Wer bringt dich zum Blühen?

Wer andern eine Blume sät, blüht selber auf!
Verfasser unbekannt 

Das kennen wohl ganz viele: Nach den Sommerferien wartet ganz viel Arbeit auf einem. Da sind unzählige E-Mails, die gesichtet und beantwortet werden sollten, die Liste der „To-Do’s“ ist während der Abwesenheit länger und länger geworden und zwischen dem zu bewältigenden Arbeitsberg werden noch diverse Meetings angesetzt.

So ist es mir in den letzten Tagen auch ergangen und kaum nach den erholsamen Ferien spürte ich einen grossen Druck auf mir lasten und meine Life-Balance kam ziemlich rasch ins Ungleichgewicht. Ich bin nicht der Einzige damit. Wie oft hören wir in diesen Tagen den Satz: „Ja, die Ferien waren gut – ich habe aber schon wieder Ferien nötig.“?

Aufblühen im Alltag

Es kann doch nicht sein, dass wir uns kaum paar Tage oder Wochen zurück aus den Ferien schon wieder als Getriebene der Arbeit fühlen, gefangen im Hamsterrad. So stelle mindestens ich mir das Leben, das uns geschenkt wurde, nicht vor.

Und genau darum habe ich mir kürzlich schon am Morgen früh im Büro gesagt: So, ich hab zwar einen grossen Arbeitsberg vor mir und mein Nachbar ist auch gerade mit übermässig vielen Aufträgen beschäftigt, aber jetzt geh ich trotzdem auf eine Tasse Kaffee zu ihm. Das wird uns beiden gut tun. Und so war es auch.

Das obige Zitat vom Blumensäen und Aufblühen erinnert uns an die schöne Wahrheit, dass es uns selbst gut tut, wenn wir andere beschenken, ihnen Gutes tun. Anderen helfen hat auch einen heilsamen Aspekt für uns selbst. Ausprobieren erwünscht!

Ich will jedoch den Fokus noch auf etwas Anderes legen: Wir brauchen gute Gemeinschaft um aufblühen zu können. Wir brauchen andere Menschen, die uns gut tun. Ein Umfeld, in dem uns wohl ist, in dem wir nicht unter Druck stehen. Menschen, die uns auch zehn Tage nach den Sommerferien helfen, unsere Life-Balance im Auge zu behalten.

Wer sind diese Menschen in Ihrem Leben? Anders gefragt: Wer bringt Sie zum Blühen?

Manchmal ist es wichtig, trotz Hektik und Arbeitsbelastung – oder gerade wegen dieser Belastung ist es wichtig – die Strasse zu überqueren und mit unserem Nachbarn eine Tasse Kaffee zu trinken. Manchmal ist es wichtig, zum Telefon zu greifen und die Freundin im fernen Ausland anzurufen. Manchmal ist es wichtig, sich einer Person anzuvertrauen, die einem in der Persönlichkeitsentwicklung unterstützt. Manchmal ist es wichtig, sich mit Freunden zu einem gemütlichen Abend zu verabreden.

Eigentlich sind all diese Dinge nicht nur manchmal wichtig. Sind nicht Beziehungen das Wichtigste überhaupt in unserem Leben? Gestern Abend hat eine Frau erzählt, wie ein Todesfall in ihrer Familie sie brutal daran erinnert hat, dass es plötzlich zu spät ist für so vieles, das man eigentlich noch wollte. Was uns absolut wichtig ist, dürfen wir nicht auf später verschieben. Man weiss nie, wann es zu spät ist.

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Gesellschaft“.

Gemeinsam unterwegs

Was der Sonnenschein für die Blumen ist,
das sind lachende Gesichter für die Menschen.

Joseph Addison

Letzten Monat war ich als Gesprächsgast im NextGen in Biel eingeladen. Eine Gruppe von jungen Erwachsenen wollte sich zusammen mit mir einen Abend lang Gedanken zum Thema Berufung machen. Es wurde ein speziell schöner Abend: Schon das blosse Zusammensein mit dieser engagierten, im positiven Sinn kritischen Gruppe war eine freudige Sache – Inspiration pur.

Und was den Abend für mich zusätzlich besonders wertvoll machte, war der Themenkreis, um welchen sich unsere Gespräche drehten: Berufung, Lebensgestaltung, Gottesbeziehung und – was ganz besonders auch zum Lebensabschnitt der NextGener gehört: Liebe und Partnerschaft.

