Respekt für die "Waffeln"

Männer sind einfach gestrickte Geschöpfe,
die meisten brauchen nichts weiter als Respekt!

Richard Rohr

Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen – so habe ich Samstag bis Dienstag verbracht. Zuerst als Referent in zwei Kirchen, dann zusammen mit meinem Vater zwei wunderbare Skitage. Das tut gut!

Und zwar mehrfach: Der Respekt und die Anerkennung, die ich als Referent für mein Schaffen erhalte, beflügelt mich immer wieder. Da fühle ich mich in meinem Element, das ist mein „Pinguin-Moment„. Der Sprung ins Wasser (der Schritt auf die Bühne) braucht zwar auch nach vielen Jahren Erfahrung immer noch eine kleine Überwindung (Wird es hier auch funktionieren? Können die Leute mit dem, was ich sage, etwas anfangen? …), doch während dem Reden zu spüren, wie die Leute dabei sind und das gesagte dankbar aufnehmen, macht unheimlich viel Spass.

Nach dem Referieren gibt es immer gute Begegnungen und dankbar nehme ich den Respekt an, der mir entgegengebracht wird. Es geht mir nicht um Respekt im Sinn von unterwürfiger Ehrfurcht – das könnte dann schon fast „guruhaft“ verstanden werden. Nein, ich meine den gesunden Respekt, den wir alle – mindestens wir Männer – zwingend zum Atmen brauchen: Anerkennung für das, was wir tun.

Besonders schön war das Referieren letzten Samstag, weil wir es als Ehepaar machen durften. Wir sprachen über die Unterschiede von Mann und Frau. Als Bild brauchten wir dafür Waffeln (Männer) und Spaghetti (Frauen). In Anlehnung an das entsprechende Buch beschrieben wir, dass Frauen oft alle Themen miteinander in Verbindung bringen (wie ein Teller Spaghetti), während Männer in einzelnen Kästchen denken und handeln (wie die Struktur der Waffel).

Herrlich das selbstoffenbarende Lachen der über 40 anwesenden Paare. Hier und da entdeckte ich während dem Referieren ein bestätigendes Kopfnicken und auch die Reaktionen im Nachhinein zeigen, wie alltagsrelevant für viele Paare dieses Thema ist.

Es ist immer gefährlich, wenn wir Menschen „schubladisieren“: Männer sind … / Frauen sind … Nicht überall treffen die Beschreibungen zu, manchmal sind die Rollen sogar umgekehrt vorhanden. Tatsächlich prallen jedoch in einer Partnerschaft diese zwei unterschiedlichen „Energien“ – das Männliche und das Weibliche – aufeinander. Im schlimmsten Fall wird aus diesem Aufeinanderprallen ein Krieg der Geschlechter, im Idealfall wird es ein Zusammenspiel, eine wertvolle Ergänzung.

Ich bin meinem Coach (Georges Morand) noch immer dankbar dafür, dass er mich zu einem „Richard Rohr Leser“ gemacht hat. In seinem Buch Vom wilden Mann zum weisen Mann stellt Rohr das Konzept von Wurzeln und Flügeln vor. Die Mutterliebe erdet uns, schenkt uns Geborgenheit, verwurzelt uns. Die Vaterliebe traut uns etwas zu, fordert uns heraus, bringt uns zum Fliegen.

Und ich meine immer mehr zu beobachten, dass uns dieses Konzept auch eine Ahnung davon gibt, wie Männer und Frauen unterschiedlich Liebe auftanken:

  • Männer suchen Respekt:
    Sie fühlen sich geliebt, wenn sie Anerkennung für ihr Tun erhalten.
  • Frauen suchen Geborgenheit:
    Sie fühlen sich geliebt, wenn sie Annahme für ihr Sein spüren.

Ich weiss, dass mein Wert nicht abhängig von meinen Taten ist – ich bin geliebt (gerade auch von meinem himmlischen Schöpfer) auch ohne tolle Taten. Trotzdem gehört es zu meinem Mannsein, dass ich gerne etwas leiste und dafür Anerkennung ernten möchte. So wie ich es letztes Wochenende beim Referieren erlebte. Und so wie meine Flügel bei den schönen Skistunden mit meinem Vater weiter wuchsen: Wir flogen schier über die Pisten und in den gemeinsamen Gesprächen spürte ich Anerkennung für mein Tun.

