Verlass die Komfortzone

Wer es sich auf dem Teppich seiner Gewohnheiten gemütlich macht,
darf nicht erwarten, dass dieser irgendwann zu fliegen beginnt.
Ernst Ferstl

Heute feiere ich meinen 37. Geburtstag. Es ist etwas Besonderes, an diesem Tag über den Lebensbereich Selbst nachzudenken und einen Blogartikel zu schreiben. Schliesslich bietet sich unser Geburtstag wie kaum ein anderer Tag an, uns zu fragen, ob wir zufrieden damit sind, wie wir mit uns selbst umgehen.

  • Schaue ich gut zu mir selbst?
  • Ist „mein“ Leben wirklich „mein“ Leben? (Lebe ich als Original oder tu ich, was ich tue, nur, um anderen zu gefallen?)
  • Stimmt die Richtung meines Lebens?
  • Habe ich meine persönlichen Ziele im letzten Jahr erreicht?

Mein vergangenes Lebensjahr war ein sehr spezielles – in zweierlei Hinsicht: 1. Wünschte ich mir vor gut einem Jahr, vermehrt „inhaltich“ (als Referent, Seminarleiter, Autor) tätig sein zu dürfen und weniger im Bereich Administration/Organisation. Und 2. hatte ich in den vergangenen Monaten herausfordernde Fragen bezüglich meinen verschiedenen Tätigkeiten und möglichen neuen Aufgaben zu klären.

Um den ersten Punkt soll sich dieser Artikel drehen: Ich sass also auf meinem abgetretenen Teppich, um im Bild vom obigen Zitat zu bleiben,  und war zunehmend unzufrieden damit. Zu viel Routine, zu wenig Herausforderung, viel Büro, wenig Kreativität.

18 Monate später kann ich mich nicht über mangelnde Herausforderungen beklagen, und zunehmend gibt es Gelegenheiten, meine Kreativität auszuleben und meine Gedanken weiterzugeben. Wenn ich also auf das vergangene Lebensjahr zurückschaue, gibt es da viel Grund zur Dankbarkeit und zum Staunen.

Ist es von selbst dazu gekommen, während ich mich auf dem verstaubten Teppich ausruhte? Nicht wirklich!

Wünsche, Träume und Ziele brauchen es, dass wir uns von unserem gewohnten Teppich, so gemütlich dieser vielleicht auch ist, erheben und unsere Komfortzone verlassen.

Wenn es mir also ernst damit war, vermehrt „raus aus dem Büro“ zu kommen, mehr inhaltich gestalten zu können und weniger organisatorisch tätig sein zu müssen, musste ich mich auf den Weg machen (z.B. mit der Luege, Lose, Loufe-Strategie):

  • Zuerst: Situation wahrnehmen – was wünsche ich mir anders?
  • Zweitens: Möglichkeiten ausloten – was für Alternativen habe ich?
  • Und dann: Schritte wagen – was packe ich konkret an?

Ein wichtiger Entscheid in dieser Phase war, dass ich mich – gut zehn Jahre nach meinem Bachelor-Abschluss – fürs Masterstudium anmeldete. Eine gesunde Herausforderung für meinen Geist. – Und dabei zu erleben, dass meine Erfahrung und meine Art zu Denken mich durchaus zu sehenswerten Resultaten befähigen, hat im letzten Jahr schon manches Flow-Erlebnis mit sich gebracht.

Daneben habe ich weitere Ideen und Visionen angepackt – nicht alle mit dem selben Erfolg. Doch wie es so oft ist, wenn man sich aufmacht und neue Schritte geht, kommen plötzlich auch Dinge, die man nur sehr bedingt selbst in den Händen hat: Seminar- und Referentenanfragen häuften sich – und zwar aus unterschiedlichsten Bereichen (Wirtschaft, Behörden, Kirchen).  Durch meine Autorentätigkeit bei verschiedenen Zeitschriften kam es zu weiteren Anfragen – sogar über die Schweiz hinaus.

Und so kann ich heute an meinem Geburtstag zurückschauen und sagen: Wow, da gingen ja einige Wünsche ganz toll in Erfüllung!

Damit es soweit kam, war aber eines unbedingt nötig: Ich musste die Komfortzone verlassen.