Die Begegnungen und Gespräche waren so inspirierend für mich, dass es mir schien, als würde die Zeit stillstehen. Und wahrscheinlich hätte ich mit diesen lebenshungrigen, motivierten jungen Menschen noch die ganze Nacht über Berufungsfragen diskutieren können – so sehr fasziniert mich dieses Thema.

Inspirierende Gemeinschaft

Ich bin immer wieder auf der Suche danach, was aus einer gewöhnlichen Gruppe von Menschen eine inspirierende Gemeinschaft macht. Darüber hab ich auch schon hier im Blog nachgedacht (z.B. im Artikel Kann man Gemeinschaft organisieren? oder in Look Up) und die vielen positiven und weniger positiven Erfahrungen zeigen mir: Inspirierende Gemeinschaft kann man nicht machen. Sie lebt – oder eben nicht.

Das tönt jetzt natürlich etwas resignierend, so als hätten wir die Sache mit ermutigender Gemeinschaft und tragfähigen Freundschaften überhaupt nicht in der Hand. Natürlich gibt es einige Elemente, die den Aufbau einer Gemeinschaft mit positiver, inspirierender Dynamik fördern – und solche, die gerade alles andere als förderlich sind. Und trotzdem: Nach meiner bisherigen Erfahrung bleibt es ein Geschenk, wenn eine solche Gemeinschaft entsteht und sich die einzelnen Teile der Gruppe gegenseitig beflügeln.

Aus dem eingangs geschilderten Beispiel lassen sich einige fördernde Elemente ablesen, die ich auch in ganz anderen Settings (z.B. in Ehevorbereitungs-Coachings) erlebt habe:

  • Das Treffen der Gemeinschaft hat einen Grund, der mich anspricht.
    Im Beispiel war es das Thema Berufung. Wenn meine Leidenschaft angesprochen wird, bin ich selbst hellwach dabei.
    Themen-/interessenorientierte Gemeinschaft hat deutlich höhere Chancen, inspirierend erlebt zu werden, als traditionsorientierte oder sogar Gemeinschaft aus Pflichtgefühl.
  • Die Leute, die sich da treffen, sind mir sympathisch.
    Wer trifft sich schon gerne mit Leuten, die er nicht mag? Es liegen uns einfach nicht alle Menschen gleich gut. Während wir mit den Einen stundenlang zusammen sein können und wollen, kostet uns Gemeinschaft mit anderen ganz viel Energie.
    Einer meiner Leadership-Vorbilder, Bill Hybels, fragt da: Stimmt die Chemie? Natürlich können wir das, besonders im Job, nicht immer auswählen. Und doch: Wenn der „Chemie-Faktor“ auch in Arbeitsteams höher gewichtet würde, wäre ganz bestimmt auch das Resultat ein besseres!
  • Abgeschlossene Projekte haben es einfacher.
    Da gibt es einen Interessenkonflikt: Tragfähige Gemeinschaft entsteht durch Langfristigkeit. Auf der anderen Seite sind Menschen motivierter und engagierter dabei, wenn es sich um ein abgeschlossenes Projekt handelt.
  • Die Gemeinschaft tritt sich auf Augenhöhe.
    Auch wenn der Eine vielleicht ein Experte auf dem Thema ist oder einen viel grösseren Erfahrungsschatz mitbringt, damit Gemeinschaft für alle beteiligte inspirierend ist, braucht es Begegnungen auf Augenhöhe. Das heisst: Besserwisser, Dauerschwätzer oder Ewignörgler sind nicht wirklich förderlich.

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Gesellschaft“.

Look Up

Individualismus bedeutet heute, daß man alles tut,
was alle anderen tun – bloß einzeln.

Rock Hudson

32 Millionen Klicks in nur zwei Wochen – das muss man zuerst mal hinkriegen. Gary Turk hat das mit seinem Kurzfilm Look Up geschafft. Ironischerweise verbreitet sich dieser Film dank den Social Medias innert Kürze rund um den Globus, obwohl darin genau diese Form der Kommunikation angeprangert wird. Neben ganz viel Zustimmung erntet Gary Turk dafür auch jede Menge bissige Kommentare und 1’000e „Don’t likes“.

Tatsache ist: Was von so vielen Menschen angeschaut und geteilt wird, muss eine gewisse Relevanz haben. Das Thema beschäftigt, wir merken scheinbar alle, dass uns Erfindungen wie Smartphones und Social Medias weder smarter noch sozialer machen. Und trotzdem: Bitte verteufeln wir diese Dinge nicht. Der geniale und schöne Videoclip Look Up ist der beste Beweis dafür, dass dank diesen neueren Technologien auch gute Botschaften viel einfacher und mit weltumspannender Reichweite verbreitet werden können.

