Lernen von Roche

Eine ‎Wirtschaft‬, die nicht dient, dient zu nichts.
Stephan Feldhaus, Kommunikationschef bei Hoffmann-La Roche

Sein Referat war ein erster Höhepunkt am diesjährigen Forum christlicher Führungskräfte in Bern: Stephan Feldhaus. Er studierte katholische Theologie und Philosophie und arbeitet heute für den Pharmakonzern Hoffmann-La Roche. Dort ist er Leiter der Konzernkommunikation und Mitglieder der erweiterten Konzernleitung.

Schon die Tatsache, dass ein Theologe eine solche Stellung in einem global agierenden Konzern inne hat, weckte mein Interesse. Und was er zu sagen hatte, faszinierte mich sogleich: Wir stehen zunehmend in Gefahr, dass sich die Wirtschaft zur eigenständigen Grösse entwickelt, der alles andere untergeordnet ist. Sprich: Als Mitarbeiter und überhaupt als Menschen hätten wir der Wirtschaft zu dienen. Da haben wir aber etwas verwechselt, erinnerte Feldhaus: Im Mittelpunkt steht der Mensch. Eine Wirtschaft, die nicht dient, dient zu nichts. Starke Wort einer starken Persönlichkeit.

Vollends verblüfft war ich, als Feldhaus von den Führungsprinzipien von Roche erzählte. Davon könnten sich noch manche Firmen und Führungskräfte inspirieren lassen.

Zum Thema Leadership ist bei Roche zu lesen:

Wir sind davon überzeugt, dass jeder Mitarbeiter bei Roche einen grossartigen Leader verdient; jemand, der inspiriert und die Teamarbeit fördert.

Geschrieben ist ein solcher Satz relativ schnell, ob er auch wirklich lebt, ist eine andere Sache. Das kann ich im Fall Roche nicht beurteilen. Stephan Feldhaus selbst jedoch hat mich mit seinem Referat überzeugt – ihm nehme ich ab, dass er genau das lebt und auch die sieben Führungsprinzipien von Roche verinnerlicht hat:

  • Ich zeige ehrliches Interesse für Menschen.
  • Ich höre aufmerksam zu, sage die Wahrheit und erkläre „das Warum“.
  • Ich übertrage Befugnisse und vertraue darauf, dass die Menschen gut entscheiden.
  • Ich entdecke und entwickle das Potenzial meiner Mitarbeitenden.
  • Ich strebe nach vorzüglicher Leistung und herausragenden Ergebnissen.
  • Ich setze Prioritäten und vereinfache die Arbeit.
  • Ich gratuliere denjenigen, die ihre Arbeit gut erledigt haben.

Vorgesetzte, die nach solchen Prinzipien handeln, haben nicht nur die Mitarbeitenden von Roche verdient! Jedem sind Führungspersonen zu wünschen, die auf diese Weise inspirieren.

Und dort wo wir Führungspersonen sind, dürfen wir die Roche Grundsätze auch zu unseren machen. Eigentlich kommen wir schon mit den beiden ersten Prinzipien sehr weit. Und die können wir überall dort anwenden, wo wir mit Menschen zusammen sind:

  • Was, wenn wir in unserer Erziehungsaufgabe ehrliches Interesse zeigen, aufmerksam zuhören und stets bei der Wahrheit bleiben?
  • Wie würde es aussehen, wenn wir als Teamleiter die Eigeninteresse hinter das Interesse am Gegenüber stellen würden?
  • Was würde geschehen, wenn wir in Freundschaften mehr damit bemüht wären, herauszufinden, wie der andere aufblühen könnte, als immer zu von unseren Problemen zu reden?

Jeder, der im einen oder anderen Bereich Verantwortung übernimmt, ist eine Führungsperson. Und als solcher Leader geht es darum, andere zu inspirieren, zu fördern und das Miteinander aufzubauen.

Schöner, als es Anselm Grün formuliert hat, kann es wohl nicht gesagt werden:

Führen ist die Kunst, den Schlüssel zu finden, der die Schatztruhe des Mitarbeiters aufschliesst und ihm das Gefühl vermittelt, dass in ihm viele Möglichkeiten und Fähigkeiten stecken.Führen heisst, die Lust zu wecken an der Entfaltung der eigenen Fähigkeiten und am Dienst für die Gemeinschaft.
Anselm Grün (in “Menschen führen – Leben wecken”)

 

 

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Arbeit“.

 

Lassen Sie sich von meinem Glücksbuch inspirieren!

Glücksirrtum Nr. 6: Geld macht glücklicher

Wer seine Berufung ausleben kann,
ist wahrlich einen großen Schritt
auf seinem Weg zum Glück vorangekommen.

Stefan Gerber (in: Glück finden – hier und jetzt)

Rechtzeitig zum Tag des Glücks (20. März) wurde die neue globale Rangliste zum glücklichsten Land publiziert: Die Schweiz ist „nur“ noch auf Rang 2, nachdem wir letztes Jahr die Rangliste anführten. Spitzenreiter ist wie in früheren Jahren Dänemark.