Richard Rohr hat recht: Wir Männer sind ziemlich einfache Wesen …

Im GlücksBlog schreibe ich zu den fünf Bereichen, die zu einem Leben in Zufriedenheit gehören. Diese Woche geht es um den Bereich Erfülltes Liebes- und Familienleben.

 

Männer sind…

Ein ‪Mann‬ kann oft versagen, aber er wird erst zum ‪Versager‬, wenn er beginnt, andere dafür verantwortlich zu machen.
John Burroughs

Und da ist sie wieder, die Frage, was wir denn eigentlich sind, wir Männer. Gebe ich in meinem Browser die Wörter „Männer sind“ ein, möchte Google die Zeile am liebsten mit „Schweine“ vervollständigen. Ziemlich sympathisch, oder? (Sollte ich jetzt zum Google-Protest aufrufen oder doch eher den Tierschutz kontaktieren?)

Eben, was sind wir denn, wir Männer? Schönreder? Machos? Hochstapler? Gambler? Verunsicherte? Versager?

Jedenfalls mehr als Schweine, oder? So arg wie im Song Männer sind Schweine von den Ärzten besungen, kann es wirklich nicht um uns stehen.

Schon viel differenzierter ist da Herbert Grönemeyer mit seinem musikalischen Beitrag zum Thema, dem Song Männer. Bereits die ersten Zeilen beleuchten eine noch vor einigen Jahren höchstens heimlich erwünschte Seite des Mannseins:

Männer nehm’n in den Arm
Männer geben Geborgenheit
Männer weinen heimlich
Männer brauchen viel Zärtlichkeit
Oh Männer sind so verletzlich
Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich

Grönemeyer macht aber nicht etwa pauschal „Weicheier“ aus den Männern. Nein, auch die unschönen Seiten kommen zur Sprache („Männer führen Krieg“) und dass sich der zerbrechliche Mann dann doch lieber stärker gibt als er in Wahrheit ist, wird bildhaft dargestellt:

Männer haben Muskeln
Männer sind furchtbar stark
Männer können alles
Männer kriegen ’nen Herzinfarkt
Oh Männer sind einsame Streiter,
müssen durch jede Wand, müssen immer weiter

Irgendwie sind wir wahrscheinlich schon einfache Wesen, wir Männer: Geliebte Helden, das ist es wohl, was wir im Grunde sein möchten. Wir wollen respektiert werden, für das, was wir sind und tun. Und wenn wir einmal scheitern, möchten wir nicht gleich als Versager abgestempelt werden.

Weil Anerkennung die Luft ist, die wir atmen, geben wir uns manchmal halt stärker, als wir sind. Bitte verzeiht uns das, liebe Frauen. Und liebe Männer, nutzen wir doch die Freiheit, die unsere Zeit mit sich bringt, und stehen zu unseren Grenzen, Schwächen und unserem Versagen – das alles macht uns noch lange nicht zum Versager. Solange wir dazu stehen können und nicht andere für unsere Fehler verantwortlich machen oder unsere Mitmenschen gar klein machen, damit wir selbst gross dastehen.

Männer sind in Bewegung

Vielleicht stimmt es ja, was folgender Spruch behauptet: „Männer sind Menschen, bei denen Pubertät und Midlife Crisis fließend ineinander übergehen.“ Und genau darum gibt es jetzt die Männerzeitschrift MOVO. Gemäss den Machern von MOVO sind die Männer „bruchstückhaft, überraschend, vielfältig, im Werden, produktiv, kontrovers“ – eben, irgendwo zwischen Pubertät und Midlife Crisis…

Obwohl ich der Idee eines Männermagazins anfänglich eher skeptisch gegenüberstand (Können Männer wirklich zum Lesen überzeugt werden?), bin ich inzwischen regelrecht begeistert von MOVO. Und dies nicht nur, weil ich mit „Kleinkrieg im Büro“ einen Artiekl zur aktuellen Ausgabe beisteuern durfte oder weil einige meiner Helden (Georges Morand, Bill Hybels) auch mit einem Artikel vertreten sind. Nein, MOVO trifft aus meiner Sicht einfach den Nerv von uns Männern. Wir werden nicht einfach zugetextet oder erfahren, was wir alles sein sollten. Dafür ist das Magazin wie eine kunterbunte Werkzeugkiste, in der wir Männer wertvolle Hilfsmittel für Beruf, Beziehungen und Freizeit erhalten.