Zurück in die Steinzeit oder zur Rauchzeichen-Kommunikation, kann daher weder das Ziel vom Filmemacher Gary Turk noch der Rat von einem Life-Balance Coach sein. Einmal mehr gilt es, einen guten und sinnvollen Umgang mit Smartphones, FacebookCo. zu lernen.

Leben im Netz – und darüber hinaus

Ich habe nämlich auch schon erlebt, dass die Social Medias einen sozialen Beitrag leisten können: Wenn es dank Kontakten im Netz zu Begegnungen im wirklichen Leben kommt oder Freundschaften dank den zeitgenössischen Technologien auch über grosse Distanzen gepflegt werden können.

Meine schönste Erfahrung dazu: Letzten Spätsommer lernte ich via Businessplattform XING einen Geschäftsführer der Region kennen. Bald darauf kam es zu einem spontanen Kennenlern-Apéro. Eine spannende Freundschaft entwickelte sich. Kürzlich, am Ostermontag, sassen wir dann als Familien zusammen. Nach dem Essen verbrachten wir Erwachsenen einen schönen Nachmittag mit einem Brettspiel, während die Kids sich auf dem Spielplatz austobten. Was für ein entspannter Nachmittag, was für inspirierende Begegnungen.

Solche Begegnungen finden im richtigen Leben statt – nicht vor dem PC oder dem Smartphone. Und doch: In diesem Fall sind sie genau darum möglich geworden, weil ein erster Kontakt über die neuen Medien hergestellt wurde.

Darum rufe ich nicht zu einem Boykott von XING, Facebook & Co. auf. Sicher nicht. Aber ich will unseren unreflektierten Umgang damit in Frage stellen. Wo sind die Social Medias und die dazugehörenden Technologien das, was sie sein sollten – nämlich Hilfsmittel? Und wo sind sie mehr als das? Wo vertreiben wir uns die Zeit im Netz statt Beziehungen im wirklichen Leben zu gestalten?

Auch wenn das Zitat oben aus einer Zeit vor Facebook und Smartphones stammt, gefällt es mir sehr gut: Wir tun alle dasselbe, aber jeder für sich alleine. Und dem sagen wir dann Individualismus. Im Film Look Up gibt es dazu eine schöne Szene: Da bestaunt jemand ein wunderschönes Panorama und muss es natürlich sofort mit seinen Freunden teilen – auf einem sozialen Netzwerk. Nur schade, dass die Person im wirklichen Leben alleine vor der herrlichen Naturkulisse steht.

Lassen wir es doch zu, dass dieser gute Kurzfilm unseren Umgang mit den sozialen Medien in Frage stellt:

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Gesellschaft“.

Kann man Gemeinschaft organisieren?

Gross zu sein, hat uns allerdings auch nicht immer gutgetan,
tut eigentlich keiner Kirche besonders gut.
Gottfried Locher (im Interview Protestanten sind Meister im Entzaubern)

Wir Menschen sind für die Gemeinschaft gemacht. Anders gesagt: Wir brauchen andere Menschen um uns positiv (weiter)entwickeln zu können.

Nun beschäftigt mich aber als Leiter einer unkonventionellen Kirche seit 15 Jahren die Frage, ob man Gemeinschaft organisieren kann. In vielen Kirchen wird der Wert der Gemeinschaft grossgeschrieben. Und darum beginnt man, Gruppen zu organisieren: Interessensgruppen, Hauskreise, Freiwilligenteams, Kleingruppen…

Meine Erfahrung dabei ist eher frustrierend als motivierend. Denn: Die beste Gemeinschaft erlebe ich immer wieder bei natürlichen Treffen mit Freunden – und nicht in organisierten Gruppen.

Ohne Organisation geht es nicht

Die Lösung scheint auf den ersten Blick naheliegend: Organisieren wir einfach nichts mehr. So verlockend das sein mag, so sehr gibt es auch da Gefahren: Einerseits sollen Kirchen und ähnliche „Gemeinschaften“ ein Ort sein, an dem auch Menschen getragen werden, die sonst durch die sozialen Netze fallen würden. Und zum Anderen braucht selbst eine lebendige Freundschaft ein Mindestmass an Organisation.