Gleichzeitig gilt die Schweiz auch als das reichste Land der Welt. Top 10 in Sachen Geld, Top 10 in Sachen Glück. Schlussfolgerung: Geld macht doch glücklich.

Natürlich gibt es eine Zusammenhang zwischen Geld und Glück. Doch erstens ist dieser viel kleiner als häufig angenommen (zur Erinnerung: Die Lebensumstände machen nur etwa 10 Prozent unseres Glücksempfinden aus) und zweitens wirkt das Geld nur bis zu einem bestimmten Grad stimulierend auf das Glück. Der Vordenker der Positiven Psychologie, Martin Seligman hält fest:

Bei den sehr armen Völkern, wo Armut lebensbedrohend ist, sagt Reichtum tatsächlich grösseres Wohlbefinden voraus. Bei den reicheren Nationen hingegen, in denen fast jeder Mensch vom sozialen Sicherungssystem getragen wird, hat eine Wohlstandsvermehrung kaum noch eine Auswirkung auf das persönliche Glück. (in Der Glücks-Faktor)

Darum heisst mein Glücksirrtum Nr. 6: Geld macht glücklicher. Wie wir gerade gesehen haben, macht Geld bis zu einem bestimmten Grad glücklich – resp. vor allem macht bis zur Existenzsicherung das Fehlen davon unglücklich. Aber es ist ein Irrglaube, wenn wir annehmen, dass uns der Mamon-Kreislauf glücklicher macht. Die Gleichung „Mehr Geld = mehr Glück“ geht einfach nicht auf!

Schön zu beobachten ist dies beispielsweise bei einer Lohnerhöhung: Klar hat eine solche einen positiven Effekt. Aber wie lange hält dieser an? Sind es 2, 3 oder gar 4 Monate? Jedenfalls bringt die Lohnerhöhung keine automatische und nachhaltige Glückssteigerung mit sich.

Leider leben trotzdem viele Menschen mit der falschen Glückslogik: „Geld macht glücklich, darum muss ich mich besonders stark anstrengen, um einen gut bezahlten Job zu bekommen.“

Was glückliche Menschen auszeichnet

Geld ist kein Glücksmotor, darin sind sich die Vertreter der Positiven Psychologie einig. Es sind andere Dinge, die glückliche Menschen auszeichnen.

Die Merkmale des zufriedenen Menschen lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Erfülltes Liebes- und Familienleben
  • Sinnerfüllte Tätigkeit
  • Reiches Sozialleben
  • Bewusste Selbstführung
  • Gelebte Spiritualität
Was die einzelnen Bereiche beinhalten und wie wir sie so gestalten können, dass wir tatsächlich nachhaltig mehr Zufriedenheit im Alltag erleben, führe ich im GlücksBuch aus.

Im Bereich „sinnerfüllte Tätigkeit“ geht es darum, wie wir unsere Arbeit gestalten: Gehen wir einem Job nach oder leben wir unsere Berufung? Arbeit, wenn sie denn zu unserem Glück beitragen soll, ist nicht einfach dazu da, um unseren Lebensstandard zu finanzieren. In einer sinnerfüllten Tätigkeit finden wir Möglichkeiten, unsere Stärken einzubringen, unsere Passion auszuleben und gemäss unserer Einzigartigkeit einen Beitrag zu etwas Grösserem beizutragen.

Konkret: Wenn wir uns zwischen topbezahltem Job oder dem Ausleben unserer Berufung entscheiden müssen, ist der Rat der Glücksforschung klar: Lieber eine Lohnkürzung in Kauf nehmen, dafür dem eigenen Traumjob-Dreieck näher kommen. Das macht glücklicher!

 

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Talent und Passion ausleben

Der schönste Dank für Gottes Gaben besteht darin, dass man sie weitergibt.
Michael von Faulhaber

Haben Sie Freude an Ihrem Job? Anders gefragt: Mit welchen Gefühlen und mit wie viel Energie steigen Sie an einem Arbeitstag aus dem Bett? Freuen Sie sich auf einen Tag, an dem Sie wiederum Ihre Stärken ausleben können? Oder langweilt Sie schon früh morgens der Gedanke ans Büro?

Wir verbringen 40 und mehr Stunden pro Woche an unserem Arbeitsplatz. Bei vielen ist das mehr Zeit, als sie Zuhause sind – mind. wenn man die Schlafzeit abzieht. Da wäre es schon von Vorteil, wenn diese Zeit nicht nur aus Ärger, Stress und Frust bestünde.

Tatsache ist, dass viele sich über ihre Arbeit – oder noch viel häufiger – über ihren Arbeitgeber beklagen. Das find ich schade: Das Leben – auch das Arbeitsleben – hat mehr zu bieten, als 40 qualvolle Stunden, die als einzigen Lichtblick im Tunnel die Aussicht aufs nächste Weekend haben.

Was bringst du in die (Arbeits)Welt?

Dieser Meinung ist auch Martin Cordsmeier, der kürzlich im Stellenmarkt-Interview seine Organisation millionways vorstellte. Sein Leitgedanken: Menschen sollen sich nicht in Jobprofile einpassen, sondern gemäss ihren Talenten vernetzen.

