Glücksaktivitäten trainieren

Kennst du den Moment, wenn sich alles anfühlt wie im Hamsterrad? Die einzige Überlebenschance scheint darin zu liegen, immer schneller und kräftiger zu treten, um ja nicht ins Trudeln zu kommen – immer schön alles am Laufen halten.

Und warum eigentlich? Ist es wirklich ein befriedigendes Gefühl? Vielleicht so lange man das unsägliche Spiel mitmachen kann. Aber irgendwann – meist früher als später – wird aus dem Spiel brutaler Ernst: Die Kräfte schwinden, die Freude ist auf der Strecke geblieben und auf einen Schlag wird uns klar: Glück geht anders!

Für die Mutigen unter uns gäbe es noch eine andere Variante: Man kann das Hamsterrad auch verlassen, bevor man erschöpft umfällt. Man kann aus dieser Tretmühle das Alltags aussteigen, bevor wir ihr zum Opfer fallen!

Das ist selten ein einfacher Weg, aber ein lohnenswerter! Statt stetig höherer Lebensgeschwindigkeit können wir uns auch dafür entscheiden, bewusst – achtsam – mit unserer Zeit umzugehen.

Glücksaktivitäten Achtsamkeit und Genuss

Das Hamsterrad bringt viel Adrenalin – eine gesunde und lebenswichtige körperliche Reaktion, die jedoch auch ein gewisses Suchtpotenzial hat und nur für Ausnahmesituationen gedacht ist. Wer ständig mit erhöhtem Adrenalin unterwegs ist, lebt sehr gefährlich. Der Ausnahmezustand sollte genau dies bleiben und nicht zum Normalzustand werden.

Im Hamsterrad gibt es kaum Raum für Achtsamkeit und Genuss. Dies sind zwei der 16 Glücksaktivitäten, die ich in der Auseinandersetzung mit der Positiven Psychologie entdeckt habe.

Ein achtsamer Mensch ist jemand, der wahrnimmt, was in und um ihn abgeht. Er sieht sowohl die Blume am Wegrand oder die vom Sonnenuntergang rot gefärbten Schneeberge am Horizont, als auch seine Arbeitskollegin, die heute in Feierlaune im Büro erschienen ist – oder im Gegenteil sehr niedergeschlagen wirkt. Er nimmt zudem auch wahr, was in ihm selbst vorgeht: Herzrasen oder Tiefenentspannung, Motivationsprobleme oder Flow-Erfahrung, Gereiztsein oder „Ganze-Welt-umarmen-wollen“-Feeling …

Achtsamkeit fällt vielen von uns nicht einfach in den Schoss. Aber sie kann trainiert werden! Du kannst damit beginnen, in dem du einmal eine Minute lang deinen Atem beobachtest, während du ganz bewusst tief ein- und ausatmest. Oder du nimmst es das nächste Mal in der Stadt nicht ganz so eilig und versuchst im Vorbeigehen so viele Eindrücke wie möglich aufzunehmen: Hörst du trotz dem Lärm in der Stadt die Vögel zwitschern? Was für Menschen begegnen dir – fröhliche, traurige, schöne, verliebte, fremde?

Eine ähnliche Glücksaktivität ist das Geniessen. Kannst du zwecklos geniessen? Im Wald spazieren – ohne dass es Sport sein muss? Ein Buch lesen – einfach für dich und nicht als Weiterbildung? Menschen treffen – ohne dass daraus ein Geschäft oder ein Projekt entstehen muss?

Achtsamkeit und Genissen kannst du auch zusammen trainieren: Was nimmst du wahr, wenn du ganz bewusst ein Glas Wein geniesst? Zeit mit Freunden verbringst? Dich von der Sonne wärmen lässt?

Wer nicht geniessen kann, wird irgendwann selbst ungeniessbar – sagt man. Glücklich, wer lernt, achtsam durchs Leben zu gehen und sich immer wieder Momente des Geniessens schenkt.

 

Glücksaufgabe

Welches (kleine) Ritual könntest du wöchentlich oder monatlich fest einplanen, um den Moment zu geniessen. Ob Kreativ-Morgen, Spaziergang, Spielabend oder Sportveranstaltung ist völlig egal – Hauptsache, das Ritual hilft dir, das Leben im Hier und Jetzt zu geniessen.