Wenn ich die Gemeinschaft mit meinen Freunden in Süddeutschland so sehr schätze, aber nie Zeit und Raum schaffe, um diese Freundschaft zu pflegen, bleibt es eine imaginäre Gemeinschaft. Freundschaften leben von gelebter Gemeinschaft – und nicht nur von der Idee, sich bei Gelegenheit einmal zum Essen zu verabreden. Und wenn es schon bei natürlichen Freundschaften nicht ganz ohne Organisation geht, wie viel mehr braucht es da organisatorisches Geschick, wenn Gemeinschaft in einer Kirche lebendig gehalten werden soll.

Institutionalisierung tötet Gemeinschaft

Nun ist aber genau das die grosse Kunst und Herausforderung: Sobald wir eine anfänglich vielleicht sehr lebendige Gemeinschaft, möglicherweise sogar entstanden aus einem spontanen Treffen, institutionalisieren, ist das Scheitern praktisch vorprogrammiert. Was einmal gut und inspirierend war, bleibt nicht automatisch durch unzähliges Wiederholen immer noch gut und inspirierend. Institutionalisierte Gemeinschaft nützt sich mit der Zeit ab.

Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich das obige Zitat von Gottfried Locher studierte. Institutionelle Grösse tut einer Kirche nicht wirklich gut. Oder stellt mindestens eine grosse Herausforderung dar. Denn: Je grösser eine Organisation ist, desto schwerfälliger wird sie als Institution. Und solche träge Institutionen werden es schwer haben, gelebte Gemeinschaft zu ermöglichen.

Gemeinschaft offen organisieren

Diese Woche bin ich über folgende Zeilen gestolpert. Aus meiner Sicht könnte das von Tony Jones vorgestellte Konzept ein guter Lösungsansatz sein, wie Gemeinschaft offen organisiert werden könnte:

Jones regt eine „Wikichurch“ an, also eine nicht hierarchisch strukturierte Glaubensgemeinschaft, zu der jede/r etwas beitragen kann. Konkret empfiehlt er die Organisationsstruktur des „open-source network“. Dabei tritt die gegenseitige Kommunikation ins Zentrum der Aufmerksamkeit. …

Freimütig räumt Jones ein, dass es bei einer solchen Organisationsstruktur zu Fehlern kommen kann (wie bei Wikipedia). Doch erscheint ihm die Gefahr der Erstarrung wie in den bisherigen Kirchen bedrohlicher.
(Quelle: Praktische Theologie, Christian Grethlein)

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Herzlichkeit leben

Brigitte & Stefan Gerber alleine in der Gondelbahn

Freundlichkeit ist eine Sprache, die Taube hören und Blinde sehen.
Mark Twain

Zum Startschuss in die Wintersaison erhielten wir letzte Saison vom Betriebsleiter einer Bergbahn eine schöne Anfrage: Er wünschte für seine 50 Mitarbeitenden im Skigebiet eine Herzlichkeitsschulung. So machten wir uns erwartungsvoll auf die Reise in die Innerschweiz und kamen nach abenteuerlicher „Selbstbedienungs-Gondelbahnfahrt“ an der Bergstation an, wo das Personal bereits versammelt war und nun von uns zu einem herzlichen Umgang mit den Gästen motiviert wurde.

Brigitte & Stefan Gerber alleine in der Gondelbahn

Herzlichkeit – oder mindestens Freundlichkeit – ist ein zentraler Wert im Dienstleistungssektor. Mark Twain hat recht, wenn er mit obigem Zitat unterstreicht, dass Freundlichkeit eine Sprache ist, die alle verstehen. Doch: Alle verstehen die Sprache der Freundlichkeit und trotzdem bekommt man – als Kunde, Gast oder auch einfach als Teil unserer Gesellschaft – hin und wieder den Eindruck, dass einige Zeitgenossen in der Sprache der Freundlichkeit nicht wirklich sprachgewandt sind. Der Schluss liegt nahe, dass zwischen Verstehfähigkeit und Ausdrucksfähigkeit ein Loch klafft.

Da dreiviertel von uns in irgendeiner Form im Dienstleistungssektor arbeiten und wir alle unabhängig vom Job mit anderen Menschen zu tun haben, können wir möglicherweise auch eine Herzlichkeitsschulung brauchen. Was haben wir also den Mitarbeitenden im Skigebiet mitgegeben? Wieder einmal bot sich unsere Luege, Lose, Loufe-Strategie an.

