Mit Grit durch den Advent

Wenns nach mir geht, könnten Kleiderläden geschlossen werden. Das ist jetzt aber keine Pandemie-Aussage, sondern hat mit meiner nicht vorhandenen Vorliebe des „Lädelens“ zu tun. Was soll ich im Kleidergeschäft, wenn ich einen Schrank voller Kleider habe.

Zugegeben: Auch bei mir haben Kleider ein Ablaufdatum, was weniger mit wechselnder Mode zu tun hat als mit der Tatsache, dass auch meine Lieblingsjeans irgendwann Löcher hat, die nicht mehr geflickt werden können …

Darum hab ich kürzlich einen neuen Rekord aufgestellt: Innert 12 Minuten hatte ich mich von Kopf bis Fuss neu eingekleidet. Ob Schuh, Hose oder T-Shirt – bei mir muss es Liebe auf den ersten Blick sein.

Das T-Shirt mit der Aufschrift „True Grit“ war so ein Fall. Und zwar genau wegen dieser Aufschrift. Weisst du, was es heisst?

Wenn nicht, dann verrate ich dir hier, was der Google Translator meint: „wahre Körnung“ (Achtung: Nicht „Krönung“, sondern „Körnung“!!).

Du würdest es ja nicht laut sagen, aber gell, jetzt denkst du gerade: „Was hat denn der Stef an der Waffel, sich ein T-Shirt zu kaufen, weil dort ‚wahre Körnung‘ drauf steht?!“?

Jetzt brauchen wir Durchhaltevermögen

Zum ersten Mal hörte ich den Begriff „Grit“ vor Jahren am GLS in Chicago. Tatsächlich konnte ich nichts damit anfangen, meine Sitznachbarn auch nicht und weder Google Translator noch die Übersetzung im Ohr konnten den Begriff in nachvollziehbaren Zusammenhang mit dem Referat bringen.

Mit der Zeit wurde klar: Was auch als Streugut übersetzt werden kann, meint im übertragenen Sinn Durchhaltevermögen. Der Wille und der Mut dran zu bleiben, mit Ausdauer durchzuhalten. Vielleicht könnten wir auch sagen: Mit Biss an einer Sache dranzubleiben.

Und genau das brauchen wir jetzt!

Die Corona-Massnahmen werden im In- und Ausland nochmals, teils drastisch, verschärft. Darauf hat – gerade in der Adventszeit – niemand Lust. Nein, wir möchten jetzt zusammen kommen, bei Glühwein oder Fondue Chinoise die besondere Zeit des Jahres feiern – und nicht darüber nachdenken, ob jetzt Besuch aus 2 oder 3 Haushalten doch irgendwie noch geht.

Wenn das Parlament fröhlich singt im Bundeshaus (siehe Blog von letzter Woche), dann darf ich doch auch die Regeln so biegen, dass sie zu meinen Plänen passen, oder nicht?

Während dem zu erwartenden „Freizeit-Lockdown“ feiern wir in unserer Familie neben dem Geburtstag von Jesus gleich noch drei weitere Geburtstage. Ich finde es eine grosse Herausforderung, hier richtig zu handeln.

Auf der einen Seite bringen unmenschliche Regeln wirklich nichts, weil sie uns zwar vielleicht vor dem Virus schützen, aber in unserer Seele Schaden anrichten.

Doch auf der anderen Seite, und das will ich hier besonders betonen, kommen wir nicht aus der aktuellen Situation, wenn jede und jeder für sich Ausnahmeregelungen in Anspruch nimmt!

Die einen wollen die Beizen wenigstens bis 21 Uhr offen halten und nicht schon um 19 Uhr schliessen. Andere fänden es toll, wenn wenigstens zwischen 18 und 20 Uhr Sporthallen für Freizeitsportler geöffnet wären.

Liebe Leute, meint ihr, das Virus ist zwischen 18 und 21 Uhr weniger übertragbar?

Wir brauchen Rituale, wir brauchen Gemeinschaft – völlig klar. Und ich selbst will Wege finden, wie das möglich ist, ohne die Grenzen des Erlaubten völlig auszureizen.

Aber wir brauchen jetzt einfach diesen „Grit“, der dafür sorgt, dass wir diesen Winter nicht allzu sehr ins Schleudern geraten (eben doch „Streugut“).

Ja, Weihnachtsfeiern per Zoom sind nicht dasselbe. Aber es geht! Es ist ja nicht das „neue Normal“, sondern eine technische Alternative, um in einer Jahrhundert-Krise doch nicht ganz auf Gemeinschaft verzichten zu müssen.

Vieles ist ungewohnt und auf den ersten Blick befremdend. Doch oft ist es eine Frage, ob man sich auf etwas Ungewohntes einlassen will. Persönlich hab ich so gerade diese Woche in einem Zoom-Gebetstreffen von Verantwortlichen aus Kirchen und christlichen Werken erstaunlich gute Erfahrungen gemacht. Und für nächste Woche habe ich eine Einladung zu einem Geschäfts-Weihnachtessen – jeder kocht selbst und man trifft sich dann am Bildschirm.