 

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Purer Luxus

Ohne Genussfähigkeit im Moment werden wir verbissen: Wer nicht genießt, wird ungenießbar.
Stef Gerber im Glücksbuch

Gut möglich, dass es den regelmäßigen Lesern meines Blogs schon aufgefallen ist: Ich bin eher so der Genießer-Typ. Kürzlich habe ich irgendwo gelesen: „Meine Liebessprache ist Essen.“ Das könnte ich durchaus auch unterschreiben.

Nur, manchmal ist das mit dem Genuss so eine Sache: Wie kann man bewusst genießen während die To-Do-Liste immer länger und länger wird? Oder: Wie kann ich auf Geniesser-Modus schalten, während der Rest der Familie in hektischer Betriebsamkeit feststeckt? Ich kann das tatsächlich. Was dann aber sofort zur nächsten Frage führt: Wie um alles in der Welt kann ich mir erlauben, zu genießen, während meine Frau noch so viel zu tun hat?

Da ich ja für mein persönliches Auftanken selbst verantwortlich bin, muss ich mir Genießer-Inseln schaffen, ganz unabhängig von der Hektik rund um mich herum. Ich darf mir auch mal Zeitung lesend ein Vollbad gönnen, während Frau und Kinder mit Haushaltsaufgaben beschäftigt sind. Versteht sich von selbst: Natürlich nur, wenn ich auch meinen Teil der Haushaltspflichten beigetragen habe.

Auf der anderen Seite darf ich mein Auftanken nicht vom Auftanken meiner Frau abhängig machen. Die tankt nämlich ganz anders auf als ich. Gerade neulich habe ich beobachtet, wie es ihr schon nach zehn Minuten Vollbad langweilig wurde. Während ich im Entspannungsmodus passiv auftanke (z.B. eben mit einem einstündigen Vollbad), ist für sie das Auftanken etwas aktives (beispielsweise Nähen).

Für uns und durch unsere Timeout-Weekends auch für viele andere Paare, war es ein Schlüsselmoment, zu entdecken und sich auch einzugestehen, dass wir unterschiedlich auftanken.

Immer wieder tanken wir aber auch gemeinsam auf: Ein gutes Essen in einem schicken Restaurant bedeutet uns beiden viel. Mindestens einmal im Jahr verreisen wir auch in einen Kurzurlaub. Hoch im Kurs ist dabei die gemeinsame Auszeit in einem Wellnesshotel.

Wenn wir etwas besonders zu feiern haben, darf es auch einmal ein Luxushotel sein. Wie dieses Jahr, als wir vier Tage im Lenkerhof, einem 5-Sterne-Haus im Berner Oberland, verbrachten. Man muss wissen: Der Lenkerhof ist nicht einfach ein gutes Hotel unter vielen. Der Lenkerhof ist die Adresse und wurde als beste Genusslocation der Schweiz auserkoren.

Mit anderen Worten: Luxus pur, wie wir ihn nicht jeden Tag erleben – eigentlich vorher noch nie erlebt hatten. Ein 15-Gang-Abendessen ist ja wahrlich nicht etwas alltägliches … Die Wellness-Oase, die gemeinsamen Spaziergänge, das Essen, die sympathischen Leute – wir haben unsere Auszeit sehr genossen.

Zurück im Alltag konnte ich nicht anders, als den Leuten von dieser Luxus-Auszeit zu erzählen. Zuerst etwas verhalten, dann zeigte ich einige Bilder und schlussendlich teilte ich meine Freude auch mit meinen Facebook-Freunden.

Ich hab mir dies jedoch gut überlegt: Darf man ohne schlechtes Gewissen solchen Luxus genießen und dann sogar noch andern davon erzählen? Vor allem: Darf man das, wenn man von Spenden lebt wie wir?

Fürs Auftanken sollte man sich nicht schämen müssen, darum erzähle ich auch davon.

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Liebeund ist bereits als Kolumne im Magazin Family erschienen.


Glücklich erfolgreich sein – weitere Inspirationen dazu finden Sie in meinem Glücksbuch!

Geniessen können

Wer nicht selbst geniesst, wird ganz schnell ungeniessbar.
(Quelle: Simplify your time)

Ich kann geniessen! Letzte Woche, zum Beispiel, genoss ich das, was das Leben so schön macht, ganz oft: Ein Mittagessen mit einem Freund am Bielersee, unser zwölfter Hochzeitstag, den wir mit einem wunderbaren kulinarischen und kulturellen Abend im Bäre Buchsi feierten, das feine Muttertagsmenü, das Erreichen eines Etappenzieles eines grossen Projektes, das Lesen eines tollen Buches… Und zu guter Letzt liess ich die Woche bei einem Glas Rotwein ausklingen.

