Dreifach dankbar

Wenn die WhatsApp-Statusmeldungen und überhaupt die Social Media Kanäle mit Fotos geschwemmt werden, die allesamt auch von der Tourismusförderung stammen könnten, sind die Menschen wiedermal irgendwo auf der Welt im Urlaub.

Auch ich genoss gerade wohltuende Herbstferien bei sommerlichem Wetter – zuerst einige Tage in der Umgebung von Colmar mit den hübschen elsässischen Städtchen an der Weinstrasse. Danach haben wir dem Begriff «Ferien auf Balkonien» Leben eingehaucht und auf unserem Balkon mit Morgensonne ausgedehnt gefrühstückt und anschliessend per Rad die Schönheiten unserer Region genossen.

Unser letzter Ausflug führte uns (dies natürlich ohne Velos) auf die Schynige Platte. Nach der eindrücklichen Panoramawanderung standen wir plötzlich vor einem Rega-Helikopter. «Ui, was ist denn da passiert?» Es schien sich nicht um Schwerverletzte zu handeln, aber es gab mehrere Menschen, die ärztliche Hilfe benötigten und nicht per langer Bahnfahrt ins Tal transportiert werden konnten.

Da stand ich also mit dutzenden anderen vor der wunderbaren Bergkulisse und bestaunte, wie sich der Helikopter von seinem kleinen Parkplatz erhob:

Ich habe eine ganz spezielle Beziehung zum Rega-Helikopter. Einerseits bin ich einfach fasziniert davon. Anderseits sagt meine Frau, meine Reaktion auf diese fliegenden Rettungsstationen hätten etwas Traumatisches. Das ist bestimmt so: In meiner Jugend musste mein Mami nach einem Hirnschlag mit dem Rega-Heli ins Inselspital geflogen werden.

Genial, was der Mensch fertigbringt

Wenn es um Technik geht, bin ich ein dankbarer Anwender ohne technisches Verständnis. Gerade heute Morgen musste ich zugeben, dass ich eigentlich keine Ahnung habe, wie eine Wärmepumpe funktioniert, obwohl wir seit heute damit heizen. Der Fachmann gab mir einen kurzen Crashkurs für «Dummies» – jetzt habe ich wenigsten eine Idee davon.

Schlimmer noch, wenn im Radio innerhalb einer Newssendung versucht wird, zu erklären, was der neue Nobelpreisträger erfunden hat … Ich verstehs nicht.

Aber ich bin dankbar dafür! Ist es nicht genial, was die Menschen mit technischem Verständnis alles entwickelt haben? Von den Bauwerken im Elsass, über die Fortbewegungsmittel von Velo, Schiff, Bahn und Auto oder das Hörbuch, das wir dank technischen Geräten im Auto, daheim oder auf einem Bänkli an der Aare abspielen konnten, dem genialen Escape Room zum Abschluss unserer Ferien … überall hat Technik zu meinem Ferienerlebnis beigetragen. Dafür bin ich dankbar!

Genial, wie Menschen sich kümmern

Was wäre die Technik, ohne Menschen, die sie nutzbringend einsetzen? Was wäre ein Rega-Heli ohne Pilotin und vor allem ohne Notarzt?

Ich war in meinen Ferien zum Glück nicht auf die Hilfe von den Rega-Menschen angewiesen. Aber wie gut, dass es in den zahlreichen Restaurants, die wir besuchten, Menschen gab, die sich kümmerten und dafür sorgten, dass der Restaurantbesuch nicht nur zur Nahrungszufuhr diente.

Es gibt so viele Menschen, die sich im Dienstleistungsbereich, in der Betreuung, Bildung oder im Gesundheitswesen kümmern – wenn sie dies sogar noch mit Herz tun, ist es doppelt genial. Dafür bin ich dankbar!

Genial, wie alles geschaffen ist

Meine Herbstferien lieferten auch Momente des Staunens über Naturschönheiten: Vollmond auf dem Bözingenberg, die Rebberge bei Colmar, der Flusslauf der Aare und natürlich als krönender Abschluss Eiger, Mönch und Jungfrau.

Es ist einfach ein göttliches Geschenk, von so viel Schönheit umgeben zu sein. Dafür bin ich dankbar!

Wenn ich also an meine Ferien zurückdenke, bin ich dreifach dankbar. Und dort oben vor Eiger, Mönch und Jungfrau, wo sich gerade der Rega-Heli erhob, kam all das zusammen:

Danke für die Menschen, die diese Technik erfunden haben!

Danke für die Menschen, die sich kümmern!

Danke für den Gott, der uns mit seiner Schöpfung beschenkt!

Glücksaufgabe

Um es wieder einmal gesagt zu haben: Dankbarkeit ist der Königsweg ins Glück.