Es kann ja nicht das Ziel sein, dass wir alle mit besonderen Gaben, Talenten und Leidenschaften zur Welt kommen und uns im Verlauf des Lebens so stark anpassen, dass wir zwar nirgends mehr anecken, aber auch nichts Persönliches in die Welt bringen.
Martin Cordsmeier

Vielleicht ist es das Hirngespinst von so Idealisten und Visionären wie mir – und wie Cordsmeier auch einer zu sein scheint, doch so lange dieser Traum noch Energie in mir freisetzt, will ich mich für eine solche Welt engagieren: Eine Welt, auch Arbeitswelt, in der jeder Mensch gemäss seinen Leidenschaften, Stärken und Möglichkeiten sein Persönliches zum grossen Ganzen beitragen kann.

Natürlich kann das ein ganz schön steiniger Weg sein: Das spezifisch Persönliche kann man nur dann einbringen, wenn man es auch wirklich kennt. Und diese Entdeckungsreise scheint für viele zu beschwerlich zu sein. Da wählt man dann doch lieber den alt bekannten Weg: Stellenanzeiger auf, Inserate checken, Bewerbung losschicken, auf zum „Verstellungsgespräch“ (wie Cordsmeier es nennt) und sich dann in ein Jobbeschrieb einpassen, der alles andere als massgeschneidert ist.

Wenn immer möglich empfehle ich einen anderen Weg: Und zwar steht da am Anfang die Reise zu sich selbst. Durch das Benennen von eigenen Stärken, der Passion sowie dem Persönlichkeitsstil entsteht das persönliche Traumjob-Dreieck. Eine gezielte Suche kann jetzt beginnen. Gewiss wird es einige Kompromisse brauchen und vielleicht muss der eigene Traumjob sogar erst noch erfunden werden (Selbständigkeit).

Ich bin in meinem Traumjob auch noch nicht angekommen. Aber es ist ein Ziel, das ich aktiv verfolge, dass mein Job immer mehr meinem Traumjob ähnelt.

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Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Arbeit“.

#WhatAreYouFOR

Gegen etwas zu sein, ist einfach.
Aber für etwas zu sein, ist eine Haltung,
die die Welt verändern kann.
aus dem Clip ‪#‎WhatAreYouFOR‬

Selten hat mich ein Werbespot so fasziniert und berührt wie der Clip  #‎WhatAreYouFOR‬  von Smart. Als ich ihn in den Herbstferien zum ersten Mal sah, war mir sofort klar: Den muss ich unbedingt verwenden. Bald war auch klar, wo er am besten passen würde. Nämlich zur Unterstützung meines Vision-Talks an unserem Mitarbeiterfest.

Und hier ist er, dieser 1-Minuten-Clip, der uns ganz schön herausfordern kann:  #‎WhatAreYouFOR

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=j0Y3IVxdYMI[/youtube]

Nie hat mich Autowerbung so berührt: „Gegen etwas zu sein, ist einfach. Aber für etwas zu sein, ist eine Haltung, die die Welt verändern kann.“

Für oder gegen etwas?

Sind wir bereit für diese Haltung, die die Welt verändern kann? Oder wählen wir aus Bequemlichkeit den einfacheren Weg und sind lieber gegen etwas? Lieber den initiativen Menschen bei ihrem Engagement zuschauen – und sie dann im rechten Moment kritisieren – oder doch die, zugegebenermassen oft mühsamere, Haltung mit Weltveränderungspotenzial einnehmen und selbst Initiative zeigen?

Da geht mir durch den Kopf, was mir ein älterer Ratgeber schon vor Jahren gesagt hat: „Wer sich einsetzt, setzt sich aus.“ Das kann ich definitiv bestätigen. Aber was ist die Alternative? Sich nicht einsetzen? Nur zuschauen und kritisieren? Das kann und will ich nicht!

Denn: Menschen, die immer gegen etwas sind, verändern die Welt nicht ins Positive.
Menschen, die die Welt und das Leben ins Gute bewegen, sind für etwas – nicht gegen etwas!

Aufgrund einer Äusserung eines freiwillig Mitarbeitenden („Jetzt weiss ich wieder, warum ich lebe.“) habe ich kürzlich in meinem Blog geschrieben: „Die beste und nachhaltigste Motivation wird intrinsisch erzielt, also aus eigenem Antrieb.“ Es geht darum, zu fragen, für was man brennt, wo die eigene Leidenschaft berührt und Sinnhaftigkeit erlebt wird.

Und genau das will auch der Clip in uns provozieren: WhatAreYouFOR? – Für was bist du? Für was brennst du? Was gibt deinem Leben Sinn? Was ist deine Leidenschaft?

Es gibt 1’000 Gründe, warum jemand sein #WhatAreYouFOR nicht auslebt: Man hat es noch gar nicht gefunden, der Preis ist zu teuer, es ist zu kompliziert, Sicherheit geht vor, Bequemlichkeit, fehlende Ausdauer, niemand hilft mit, mangelndes Selbstvertrauen, Hindernisse auf dem Weg, Alltagstrott, falscher Zeitpunkt… (oder wählen Sie eine der verbleibenden 989 Ausreden).