Zum guten Umgang mit sich selbst gehört, dass man geniessen kann. Zeit für sich selbst – vielleicht mit anderen zusammen – aber nicht für andere, einfach für mich – „egoistische Zeit“. Natürlich soll mein Leben nicht einfach ständig um mich selbst drehen. Doch bei vielbeschäftigten, engagierten Menschen liegt die Gefahr öfters darin, sich nur noch um die Arbeit oder um andere Menschen (zum Beispiel die Kinder) zu drehen. Bewusst geniessen, ist eine Möglichkeit, sich selbst ernst zu nehmen, sich um sich selbst zu kümmern, damit man nicht ver-kümmert. Geniessen ist sehr individuell – was für mich ein Genuss ist, kann für einen anderen Stress bedeuten. Daher ist es wichtig, herauszufinden, wie ich geniessen, Energie tanken und einfach mal die „Seele baumeln lassen“ kann.

Massvoll geniessen

Ja, ich kann geniessen! Leider kam auch das Feedback meiner genussvollen Woche sehr direkt und ungeschminkt: Am Montagmorgen zeigte mein wöchentlicher Gewichtsindex steil nach oben. Damit mein Gewichtsindex nicht Woche für Woche in die Höhe schnellt, muss ich darauf achten, dass mein Geniessen massvoll bleibt.

Dies ist auch darum wichtig, weil geniessen nur dann wirklich „Genuss“ ist, wenn es nicht zur Selbstverständlichkeit wird. Das feine Gala-Dinner verliert seinen Reiz, wenn wir es jeden Mittag haben – so wird auch das Spezielle zum Gewöhnlichen, aus Genuss wird Selbstverständlichkeit.

Noch schlimmer ist, wenn aus Genuss eine Sucht wird. Was wir anfangs geniessen, kann bei übermässigem Konsum zur Selbstverständlichkeit und mit der Zeit sogar zur Sucht werden. Daher ist gut, wenn wir uns ab und zu fragen: Ist dies und das ein Genuss- oder vielleicht doch ein Suchtmittel für mich?

Ich liebe es, zu einem feinen Essen oder an einem gemütlichen Sommerabend im Garten ein Glas Rotwein zu geniessen. Da ich will, dass dies wirklich ein Genuss bleibt, verzichtete ich dieses Jahr während der Fastenzeit auf Alkoholkonsum. Es war gar nicht so einfach, denn es gab ganz viele Gelegenheiten in diesen sechs Wochen, zu denen ein Glas Rotwein eigentlich einfach dazu gehört hätte…

Geniessen – unbedingt! Aber bitte auch immer in gesundem Mass.

Ausgewogen geniessen

Ein zweiter Punkt scheint mir wichtig, wenn wir gut mit uns selbst umgehen wollen: ausgewogen – oder ganzheitlich – geniessen. Wir tun uns und unserem Körper einen Bärendienst, wenn Geniessen für uns nur mit „Kalorienzufuhr“ zu tun hat. Ideal ist, wenn wir mit unserem Geniessen unserem Körper, unserem Geist und unserer Seele etwas Gutes tun.

Diese verschiedenen Bereiche entsprechen drei Tanks, die alle auf ihre Weise immer mal wieder einen Tankfüllung brauchen.

Den emotionalen Tank füllen wir vielleicht im Zusammensein mit Freunden. Oder mit einem Vollbad. Oder einem Ausflug in die Berge.

Den geistigen Tank füllen wir in dem wir unserem Verstand Futter geben. Ich las kürzlich genussvoll die Biographie von Steve Jobs. Das war geniessen für den Geist.

Für den körperlichen Tank gibt es verschiedene Unterbereiche: Da sind die vernünftige Ernährung, genügend Schlaf, regelmässige Bewegung. Da komme ich immer mal wieder mit mir selbst in den Clinch: Schlafen, ja, das ist ein Genuss für mich. Essen auch – aber eben vielleicht nicht unbedingt die gesunde Ernährung. Und bei der Bewegung muss ich immer wieder herausfinden, wie ich lust- und genussvoll Sport treiben kann. Nicht selten erlebe ich, dass ich mir erst einen Ruck geben muss und dann auf dem Bike im Wald es wirklich geniessen kann, wenn ich meinen Körper fordere und der Schweiss mir übers Gesicht läuft.

Geniessen können ist wichtig! Darum ist es wichtig, zu wissen, wie wir geniessen können. Viel Freude beim Herausfinden und beim Geniessen!
Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Selbst“.