Für was bist du gerade jetzt dankbar?

Jetzt muss es raus!

Seit dem letzten Abstimmungs-Wochenende wissen wir es: Wir, die für einen Vernunft basierten Umgang mit der Pandemie einstehen, sind in der klaren Mehrheit. Bei allen Fragen, die auch wir haben, setzen wir auf Vertrauen gegenüber Wissenschaftler, Politiker und Behörden.

Aber wir sind eine leise Mehrheit.

Warum?

Weil wir alle in unseren Freundeskreisen oder auf Social Media schon die Erfahrung – oder mindestens die Beobachtung – gemacht haben, dass diskutieren mit euch, liebe Impfskeptiker und Corona-Massnahmen-Gegner, oft zwecklos ist. Argumente werden zu Glaubensfragen, Misstrauen gegenüber allem (ausser der eigenen Weltanschauung) dominiert. Wer es anders sieht als ihr, ist entweder der Lügenpresse auf den Leim gegangen oder hat sich längst in den Fängen von Bill Gates verstrickt.

Und genau darum und weil ich ja nicht zu weiteren Spannungen beitragen möchte, habe ich diese Woche nicht getan, was ich eigentlich den Eindruck hatte, tun zu sollen: Ein SRF-Beitrag mit Stephan Jakob, Chefarzt Intensivmedizin am Inselspital Bern, hat mich bewegt, mich sehr dankbar und gleichzeitig total wütend gestimmt. Ich wollte diesen Beitrag auf Facebook teilen. Aber dann sah ich, wie bei anderen, die dies getan hatten, heftig gestritten wurde.

Und dann liess ich es – ich will ja nicht Öl ins Feuer giessen.

Challenge akzeptiert

Es ist so verlogen und heuchlerisch, wenn die grosse Volkspartei, die sonst nicht besonders feinfühlig auftritt und gewöhnlich für das Ausschliessen von ganzen Menschengruppen Lärm macht, plötzlich vor Diskriminierung und Spaltung der Gesellschaft warnt.

Und noch schlimmer – das „kotzt“ mich (sorry der Ausdruck) und viele andere wirklich an: Wer mit dem Diktatur-Argument oder dem Nazi-Vergleich kommt, hat sich echt in wilden Verschwörungsmythen verrannt!

Wisst ihr eigentlich, was eine Diktatur ist? Da kann man nie – und schon gar nicht in einer Krisensituation – über politische Vorlagen abstimmen!

Wisst ihr eigentlich, was die Nazis mit den Juden gemacht haben? Muss ich es wirklich schreiben oder erinnert ihr euch an den Geschichtsunterricht und die Bilder der Gaskammern?

Warum ich jetzt doch so angriffig und pointiert schreibe, wenn ich doch verbinden statt trennen will? Weil die Not und die Hilfeschreie von Betroffenen – Patienten und Personal – aus den Spitälern nicht spurlos an mir vorbeigehen.

Und weil ein Post von Michael Diener, den ich als Mensch und Kirchenleiter sehr schätze, mich herausgefordert hat, aufzustehen und den Verschwörungsmythen entgegenzutreten. Diener schreibt: „Habt den Mut, zum Schutz des Lebens, zum Impfen aufzurufen und damit verbunden natürlich auch zur Verständigung. Wer jetzt nicht Farbe bekennt – und damit auch mithilft, dass eine die Gesellschaft noch weiter spaltende Impfpflicht vermieden werden kann – kann sich seine Aufrufe zu ‚Märschen für das Leben‘ zukünftig auch sparen.“

Das Virus verschwindet nicht einfach von selbst, das erleben wir diese Tage gerade eindrücklich. Wir werden in Zukunft damit leben müssen. Aber es gibt ein gutes Mittel, um den Schaden des Virus zu begrenzen.

Oder wie es ein Freund und Arzt kürzlich sagte: „Wie kann es sein, dass uns Gott in so kurzer Zeit eine nachweislich wirksame Impfung gegen das Virus schenkt und Menschen lehnen dieses Geschenk ab?“

Man kann die Impfung auch als Teufelszeugs abtun. Doch es wird gefährlich, wenn wir die Diskussion in die eine oder andere Richtung religiös aufladen.

Darum appelliere ich zum Schluss an den gesunden Menschenverstand, der anfangs der Pandemie so lauthals eingefordert wurde: Wenn eine überwältigende Mehrheit der Experten zum Schluss kommt, der einzige Weg aus der Krise liegt in einer hohen Impfquote, warum kann man sich da nicht mit einem gesunden Grundvertrauen und aus gesellschaftlicher Solidarität zum Picks überwinden?

Glücksaufgabe

Die Pandemie ist ein Härtetest für unsere Lebenszufriedenheit. Ich hab wirklich genug von den chaotischen Zuständen und der totalen Planungsunsicherheit.