Aber es gibt nur ein Grund, warum sich jemand auf den Weg begibt, sein #WhatAreYouFOR auszuleben: „Für etwas zu sein, ist eine Haltung, die die Welt verändern kann.“

Sind Sie bereit?

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Selbst“.

 

Die Sinnkrise

In dem Augenblick, in dem ein Mensch den Sinn und den Wert des Lebens bezweifelt, ist er krank.
Sigmund Freud

„Jetzt weiss ich wieder, warum ich lebe!“ Das hat mir eine freiwillig mitarbeitende Person nach einer sehr intensiven Woche müde, aber glücklich gesagt. Da nimmt jemand eine Woche Ferien um sich ehrenamtlich (ohne jegliche Bezahlung) für 60 Kinder engagieren zu können. Und statt sich danach einen ruhigen Sonntag zu gönnen, hilft diese Person (und viele weitere freiwillig Mitarbeitende) ein riesiges Fest für hunderte von Leuten durchzuführen.

Warum macht man sowas? Warum engagiert man sich freiwillig? Die Antwort liest sich aus dem eingangs erwähnten Resüme der mitarbeitenden Person: Es ist sinnstiftend und gibt einem eine tiefere Bedeutung im Leben.

Das ist wunderbar und als Leiter einer gemeinnützigen Arbeit bin ich auf viele solche motivierte Freiwillige angewiesen. Auf der anderen Seite beschäftigt es mich als Coach, wenn dieselbe Person erzählt, dass genau diese Sinnhaftigkeit auf der Arbeitsstelle längst verloren gegangen ist. Wenn jemand nach einer solchen Woche wieder weiss, warum er lebt, heisst das wohl eben auch, dass dem Alltagsleben oftmals der Sinn fehlt.

Burnout-Falle Sinnkrise

Burnout-Experten weisen darauf hin, dass oftmals nicht das Zuviel an Arbeit in den Zustand des Ausgebranntseins führt, sondern das Fehlen der Sinnhaftigkeit. Ich durfte letzte Woche erleben, wie ein Mitarbeiter nach dem anderen aufblühte, obwohl sie sich alle mächtig ins Zeug legten und sich keiner über zu wenig Arbeit beklagen konnte. Etliche haben sogar mit Ferientagen dafür „bezahlt“, dass sie sich freiwillig engagieren durften.

Natürlich, es war ein vergleichsweise kurzes Projekt und eine willkommene Abwechslung zum Alltag. Trotzdem ist es ein schönes Praxisbeispiel dafür, dass Arbeit, die Sinn stiftend erlebt wird, einen beflügelt. Und das trifft mit Bestimmtheit nicht nur auf die Freiwilligenarbeit zu, sondern gilt genauso in der bezahlten Arbeit. Die beste und nachhaltigste Motivation ist intrinsisch und hat mit Sinnhaftigkeit zu tun, nicht mit der höhe der Entlohnung oder den Sozialleistungen.

Roy Hitchman, Berater und Headhunter, glaubt denn auch, „dass nicht die Menge an Arbeit per se, sondern die mangelnde Sinnhaftigkeit und Qualität dieser Arbeit Stress und damit Burnouts und Erschöpfung hervorrufen.“ (NZZ am Sonntag vom 5. Januar 2014)

Eigentlich deutet das Wort Burnout diesen Zusammenhang ja schon an: Wenn wir nach dem „Burn“ fragen, geht es darum, für was ich brenne, wo meine Leidenschaft berührt wird, wo ich Sinn erlebe. Und wenn dieses „Burn“ dann verloren geht („out“), hab ich entweder meine Leidenschaft überstrapaziert oder sie ist mir unterwegs abhanden gekommen.

Wohlverstanden, ich sehe da zwei Burnout-Gefahren: Wenn uns die Sinnhaftigkeit unserer Tätigkeit so deutlich bewusst ist, dass wir lauter Dringlichkeit den Weg des gesunden Lebensrhythmus verlassen und non-stop arbeiten, kann es nicht gut kommen. Auf der anderen Seite ist eben Arbeit ohne Sinn schon viel früher eine Burnout-Gefahr, weil der innere Antrieb (intrinsische Motivation) fehlt.

Dieser Artikel erschien am 24. Oktober 2014 unter dem Titel Freiwilligkeit schafft Leidenschaft  als Carte Blanche im Bieler Tagblatt.

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Arbeit“.

Säen – Schlafen – Ernten

Wenn Sie heute Radieschen säen, können Sie morgen keine Ananas ernten.
unbekannt

Was war ich jung und naiv. Aber auch voller Leidenschaft, Risikobereitschaft und Idealismus. Getrieben von einer grossen Vision gründete ich noch vor meinem 24. Geburtstag das gms. Das Ziel war klar, als wir damals am Reformationssonntag zum ersten Gospel Brunch in die örtliche Mehrzweckhalle einluden: Hier soll eine grossartige Kirche für Familien von heute entstehen.

