Arbeit, die krank macht

Arbeit um der Arbeit willen ist gegen die Natur.
John Locke

Gerade erreicht mich auf meinem Smartphone die Nachricht, dass im November die Arbeitslosenquote in der Schweiz leicht gestiegen ist. Wie passend. Wollte ich doch hier Fragen, welchen Wert Arbeit für uns hat. Hat Arbeit einen Selbstzweck? Was bedeutet Arbeit für einen überforderten Arbeitnehmer oder für einen ausgelasteten Arbeitgeber – und was für einen Arbeitslosen?

Wer sich Tag für Tag abmüht in einem Job, der ihm nicht wirklich entspricht, der ihn nicht erfüllt oder in dem er entweder dauerhaft unter- oder überfordert ist, wird wahrscheinlich dem obigen Zitat ohne zu zögern zustimmen. Und vielleicht würde er sogar ergänzen und sagen: „Jawohl, Arbeit um der Arbeit willen ist gegen die Natur – und macht krank.“

Demgegenüber besteht die Gefahr, dass der Arbeitslose genau darum krank wird, weil er gar keine Arbeit hat. Dieser würde vielleicht sagen: „Lieber Arbeit um der Arbeit willen als gar keine Arbeit!“

Fakt ist: Die Arbeitslosenquote ist in unserem Land zum Glück tief. Natürlich mag das für den Direktbetroffenen ein schwacher Trost sein, trotzdem bleibt es eine gute Nachricht, dass die Chance eine Arbeit zu finden für die allermeisten intakt sind.

Fakt ist auch: Die Zufriedenheit im Job, mindestens die resignative Zufriedenheit, also so etwas wie das Schätzen von dem, was man hat, weil man ja dankbar dafür sein sollte, ist in unserem Land enorm hoch.

Fakt ist aber auch: Rund ein Drittel der Arbeitnehmer ist „am Anschlag“ – überlastet, häufig oder sehr häufig gestresst und in oder am Rand einer emotionalen Erschöpfung.

Arbeit – und dabei vor allem die Arbeit um der Arbeit willen – kann krank machen!

Job oder Berufung?

Glückliche Menschen erleben Sinnerfüllung in ihrer Tätigkeit, das sagt die Glücksforschung. Und das hat gestern Abend auch mein Talk-Gast erzählt, als er, ein ehemaliger Oberst und pensionierter Lehrer, auf sein Berufsleben zurückblickte: „Wenn ich dort, wo ich mich engagiert habe, Sinn erlebte, habe ich mehr zurückerhalten, als ich gab.“

Und: „Ich habe mein Lehrersein als Berufung und nicht als Job betrachtet.“ Nicht bloss einen Job erfüllen, sondern immer das Gegenüber, ob die Kinder in der Klasse oder die Offiziere im Militär, wertschätzen und fördern, darin hat mein Talk-Gast Sinnerfüllung erlebt.

Arbeit um der Arbeit willen ist also tatsächlich zu wenig. Für nicht wenige würde es wahrscheinlich heissen: Arbeit um der Ferien willen. Auch das ist mir persönlich zu wenig. Wenn Arbeit nur da ist, um meine Ferien und natürlich ganz generell meinen Lebensunterhalt zu finanzieren, ist sie noch kein wirklicher Beitrag zu meiner Lebenszufriedenheit.

Die Frage ist, ob wir in unserer Arbeit aufblühen, Sinn erfahren und so der Beruf tatsächlich zur Berufung wird. Oder gehen wir einfach einem Job nach? Weil man ja eben doch etwas tun muss, damit die nächsten Ferien abbezahlt werden können. Es gibt noch eine dritte Variante: Bastle ich an meiner Karriere um möglichst schnell die Leiter hochzusteigen, von der ich mir Prestige, Geld, Ansehen und vielleicht sogar Erfüllung erhoffe?

