Was begeistert dich?

Und schon wieder haben wir ein langes Wochenende vor uns. Einmal mehr verdanken wir dieses einem christlichen Feiertag.

Einige finden ja, man sollte die christlichen Feiertage in unserem Land abschaffen – schliesslich haben immer weniger Menschen einen persönlichen Bezug zum christlichen Glauben.

Tatsächlich habe ich mich auch schon beim Gedanken ertappt, wie es wohl aussehen würde, wenn nur die frei hätten, die auch wirklich wissen, was da gefeiert wird.

An Pfingsten feiern wir also das Geschenk des Gottesgeistes, der nach Jesus Kreuzestod (Karfreitag), Auferstehung (Ostern) und Rückkehr zu Gott, seinem Vater (Himmelfahrt) auf seine zurückgebliebenen Freunde und auf die ganze Masse ausgegossen wurde.

Jesus hat schon angekündigt, dass sowas passieren würde:

Aber wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt, werdet ihr mit seiner Kraft ausgerüstet werden, und das wird euch dazu befähigen, meine Zeugen zu sein – in Jerusalem, in ganz Judäa und Samarien und überall sonst auf der Welt, selbst in den entferntesten Gegenden der Erde.
Die Bibel, Apostelgeschichte 1,8

Was für ein Zuspruch! Jesus hat seinen Nachfolgenden nicht nur eine grosse Mission anvertraut, sondern ihnen auch die Energie und die Befähigung zur Erfüllung dieser Mission zugesagt.

Was treibt mich an?

Über das Vermächtnis Jesu nachzudenken, scheint jedoch um einiges einfacher zu sein, als wirklich darin zu leben. Oder müsste unsere Welt nicht anders aussehen, wenn wir effektiv in dieser göttlichen Kraft leben und vor allem LIEBEN würden?

Der gute Gottesgeist wird auch mit dem Wind verglichen. Da komme ich natürlich sofort auf mein Bild vom Windrad in der Glücksthematik. In diesem Bild steht der Wind für das, was meinem Leben Sinn gibt sowie für die persönliche Spiritualität.

Und damit hat der Wind auch mit dem zu tun, was mich antreibt.

Ich wünsche mir, dass der Wind in meinem Windrad, dass der Antrieb in meinem Leben noch viel öfter diese Gotteskraft und seine Liebe sowie Hoffnung wären.

Zu oft werde ich noch von anderen «Energien» getriggert und angetrieben:

Angst, dass es das Leben am Ende doch nicht gut mit mir meint.
Der Wunsch, anderen Menschen zu gefallen.
Der Ehrgeiz, erfolgreich zu sein.

Ich sehne mich nach dem, was in der Bibel so beschrieben wird: «Und wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.»

Frei von Ängsten.
Frei von Menschenfurcht.
Frei von Leistungsdenken.

Dafür mehr von diesem «Jesus-Geist», der liebt, hofft und glaubt bis zum letzten Ende. Unsere Welt braucht weniger Menschengeist dafür mehr von diesem Heiligen Geist. Ich glaube, es ist ein Geist der Willkommens-Kultur für alle Menschen.

Ein Geist, der mehr ist als eine schöne Idee. Sondern etwas Göttliches, das in uns leben und sich entfalten will.

Zu Pfingsten wurde den Christen der Heilige Geist geschenkt. Dieses Geschenk dürfen auch wir annehmen und als Beschenkte anderen Liebe, Hoffnung und Glauben schenken.

Das beGEISTert mich.

Glücksaufgabe

Was ist der Wind in deinem Windrad? Wo wirst du von Dingen getriggert, die dich nicht in Freiheit führen?

Und wie könnte es aussehen, wenn du dem guten Gottesgeist mehr Raum geben würdest?

Wohlbefinden nicht nur am Weltglücktag

Zum diesjährigen UNO Tag des Glücks durfte ich für das christliche Wochenmagazin IDEA folgendes Interview geben:

Am 20. März wurde zum 10. Mal der Internationale Tag des Glücks begangen. Was halten Sie davon?

Es ist wie beim Mutter- oder Vatertag: Schön, dass wir uns einen Tag besonders daran erinnern, was unser Wohlbefinden beflügelt. Aber wenn wir nur einen Tag pro Jahr an unsere Mütter/Väter oder an unser Glück denken, verfehlt es das Ziel.