Dabei fühlte ich mich schier unbesiegbar: Schliesslich waren wir voller guter Absicht und trauten uns mit einem starken Gott an unserer Seite vieles zu. Unser Mut wurde belohnt: Der Start war geglückt! Die MZH füllte sich an diesem Morgen am 31. Oktober 1999 und viele unserer Gäste waren begeistert von dem, was sie hier erlebten.

Wie gesagt: Ich war jung, leidenschaftlich und naiv. Ich war der Meinung, dass, wenn man alles richtig macht, das Leben nur eine Richtung kennt: Aufwärts.

Um es kurz zu machen: Auch 15 Jahren nach der Gründung von gms – gospel movement seeland sind wir mit grossen Visionen unterwegs. Doch nach dem tollen Startschuss reihte sich nicht Erfolg an Erfolg. Die Gefühle spielten verrückt, die Finanzierung war wacklig, die Leute kamen – und gingen…

Vom Säen und Ernten

Als ehrgeiziger Pionier in einer Leistungsgesellschaft litt ich, wenn auch unbewusst und in vorwiegend löblicher Absicht, unter dem in der Arbeitswelt allgemein verbreiteten Machbarkeits-Syndrom.

Inzwischen erinnere ich mich und andere in Coachings und Referaten daran, dass das Leben eher in Zyklen zu denken ist – und nicht als ein einziger Aufwärtstrend.

Dabei half mir die Geschichte, die Jesus von einem Bauern erzählte, der auf sein Feld ging, um die Saat auszusäen (Markus 4,26-29): „Nach der Arbeit geht er nach Hause, schläft, steht wieder auf, und das tagaus, tagein. Im Laufe der Zeit wächst die Saat ohne sein Zutun heran. Denn die Erde lässt die Frucht aufgehen und wachsen. Zuerst kommt der Halm, dann die Ähre und endlich als Frucht die Körner. Wenn aus der Saat das reife Getreide geworden ist, lässt der Bauer es abmähen, denn die Erntezeit ist da.“

Nach dem Säen kommt nicht gleich das Ernten! Und noch viel herausfordernder für uns Leistungstypen: Die Saat wuchs ohne sein Zutun! Oder in einer anderen Übersetzung steht: „Er weiss nicht wie.“

Unser Arbeiten – egal in welcher Branche – hat oft etwas mit Säen zu tun. Wir investieren uns und hoffen auf ein Resultat. Nicht selten gibt es aber auch Umwege. Oder unsere Resultate sind gar von „glücklichen Umständen“ abhängig – „Er weiss nicht wie.“

Dieser Zyklus von Säen – Schlafen – Ernten – und da füge ich gerne noch „Feiern/Danken“ als vierte Phase an – hilft mir, einen gesunden Arbeits- und Lebensrhythmus zu entwickeln. Und er hilft mir auch, eine gesunde Einstellung zu meiner Arbeit zu haben:

  • Nicht alles ist machbar! – „ich weiss nicht wie“
  • Nicht alles ist abhängig von mir! – „ohne sein Zutun“
  • Nicht alles ist dringend! – „tagaus, tagein“

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Arbeit“.

Wer bringt dich zum Blühen?

Wer andern eine Blume sät, blüht selber auf!
Verfasser unbekannt 

Das kennen wohl ganz viele: Nach den Sommerferien wartet ganz viel Arbeit auf einem. Da sind unzählige E-Mails, die gesichtet und beantwortet werden sollten, die Liste der „To-Do’s“ ist während der Abwesenheit länger und länger geworden und zwischen dem zu bewältigenden Arbeitsberg werden noch diverse Meetings angesetzt.

So ist es mir in den letzten Tagen auch ergangen und kaum nach den erholsamen Ferien spürte ich einen grossen Druck auf mir lasten und meine Life-Balance kam ziemlich rasch ins Ungleichgewicht. Ich bin nicht der Einzige damit. Wie oft hören wir in diesen Tagen den Satz: „Ja, die Ferien waren gut – ich habe aber schon wieder Ferien nötig.“?

Aufblühen im Alltag

Es kann doch nicht sein, dass wir uns kaum paar Tage oder Wochen zurück aus den Ferien schon wieder als Getriebene der Arbeit fühlen, gefangen im Hamsterrad. So stelle mindestens ich mir das Leben, das uns geschenkt wurde, nicht vor.

Und genau darum habe ich mir kürzlich schon am Morgen früh im Büro gesagt: So, ich hab zwar einen grossen Arbeitsberg vor mir und mein Nachbar ist auch gerade mit übermässig vielen Aufträgen beschäftigt, aber jetzt geh ich trotzdem auf eine Tasse Kaffee zu ihm. Das wird uns beiden gut tun. Und so war es auch.

Das obige Zitat vom Blumensäen und Aufblühen erinnert uns an die schöne Wahrheit, dass es uns selbst gut tut, wenn wir andere beschenken, ihnen Gutes tun. Anderen helfen hat auch einen heilsamen Aspekt für uns selbst. Ausprobieren erwünscht!