Luege – Ich nehme den Mitmenschen wahr

Der erste Schritt der Strategie ist so simpel, dass es schon fast peinlich ist, es erwähnen zu müssen: „Häreluege“ (Hinschauen) und wahrnehmen, dass da ein Kunde ist.
Es ist doch das Normalste, dass ich als Kunde davon ausgehen darf, dass ich im Restaurant vom Servicepersonal gesehen werde. Doch wie oft passiert es uns im Alltag, dass wir uns fast entschuldigen müssen, wenn wir etwas bestellen wollen?

  • Egal wo: Als Kunde ist mein erster Wunsch: Ich möchte wahrgenommen werden!

Und natürlich spielt genau dies auch eine wichtige Rolle in unserem alltäglichen zwischenmenschlichen Umgang: Wenn wir unseren „iDings“ mehr Aufmerksamkeit schenken als unserem realen Gegenüber, sollten wir dringend mit diesem ersten Schritt beginnen, aufschauen und feststellen: Ah, da gibt es ja noch echte Menschen – im Zug, in der Fussgängerzone, im Wohnquartier…

Lose – Ich nehme das Anliegen ernst

Hier geht es um die Analyse: Was sind die Bedürfnisse des Gastes? Im zwischenmenschlichen Umgang und in Freundschaften sprechen wir kaum von Analyse, doch das Prinzip gilt auch hier.

  • Mein zweiter Wunsch ist nämlich: Ich will gehört werden. Ich wünsche mir, dass mein Anliegen ernstgenommen wird.

Dabei müssen wir unser Gehör schulen. Richtig zuhören ist eine Kunst!

Loufe – Ich stellen den Kunden zufrieden

Jetzt ist unser lösungsorientiertes Handeln gefragt.

  • Mein dritter Wunsch ist schliesslich, dass ich als Kunde zufriedengestellt werde.

Auch wenn wir Freunde ganz bestimmt nicht als Kunden behandeln sollten, gelten auch da dieselben Prinzipien: Den Menschen wahrnehmen, seine Anliegen ernstnehmen und Engagement zeigen.

Doch eigentlich beginnt die „Luege, Lose, Loufe“-Strategie ganz an einem anderen Punkt. Darüber nächste Woche in meinem Blog.

 

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Gemeinsam packen wir's!

Oh, I get by with a little help from my friends
Mm, I get high with a little help from my friends
Mm, I’m gonna try with a little help from my friends
The Beatles (With A Little Help From My Friends) 

Als ich über den Umstand nachdachte, dass jetzt, Mitte Januar, schon wieder die meisten Neujahrsvorsätze gescheitert sind, kam mir dieser Beatles Song in den Sinn. Mir ist vor allem die Joe Cocker Version von Whit a little help from my friends bekannt. Der Song handelt von verschiedene Lebenssituationen und mündet immer wieder in den oben zitierten Refrain, der uns daran erinnert, dass wir es gemeinsam schaffen können: „Oh, ich schaff’s mit bisschen Hilfe meiner Freunde. Mm, fühl mich gut mit etwas Beistand meiner Freunde. Mm, sollte es probieren mit ein wenig Unterstützung meiner Freunde.“

Damit unsere Vorsätze und Ziele nicht schon im Vornherein zum Scheitern verurteilt sind, sehe ich vor allem zwei Schlüssel, die uns die Tür zum Erfolg öffnen können:
1. Motivierende Ziele
2. Kraft der Gemeinschaft

Ziele, die uns motivieren und Freunde, die uns anfeuern

Ganz viele Vorsätze und Ziele – wahrscheinlich sind es die meisten – sind nicht wirklich motivierend. Entweder sind sie uns von einem Chef ohne unsere persönliche Mitsprache überstülpt worden, oder aber sie sind auf Defizite fokussiert. Und wenn ich mich gedanklich mit dem beschäftige, was nicht gut ist, motiviert mich dies nicht gerade spürbar. „Ich muss die überzähligen Kilos verlieren!“ oder: „Ich will mich im neuen Jahr unbedingt mehr bewegen!“ sind alles gut gemeinte Vorsätze, aber sie führen uns kaum ans Ziel, weil sie nicht motivierend sind.

Das mit der Motivation ist etwas komplizierter. Die intrinsische Motivation (also die Motivation, die wir quasi in uns tragen) ist unheimlich stark und zu vielem fähig – selbst bei widrigen Umständen, doch ihre Charakteristik ist eben gerade, dass man sie nicht aufzwingen oder durch gutes Zureden heraufbeschwören kann: Intrinsische Motivation hat mit dem zu tun, was uns aus eigenem Antrieb motiviert. Nicht weil es andere gut finden, nicht weil es im Trend ist, nicht weil der Verstand es uns sagt.