Sie beschäftigen sich seit einigen Jahren mit der Glücksforschung. Ihre wichtigsten Erkenntnisse?

Was wir intuitiv als Glück empfinden – die Weltreise oder das grosse Haus -, entpuppt sich als Sackgasse: Die Positive Psychologie hat gezeigt, dass sich unsere Glücksempfindung in unserer Haltung und Denkweise und nicht im Portemonnaie entscheidet. So ist ein dankbarer Lebensstil erwiesenermassen der Königsweg zum Glück.

In Ihrem Buch ziehen sie Parallelen zwischen der Glücksforschung und der christlichen Spiritualität? Macht der Glaube glücklich?

Es gibt gute Gründe dafür, warum das so sein sollte. Viele der 16 Glücksaktivtäten, die ich in der Glücksforschung entdeckte, haben einen direkten Bezug zur lebensbejahenden Botschaft des christlichen Glaubens: Achtsamkeit, Vergebung, Gemeinschaft, Grosszügigkeit …

Philosoph Nietzsche prägte einst den Satz: «Christen müssten mir erlöster aussehen» – Woran liegt es, dass er partiell recht hat?

Weil es auch eine krankmachende Form des Glaubens gibt. Ich staune, dass manche Christen gerne und viel von Freiheit, Freude und Liebe sprechen, in der Gesellschaft jedoch als unfreie, lieblose Menschen ohne Lebensfreude wahrgenommen werden. Ich kann nur vermuten, woran das liegt: Statt den Kern des Evangeliums (bedingungslose Annahme durch Gott) sich entfalten zu lassen, wird ein Zaun aus Gesetzlichkeit und Rechtgläubigkeit darum gebaut.

Wo hilft der Glaube, das Leben entspannter zu nehmen?

Uns ist ein Schatz anvertraut, der uns helfen könnte, das Leben entspannter anzugehen: Ich bin vom Druck befreit, alles unter Kontrolle haben zu müssen, weil ein liebender Gott über, neben, unter und in mir ist. Ich kann wirklich frei sein, weil ich weder ihm noch meinen Mitmenschen etwas beweisen muss. Ich bin geliebt, weil ich Ich bin – meine noch so guten oder noch so schlechten Taten können nichts daran ändern. Dieses Evangelium verkünden wir zwar und tappen dann doch in die Falle, den Glauben zum Leistungssport zu machen.

Noch ganz persönlich: was macht Sie glücklich?

Glück hat für mich mit einem dankbaren Blick zurück, einem genussvollen Leben im Jetzt und einer hoffnungsvollen Zukunftsperspektive zu tun. Glücklich bin ich, wenn es mir gelingt, mich mit allem Schönen und Schwierigen im Leben zu versöhnen. Bei einer solchen Lebenshaltung ist Glück mehr als ein Aneinanderreihen von einzelnen Glücksmomenten. Ich suche nach Lebenszufriedenheit und freue mich genauso an einem Skitag wie an einem Abend mit Freunden oder einem gelungenen Gottesdienst.

(Interview: IDEA, Daniel Rhefeld)

Glücksaufgabe

Beim neusten World Happiness Report belegt die Schweiz den vierten Rang. Einmal mehr an der Spitze liegt Finnland.

Ein Faktor, der das Bruttoinlandglück beeinflusst, ist der Grad der politischen Partizipationsmöglichkeit. Man könnte also salopp sagen: Wählen macht glücklich!

Schade, dass so viele (oft 60 – 70 % der Wahlberechtigten) diese Chance verpassen und ihr Wahlrecht nicht nutzen.

Übrigens: Dieses Wochenende finden im Kanton Bern Wahlen statt. Nutz die Chance!

Ich will frei sein!

«Liberté» dröhnte es gestern durch Berns Gassen. Es folgten unschöne Szenen mit einem Mix aus Blumen, Grabkerzen, Bierdosen und Böller der Demonstrierenden. Was mit einem Einsatz von Wasserwerfer, Reizgas und Gummischrot quittiert wurde.

Von welcher Freiheit sprechen wir da?

