Ist christlicher Sport gefährlich? Oder: Was mich zum Blühen bringt

Überlege, was dich aufblühen lässt. Dem gehe nach.
Ulrich Schaffer

Eines vorweg: Ich glaube nicht, dass es „christlichen Sport“ gibt. Ich kann als Christ Sport machen. Und hoffentlich prägt mein Glaube auch die Art und Weise, wie ich Sport mache, wie ich mit Sieg und Niederlage umgehe, wie ich den Gegner ansehe … – Liebe und Respekt sollen auch mein Verhalten auf dem Sportplatz bestimmen. Doch christlich wird der Sport deswegen nicht. Muss er auch nicht. Sport ist Sport.

Zwei Dinge bewegen mich gerade und ich versuche sie hier zu verbinden: Zum Einen beschäftigt mich die Frage „Wo blühe ich auf?“, die unser Gast beim aktuellen Chäs, Brot, Wy – u mini Gschicht mit Gott aufwirft. Zum Anderen stimmt mich nachdenklich, dass Jugend+Sport (J+S) die langjährige, gute Partnerschaft mit christlichen Jugendverbänden gemäss BASPO-Entscheid kündigen soll.

Rückblende: Sommer 1995

Was für ein Flow-Jahr: Beruflich durfte ich einen sehr guten Lehrabschluss feiern. Daneben galt meine Leidenschaft voll der Jungschararbeit. Eine Jungschar im eigenen Dorf – das war meine Vision.

Noch vor meinem 20. Geburtstag war es soweit: Mein erstes Zeltlager als Hauptleiter fand bei uns auf dem Jäisberg statt. Mit allen Kindern und Leitenden verbrachten um die hundert Leute eine Woche in der freien Natur, genossen Spiel + Sport, Lagerromantik, Gruppenerlebnisse, Singen und Impulse fürs Leben.

Der Bauer, bei dem ich als Kind in meinen Ferien jeweils helfen durfte, stellte uns das Land zur Verfügung. Die örtliche Feuerwehr unterstützte uns beim Bau einer riesigen Wasserrutsche und beim grossen „Wetten, dass …?“ mit einigen Promis und vielen Gästen auf dem Dorfplatz sicherte die Feuerwehr das Harassenklettern ab.

Es war gigantisch! So gigantisch, dass ich gleich angefragt wurde, ob ich die 1. August-Rede im Dorf übernehmen würde. Na klar, ist doch Ehrensache! Und so gigantisch, dass mich das Erlebte von diesem Sommer bis heute prägt und beeinflusst. Was ich heute bin und tue, wäre ich nicht, wenn dieser Sommer nicht stattgefunden hätte.

In J+S-Lagerleiterkursen lernte ich, was es braucht, um solche Lager zu organisieren und ein Mitarbeiterteam zu leiten. In der Jungschar lernte ich auf ganz praktische Weise, was es heisst, ein guter Leiter zu sein. Ich hatte das Glück, in jungen Jahren gute Vorbilder zu haben, die mir nicht nur die Freude an Spiel & Sport vermittelten, sondern auch zeigten, wie man eine Sitzung leitet oder wie man kreativ und altersentsprechend eine biblische Lebensweisheit weitergeben kann.

Dieser Sommer 1995 brachte mich definitiv zum Blühen! Ich konnte meine Stärken in den Bereichen Organisation und Leitung ausleben und entwickeln.

Natürlich habe ich in der Berufslehre auch viel gelernt und möchte diese auf keinen Fall missen. Doch wo ich auf motivierende, ganzheitliche Art fürs Leben und für meine weitere Berufslaufbahn gelernt habe, war in der Jungschararbeit. Und ich weiss heute, was mich zum Blühen bringt und wo ich Sinnhaftigkeit in meinem Tun erleben kann.

Als ehemaliger J+S-Leiter habe ich der Jungschararbeit so viel zu verdanken, dass ich es gar nicht in Worte fassen kann: Eine ganzheitlichere Förderung meiner Person und Talente kann ich mir kaum vorstellen!

 

 

Was ich erlebt habe, soll so nicht mehr möglich sein: Das BASPO will künftig aus Prinzip Jugendverbände mit einer positiven, lebensbejahenden, christlichen Grundeinstellung zum Dasein nicht mehr unterstützen. Obwohl vorbildliche J+S-Arbeit geleistet wird, soll die jahrelang bewährte Partnerschaft gekündigt werden? Eine solche Diskriminierung ist unseres Landes unwürdig!! Bitte jetzt Petition unterzeichnen!