Der zweite Schlüssel ist etwas einfacher – und lässt sich daher wie gesehen auch gut in einen Song verpacken: Wenn ich es nicht alleine versuche sondern mir Unterstützer zur Seite stelle, steigen die Chance zum erfolgreichen Umsetzen eines Zieles in die Höhe. Ganz nach dem Motto: „Was ich alleine nicht schaffe, schaffen wir gemeinsam.“ Schon nur einem Freund die eigenen Ziele und Vorsätze bekanntzugeben, ist sehr kraftvoll. Wenn wir ihn dann auch noch bei der Umsetzung einbeziehen können, ist der Erfolg schon fast greifbar.

Während der pauschale Vorsatz „Mehr Sport“ für mich keine intrinsische Motivation enthält, motiviert mich die Möglichkeit, Unihockey zu spielen sehr. So habe ich mich vor etwa einem Jahr einer Gruppe angeschlossen, in der wir uns wöchentlich zum gemeinsamen Spiel treffen. Nun kann ich beide Schlüssel zum Erfolg kombinieren und die Kraft der Gemeinschaft sowie die intrinsische Motivation nutzen, um mich mehr zu bewegen.

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Chips oder Brokkoli? – oder beides?

Es ist besser, mit guten Freunden Chips zu futtern,
als alleine Brokkoli zu essen.
John Ortberg

Anfangs dieser Woche hatte ich die Gelegenheit, mit meinem Vater und meinem Bruder in die Berge zu fahren. Wir genossen zwei wunderschöne Skitage. Besonders am frühen Morgen, als die Pisten noch leer waren, gab es für uns leidenschaftliche Skifahrer kein Halten mehr: Noch bevor die Bergbahn um 8.15 Uhr ihren Betrieb aufnahm, standen wir bei der Talstation bereit um dann, endlich oben angekommen, in hohem Tempo grosse Kurven in den Schnee zu ziehen. Es war herrlich.

Zu einem solchen Papa-Söhne-Trip gehört es natürlich auch, dass wir uns abends in einem Restaurant kulinarisch verwöhnen liessen. Da spielte sich an einem Abend vor unseren Augen eine sehr skurrile Szene ab: Während wir die Gemeinschaft genossen und zusammen lachten, sassen im Speisesaal verteilt etwa sechs Männer, die alle für sich alleine an einem Tisch sassen und mehr oder weniger leidenschaftlich in ihrem Brokkoli herumstocherten. (Kein Witz: Das Zitat oben könnte nicht passender sein: Die Herren bekamen tatsächlich Brokkoli serviert!)

Es gehört ja beides zu einem gesunden Leben: Freundschaften pflegen, Gemeinschaft geniessen, aber eben auch Momente des Rückzugs, der Stille, des Alleinseins, ja, in einem guten Sinn auch Momente der Einsamkeit. Wer sich alleine nicht aushält, ist auch in der Gemeinschaft kaum auszuhalten. Doch diese Männer im Speisesaal sahen nicht wirklich so aus, als würden sie gerade das Alleinsein geniessen. Da sassen zwei Männer Rücken an Rücken – und der Betrachter dieser Situation bekam den Eindruck nicht los, dass es sich hier eher um eine unfreiwillige, vielleicht sogar quälende Einsamkeit als um einen selbstgewählten Rückzug in die Stille handelte.

Befristete, selbstgewählte Einsamkeit kann etwas Heilsames haben. In der Stille begegne ich mir und vielleicht auch meinem Schöpfer. Ich kann mein Alltagsleben reflektieren und in der Ruhe neue Kraft tanken.

Doch alleine durchs Leben zu gehen, ohne Freunde an der Seite, ohne Gemeinschaft, ist eine ungesunde Sache. Im empfehlenswerten Buch Jeder ist normal, bis du ihn kennen lernst von John Ortberg habe ich das obige Zitat gefunden. Ortberg schreibt darin zu einem Harvard-Forschungsprojekt im Zusammenhang mit Beziehungen folgende Zeilen:

Die Forscher fanden heraus, dass Menschen, die am stärksten von anderen isoliert lebten, eine dreimal so hohe Sterblichkeitswahrscheinlichkeit hatten wie Menschen, die intensiv in Beziehungen eingebunden waren.