Vielleicht kommen wir dem Problem unserer Zeit am ehesten auf die Schliche, wenn wir uns an das Trio erinnern, aus welchem der Ruf nach «Liberté» stammt:  

Liberté – Égalité – Fraternité

«Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit» – statt Brüderlichkeit wird gerne zeitgemässer Solidarität genannt – dieses Trio von Schlagwörtern bedingt sich gegenseitig. Wenn dies nicht mehr der Fall ist, kann aus «Liberté» schnell einmal ein egoistischer Individualismus resultieren, in dem jede und jeder für sich schaut – eine Gesellschaft, die sich vom WIR zum ICH auseinanderdividiert.

Es kann durchaus gefährlich sein, mit Schlagwörtern um sich zu werfen, ich weiss. Ich wage es trotzdem: Führt diese Form von egoistischem «Liberté» zu Ende gedacht nicht zu einer Art Anarchie?

Heute passen mir die Corona-Massnahmen nicht, morgen ist es die Wehrdienstpflicht und übermorgen nehme ich mir die Freiheit, den Linksverkehr auf unseren Strassen einzuführen.

In einer freien Gesellschaft muss Freiheit immer als gemeinschaftliches Gut des WIRs betrachtet werden. Eine absolute ICH-Freiheit ist nur möglich in einer vollständigen Einsamkeit – also dort, wo ich mich aus der Gemeinschaft zurückziehe.

Doch so lange ich Teil einer Gemeinschaft bin, zählt, was schlaue Denker schon vor hunderten von Jahren gesagt haben:

«Die Freiheit des Einzelnen endet dort,
wo die Freiheit des Anderen beginnt.»
Immanuel Kant (1724-1804)

«Die Freiheit besteht darin, dass man alles das tun kann,
was einem anderen nicht schadet.»
Matthias Claudius (1740-1815)

«Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,
dass er tun kann, was er will,
sondern darin, dass er nicht tun muss, was er nicht will.»
Jean-Jacques Rousseau (1712-78)

Eine freie Gesellschaft ist nur frei, wenn die Freiheit für alle gilt (Gleichheit). Dies zeigt sich beispielsweise in der Meinungs- oder Handlungsfreiheit. Doch diese Freiheit kann nicht damit gleichgesetzt werden, dass es keine Regeln mehr gibt.

Ich bin kein Freund einer bürokratischen Überreglementierung. Noch weniger bin ich jedoch Freund von willkürlichen Regeln und fragwürdiger Regelauslegung. Ob im Fussball oder im Strassenverkehr: Nicht die Menge der Regeln macht es aus, sondern die Klarheit und dass man sich gemeinsam dafür verpflichten, nach diesen Regeln «zu spielen».

Freiheit – Gleichheit, und da wäre dann noch die Solidarität. In einem so freien Land wie der Schweiz «Liberté» zu brüllen und dabei die Freiheit anderer derart mit Füssen zu treten, ist nicht die Freiheit, von der ich träume.

Wo bleibt da die Solidarität mit all den Verantwortungsträgern in Politik, Wissenschaft, Gesundheitswesen, Bildung … die seit rund 20 Monaten im Ausnahmezustand nach bestem Wissen und Gewissen ihre persönliche Freiheit dem Allgemeinwohl unterordnen?

Ich erlebe Leute, die glauben tatsächlich, all diese ernsthaften Menschen, die ihr Bestes geben, seien sowieso alle ferngesteuert – von wem auch immer, Bill Gates oder dem Teufel persönlich – oder aber, alle Mandatsträger – von Politik bis Kirche – würden ihr Amt sowieso nur aus persönlichem Interesse und Machtgier ausführen.

Wir alle machen Fehler – darum geht es hier nicht. Und ich will auch niemanden auf ein überhöhtes Podest hieven. Trotzdem habe ich Hochachtung von dem, was in unseren Spitälern, aber auch im Bundeshaus geleistet wird.

Und vor allem habe ich grosse Achtung und Dankbarkeit dort, wo ich ganz direkt mitkriege, wie sich Menschen dafür einsetzen, diesem fiesen Virus den Stecker zu ziehen: «Mein» Schulleitungsteam, das bis ans Ende der persönlichen Kräfte im Corona-Modus seine Arbeit tut.

Pierre Alain Schnegg, den ich kürzlich in einem Talk sehr demütig erlebte (wir haben übrigens ein Podcast davon). Oder der Vorsteher des Volkschulamtes, der aufrichtige Arbeit leistet …

«Liberté» zu schreien, ist einfach. «Fraternité» – oder eben Solidarität – zu leben und Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen, ist eine andere Sache. Das heisst auch verzichten – zum Beispiel auf einen Teil der ICH-Freiheit, damit die WIR-Freiheit nicht verloren geht.