 

Im GlücksBlog schreibe ich zu den fünf Bereichen, die zu einem Leben in Zufriedenheit gehören. Diese Woche geht es um den Bereich Gelebte Spiritualität.

Wir sind neutral

Naturwissenschaftler wissen genau, wie zwei Atome in einem Molekül zusammengehalten werden. Was aber hält unsere Gesellschaft zusammen?
Elisabeth Noelle-Neumann

Wir Schweizer sind neutral. So neutral, dass wir hin und wieder unsere eigenen Wurzeln vergessen und stolz unsere Meinungslosigkeit demonstrieren. Man ist neutral, politisch korrekt und hält sich mit seinen eigenen Überzeugungen, falls man denn lauter Neutralität noch eine hat, zurück. Dies gilt besonders, wenn es ums Religiöse geht.

Unsere Gesellschaft braucht Leute, die sich engagieren. Menschen, die bereit sind, ans grosse Ganze zu denken und nicht nur ihren eigenen Vorteil suchen. Ich vermute, dass es gerade solche engagierte Personen sind, die unsere Gesellschaft zusammenhalten. Ein weiser Mann hat mir einmal gesagt: „Wer sich einsetzt, setzt sich aus.“ Wer sich engagiert – und sich dabei möglicherweise von seinen starken Überzeugungen leiten lässt – wird so zur Bedrohung für das neutrale System.

Es fällt auf, dass in regelmässigen Abständen Menschen, die sich zum Wohl unserer Gesellschaft einsetzen, Medienkritik auf sich ziehen. Nicht selten werden Personen aus kirchlichen, besonders freikirchlichen, Kreisen verdächtigt, ihr soziales Engagement nicht neutral auszuüben. Da hatte man Angst davor, dass Lehrpersonen aufgrund ihres Glaubens einen schlechten Einfluss auf die Kinder ausüben könnten. Dann standen christliche Hilfswerke wie die Heilsarmee in der Kritik, wenn sie vom Staat Aufgaben (zum Beispiel im Bereich der Migration und Integration) übernahmen. Und letzten Sonntag las ich nun in der NZZ am Sonntag von einem Freund von mir, der dem Jugendtreff in Aarburg zu neuem Leben verhalf. Als Jugendpastor einer Freikirche steht er natürlich unter besonderer Beobachtung, wenn er nun eine Aufgabe übernimmt, welche die politische Gemeinde scheinbar nicht mehr selbst ausfüllen kann (oder will). Und schon wird da eine Psychologin zitiert: „Ich finde das problematisch.“

Im nächsten Satz sagt Psychologin Regina Spiess: „Das Ziel guter Jugendarbeit ist unter anderem, Jugendliche in ihrer Entwicklung und Identitätsfindung zu unterstützen.“ Und genau das können eben Menschen mit einer starken (Glaubens)Überzeugung nicht. Erstens glaub ich nicht, dass ein neutrales, meinungsloses Wesen den Jugendlichen in der Entwicklung und Identitätsfindung eine grosse Hilfe ist. Und zweitens sind Bio-Ideologen, Umweltschützer oder Sportbegeisterte genauso wenig neutral wie religiöse Menschen. Das neutrale Schulzimmer gibt es nicht – ausser vielleicht, wir lassen unsere Kinder von Computern unterrichten. Aber ob dies ihrer Entwicklung und Identitätsfindung wirklich dienlich wäre…

Wir tragen stolz das Schweizer Kreuz auf unserer Brust – aber wehe, wir sehen in diesem Kreuz ein Symbol für unsere Wurzeln und das Glaubensfundament, das unser Land viele Jahre getragen hat. Es ist mir völlig klar, dass es in jedem Lager (ob religiös, bio oder feministisch) Fanatiker gibt. Aber dass man ausgerechnet bei denen, die sich auf die christliche Tradition unseres Landes besinnen und sich nach bestem Wissen und Gewissen für unsere Gesellschaft engagieren wollen, eine unverhältnismässig grosse Gefahr wittert, macht mich traurig, ärgerlich und betroffen – weil ich auch persönlich betroffen bin.

Nein, ich bin in vielerlei Hinsichten nicht neutral – weil ich tatsächlich zu vielem eine eigene Meinung habe. Doch das Gebot der Nächstenliebe lehrt mich, den anderen mit seiner Meinung zu respektieren, akzeptieren und wertzuschätzen. Und so kann jeder, ob noch jugendlich oder doch schon etwas älter, in seiner Identitätsfindung entscheiden, in welche Richtung er sich entwickeln will.

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichGesellschaft“.