 

KONKRET

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Gesellschaft“.

Männer brauchen Punkte

Das Spiel ist das einzige, was Männer wirklich ernst nehmen.
Deshalb sind Spielregeln älter als alle Gesetze der Welt.
Peter Bamm

Nach acht Jahren Erziehungserfahrung bei je einem Mädchen und einem Buben sei es mir erlaubt, eine erste Zwischenbilanz zu ziehen: Gender Debatte hin oder her – einen Buben gross zu ziehen ist etwas völlig anderes, als ein Mädchen ins Erwachsenenleben zu begleiten. Natürlich ist meine „Versuchsgruppe“ nicht repräsentativ und neben Geschlecht spielen auch die unterschiedlichen Charakterzüge unserer Kids eine sehr grosse Rolle.

Und doch: Wettbewerb spielt für meine Tochter keine Rolle. Sie zieht ihr Ding durch – egal, ob sie jemand damit beeindruckt oder ob sie sich damit gerade unbeliebt macht. Da können Förderprogramme noch so ausgefeilt sein: Wenn sie nicht will, will sie nicht. Aber wehe, wenn sie will – da kann ganz schön die Post abgehen.

Bei Janosch ist das eindeutig anders: Alles ist ein Wettbewerb. Kürzlich zählte er sogar die Buchstaben zweier Wörter, um dann das kürzere zu gebrauchen. Oder beim Lesen: Das ist grundsätzlich noch nicht so sein Ding. Aber Dank dem online Programm Antolin – Mit Lesen punkten! ist auch er zu motivieren. Und so kann er innert kürzester Zeit sehr zielbewusst lesen, nur um die 100er Marke zu erreichen.

Alles wird zum Spiel

Der oben zitierte deutsche Schriftsteller Peter Bamm (1897 – 1975) mag es richtig erkannt haben: Für uns Männer hat das Spiel eine unheimlich hohe Faszination. Man könnte auch sagen: Punkte sind alles.

Vom Sport über die Börse bis zum Einkauf im Grossverteiler: Das (Männer)Leben dreht sich ums Spiel mit den Punkten. Seit es Cumulus gibt, gehe auch ich gerne einkaufen. Das Ziel ist klar: Mit möglichst wenig Geld, das Maximum an Punkten sammeln.

Es ist offensichtlich: Wir Männer leben von Punkten. Und darum ist es nichts als logisch, dass wir auch versuchen bei den Frauen zu punkten. Gibt es etwas Schöneres als die Erfahrung, einen Punkt der Anerkennung bei der eigenen Frau gewonnen zu haben? Natürlich schmeichelt es uns auch, wenn wir bei einer fremden Frau gut ankommen und offensichtlich punkten können. Ich finde es jedoch befriedigender (und nicht selten auch herausfordernder) immer wieder bei der eigenen Frau zu punkten: Sie kennt mich mit all meinen Sonn- und Schattenseiten, bei ihr kann ich nicht mit den immer gleichen Dingen punkten, das nützt sich ab. Da ist schon etwas mehr Fantasie und Kreativität gefragt.

Darum, liebe Männer: Es ist völlig okay, dass wir so scharf auf Punkte sind – so sind wir scheinbar geschaffen. Nur eines gilt es zu bedenken: Sammeln wir die Punkte dort, wo es sich wirklich lohnt und hüten wir uns davor, bei fremden Frauen einen höheren Punktestand zu haben als bei der eigenen! Strengen wir uns ruhig etwas an, um die eigene Frau immer wieder aufs Neue für uns zu gewinnen!

Und an unsere lieben Frauen: Wir Männer sind einfache Wesen, wir brauchen nur hin und wieder etwas Respekt und einige Punkte der Anerkennung. Bitte gebt uns doch immerhin das Gefühl, als wären wir die Besten!

 

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Liebe“.

Welche Männer braucht das Land?

Die Vaterliebe gestattet uns,
mit all den wunderbaren Wurzeln etwas Gutes anzufangen.
Sie bringt uns das Fliegen bei.