Menschen mit ungesunden Lebensgewohnheiten (Rauchen, schlechte Essgewohnheiten, Fettleibigkeit oder übermässiger Alkoholgenuss), die aber sozial stark eingebunden waren, lebten deutlich länger als Menschen mit einem gesunden Lebensstil, die aber einsam lebten.

Oder eben: „Es ist besser, mit guten Freunden Chips zu futtern, als alleine Brokkoli zu essen.“ Ich bin dankbar, habe ich ein paar Freunde, mit denen ich Chips futtern kann. Aber mit Freunden schmeckt sogar der Brokkoli gut.

 

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Haben Sie Freunde?

Zwei Freunde müssen sich im Herzen ähneln,
in allem anderen können sie grundverschieden sein.

Sully Prudhomme

Haben Sie Freunde? – Was für eine Frage. Wir sind doch alle ständig umgeben von anderen Menschen, bestimmt haben wir da doch auch den einen oder anderen Freund. Hm, wirklich?

Mit etwa 20 Jahren hatte ich ein spezielles „Einsamkeitserlebnis“. Ich wollte mit einem Freund einen Skitag verbringen. Doch dieser „Freund“ war nicht da. Ich hatte keinen solchen Freund, der mich hätte begleiten können. Also fuhr ich alleine ins Wallis und verbrachte einen doch eher einsamen Tag auf den Skipisten (wenigstens konnte ich mein eigenes Tempo fahren und verbrachte die Zeit auf der Piste nicht mit warten – aber das war irgendwie ein schwacher Trost).

Es ist nicht so, dass ich damals niemand kannte, der gerne Ski fährt. Im Gegenteil: Ich hatte in dieser Phase meines Lebens mit vielen Menschen zu tun, gründete verschiedene Vereine, organisierte Camps und Events, sprach an der 1.-August-Feier in meinem Dorf, schloss meine Banklehre erfolgreich ab…

Was ich sagen will: In diesem Jahr war ich sehr beschäftigt und hatte auch zig „Kollegen“. Aber das Pflegen von Freundschaften blieb auf der Strecke. Ich hatte viel für und mit anderen Menschen getan, aber es blieb kaum mehr Zeit, ein Freund zu sein.

Facebook-Freunde sind zu wenig

Manchmal wünschte ich mir eine „Gang“, mit der ich um die Häuser ziehen könnte. Bei anderen konnte ich solche Freundschaften beobachten: Da war einfach klar, dass man Weekend für Weekend etwas gemeinsam unternehmen würde. Das hatte ich nie. Eine solch zeitintensive Freundschaft passte damals nicht zu meinem Lebensentwurf und würde heute, mit Familie, erst recht nicht passen.

Die Intensität einer Freundschaft hängt jedoch nicht davon ab, wie viel Zeit man miteinander verbringt. Ich kann jederzeit mit anderen im virtuellen oder realen Raum rumhängen und doch keine intensive Beziehung pflegen. Viele Kollegen (oder Facebook-Freunde) zu haben, heisst noch lange nicht, dass man auch einen wahren Freund hat. Einer, der nicht nur die Zeit mit einem verbringt, sondern auch das Leben (oder in Anspielung auf das eingangs erwähnte Zitat: das Herz) mit einem teilt.

Auch heute wünschte ich mir, eher mehr als weniger Zeit für die Freundschaftspflege zu haben. Zum Glück leben meine paar wertvollen Freundschaften nicht davon, wie häufig wir uns sehen. Zu spüren, dass wir, trotz eher wenig Berührungspunkten im täglichen Leben, einander wichtig sind, uns für einander interessieren, uns unterstützen, ermutigen und uns auch mal getrauen, eine kritische Frage zu stellen, bedeutet mir viel.

Wenn Sie einen Skitag einlegen wollten, wen würden Sie mitnehmen? Und würden Sie sich auf dem Sessellift auch Persönliches (aus der Herzgegend) anvertrauen?

Anders gefragt: Haben Sie Freunde?

 

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  • Ein erfülltes Leben in Balance ist kein Zufallsprodukt. Um das Leben aktiv zu gestalten, müssen die Weichen entsprechend gestellt werden.
    Haben Sie schon definiert, was in Ihrem Leben welche Priorität haben soll? Wir unterstützen Sie gerne in diesem Prozess: Unsere Coachingangebote
  • Ältere Blogartikel zum Thema Freundschaft: Allein geh ich ein und Freunde tun gut
  • Sie sagen, mir fehlt die Zeit für Freundschaften? Wie wärs mit unserem Motivationstag Mehr Zeit?
  • Angebot für Freundinnen: Besuchen Sie gemeinsam unser Timeout-Weekend für Frauen.

