Eine reife Führungsperson werden

Ich habe schon viele Leadership-Konferenzen besucht, Bücher für Führungspersonen gelesen und mich im Coaching mit Fragen Rund um Führung beschäftigt.

Das alles gab mir immer wieder wertvolle Inspiration, frische Motivation und auch konkrete Anstösse für meine Leitungsaufgaben.

Doch macht es mich zu einer reifen Führungsperson? Nicht automatisch. Nur das „Konsumieren“ von wertvollem Content macht uns nicht zwangsläufig zu einer reiferen Person.

Reifen tun wir an der Praxis, nicht an der Theorie. Wissen erlangen wir durch Bücher, Konferenzen, Inputs … Doch Reife braucht zwingend diese Alltagserfahrungen, ein Übungsfeld, Erfolge und Niederlagen, die wir wiederum reflektieren können, damit unseren Erfahrungsschatz nähren und so – hoffentlich – beginnen zu reifen.

Das Praxisfeld als Bewährungsprobe: In der Theorie funktioniert vieles. Aber in der Praxis zeigt sich, was die Theorie wirklich „wert“ ist.

In einem Talk wurde ich neulich gefragt, was denn reifes Leadership für mich bedeutet. Im Gespräch habe ich diese Frage so beantwortet:

Für mich hat das vor allem mit ehrlicher Leiterschaft zu tun und bedeutet, dass ich auf der Bühne nicht etwas spiele, das ich nicht bin. … Was es braucht, damit man eine reife Persönlichkeit ist, ist Reflektiertheit:  sich immer wieder in die Stille zurückziehen, gute Leute um sich haben, die einem ins Leben reden können. Es ist schwierig, einem erfolgreichen Geschäftsmann oder Pastor – eigentlich egal in welchem Bereich – einen blinden Fleck aufzuzeigen.

Auch wenn ich etwas länger darüber nachdenke, bleibe ich bei dieser Antwort. Und es ist genau das, was ich eben nur in der Praxis erhalte: Erfahrungen sammeln und daraus lernen.

Anders gesagt: Etwas anpacken, Leute für eine Idee begeistern, eine Gruppe zum Erfolg führen, sich am Erreichten freuen, nächste Schritte gehen, scheitern – hinfallen -, wieder aufstehen, Neues ausprobieren …

Und dies alles nicht in wildem Aktivismus, sondern immer wieder reflektiert, von Freunden oder von einem Coach begleitet, aus Erfahrungen lernen, sich selbst bleiben – oder überhaupt erstmal seinen eigenen Stil finden.

All das bekomme ich nicht auf Konferenzen oder wenn ich versuche, einen meiner Leadership-Helden zu imitieren.

Und trotzdem sind Konferenzen und Vorbilder für mich unverzichtbar: Ich bekomme da frische Ideen, neue Inspiration und die Einladung, dies alles durch die Brille meiner eigenen Erfahrungen zu betrachten.

Erfolge, Fehler, Ideen, Konzepte … von anderen machen mich nicht zu einer reifen Persönlichkeit, aber sie können meinen Horizont weiten und mir Ansporn auf meinem Weg sein – hinfallen, aufstehen, ausprobieren, reüssieren, feiern – ein Schritt nach vorne, einer zurück.

Ich glaube, das Leben selbst lässt uns reifen – ganz allgemein als Persönlichkeit. Und als Führungspersönlichkeit im speziellen, wenn wir unsere Leitungsfunktion wahrnehmen, ehrlich bleiben, nichts vorspielen und uns zwischendurch am Wegrand niederlassen und unser Leiten reflektieren.

Unsere Gesellschaft – ob Politik, Wirtschaft, Kirche – wird leider noch zu oft von Menschen geprägt, die aus ihrer Funktion und Machtposition heraus führen – und nicht aus ihrer Reife.

Ich wünsche mir mehr reife Menschen.
Und mehr reife Führungspersönlichkeiten.

Glücksaufgabe

Reife ist kein schnelles Glück, aber es ist ein nachhaltiges Glück. Versuche aus deinen täglichen Schritten, aus allem Scheitern und aus allen Erfolgen, zu lernen: Sammle nicht bloss Theorie, lege dir ganz bewusst einen Erfahrungsschatz an!

Und sei ehrlich zu dir und zu anderen. Das befreit!

(Das Interview von Livenet mit mir zum Nachlesen und in voller Länge zum Anschauen.)