Richard Rohr (in: Vom wilden Mann zum weisen Mann)

Es ist inzwischen ein Dauerbrenner und gerade diese Woche war es wieder zu lesen: Die Rollenbilder von Mann und Frau sind nicht mehr so klar festgeschrieben wie früher und dies führt dann auch hin und wieder zu Rollenverwirrung: Wann ist ein Mann ein Mann? Oder: Welche Männer braucht das Land?

Der Schlusskommentar von Nina Belz zum ausführlichen NZZ-Spezial Frauenwelten endet mit den Sätzen: „Emanzipation ist keine Frauenangelegenheit. Sie verändert auch das Leben der Männer.“ (NZZ, 13.11.13)

Da haben wirs: Auch die Männerwelt ist im Wandel. Eine solche Veränderung betrifft die Arbeitswelt. Immer mehr Männer wünschen sich Teilzeitarbeit. Und einige von ihnen setzen diesen Wunsch auch tatsächlich um und übernehmen im Familienmanagement mehr Verantwortung. Sind das „Plöischler“ oder gar nur halbe Männer? Natürlich gilt es noch mit einigen Stammtisch-Vorurteilen zu brechen, um als Familienmann unter Männer nicht mehr belächelt und im Einkaufszentrum beim Familieneinkauf mit schreienden Kindern nicht mehr von Frauen bemitleidet zu werden.

Glücklicherweise erlebt man(n) ab und zu auch schon das Gegenteil: Andere Männer beneiden einem für die Möglichkeit, intensiver an der Entwicklung der eigenen Kinder teilhaben zu können. Und ja, manchmal sind es wohl nicht nur bemitleidende Blicke der Frauen im Einkaufszentrum, es könnte sich auch eine stille Bewunderung darunter mischen.

Teilzeitarbeit als Allheilmittel? Jürg Wiler, Co-Leiter der Kampagne Der Teilzeitmann nimmt uns solche Illusionen, spricht aber auch die Stärken dieses Modelles an: „Wohlgemerkt: Teilzeitarbeit macht das Leben zwar nicht einfacher, aber runder und ganzheitlicher.“

Männer, die stolz sind auf ihre Kinder

Aber die Frage, welche Männer das Land nun braucht, ist immer noch nicht geklärt. Jedenfalls steht eines für mich fest: Unsere Kinder brauchen keine zweite Mutter! Was unsere Kinder unbedingt brauchen, ist die Ergänzung der weiblichen und männlichen Energie. Dabei hat mich das Buch Vom wilden Mann zum weisen Mann von Richard Rohr sehr inspiriert. Das Konzept von Wurzeln und Flügeln zeigt, was unsere Kinder brauchen: Geborgenheit einerseits, Beauftragung anderseits. Gemäss Rohr ist die Mutterliebe dafür verantwortlich, den Kindern festen Boden unter die Füsse zu geben. Demgegenüber ist es an uns Vätern, wie oben im Zitat beschrieben, unsere Kinder zum Fliegen zu bringen.

Rohr schreibt dazu: „Wenn der Vater seinem Kind sagt: ‚Du schaffst das!‘, dann schafft es das.“ Natürlich tönt das verführerisch nach illusorischem „Nichts-ist-mir-unmöglich“. Und doch: Wie viele gebrochene Menschen (vielleicht vor allem Buben und Männer) gibt es in unserer Gesellschaft, weil kein Vater da war, der ihnen etwas zutraute, der ihr Cheerleader war, der sie anfeuerte, ihnen Vorbild war, sie voller Stolz bejubelte…?

Wir Männer sind gefragt! Am Arbeitsplatz, in der Gesellschaft – aber eben auch in der Familie! Dies bestätigt auch der Psychotherapeut Peter Ballnik, Autor von Papa-Zeit. 52 Tipps für berufstätige Väter, im Interview mit dem Männermagazin Ärmel hoch!: „Die Kinder brauchen Väter, die stolz auf sie sind.“ Und: „Väter spielen wilder, ausgelassener, fordernder. Mütter halten den Kindern den Rücken frei. Väter führen die Kinder nach aussen. Es ist wichtig, dass Väter die Dinge auf ihre Art machen. Väter brauchen wortwörtlich Spielraum mit den Kindern.“

Unser Land braucht also Männer, die sich selbst, ihren Kindern und auch den Mitmenschen etwas zutrauen und sie befähigen.

 

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE ZUM THEMA

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Liebe“.