Willkommen im Lockdown-Alltag

Diese Tage zeigen in aller Deutlichkeit: Wir leben in einer sehr verletzlichen Welt. Was sich vor einigen Wochen kaum jemand hätte vorstellen können, ist heute Tatsache und das gesellschaftliche Leben steht still.

Wie geht es dir dabei?

Ich meine, tief in deinem Innern.

Nach dem allgemeinen Chaos und der teils surrealen Hektik der ersten Lockdown-Tagen ist inzwischen vielerorts sowas wie „Ausnahmezustand-Alltag“ eingekehrt.

Reagierte anfangs jeder auf seine eigene Art reflexartig  auf die Krise („Wo gibt es WC-Papier??“ oder  „Ach was, das ist alles halb so schlimm. Ich bleib doch sicher nicht zuhause!“),  stellen sich nach den ersten Wochen Lockdown grundsätzlichere Fragen:

Wie organisiere ich einen gewissen Alltag in diesem abnormalen Zustand?

Drei Wochen Fernunterricht war ja noch einigermassen lustig, aber wie schaff ich das die nächsten X Wochen?

HomeOffice – das geht, ich bin effizienter als im Grossraumbüro und die Video-Konferenzen bringen mal etwas Abwechslung in den sonst ewiggleichen Büroalltag. Doch: Wie ist es mit den nicht zu unterschätzenden emotionalen Beziehungen im Team? Was, wenn das „ungute Bauchgefühl“ nicht im persönlichen Kontakt ausdiskutiert werden kann? Ich vermute, dass da bei allen technischen Möglichkeiten nichts die persönliche Begegnung wirklich ersetzen kann.

Und wie finden alle die Familien, die nun so überhaupt nicht entschleunigen können (Wer hat sich diesen Witz ausgedacht? 4 Zimmer Wohnung, 2 Notebooks, 3 Kinder, die sich um Zimmer und Computer streiten, ein Vater, dessen Omnipräsenz zuhause nicht gerade zur Deeskalation beiträgt und eine Mutter die im Dreieck springt – wer kann da entschleunigen und mal in aller Ruhe ein gutes Buch lesen?!?!), zu einem Familienalltag, der mindestens gleichviel Lust- wie Frustmomente enthält?

Wie gelingt es mir, in dieser Zeit abzuschalten?

Während meine Tage gar nicht so viel anders sind als sonst, spüre ich abends einen massiven Unterschied: Vor Corona waren, bedingt durch meine diversen Mandate, fast alle Abende mit Sitzungen oder Anlässen besetzt. Und wenn ich mal zuhause war, dann hatte bestimmt meine Frau einen Kurs oder eines unserer Kinder war im Training oder Ausgang …

Jetzt sind wir jeden Abend alle vier daheim. Wie schön! Endlich zusammen Abendessen geniessen, lachen beim gemeinsamen Spielabend, Familien-Jahrbuch der letzten zwei (oder waren es drei) Jahren nachführen.

In der perfekten Familie ist das so. Wir sind keine perfekte Familie. 12 Minuten gemeinsam essen, dann gehen die Kids in die selbst gewählte Zimmerisolation während sich Frau und Mann aufs Sofa knallen und einmal mehr die Tagesschau reinziehen.

Naja, wir haben mindestens noch Entwicklungspotenzial und so wie es derzeit ausschaut, geht das Übungsfeld ja noch eine Weile weiter.

Bevor ein falscher Eindruck entsteht: Es gibt sie durchaus auch bei uns – wie bei dir sicher auch! – die schönen Momente, wo wir uns am Zusammensein freuen, als Familie oder als Paar. Aber sie sind manchmal ganz kurz und darum muss man sie bewusst sehen wollen und dankbar sein für die Zweisamkeit beim schönen Film oder die Gemeinschaft als Familie beim Pizzaabend.

Was macht die Krise mit meiner Seele?

Es ist offensichtlich: Abschalten gelingt nicht automatisch.  Ich merke, dass ich gerade noch mehr als sonst für meine wöchentlichen „Stillen Stunden“ (Tagebuchschreiben, reflektieren, lesen, beten) kämpfen muss als sonst.

Und jetzt noch eine Stufe tiefer: Was macht das Ganze eigentlich mit meinem Bild von der Menschheit, von der Welt und von Gott?

Die Krise ist auch eine Einladung, uns dieser Verletzlichkeit der Gesellschaft, aber auch der Verletzlichkeit des Selbst zu stellen.

Was bleibt in meiner Seele übrig, wenn mir der normale Alltag genommen wird? Wo offenbaren sich Sinn und Unsinn in meinem Leben?