Seien wir vernünftig, helfen uns gegenseitig durchzuhalten und tragen Sorge zum Leben: Damit wir, wie es Angela Merkel sagte, auch nächstes Jahr noch gemeinsam Weihnachten feiern können.

Glücksaufgabe

Wie sehen deine Pläne für Weihnachten 2020 aus? Etwas worauf ich mich schon heute richtig freue, ist das Heiligabend-Erlebnis der Aktion 24x Weihnachten neu erleben.

Suche corona-konforme Wege, Weihnachten so zu feiern, dass du dich darauf freuen kannst!

Gib nid uf!

Ich war noch nicht mal 20 Jahre alt, als ich erstmals ein Konzert organisierte. Damals hiess das, dass meine Eltern noch für die Verträge hafteten, die ich unterzeichnete … Und mein kleiner Bruder durfte in der extra für diesen Abend zusammengestellten Vorband als Schlagzeuger den Takt angeben.

Nun, es kam alles gut – weder ich noch meine Eltern wurden verhaftet und mein Bruder hat die „Macht des Drummers“ nicht missbraucht …

Inzwischen organisiere ich keine Konzerte mehr. Doch im Grunde war dieses eine Konzert der Startschuss in ein Abenteuer, das mich bis heute tagein, tagaus beschäftigt.

Vieles hat sich verändert – andere Leute sind mit mir unterwegs, Organisationen sind gekommen und gegangenen, Form und Stil haben sich (zum Glück!) immer wieder weiterentwickelt, die Locations sind andere geworden, Schwerpunkte und Aktivitäten wurden den Gegebenheiten angepasst.

Aber zwei Dinge sind über all die Jahre geblieben: Ich kann im Ausleben meiner Berufung und im Gestalten meiner Träume immer noch auf die Unterstützung meiner Familie zählen.

Und: Die Motivation hinter diesen Aktivitäten ist immer noch dieselbe. Es ging mir damals und geht mir heute darum, Menschen in meinem Umfeld, in unseren Dörfern, einen neuen, frischen Zugang zu Gottes Liebe zu ermöglichen.

Das war auch der Antrieb, als wir heute vor 20 Jahren am Reformationssonntag unter dem Motto „Ein Traum wird wahr!“ zum ersten gms Brunch in die MZH Studen eingeladen hatten.

Wir wollten eine etwas andere Kirche ins Leben rufen. Eine Kirche sollte es sein, in der jede und jeder seinen Platz finden kann, unabhängig davon, ob er sich selbst als „guten Christen“ als Zweifler, Gottsucher oder gar als Atheist sah. Hauptsache: Wir sind offen, Neues zu entdecken und uns vielleicht gerade von diesem Gott überraschen zu lassen.

Überraschungen auf dem Weg

Zwanzig Jahre später staune ich, was daraus geworden ist: Dieser Gott hat uns tatsächlich so manches Mal überrascht. Wirklich überrascht! Ich meine, ich hatte mit Überraschungen gerechnet. Aber als Visionär hatte ich irgendwie auch schon ein Bild davon, wie diese Überraschungen auszusehen hätten: Gross, aussergewöhnlich, laut und natürlich mit viel Glanz + Gloria.

Doch Gottes wirkliche Überraschungen kamen ganz anders daher: klein, bunt, leise und wenig glamourös.

Als Theologe kannte ich natürlich den Ansatz, dass wer leben will, zuerst loslassen muss. Der Weg zum Leben führt durchs Sterben, so in dem Stil. Aber solches wollte ich als 24jähriger Idealist natürlich überhaupt nicht hören.

Heute bin ich froh und dankbar, hat Gott nicht all meine Gebete erhört. Die kleinen Überraschungen waren in Wirklichkeit ganz grosse Überraschungen, wichtige Meilensteine.

Gut – aber halt einfach anders. Aber das wollten wir ja von Anfang an sein.

„Gib nid uf“ hiess die Tournee auf welcher die Band „Bouschtei“ vor etwa 25 Jahren bei uns Halt machte. Im Rückblick war dies ein prophetischer Anfang einer spannenden „Gospel Bewegung“: „Gib nid uf“ – das mussten wir uns in den letzten beiden Jahrzehnten so oft sagen, um an der Mission, die Gospel-Botschaft kreativ in unserem Umfeld zu vermitteln, dran zu bleiben – und nicht daran zu verzweifeln.

Wenn wir als Leiter über Jahre an unserer Mission dranbleiben wollen, brauchen wir „Grit“ – Klarheit über das WHY, Durchhaltewille, eine starke Vision und die richtigen Leute an unserer Seite.

Zum Jubiläum vom gms – gospel movement seeland danke ich allen, die sich mit mir auf diese spannende Reise gemacht haben. Besonders meiner Familie: Meine Eltern und mein Bruder M@, die schon damals bei diesem legendären „Bouschtei“-Konzert dabei waren. Meiner Frau, die mir von Gott gerade zum richtigen Zeitpunkt über den Weg geschickt wurde und natürlich unseren Kids, die inzwischen auch schon wertvolle Mitarbeitende sind.