 

Vielfalt macht das Leben reich

Wow, was war das für eine Woche … Vier Tage auf dem Chrischona-Campus (Basel), wo ich als Moderator eine Konferenz mitgestalten durfte, dazwischen rasch zurück ins Seeland für eine weitere Talk-Moderation (Chäs, Brot, Wy – u mini Gschicht mit Gott) im mit 50 Besuchenden voll besetzten Begegnungszentrum H2. Ausgerechnet in dieser Woche war auch meine Frau an einer Geschichten-Woche als Puppenspielerin auswärts engagiert.

Richtig viel Adrenalin, schöne Begegnungen, spannende Inputs, Horizonterweiterung, Zuwachs meines Erfahrungsschatzes … Ich liebe es!

Und trotzdem bin ich froh, ist nicht jede Woche derart rasant. Das würde mir und unserem Familienleben nicht gut tun.

Denn die Bühne ist das Eine, die Alltagsverpflichtungen das Andere: Kursbesuch als Gemeinderat, Elternabend an der Schule unserer Tochter, Fussballtraining des Sohnes und überhaupt die ganze Betreuungsaufgabe, wo wir als Eltern auch mit Teenie-Kids immer noch gebraucht werden.

Und darum bin ich sehr dankbar für die wunderbare letzte Woche, aber auch dafür, dass ich diese Woche wieder viel näher an meinen Kids dran bin, sie spüre, mit ihnen den Alltag teilen kann und in ihrem Leben präsent bin.

Ich bin dankbar, dass ich beides habe. Vielfalt macht das Leben reich. Man könnte im Blick auf unsere Familie vielleicht auch sagen: Alles ausser gewöhnlich. Das ist nicht immer einfach, aber es ist das, wofür wir uns entschieden haben. Kreativ, vielfältig, intensiv, jeder Tag anders –  aussergewöhnlich eben.

Spielen mit der Vielfalt

An der besagten Konferenz letzte Woche gehörte unter anderem die beeindruckende Kirstine Fratz, Zeitgeist Forscherin, zu den Referenten. Es zeigt schon eine erfreuliche Offenheit, dass sich die 400 Konferenzteilnehmenden, mehrheitlich Pastoren und kirchlich Engagierte, mit der Frage auseinandersetzten, wie der Zeitgeist als Chance für die kirchliche Arbeit genutzt werden kann.

Zeitgeist ist, laut Kirstine Fratz,  ein temporäres Versprechen für ein gelungenes Leben. Im Grunde ist es also das, worauf wir unsere Hoffnung für Glück im Leben setzen.

Eindrücklich das von Fratz benutzte Beispiel des grünen Gemüse-Smoothie, der gerade stark en vouge ist und uns ein besseres Leben verspricht …

Kirstine Fratz lud uns ein, mit dem Zeitgeist zu spielen, ihn nicht etwa als Feind, sondern viel mehr als Chance zu entdecken. Ich meine, es ist nicht nur eine Einladung, es ist sogar unsere Pflicht – eigentlich unabhängig davon, in welchem Gebiet wir tätig sind: Wir müssen wissen, wovon sich die Leute ein gelungenes Leben versprechen, wenn wir ihnen eine Dienstleistung, ein Produkt oder auch eine Überzeugung näher bringen möchten.

Die Beschäftigung mit dem Zeitgeist, aber auch die weiteren Referate der Konferenz, wo wir über Introvertiertheit versus Extrovertiertheit und über Emotionalität in der Persönlichkeitsentwicklung nachdachten, unterstrich für mich nochmals: Vielfalt macht das Leben reich.

Oder wie es durch das Referat von Debora Sommer zum Ausdruck kam: „Gott muss Humor haben, dass er die Menschen als Intros und Extros geschaffen hat.“

Und beim  Global Leadership Summit diesen Sommer zeigte David Livermore auf, wie mit kultureller Intelligenz die Vielfalt der Menschen und Kulturen zum Gewinn für eine Organisation genutzt wird.

Wie so oft beginnt es damit, dass wir versuchen in den Schuhen des anderen zu gehen. Also uns, gerade als Führungsperson, in die Situation des Gegenübers versetzen, seine Sicht der Dinge verstehen lernen und dies als Bereicherung entdecken.

Wäre jeder Tag wie der vorherige und jeder Mensch wie der andere, wäre unser Leben zwar einfacher, aber bestimmt viel langweiliger.

Vielfalt macht das Leben reich!

Glücksaufgabe

Was macht dein Leben reich? Wo freust du dich an Vielfalt?

Einige sagen: Der Zeitgeist, das sind die anderen. Doch jeder hat „seinen Zeitgeist“, sein temporäres Versprechen für ein gelungenes Leben.  Wovon erhoffst du dir Glück und Erfüllung im Leben?