Ich will jedoch den Fokus noch auf etwas Anderes legen: Wir brauchen gute Gemeinschaft um aufblühen zu können. Wir brauchen andere Menschen, die uns gut tun. Ein Umfeld, in dem uns wohl ist, in dem wir nicht unter Druck stehen. Menschen, die uns auch zehn Tage nach den Sommerferien helfen, unsere Life-Balance im Auge zu behalten.

Wer sind diese Menschen in Ihrem Leben? Anders gefragt: Wer bringt Sie zum Blühen?

Manchmal ist es wichtig, trotz Hektik und Arbeitsbelastung – oder gerade wegen dieser Belastung ist es wichtig – die Strasse zu überqueren und mit unserem Nachbarn eine Tasse Kaffee zu trinken. Manchmal ist es wichtig, zum Telefon zu greifen und die Freundin im fernen Ausland anzurufen. Manchmal ist es wichtig, sich einer Person anzuvertrauen, die einem in der Persönlichkeitsentwicklung unterstützt. Manchmal ist es wichtig, sich mit Freunden zu einem gemütlichen Abend zu verabreden.

Eigentlich sind all diese Dinge nicht nur manchmal wichtig. Sind nicht Beziehungen das Wichtigste überhaupt in unserem Leben? Gestern Abend hat eine Frau erzählt, wie ein Todesfall in ihrer Familie sie brutal daran erinnert hat, dass es plötzlich zu spät ist für so vieles, das man eigentlich noch wollte. Was uns absolut wichtig ist, dürfen wir nicht auf später verschieben. Man weiss nie, wann es zu spät ist.

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Gesellschaft“.

Motivation am Arbeitsplatz

Führung heißt, Mitarbeiter sachbezogen einzusetzen, zu motivieren und für ihre Fähigkeiten die Entfaltungsräume zu schaffen.
Rita Süssmuth

Kürzlich wurde ich als Coach und Motivationstrainer für eine Abschlussarbeit um ein Interview gebeten. Hier folgt Teil 2 mit dem Schwerpunkt Motivation in der Arbeit:

Wie gelingt die Mitarbeitermotivation?
Mehr auf Stärken achten, weniger die Schwächen betonen. Dabei spielt die intrinsische Motivation ein wichtige Rolle: Wenn ich einem Mitarbeitenden ein Umfeld bieten kann, in dem er aufblüht, seine eigenen Interessen und Talente einbringen kann, habe ich einen „selbstmotivierten“ Mitarbeiter gewonnen. Wenn ich jedoch nur extrinsisch, also mit äusseren Anreizen wie Lohnerhöhung oder Bonus, motiviere, müssen immer schneller, immer höhere Anreize folgen.

Wie wichtig ist Lob?
Lob tönt zu sehr nach Taktik. Wichtig ist ein Klima der Wertschätzung. Der Mitarbeiter braucht nicht nur nette Komplimente, sondern das Gefühl, dass er als Person und als Mitarbeiter wertgeschätzt wird.

Wenn die Motivation für die Arbeit fehlt, liegt das immer an der eigenen Einstellung?
Nein. In einem Umfeld, das mich immer wieder runterzieht, kann ich noch so sehr an mir und meiner Einstellung arbeiten. Zuerst an sich zu arbeiten, ist wichtig. Doch wer sein Leben aktiv gestaltet, wird lernen, wo er Ja und wo er Nein sagt. Nein z.B. auch zu einem Arbeitsumfeld, dass nicht passt. Oft ist nicht einmal die Tätigkeit der Grund für eine Kündigung, sondern dass eine Firma oder ein Chef den Mitarbeitenden in seiner Entwicklung behindert. Da sucht man sich besser einen neuen Chef.

Was, wenn gar nichts mehr hilft?
Da würde ich mit der betroffenen Person in einem Coaching analysieren, bei welchem Teil des Traumjob-Dreiecks der Schuh drückt. Wenn der Jobbeschrieb einfach nicht zu meinen Fähigkeiten passt, müssen Wege gefunden werden, wie die eigenen Stärken eingebracht werden können – entweder durch eine Veränderung am jetzigen Arbeitsplatz oder durch eine neue Arbeitsstelle.
Ob Job oder privat: Mit etwas Abstand den eigenen Alltag reflektieren, evtl. zusammen mit einem Freund oder Coach, ist ein erster Schritt in eine neue Richtung.

Ist Erfolg das Ergebnis ständiger Veränderung?
Nicht nur. Aktiv das Leben zu gestalten, hat auch mit Veränderungsbereitschaft zu tun. Doch wer andauernd alles verändert, wird nicht automatisch erfolgreich. Es braucht auch Ausdauer, Geduld und Zielstrebigkeit – und gleichzeitig Gelassenheit, weil wir „den Erfolg“ nicht in allen Bereichen „machen“ können. Es gibt wesentliche Dinge im Leben, die kann man sich nur schenken lassen.