Anlässlich vom 20jährigen gms Jubiläum werden Brigä und ich im nächsten Chäs, Brot, Wy – u üsi Gschicht mit Gott aus unserem Leben und unserer gms Geschichte erzählen. Einige freie Plätze haben wir noch.

Und hier unsere Botschaft zum Jubiläum:

Glücksaufgabe

Hast du genug „Grit“ um an deiner Mission dran zu bleiben? Wie kannst du diesen Durchhaltewille entwickeln?

Und: Hast du die richtigen Leute an deiner Seite?

Hast du „Grit“?

Heute ist ein guter Tag! Nein, der EHC Biel hat sich leider (noch) nicht für den Eishockey-Playoff-Final qualifiziert, aber ich bin trotzdem in freudiger Stimmung.

In einem Projekt, das mich als Gemeinderat seit ca. zwei Jahren stark beschäftigt, durften wir heute das Erreichen des zweitletzten Meilensteins feiern und nach intensiver Erarbeitungsphase die konkrete Umsetzung einläuten.

Zusammen mit externen Fachexperten hatten wir in der Projektgruppe eine klare Verlaufsplanung skizziert. Doch die Praxis hält sich bekanntlich selten an die Theorie: Fortlaufende Anpassungen waren nötig, Umwege mussten in Kauf genommen und Überzeugungsarbeit musste geleistet werden.

Es wurden unzählige Dokumente entwickelt, überarbeitet und von den zuständigen Stellen abgesegnet. Die „Papiere“ sind das Eine. Hinter solchen Dokumenten stehen Menschen aus Fleisch und Blut. Das heisst: Auch wenn es im Prinzip um etwas Technisches, um eine Sache, geht, werden ganz viele Emotionen geweckt.

In den letzten Tagen bevor der Souverän über Sein oder Nicht-Sein des Projektes zu entscheiden hatte, kochten die Emotionen besonders hoch: WhatsApp- und Telefon-Aktionen, Zeitungsartikel, Unterstellungen und Falschinformationen …

Am Ende kam es gut – der deutliche Entscheid des Souveräns war eine Genugtuung und darum gab es an der heutigen Projektsitzung nach all der Arbeit Grund zur Freude.

Mit Grit und Ruhe zum Ziel

Alle Verantwortlichen in diesem Projekt waren sehr gefordert – und werden es auch weiterhin sein. In der Reflexion, warum wir diesen alles entscheidenden Meilenstein letztlich sehr souverän erreichen konnten, kann wohl festgehalten werden:

Trotz emotionalen Misstönen und teils scharfer Kritik überzeugten letztendlich bei einer differenzierten Auseinandersetzung die sachlichen Argumente.

Dass dies gelungen ist, lag, so wurde es uns zurückgemeldet, unter anderem auch daran, dass die Projekt-Verantwortlichen Ruhe ausgestrahlt haben, trotz Gegenwind nicht in einen „Hü-Hott-Modus“ gefallen sind und Schritt für Schritt vorwärts (auch über den einen oder anderen Umweg) gegangen sind.

Schön, wenn man solche Rückmeldungen erhält. Ich selbst wollte auf dem gesamten Weg die Ruhe bewahren, was mir innerlich bei weitem nicht immer gelang. Es freut mich sehr, dass es mir jedoch gelang, im entscheidenden Moment Ruhe auszustrahlen und ich mich nicht auf emotionale „Spielchen“ einliess.

In früheren Projekten ist mir das nicht immer nach Wunsch geglückt – vielleicht werde ich tatsächlich nicht nur älter, sondern auch reifer …

Und eben: Grit! Es braucht so was von Grit, wenn man in grossen Projekten bis zum Ende durchhalten will, bis zum Ziel auf dem Weg bleiben will.

Als ich 2015 am Global Leadership Summit erstmals das Wort „Grit“ hörte, brauchte ich eine Weile, bis ich verstand, was gemeint war: Weder meine Sitznachbarn mit besseren Englischkenntnissen, noch der Google Translater konnten helfen.

Wenn ich dort nämlich Grit eingebe, erscheint noch heute das Wort „Streugut“. Naja, was hat jetzt Leadership und Projektarbeit mit Streugut zu tun?

Es gibt aber eben auch die Bedeutung: Rückgrat und Mut. Ich würde sagen, es geht um Durchhaltewille, um die Kraft, trotz Gegenwind nicht aufzugeben.

Und so passt Streugut vielleicht doch ganz gut: Selbst auf dem Glatteis den festen Tritt nicht verlieren, Halt finden und Halt geben.

Glücksaufgabe

Ohne Grit werden wir vieles nicht erreichen, was wir in unserem Leben und Beruf erreichen könnten, wenn wir nur nicht zu früh aufgeben würden.

Darum: Egal welche Projekte du vor dir hast – Gegenwind wird dir eher früher oder später ins Gesicht blasen. Damit du dann standhaft bleibst, brauchst du Grit.

Was kann dir helfen, die Ruhe und diesen Grit nicht zu verlieren?