Darum meine Frage: Was können du und ich zur Überwindung der Pandemie beitragen?

Ein erster Schritt könnte sein, diesen 15minütigen Videobeitrag zu schauen und die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen:

Was jetzt gefragt ist

Die Lage ist ausser Kontrolle!

Natürlich finden sich kaum offizielle Statements, die diesen Satz bestätigen würden.

Die Politik bemüht sich, zu versichern, dass es zwar jetzt sehr ernst und fragil sei, man die Lage aber nach wie vor im Griff habe.

Weniger zuversichtlich zeigen sich die wissenschaftlichen Experten. Aber da findet man ja je nach eigener Brille fast für jede These, mag sie noch so verrückt sein, einen Experten, der die gewünschte Theorie bestätigt.

Richtig wild wird es, wenn man die Posts und Kommentare auf den Social Media etwas verfolgt, die Meinung des Volkes also.

Kaum präsentiert das BAG auf Twitter die neuesten Zahlen, hagelt es bissige Verlautbarungen von Zeitgenossen, die den Bundesrat zum Handeln aufrufen – einzelne möchten diesen wegen fahrlässiger Tötung sogar gerne hinter Gitter sehen.

Auf der anderen Seite gehen den Corona-Leugnern mehr und mehr die Argumente aus, doch die Proteste gegen die verschärften Massnahmen gehören nach wie vor zur Tagesordnung.

Corona leugnen lässt sich sicher nicht mehr. Während im Frühjahr in der Deutschschweiz noch viele gesagt haben, sie kennen gar niemanden, der an Corona erkrankt war, hat sich dies nun in der zweiten Welle deutlich geändert.

Kann man Corona auch übertreiben? Natürlich! Wir werden erst im Nachhinein wissen, welche Massnahmen tatsächlich auch sinnvoll und welche unnötig oder gar kontraproduktiv waren. Wahrscheinlicher ist wohl sogar, dass wir es gar nie wissen werden.

Wir dürfen die seelische Gesundheit nicht vergessen und darum braucht es (kreative) Wege, um Nähe herzustellen trotz physischer Distanz.

Doch das Geschrei nach Eigenverantwortung nervt mich tatsächlich, wenn ich sehe, wie ein Spital nach dem anderen zu kämpfen hat, ein geregelter Schulbetrieb kaum mehr aufrecht erhalten werden kann und sich das Virus unkontrolliert weiter ausbreitet.

Ich würde gerne in einer Welt leben, in der das mit der Selbstverantwortung klappen würde! Dann könnten wir endlich alle Verkehrsschilder abmontieren und könnten sehr viele Kontroll- und Sicherheitssysteme abschaffen.

Das tönt für mich paradiesisch:

Wolf und Lamm werden friedlich zusammen weiden,
der Löwe wird Heu fressen wie ein Rind,
und die Schlange wird sich von Erde ernähren.
Sie werden nichts Böses mehr tun und niemandem
schaden auf meinem ganzen heiligen Berg.
Mein Wort gilt!
(Die Bibel)

Das Geschenk demütig annehmen

Aber eben: Die Lage ist ausser Kontrolle! Und wir leben noch nicht im Paradies.

Die Lage scheint ausser Kontrolle, wenn ich schaue, wie wir als Gesellschaft miteinander umgehen. Und dass wir den Corona-Virus noch im Griff haben, bezweifle ich sehr.

Doch das überrascht mich nicht! Es ist eine Arroganz unserer Zeit, dass wir meinen, wir hätten „es unter Kontrolle“.

Was kannst du wirklich kontrollieren?
Was hast du echt im Griff?

Und schon wieder kommt mir ein Bibelwort in den Sinn:

Wer von euch kann durch Sorgen sein Leben auch nur um einen Tag verlängern?
(Jesus)

Darum glaube ich, dass wir jetzt vor allem Demut brauchen!
Ja, wir können unser Leben und unser Glück zu einem grossen Teil gestalten.

Nein, kontrollieren, im Griff haben, können wir unser Leben nicht.

Es ist ein Geschenk des Himmels,
das wir demütig annehmen dürfen,
aber auch demütig wieder loslassen müssen.

Corona räumt in unserer hochtechnologischen und sicherheitsverliebten Gesellschaft gerade mit dem Irrglauben auf, wir hätten alles unter Kontrolle.

Mir tut es dabei gut, darauf zu vertrauen, dass da ein Gott über mir ist, der nicht so schnell ausser Kontrolle zu bringen ist.

Glücksaufgabe

Was bedeutet es für dich, das Leben als Geschenk des Himmels demütig anzunehmen und ebenso demütig wieder loszulassen?