 

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Freunde tun gut

Der einzige Weg, Freunde zu haben, ist Freund zu sein.
Aristoteles

Letzten Sonntag starteten wir mit den gms Matinées zum Thema „z’friede läbe“ (zufrieden leben). Seit langem habe ich mich auf diese Themenserie gefreut. Einerseits, weil wir seit vier Jahren erstmals wieder solche gms Matinées veranstalten und anderseits, weil mir das Thema sehr viel bedeutet.

Wer will schon nicht zufrieden leben? Jeder will das doch! Jeder will, …

  • mit seinen Fähigkeiten etwas schaffen, das ihn erfüllt (Zufrieden in der Arbeit).
  • die Geborgenheit in Partnerschaft und Familie erleben (Zufrieden in der Liebe).
  • Teil einer ermutigenden Gemeinschaft sein (Zufrieden in der Gesellschaft).
  • sich körperlich, seelisch und geistig fit fühlen (Zufrieden mit sich selbst).
  • einen Sinn in seinem Dasein erleben (Spiritualität).

Während uns der erste Bereich, die Arbeit, wie von selbst in Beschlag nimmt, braucht es für die Familie schon etwas mehr bewusstes Engagement. Doch auch da, vor allem wenn wir Verantwortung für Kinder tragen, sind wir oft automatisch stark involviert und müssen dafür schauen, dass alles am Laufen bleibt.

Um ein gesundes Leben in Balance zu führen, brauchen wir aber eine Ausgewogenheit in allen fünf Lebensbereichen. Viele Menschen verpassen es, gut zu sich selbst zu schauen. Es gibt so Vieles, das getan werden muss, dass der gute Umgang mit sich selbst oft zu kurz kommt.

Viel zu oft wird leider auch der Bereich Gesellschaft stiefmütterlich behandelt. Das soziale Leben wird auf den Gebrauch von sozialen Medien reduziert. Aus eigener Erfahrung und aus dem Beobachten von anderen Menschen weiss ich, dass gerade das Thema Freundschaften pflegen in den Hintergrund gerät, wenn zu viele Herausforderungen im Bereich Arbeit und/oder Familie unsere volle Konzentration fordern. Anfangs, wenn wir uns in Arbeit und Familie zurückziehen, sind da möglicherweise noch paar Freunde, die sich gegen unseren Rückzug auflehnen. Doch mit der Zeit entwickelt sich das Ganze zu einem Bumerang: Wenn wir Freundschaften vernachlässigen und uns keine Zeit dafür reservieren, werden wir eines Tages auch keine Freunde mehr haben. Während der Chef uns regelmässig daran erinnert, dass wir unsere Arbeit zu tun haben, und die Kinder unsere volle Aufmerksamkeit einfordern, verabschieden sich unsere Freunde still und langsam, wenn wir sie immer wieder auf später vertrösten.

Das obige Zitat trifft den Punkt: Wenn du Freunde haben willst, dann pflege Freundschaften!

Dabei spielt die Quantität oft eine viel kleinere Rolle als die Qualität. Ich habe einige für mich sehr wertvolle Freundschaften. Menschen, die mir viel bedeuten. Einige von ihnen wohnen leider nicht gerade in der Nähe. Wir sehen uns nicht sehr häufig. Doch wenn wir uns sehen, sind es für mich ganz wertvolle und oft auch tiefe Momente.

Diese Woche war ich zum Beispiel an einer Konferenz in Stuttgart. Bei solchen Tagungen geniesse ich es, abends noch mit eben solchen Freunden zusammen sein zu können.

Oder eine andere Freundschaft, die uns als Familie viel bedeutet: Seit vielen Jahren feiern wir zusammen Silvester. Anfangs noch ohne Kinder, dann mit Babys und jetzt, wo die fünf Kinder auch langsam zu Geniesser werden, finden unsere Silvesterabende wieder in etwas gemütlicherem Rahmen statt.

Freundschaften brauchen Pflege. Darum geh ich heute abend mit einem Freund an den Hockeymatch. Und was tun Sie, damit Freundschaften in Ihrem Leben nicht zu kurz kommen?

 

Aktuell: Heute im Bieler Tagblatt: Artikel Wer nicht träumt, der nicht gewinnt. Mit Tipps von mir zu einem zielgerichten Leben in gesunder Balance.

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichGesellschaft“.