Ich hab hier schon vor paar Wochen mit derselben direkten Frage einen Artikel beendet, aber weil dies am Ende die grosse Frage der sinnerfüllten Tätigkeit ist, hier nochmals ganz simpel: Liebst du, was du tust?

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Arbeit“.


Mehr dazu, wie Sie Ihre Berufung finden können, lesen Sie in Glück finden – hier und jetzt.

 

 

Talent und Passion ausleben

Der schönste Dank für Gottes Gaben besteht darin, dass man sie weitergibt.
Michael von Faulhaber

Haben Sie Freude an Ihrem Job? Anders gefragt: Mit welchen Gefühlen und mit wie viel Energie steigen Sie an einem Arbeitstag aus dem Bett? Freuen Sie sich auf einen Tag, an dem Sie wiederum Ihre Stärken ausleben können? Oder langweilt Sie schon früh morgens der Gedanke ans Büro?

Wir verbringen 40 und mehr Stunden pro Woche an unserem Arbeitsplatz. Bei vielen ist das mehr Zeit, als sie Zuhause sind – mind. wenn man die Schlafzeit abzieht. Da wäre es schon von Vorteil, wenn diese Zeit nicht nur aus Ärger, Stress und Frust bestünde.

Tatsache ist, dass viele sich über ihre Arbeit – oder noch viel häufiger – über ihren Arbeitgeber beklagen. Das find ich schade: Das Leben – auch das Arbeitsleben – hat mehr zu bieten, als 40 qualvolle Stunden, die als einzigen Lichtblick im Tunnel die Aussicht aufs nächste Weekend haben.

Was bringst du in die (Arbeits)Welt?

Dieser Meinung ist auch Martin Cordsmeier, der kürzlich im Stellenmarkt-Interview seine Organisation millionways vorstellte. Sein Leitgedanken: Menschen sollen sich nicht in Jobprofile einpassen, sondern gemäss ihren Talenten vernetzen.

Es kann ja nicht das Ziel sein, dass wir alle mit besonderen Gaben, Talenten und Leidenschaften zur Welt kommen und uns im Verlauf des Lebens so stark anpassen, dass wir zwar nirgends mehr anecken, aber auch nichts Persönliches in die Welt bringen.
Martin Cordsmeier

Vielleicht ist es das Hirngespinst von so Idealisten und Visionären wie mir – und wie Cordsmeier auch einer zu sein scheint, doch so lange dieser Traum noch Energie in mir freisetzt, will ich mich für eine solche Welt engagieren: Eine Welt, auch Arbeitswelt, in der jeder Mensch gemäss seinen Leidenschaften, Stärken und Möglichkeiten sein Persönliches zum grossen Ganzen beitragen kann.

Natürlich kann das ein ganz schön steiniger Weg sein: Das spezifisch Persönliche kann man nur dann einbringen, wenn man es auch wirklich kennt. Und diese Entdeckungsreise scheint für viele zu beschwerlich zu sein. Da wählt man dann doch lieber den alt bekannten Weg: Stellenanzeiger auf, Inserate checken, Bewerbung losschicken, auf zum „Verstellungsgespräch“ (wie Cordsmeier es nennt) und sich dann in ein Jobbeschrieb einpassen, der alles andere als massgeschneidert ist.

Wenn immer möglich empfehle ich einen anderen Weg: Und zwar steht da am Anfang die Reise zu sich selbst. Durch das Benennen von eigenen Stärken, der Passion sowie dem Persönlichkeitsstil entsteht das persönliche Traumjob-Dreieck. Eine gezielte Suche kann jetzt beginnen. Gewiss wird es einige Kompromisse brauchen und vielleicht muss der eigene Traumjob sogar erst noch erfunden werden (Selbständigkeit).

Ich bin in meinem Traumjob auch noch nicht angekommen. Aber es ist ein Ziel, das ich aktiv verfolge, dass mein Job immer mehr meinem Traumjob ähnelt.

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE ZUM THEMA

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Arbeit“.