu Überforderung durch überhöhte Erwartungen bis hin zu Überstimulation durch Frühförderung und Freizeitstressprogramm.

Den Ausführung von Archibald Hart fehlt es nicht an Dringlichkeit. Zusammen mit ihm ruf ich uns als Eltern zu: Nehmen wir uns Zeit für unsere Kinder, befreien wir sie vom Stress! „Kinder, deren Tag lückenlos verplant ist, können nicht mehr träumen, sich nicht mehr ihrer Fantasie hingeben, nicht mehr ihre eigene kleine Welt gestalten.“ Die Folgen davon sind erschreckend.

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Liebe“.

Multitasking im Kinderzimmer

Nichts gegen Abwechslung, aber wenn sich die Projekte jagen
und man für jedes Kind schon eine eigene Agenda braucht,
muss man sich nicht wundern, wenn bereits Kinder über Stress klagen
– ein Wort, das früher infarktgefährdeten Managern vorbehalten war.

David Signer in „Profis im Multitasking“ (NZZ am Sonntag, 1. Juli 2012)

„Was hab ihr gespielt?“ fragen wir unseren Sohn, als er von seinem Kindergartenkameraden nach Hause kommt. Die Antwort überrascht und irritiert uns: „Die haben gar keine Spielsachen!“ Auf unsere Folgefrage: „Tja, aber was habt ihr denn den ganzen Nachmittag gemacht?“ hören wir Stichworte wie iPad, Fernseher oder iPhone.

So oder ähnlich haben wir es in den letzten Monaten gleich mehrmals erlebt. Und wir staunten nicht schlecht, als wir das grosse TV-Gerät in einem dieser Kinderzimmer sahen. Braucht ein Kindergartenkind tatsächlich sein eigenes, „zimmerfüllendes“ Fernsehgerät?

Das, aus unserer Sicht für die soziale Entwicklung förderliche und wichtige, Abmachen und gemeinsame Spielen verkommt zu einem gemeinsamen Medienkonsum. Teilen wir unsere Beobachtungen und Bedenken mit den Kindergartenlehrpersonen, erzählen diese von ganz ähnlichen Erfahrungen: Viele Kinder sind unfähig, sich zum Beispiel mit Rollenspielen zu beschäftigen.

Im bemerkenswerten Artikel Profis im Multitasking (NZZ am Sonntag, 1. Juli 2012) wirft David Signer die Frage auf, ob die ganze ADHS-Thematik weniger ein Krankheitsbild als ein Spiegel unserer „fahrigen, zerstreuten, nervösen“ Gesellschaft ist. Und er gibt zu bedenken: „Manchmal wünscht man den Kindern gelegentlich die gute, alte Langeweile zurück. Entstehen nicht neue, krative Ideen oft aus der Leere?“

Wie fördern wir die Kreativität und das Sozialverhalten unserer Kinder?

Diese Leere, in der man sich selber etwas einfallen lassen muss, erreicht man weder durch Spielzeug überfüllte Kinderzimmer noch mit Mini-Mediamarkt-Kinderzimmern. Für die Eltern mag es ja ganz bequem sein, wenn das einzige Spielgerät der Kinder ein iPad ist. (Ich denke schon nur an die nie enden wollende Aufräumaktionen mit unseren Kindern.) Ja, mit dem iPad, iPhone und all diesen „i“s lässt sich ganz gut Ordnung halten und die Kleider werden auch nicht schmutzig… Aber fördern diese Medien wirklich das, was wir in unseren Kindern fördern möchten?

Natürlich, ich sehe viele Vorteile in diesen neuen Medien. Aber meine Kinder brauchen in der Unterstufe noch keine dieser „i“s – obwohl, mit dem iPod hat sich unsere Tochter kürzlich schon mal angefreundet. Ich wünsche mir, dass meine Kinder eine gesunde Medienkompetenz entwickeln können. Und da gilt es, kritisch hinzuschauen und zum Beispiel Studien ernstzunehmen, die besagen, dass die Einsamkeit durch Sozialenetzwerke wie Facebook grösser und nicht etwa kleiner geworden ist. Es gehört auch dazu, dass ich als Vater mein eigenes Medienverhalten kritisch reflektiere. Denn: „Kinder imitieren früh“, schreibt David Signer in besagtem Artikel.

Aufmerksamkeit und Achtsamkeit

Leider hat Signer auch mit folgendem Satz völlig recht: „Wir sind kaum mehr einmal voll und ganz da, wo wir eigentlich sind.“ In meinem diesjährigen PEP (persönlicher Entwicklungsplan) hab ich mir genau das vorgenommen: Wenn ich daheim bin, will ich auch emotional anwesend sein. Ich will vermehrt im Hier sein – ohne schon an die nächsten To-Do’s zu denken, ohne alle paar Minuten die E-Mails zu checken, ohne die interessanten, öden oder witzigen Statusmeldungen meiner FB-Freunde zu durchforschen… Hier sein – in der Familie, bei meinen Kindern, bei meiner Frau.

Durch unseren Multitasking-Lebensstil gehen alte Tugenden wie Aufmerksamkeit und Achtsamkeit verloren. Doch das „Bei-sich-selbst-Sein“ und dadurch achtsam auf sich selbst und dem Nächsten gegenüber sein zu können, bringt eine Lebensqualität, die in keinster Weise durch eine noch so tolle Facebook-Statusmeldung herbeigeführt werden kann.

Als Eltern sind wir stärker gefordert, wenn wir unseren Kindern mehr als Unterhaltung bieten wollen: Ich schnüre derzeit fast jeden Tag meine Turnschuhe und spiele Fussball mit meinem Sohn (und oft ist auch mein Vater dabei; das wirkt jetzt schon fast kitschig, aber ist ein solches Drei-Generationen-Fussballspiel nicht eine tolle Sache?). Für meine Frau heisst es immer mal wieder, den Aufwand nicht zu scheuen und mit den Kindern etwas zu basteln – auch wenn unsere Wohnung dann eher einem kreativen Schlachtfeld als einem modernen „iRoom“ gleicht…

 

Da ich während den nächsten Wochen im Sinne dieses Artikels ganz Familienferien machen will, werde ich den nächsten Blogartikel erst im August veröffentlichen…

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichLiebe“.