Glücksaufgabe

Was bedeutet für dich Freiheit? Ich genoss neulich die neue Freiheit dank Zertifikat im Wellness-Hotel oder beim gemeinsamen Essen in der Kirche.

Aber Freiheit ist ja viel mehr als keine Maske tragen zu müssen. Oder Halt: Genau das ist doch die grösste Freiheit! Wirklich frei ist, wer keine Maske (im übertragenen Sinn) aufsetzen muss, sondern ganz sich selbst sein kann und sich (trotzdem) aufgehoben in der Gemeinschaft fühlt.

(Wo) erlebst du solche (innere) Freiheit?

Und noch etwas in eigener Sache …

Ich will meine Verantwortung für Mensch und Umwelt wahrnehmen – als Pfarrer und als Politiker.

Darum stelle ich mich anfangs November zur Wiederwahl als Gemeinderat. Und deshalb möchte ich in einem halben Jahr in den Berner Grossrat gewählt werden.

Unterstützt du mich dabei?
Wie du dies tun kannst, erfährst du demnächst in Stef’s Polit-News. Gerne lade ich die dazu ein, diese jetzt zu abonnieren.

Was bedeutet für mich Freiheit?

Der heutige Beitrag in Stef’s GlücksBlog stammt aus der Feder von Mäth Gerber:

Seit Ausbruch der Corona Pandemie im Frühjahr 2020 begegne ich auf sozialen Medien oder auch in persönlichen Diskussionen immer wieder Aussagen wie: C«Ich lasse mich doch nicht meiner Freiheit berauben!» oder «Das ist Freiheitsberaubung, das lasse ich nicht zu!».

Ja, der Staat hat in diesem Jahr Regeln und Gesetze erlassen, welche auch für mich neu und unangenehm sind. Angefangen mit dem abrupten Ende der Skisaison am 13. März 2020, gefolgt von verspäteter Öffnung der Freibäder, geschlossener Kinos, usw. Bedeutet dies nun, dass ich meiner Freiheit beraubt wurde?

Damit ich diese Frage für mich beantworten kann, muss ich mich zuerst mit der Frage auseinandersetzten: «Was ist Freiheit für mich?».

Für mich bedeutet Freiheit, dass ich in meinem Leben eigene Entscheidungen treffen darf und selbst bestimmen kann, was ich tue und was nicht. Die Grundvoraussetzung, um überhaupt Entscheidungen treffen zu können, ist das Vorhandensein von verschiedenen Optionen. Und genau da spüre ich für mich persönlich aktuell die Einschränkungen, in der Vielfalt der Möglichkeiten. Ich habe nach wie vor die Freiheit mich frei für etwas entscheiden zu können, lediglich das Angebot ist eingeschränkt.

  • Ich kann in die Ferien – eingeschränkt ist lediglich die Auswahl der Destinationen.
  • Ich kann Sport treiben – eingeschränkt ist lediglich die Auswahl der Sportarten.
  • Ich kann mich mit Freunden treffen – eingeschränkt ist lediglich die Form und Menge.

Diese Gedanken haben mir gezeigt, wie wichtig es für mich ist, auf die Möglichkeiten zu schauen, die ich habe – und nicht den Fokus auf das zu legen, was zurzeit nicht möglich ist. So sehe ich für mich wieder ganz viele Möglichkeiten, selbstbestimmt Entscheide zu treffen. Und das bedeutet für mich Freiheit.

Ich habe das grosse Glück, in einem Land zu leben, in dem ich mich frei bewegen und entfalten kann. In einem Land, in dem ich mich durch eine direkte Demokratie politisch äussern kann, frei Berufswahl habe und als Christ nicht verfolgt werde. Sogar meine Homosexualität muss ich in der Schweiz nicht verstecken. Kommt hinzu, dass die Schweiz ein wunderschönes Land, mit einer unendlichen Vielfalt von Naturschönheiten ist.

Dankbar die Freiheit geniessen

Wer bin ich also, dass ich mich über ein paar Wochen/Monate mit Einschränkungen meiner persönlichen Freiheit, oder besser gesagt Entscheidungsmöglichkeiten, beklage?