Wenn es um Leistung geht, sind wir sehr ehrgeizig. Übertreiben wir es manchmal?
Leider ja. Es beginnt oft bei einer rein monetären Erfolgsdefinition. Und dann sind viele Systeme (in Schule und Arbeit) so aufgebaut, dass sie eher einen ungesunden Ehrgeiz fördern, als dass sie uns auf den Weg einer gesunden Selbstverwirklichung bringen. Ich meine damit nicht, dass sich alles um mich drehen muss. Aber ich wehre mich dagegen, wenn Menschen wie Maschinen behandelt werden, die immer nur leisten sollten. Ich will Menschen darin unterstützen, zu entdecken, was Gott in sie hineingelegt hat und mit ihnen Wege entdecken, wie sie dieses Potenzial im Alltag (Job, Freizeit, Familie) einbringen und so im Leben aufblühen können.

 

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Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Arbeit“.

Selbstmotivation

Die Motivation ist das Zünglein an der Waage.  …
Fast immer schlägt die Motivation das große Talent.
Norman R. Augustine

Kürzlich wurde ich als Coach und Motivationstrainer für eine Abschlussarbeit um ein Interview gebeten. In meinem heutigen Blogartikel folgt ein Auszug daraus:

Haben Sie Tipps für Menschen die in einer Krise stecken? Was haben Sie aus diesen Zeiten gelernt?
Das kommt natürlich auf die Krise an. Grundsätzlich lässt sich sagen: Wer sich in einer Krise ins Schneckenloch zurückzieht, macht die Probleme eher grösser als kleiner. Besser ist: Sich einem Freund, einer Freundin oder einer Vertrauensperson aus der Familie anzuvertrauen. Je nach Situation empfiehlt es sich auch, professionelle Hilfe bei einem Coach oder Therapeuten zu suchen.

Wie definieren Sie Erfolg? Gibt es für Sie pauschale Erfolgsgesetze, die man sich zu Herzen nehmen sollte?
Ich habe einmal ein „Traumjob-Dreieck“ entwickelt. In dieser Theorie sage ich, dass ein Traumjob eine möglichst hohe Übereinstimmung mit meiner Passion (Leidenschaft, Interessen), meinen besonderen Fähigkeiten (Skills) und meinem Persönlichkeitsstil (Umfeld, alleine arbeiten oder Teamarbeit, Führungsperson oder Angestellter) enthält. Wer seine Fähigkeiten gemäss seinen Interessen in einem Umfeld einbringen kann, in dem er aufblüht, der ist erfolgreich – egal wie viel Geld er damit verdient.
Erfolgsgesetze sind immer gefährlich. Aber wenn man Erfolg so definiert, wie ich es eben gerade getan habe, muss man zuerst sich selbst kennen lernen – herausfinden, was man besonders gut kann und besonders gerne tut – und dann die Augen offen halten, wo man das tun kann.

Viele Motivationstrainer sind der Ansicht, dass man alles schaffen kann wenn man zu 100% daran glaubt und nicht aufgibt. Teilen Sie diese Meinung oder gibt es Grenzen?
Ich bin ein Fan der Positiven Psychologie, aber ein grosser Skeptiker des Positiven Denkens. Durch klare Zielfokussierung, starke Überzeugung und aussergewöhnlichem Engagement können wir tatsächlich sehr viel erreichen. Aber klar gibt es Grenzen: Wir sind ja schliesslich nicht Gott und auch andere Menschen können wir nicht beliebig nach unseren Wünschen verändern. Jeder kann jedoch sein Leben gemäss seinen Möglichkeiten gestalten – statt sich als Opfer über schwierige Umstände zu beklagen.

Wie motiviert sich ein Motivationstrainer?
Heute hat meine neue Woche mit einem Spaziergang mit meiner Frau gestartet. Das gemeinsame Unterwegssein (im wörtlichen und bildlichen Sinn) ist eine grosse Motivation in meinem Leben: Gemeinsam über Schönes und Schwieriges austauschen können, tut gut und motiviert für die nächsten Schritte. Daneben brauche ich Zeiten für mich alleine (Tagebuch schreiben, mit Abstand den Alltag reflektieren) und Inspiration von aussen (Coaching, Konferenzen, Bücher). Selbstverständlich spielt mein Glaube auch eine grosse Rolle.

Gewonnen wird im Kopf. Aber verloren doch auch?
Gemäss der Glückstheorie der Positiven Psychologie wird unser Glücksempfinden zu 50 % von unserer Vererbung (den Genen) bestimmt. Weitere (nur!) 10 % sind von unseren Umständen (Finanzen, Wohnort, objektive Gesundheit…) abhängig. Der grosse Teil von 40 % geht auf unsere Verhaltens- und Denkweisen zurück.
In dem Sinn: Ja, gewonnen wird im Kopf und verloren auch.

Wo fängt die Selbstmotivation an?
Dass ich weiss, was ich will und was ich nicht will. Es ist erschreckend, wie viele Menschen sich selbst gar nicht wirklich kennen.

Wie erhält man eine positive Einstellung?
Da gibt es bei der Positiven Psychologie ganz viele spannende „Glücksaktivitäten“: Dankbarkeit, Optimismus, Grübleien vermeiden, Hilfsbereitschaft, soziale Beziehungen, Vergebung, Leben im Hier + Jetzt, Flow-Erfahrungen, Geniessen, Spiritualität. (Man staune: Viele, wenn nicht alle, dieser Ratschläge findet man bereits in der Bibel.)