Und wo verändert sich durch die Krise sogar mein Gottesbild? Was macht Corona mit meiner Gottesbeziehung?

Sich der Sinnfrage zu stellen, ist ein wichtiger Pfeiler vom persönlichen Glück. Vielleicht ist die Krise trotz allen Herausforderungen vor allem eines: Eine Einladung an uns, der Sinnfrage Raum zu geben.

Glücksaufgabe

Sinnhaftigkeit und eine gelebte Spiritualität sind wichtige Pfeiler für ein glückliches, erfülltes Leben. Oder in der Sprache des GlückBuchs: Die Spiritualität ist der Wind im Windrad.

Vielleicht ist die kommende Osterwoche ja eine gute Möglichkeit, sich bewusst in diesen Wind zu stellen. Hilfestellungen dazu gibt es viele, eine könnte beispielsweise der Artikel Glück über mich hinaus sein.

Es geht auch anders

Geld haben ist schön, solange man nicht die Freude an Dingen verloren hat, die man nicht mit Geld kaufen kann.
Salvador Dalí

Ferien sind teuer, Familienferien erst recht, im Sommer sowieso. Wer den Familienalltag eher mit bescheidenem Budget bestreitet, muss knallhart kalkulieren, ob die Ferien am Meer oder das Familienhotel drinliegt. Entweder man nimmt sich im Alltag zurück und spart auf das eine grosse Ziel: Die Sommerferien. Oder man übernimmt sich und bezahlt im Nachhinein einen hohen Preis für zu viel ausgegebenes nicht vorhandenes Geld.

Günstige Ferien

Es geht auch anders: Auch Familienferien müssen nicht immer teuer sein. Weil der Sommer die teuerste Saison ist, haben wir in den letzten Jahren unsere Sommerferien daheim verbracht. Auch da gilt es, genau hinzuschauen. Auch etwas Kreativität ist gefragt. Denn Tagesausflüge können in der Schweiz auch schnell ganz teuer werden.

Vor unseren Sommerferien sammeln wir einerseits Ideen, was wir gerne unternehmen würden (da darf jedes Familienmitglied Wünsche anbringen), anderseits halten wir unsere Augen offen für Spezialaktionen. Immer mehr Firmen buhlen um die Zielgruppe Familie und so gibt es nicht wenige attraktive Angebote von Grossverteilern, Krankenkassen, Banken… Auch lokale Unternehmen haben manchmal spannende „Sommerloch“-Aktionen: Zum Beispiel 2 für 1 auf der Minigolfanlage.

Unser Familienhighlight in den letzten beiden Jahren war die Sommeraktion der Berner Zeitung. Völlig kostenlos wird da in verschiedenen Städten eine Schatzsuche angeboten. Das einzige, was man braucht, ist die Schatzkarte (online verfügbar oder in einem Tourismusbüro der Region erhältlich) – und los geht’s: Bei einem ausgedehnten Spaziergang lernt man eine Ortschaft besser kennen, hat Rätsel zu lösen, kommt bei einem Tierpark vorbei, landet sogar mal (kostenlos) auf einem Thunerseeschiff und wird am Ende noch mit dem einen oder anderen Geschenk und Gutschein in der Schatztruhe belohnt.

Ganz viel Erlebnis für wenig Geld

So haben wir tolle Budget-Sommerferientage verbracht. Und neben der Tatsache, dass dadurch das Familienbudget nicht in Schieflage geriet, ist das Beste, dass wir ganz viele Familienerlebnisse gesammelt haben. Und darum geht es doch bei Familienferien – ob mit grossem oder kleinem Budget. Hauptsache, wir als Familie haben Freude zusammen, erleben etwas gemeinsam und können den hektischen Alltag für einige Tage beiseite schieben.

Einen zusätzlichen Reiz haben unsere „Daheim-Ferien“ erhalten, indem wir ein Massenlager eingerichtet haben und zu viert auf dem Wohnzimmer-Boden geschlafen haben. Die Kids fanden das natürlich cool – und sogar Mami und Papi haben erstaunlich gut geschlafen…

Luxusferien und US-Rundreise passen nicht in jedes Familienbudget. Lassen wir uns nicht unterkriegen! Mit etwas Phantasie gibt es kreative Möglichkeiten, um günstig ganz tolle Familienerlebnisse zu machen. Wir treiben es auf die Spitze und haben in den beiden letzten Sommerferien mehr Geld eingenommen als ausgegeben: Einmal, weil wir am Ende der Schatzsuche noch einen Preis beim Wettbewerb gewonnen haben und dieses Jahr, weil Mutter und Tochter als Ferienerlebnis noch bei einer Werbefilmproduktion mitspielten.