Denke ich an Nelson Mandela, der für seinen Kampf für die soziale Gerechtigkeit über 9000 Tage im Gefängnis sass oder Dietrich Bohnhoeffer, der für seinen Widerstand gegen den Nationalsozialismus sogar hingerichtet wurde… – beschämende Gedanken.

Ich will dankbar sein, dankbar dafür, dass ich im Jahr 2020 unerwartet viel Zeit für mich geschenkt erhalten habe. Noch nie habe ich soviel Zeit mit mir allein verbracht, meine Wohnung und die Ruhe genossen. Die Einschränkung meiner Entscheidungsmöglichkeiten hat definitiv auch etwas Positives – die Qual der Wahl fällt weg und es ist absolut ok, einfach einen gemütlichen Tag zuhause auf dem Sofa zu verbringen ohne den Gedanken, dass ich noch die und den besuchen sollte, besser einen Ausflug machen würde, usw.

Ich darf zur Ruhe kommen.

Glücksaufgabe

Siehst du zurzeit nur die Corona-Einschränkungen oder ist dein Fokus auf all die Möglichkeiten gerichtet die du hast?

Gestalte dein Glück: Schaue auf die Möglichkeiten nicht auf die Einschränkungen!

Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Mäth Gerber.

Täglich ermutigende Gedanken während des Corona-Slowdowns: stayhappy.blog

Lass es los!

Gestern marschierte ich an meinem „stillen Nachmittag“ mit einem Rucksack am Rücken quer durch die Stadt Biel. Es war ein guter Sportrucksack und trotz Laptop, Büchern und Schreibwaren fühlte sich das Gewicht überhaupt nicht unangenehm an.

Doch wie oft tragen wir in unserem Leben einen imaginären Rucksack mit uns herum, dessen Last und schier zu Boden drückt?

In diesem Rucksack, den wir viel öfter mit uns herumtragen als es uns bewusst und lieb ist, sammeln wir alle Verletzungen, die uns andere Menschen antun.

Es sind böse Worte, Enttäuschungen, Kränkungen oder das Gefühl, übergangen zu werden – oft Kleinigkeiten, die sich der Verursacher möglicherweise gar nicht bewusst ist.

Natürlich gibt es auch die richtig schweren Steine in diesem Rucksack: Leute hintergehen uns, bekämpfen uns aktiv, machen uns und unsere Arbeit schlecht, vielleicht geht es sogar um öffentliche Verleumdungen oder in manchen Fällen um körperliche oder psychische Gewalt, wie es mehr Leute erleben müssen, als wir es wohl vermuten würden.

Nun, wo Unrecht geschieht oder gar Straftaten begangen werden, müssen diese angesprochen, resp. angezeigt werden.

Doch löst das unser Problem mit dem imaginären Rucksack? Nur bedingt!

Vergebung ist eine weitere Glücksaktivität, die sowohl in der Positiven Psychologie als auch in der Theologie eine wichtige Rolle spielt. Eigentlich ist es sogar das Kernthema der Theologie.

Vergeben und Loslassen zu können, ist darum so wichtig, weil eben wir selbst diesen imaginären Rucksack mit uns herumtragen – und nicht etwa der Täter oder die Täterin! Wirklich frei wird nur, wer seine Peiniger freigibt, loslässt und ihnen vergibt.

Und zwar gerade nicht, weil sie es verdient hätten, sondern weil sie es nicht wert sind, dass sie unser Leben weiterhin blockieren. Wer loslassen und vergeben kann, tut zuallererst sich selbst einen Gefallen.

Wenn unsere Vergebungsbereitschaft dazu führt, dass auch der andere die Konfliktsituation überwinden und hinter sich lassen kann,  umso besser. Aber es geht hier in erster Linie darum, dass wir nicht zu verbitterten Personen werden.

Wer lernt zu vergeben, ist weniger hasserfüllt, neigt weniger zu Depressionen und verzichtet auf den Gegenangriff (Rache). Und dies alles wird natürlich positive Auswirkungen auf unser Glücksempfinden haben.

Du bist frei

Und wenn ich als Theologe kurz vor Ostern über Vergebung spreche, kann ich nicht anders als dass ich auch das „Alleinstellungsmerkmal“, den USP, des christlichen Glaubens anspreche: Während wir uns an Weihnachten daran erinnern, dass Gott sich in Menschengestalt und dennoch in vollkommener, göttlichen Liebe dieser Welt zugewandt hat, ist Ostern das Fest der Hoffnung. Jesus Christus hat über den Tod und alle Schmach der Welt triumphiert.