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Die Chef-Falle

Führung heisst, die Menschen zu motivieren,
sie zu beflügeln, sie zur Kreativität ermutigen.
Anselm Grün in Menschen führen – Leben wecken 

Wo liegt eigentlich das Problem bei Misserfolgen von Unternehmen – bei den Mitarbeitenden oder bei den Chefs? Um diese Frage dreht sich das Buch Die Chef-Falle von Jörg Knoblauch. Nach der Personal-Falle, einem Buch in dem das Personal in A-, B- und C-Mitarbeitenden eingeteilt wird und das Problem der schwachen Mitarbeiter analysiert wird, geht es nun in der Chef-Falle den schlechten Chefs an den Kragen.

Denn: „C-Mitarbeiter fallen ja nicht vom Himmel. Es sind unsere Chefs, die uns zu dem gemacht haben, was wir sind“, beschreibt Knoblauch im Vorwort die Einwände des Personals.

Nun gut, in meinem Life-Balance-Blog versuche ich wöchentlich Impulse zu einem eigenverantwortlich gestalteten Leben in gesunder Balance zu geben. Da wäre es natürlich viel zu einfach, die Schuld einfach pauschal beim Chef zu suchen. Schliesslich ist jeder für seine Persönlichkeitsentwicklung selbst verantwortlich.

Trotzdem sind die Beispiele in Knoblauchs Buch eindrücklich: Da ist zum Beispiel von einem Assistenten die Rede, der eigentlich nach dem (unfreiwilligen) Abgang seines Chefs sein Büro ebenfalls hätte räumen sollen – nach der Einschätzung von Knoblauch. Er war einfach nicht zu gebrauchen, lieferte seine Arbeit unfertig, fehlerhaft oder gar nicht ab… Doch plötzlich: Ein neuer Chef und der Assistent blüht auf, erledigt speditive und saubere Arbeit ab. Was war geschehen: „Der alte Chef liess mich nicht machen.“

Bremsklotz oder Förderer?

Sind also doch die Chefs schuld? Ganz sicher ist es eine der wichtigsten – wenn nicht die wichtigste – Führungsaufgabe, ein Umfeld zu schaffen, in dem Spitzenleistungen möglich sind. Wenn ich mich unter einem Chef jedoch über Monate oder gar Jahre nicht weiterentwickeln kann, ist es zu billig, dies als Ausrede für meine persönliche Stagnation zu gebrauchen. Ich – und nicht mein Chef – bin für mich verantwortlich!

So hart (und im Grunde auch ungerecht) es sein mag: Wenn der Chef mein „Entwicklungs-Bremsklotz“ ist, muss ich mich nach einer Veränderung umsehen, selbst wenn eigentlich der Chef gehen sollte. A-Mitarbeiter gehen weiter und suchen ein förderndes Klima: “Immer wieder höre ich von Angestellten, die gekündigt haben, dass ihre Aufgabe ihnen eigentlich Freude gemacht hat. Aber ihre Chefs waren unerträglich. Mitarbeiter verlassen nicht das Unternehmen, sondern ihren Vorgesetzten“, schreibt Knoblauch.

7 Chef-Fallen – häufige Führungsfehler

Gleich im ersten Kapitel beschreibt Prof. Jörg Knoblauch sieben häufige Fehler von Chefs:

  • Mikromanagement
  • Entwicklungsblockaden
  • Mitarbeiterausbeutung
  • Erniedrigung
  • Selbstüberschätzung
  • Entscheidungsschwäche
  • Aktionismus

Ein Chef, der alles selbst bestimmt (Mikromanagement) engt ein. Einer, der nicht entscheidet, langweilt. Und der Chef, der eine „Hü + Hott“-Strategie verfolgt (Aktionismus), irritiert. Gravierend sind auch die Fehler, die auf Charakterschwächen des Chefs schliessen lassen (Erniedrigung, Mitarbeiterausbeutung).

Führung ist eine schöne, aber auch verantwortungsvolle Aufgabe. Wenn es Chefs gelingt, ein Klima zu schaffen, in dem die Mitarbeitenden ihr Potenzial abrufen können und gerne ihr Bestes geben, haben alle gewonnen.

Und hier noch eine wunderschöne Beschreibung dieser Führungsaufgabe:

Führen ist etwas Aktives. Führen lockt im einzelnen das Leben hervor, das in ihm schlummert. Es motiviert den Mitarbeiter, die Gaben, die Gott ihm geschenkt hat, zu entfalten. Führen ist die Kunst, den Schlüssel zu finden, der die Schatztruhe des Mitarbeiters aufschliesst und ihm das Gefühl vermittelt, dass in ihm viele Möglichkeiten und Fähigkeiten stecken. Führen heisst, die Lust zu wecken an der Entfaltung der eigenen Fähigkeiten und am Dienst für die Gemeinschaft.
(Anselm Grün in Menschen führen – Leben wecken)

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