Lernen wir wieder das Einfache zu geniessen – es bedeutet unseren Kindern am Ende vielleicht sogar mehr als die Luxusferien. Der Psychologe Archibald Hart schreibt in Wer zu viel hat, kommt zu kurz„Hören sie auf, der grosse Supervater/die Supermutter sein zu wollen. Gehen Sie nach draussen und spielen Sie mit Ihren Kindern.“

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Liebe“.

Familienrhythmus und Papigutschein

Der Erwachsene achtet auf Taten, das Kind auf Liebe.
aus Indien

Seit unsere Kinder damals mit der Spielgruppe ihre Ausbildungslaufbahn und Schulkarriere gestartet hatten, gehört es jeden August zu den wiederkehrenden Aufgaben: Wir müssen als Familie einen neuen, passenden Wochenrhythmus finden.

Das heisst einerseits einen bewährten Wochenplan und damit vielleicht auch Liebgewonnenes loszulassen, anderseits eben auch, sich auf etwas Neues einzustellen und neue Möglichkeiten (oder auch mal Unmöglichkeiten) zu entdecken.

Für uns heisst das zum Beispiel immer wieder zu definieren, wann wir unseren freien Tag haben. Das ist gar nicht so einfach – auf jeden Fall, wenn wir als Familie einen gemeinsamen freien Tag haben möchten: Unter der Woche ist das Programm der Kids immer mehr gefüllt und am Wochenende durch Auftritte, Seminare und Referate das unsere. Während der Spielgruppenzeit unseres Jüngsten genossen wir es zum Beispiel, am Mittwochmorgen für uns als Ehepaar freie Zeit zu haben – mit dem Fahrrad der Aare entlang „velowandern“, eine gemütliche Stunde in einem Café… – und der Nachmittag war für uns als Familie reserviert. Dann kam der Sohn in das erste Kindergartenjahr und hatte am Mittwochmorgen wieder frei. Und fertig war es mit dem Morgen zu zweit. Oder der Montagabend war ein gemütlicher, ruhiger Abend daheim, dann hatte unsere Tochter genau an diesem Abend Schwimmkurs.

Seit diesem Sommer ist nun auch unser Sohn in der Schule. Das bringt bezüglich Familienrhythmus ganz neue Möglichkeiten und Chancen, aber auch Herausforderungen mit sich. Gerade sind wir noch am herausfinden, wie wir unser Wochenprogramm gestalten können, damit nichts zu kurz kommt (Hausaufgaben, Ämtli, Haushalt, unsere vielen Projekte) und wir doch auch genügend Familienzeiten haben.

Neben den gemeinsamen Momenten zu viert, haben wir noch etwas eingeführt, das uns helfen soll, regelmässige Zeiten von einem Elternteil mit einem unserer Kinder zu haben. Wir nennen das Papi-, resp. Mamigutschein. Ab dem ersten Schuljahr gibt es für unsere beiden Kinder jeden Monat einen solchen Gutschein. Im August starteten wir mit einem Papi-Sohn-Erlebnis und Joy durfte ihren Gutschein beim Mami einlösen.

So sass ich also letzten Sonntag mit unserem Janosch im Stade de Suisse in Bern. Er war happy, ich war happy – und gemeinsam hätten wir uns ein etwas besseres Spiel von YB gewünscht. Aber eigentlich ist das Spiel ja Nebensache. Viel wichtiger ist doch, dass ich als Vater mit meinem Sohn etwas erlebt habe. Und seine Wunschliste für die nächsten Papigutscheine ist schon ziemlich lang: Minigolf steht da, nach dem Fussball- folgt sicher später auch ein Hockeymatch…

Unsere Tochter tut sich da etwas schwerer, und zwar nicht nur beim Papi, auch wenn sie sich etwas wünschen darf, das sie mit ihrer Mutter unternehmen darf. Aber ich bin sicher, angestachelt durch ihren Bruder wird sie noch manche Idee bekommen. Es gilt sowieso: Das Was (solange es im Bereich des Möglichen und Finanzierbaren liegt) spielt eine nebensächliche Rolle, viel wichtiger ist es, dass wir überhaupt solche gemeinsame, wertvolle Momente mit unseren Kindern erleben.

Die Papigutscheine sind für mich eine geeignete Form, meinen Kindern Zeit, und damit Liebe zu schenken. Ich vermute (und hoffe), dass unseren Kindern im Rückblick weniger teure Geschenke in bleibender Erinnerung sind, sondern die gemeinsam verbrachten Augenblicke, zum Beispiel beim Einlösen des Papigutscheines.

 

 

 

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichLiebe“.