Und mehr noch: Karfreitag und der Kreuzestod stehen dafür, dass Gott selbst den imaginären Rucksack loslässt, uns alle kleinen und grossen Untaten vergibt und uns damit Freiheit anbietet.

Darum: Lass es los! All das, was andere Menschen dir antun. Und all das, was du anderen Menschen antust. Da ist ein Gott, der nicht nachtragend ist und uns selbst vorlebt, was er uns empfiehlt:

Da wandte sich Petrus an Jesus und fragte: »Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er immer wieder gegen mich sündigt? Siebenmal?« – »Nein«, gab Jesus ihm zur Antwort, »nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal!«

Glücksaufgabe

Was trägst du aktuell in deinem imaginären Rucksack? Was davon willst du über die kommenden Ostertage bewusst loslassen? Vielleicht kann dir dabei gerade der Besuch an einem der vielen Karfreitags- oder Oster-Gottesdienste eine Unterstützung sein. Oder du suchst für dich alleine einen Ort der Stille auf.

Vergangenes loslassen, Neues annehmen

Denn alles hat seine Zeit:
einatmen und ausatmen,
halten und hergeben,
binden und lösen,
Abschied nehmen und neu beginnen.

Christa Spilling-Nöker

Diese Woche durfte ich an einem Gemeindenachmittag in einer ref. Kirche zum Thema „Gewinnen durch Loslassen“ sprechen. Für diese Zielgruppe – Menschen um die Pensionierung – ist das Loslassen natürlich besonders aktuell. Doch als ich mir darüber Gedanken machte, war mir sofort klar, dass die Kunst des Loslassens in jedem Lebensabschnitt eine grosse Herausforderung sein kann.


Damit das Kind die grosse Welt entdecken kann, muss es mutig die kleine Welt ein Stückchen loslassen. Wer nicht lernt, Jugendträume loszulassen, verbaut sich möglicherweise die besten Jahre seines Lebens. Und wem Kinder anvertraut sind, hat sich zum Wohle des Kindes (und von sich selbst) immer wieder im Loslassen zu bewähren.

Loslassen geht uns alle an!

Nur wer loslässt, ist offen für Neues. Und nur wer die Vergangenheit samt den unerfüllten Wünschen frei gibt, wird versöhnt und in Freiheit die Zukunft gestalten können.

Eindrücklich dazu das Ehepaar, das mir diese Woche im TV begegnet ist: 57 Jahre verheiratet – kinderlos! Klar hätten sie sich Kinder gewünscht, sagt die Frau. Doch es kam anders. Und trotzdem haben sich die beiden mit ihrem Leben und der Situation versöhnt – dies verriet der zufriedene Gesichtsausdruck.

Das Loslassen von unerfüllbaren Träumen
und das Freigeben von Menschen,
an denen dein Herz hängt,
ist wohl das Schwerste, was es im Leben gibt.

Aber so, wie du nicht nur einatmen
und die Luft in dir behalten kannst,
sondern wieder ausatmen,
gleichsam freigeben musst, um leben zu können,
so kannst du dich neuen Begegnungen nur öffnen,
wenn du die Hoffnungen aufgeben kannst,
die sich verbraucht haben.
Denn alles hat seine Zeit,
einatmen und ausatmen,
halten und hergeben,
binden und lösen,
Abschied nehmen und neu beginnen.

Christa Spilling-Nöker

Als ich anfangs Woche den letzten Teil dieses Textes in die Welt hinaus zwitscherte, kam postwendend der Kommentar: „Die Vorlage dafür gefällt mir auch.“ (Danke, @MichuTschannen)

Natürlich ist dieser besinnliche Text angelehnt an das Gedicht aus dem Predigerbuch im Alten Testament. Und später war es Jesus, der seine Zuhörer davor warnte, sich an die falschen Dinge zu binden. „Wer sich an sein Leben klammert, wird es verlieren“, sagte er. „Wer aber sein Leben für mich und für Gottes rettende Botschaft einsetzt, der wird es für immer gewinnen.“

Das ist ein Steilpass. Wie sehr stehen wir doch tagtäglich in Versuchung, unser Leben, unsere Besitztümer, aber auch unsere Mitmenschen krampfhaft zu klammern. Loszulassen und dabei zu vertrauen, dass es stimmt, wenn mir der Schöpfergott zu flüstert „Alles hat seine Zeit“, bleibt mir ein tägliches Übungsfeld.

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Spiritualität“.

Grenzenlose Freiheit?

Die Freiheit besteht darin, alles tun zu dürfen,
was einem anderen nicht schadet.

(aus der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte)

„Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein…“, philosophierte Reinhard Mey in seinem erfolgreichsten Lied aus dem Jahr 1974. Nicht nur über den Wolken, sondern auch in Berns Gassen, hätte die Freiheit grenzenlos zu sein. Darum zogen kürzlich mehr als 10’000 Jugendliche unter dem Motto „Tanz dich frei“ durch Berns Innenstadt.

Ich als ahnungsloser Landmensch war ausgerechnet an diesem sommerlichen Abend mit meiner Frau in Bern. Auf der Suche nach einem Gratisparkplatz war ich erstaunt, dass der Schützenmatte-Parkplatz (bei der „Reithalle„) fast leer war. Erst die vielen Parkverbotstafeln erinnerten mich daran, dass ich in der Zeitung etwas von einer illegalen Demo gelesen hatte. Als wir nach dem Essen irgendwo auf einem Platz noch einen Kaffee trinken wollten, machte sich der Umzug gerade auf den Weg: Was auf uns anfänglich wie ein friedliches Konzert wirkte, stimmte uns bei genauerem Betrachten ziemlich nachdenklich (vor allem, was den Alkoholkonsum und die destruktive Stimmung betraf).

Im Nachgang wurde viel über diesen Umzug geschrieben, debattiert und kommentiert. Grenzüberschreitungen von Jugendlichen und der Schrei nach Freiheit sind wohl so alt, wie die Menschheit selbst. Genauso wie die Reaktion der älteren Generationen darauf. Doch mich interessiert hier weniger die Jugendfrage als die Gesellschaftsfrage. Sind wir überhaupt fähig und gewillt miteinander oder wenigstens nebeneinander zu leben, ohne das Wohlbefinden des anderen zu beschneiden? Mit andern Worten: Ist unser Egoismus so gross, dass wir auf Kosten anderer leben?

Freiheit muss gelernt sein

„Mir scheint, dass unsere individualistisch geprägte Gesellschaft erst noch lernen muss, wie eine grosse Zahl von Menschen im öffentlichen Raum miteinander umgeht, ohne dass die Rechte der Einzelnen beschnitten werden.“ Dies sagte Thomas Kessler von der Kantons- und Stadtentwicklung des Kantons Basel-Stadt gegenüber der NZZ am Sonntag (Artikel „Party aus Protest“, NZZ am Sonntag, 10. Juni 2012).

Mir scheint, dass es hier um den alten Grundsatz aus der Französischen Revolution und der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte geht, der besagt, dass persönliche Freiheit nur soweit möglich ist, als dass die Rechte und die Freiheit des anderen nicht beschnitten würden. (Siehe Zitat am Anfang dieses Blogartikels.)

Aber was heisst das im täglichen Zusammenleben? Und was heisst das in einer globalisierten Welt? Missachten wir nicht auch diesen Grundsatz, wenn wir unseren Reichtum auf Kosten anderer Länder anhäufen? In Teilen dieser Welt werden Menschen ausgebeutet, damit wir unseren Wohlstand vergrössern können. Leben wir da nicht eine Freiheit, die einem anderen schadet?

Ich glaub nicht, dass ich hier Antworten geben kann. Weder auf die Frage, wie eine für alle Beteiligte zumutbare Lösung betreffend Jugendkultur und Nachtleben in den Grossstädten aussehen könnte, noch auf die Problematik, dass unser Wohlbefinden nicht selten auch auf Kosten des Wohlbefinden eines anderen geht.

Doch ich will uns zu einer Denkpause (einer Pause vom Alltagsgeschäft, in der wir denken und nicht eine Pause vom Denken!) aufrufen, in der wir uns selbst prüfen und fragen: Wo lebe ich auf Kosten meiner Mitmenschen? Meiner Mitmenschen in der Familie, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, im Ausgang – und auch auf Kosten meiner Mitmenschen in der dritten Welt.


Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichGesellschaft“.