Vor knapp einem Jahr stand ich genau vor dieser Herausforderung: Da lag eine Anfrage auf meinem Schreibtisch, die mich faszinierte, mich aber auch mächtig herausforderte: Eine Personalschulung zu einem Thema, das mir zwar gut bekannt war, womit ich aber noch kein Seminar abhielt. Und ein Umfeld, das mir gänzlich fremd war. Soll ich oder soll ich nicht?

In solchen Situationen werden wir mit unseren Ängsten, vielleicht können wir sie Berührungsängste nennen, konfrontiert. Das ist ein schwieriger und heikler, aber sehr wichtiger Moment! Es gibt nämlich zwei Sorten von Berührungsängsten und die Kunst liegt darin, sie voneinander unterscheiden zu können.

  • Berührungsängste, die uns vor etwas schützen wollen.
  • Berührungsängste, die uns etwas vorenthalten wollen.

Die beiden Sorten von Ängsten erfordern einen anderen Umgang. Während wir die Berührungsängste, die uns etwas vorenthalten wollen, unbedingt durchbrechen müssen, die Komfortzone verlassen, uns vom gemütlichen Teppich erheben sollen, ist bei den Berührungsängsten, die uns schützen wollen, genau das Gegenteil gefragt. Vielleicht ist diese Anfrage wirklich eine Nummer zu gross für uns, vielleicht ist der angedachte Schritt wirklich ein Schritt in die falsche Richtung, vielleicht ist das Joabangebot wirklich nicht passend zu unseren Fähigkeiten.

Vielleicht… – leider ist das manchmal ganz schwierig herauszufinden. Ich hab mich schon auf Abenteuer eingelassen, bei denen ich im Nachhinein sagen musste, dass die Berührungsängste berechtigt waren und mich hätten schützen wollen. Auf der anderen Seite bin ich, gerade im Rückblick auf das letzte Jahr, sehr froh, dass ich meine Komfortzone immer wieder verlassen habe und Neues ausprobiert und entdeckt habe.

Beim Herausfinden, mit welchen Berührungsängsten wir es gerade zu tun haben, können uns zwei Fragen helfen: 1. Passt das Neue, das noch Ungewohnte, grundsätzlich zu uns? Gibt es auch Berührungspunkte oder nur Berührungsängste? 2. Was sagen unsere Freunde dazu? Erhalten wir Ermutigung aus unserem Umfeld?

Ich bin gespannt, welche neuen Herausforderungen im nächsten Lebensjahr auf mich warten. Uns allen wünsche ich immer wieder die befriedigende Erfahrung, wenn unsere Träume in Erfüllung gehen.

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE ZUM THEMA

  • Brauchen Sie Unterstützung, um sich aus „dem gemütlichen Teppich“ zu erheben? In einem Coaching-Prozess gehen Sie neue Schritte.
  • Im Timeout-Weekend zum Jahresstart erstellen die Teilnehmenden einen eigenen PEP (persönlichen Entwicklungsplan), der ihnen durchs Jahr hindurch helfen wird, an den eigenen Träumen und Visionen dran zu bleiben.
  • Älterer Blogartikel zum gleichen Thema: „Beweg dich!“
  • Buchtipp: Dem Leben Richtung geben von Jörg Knoblauch

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSelbst“.

Regeln des Zusammenlebens

Was also einer ist, das hat die Gesellschaft aus ihm gemacht.
August Bebel (1840-1913, deutscher Politiker)

Dieses Zitat entspricht im Grunde überhaupt nicht meiner Überzeugung. Es tönt ja sehr danach, Opfer der gesellschaftlichen Umstände zu sein, während mein Lebens- und Coaching-Ansatz genau in die entgegengesetzte Richtung geht: Mir ist wichtig, dass wir als Gestalter unserer Umstände ein aktive Rolle einnehmen. Es ist ja auch sehr einfach, „der Gesellschaft“ die Verantwortung für das eigene Leben abzugeben und „die anderen“ für mein Glück oder eben Unglück verantwortlich zu machen. Diese Haltung fördert nicht unser Bestes ans Tageslicht.

Auf der anderen Seite habe ich mir in den letzten Wochen schon auch Gedanken darüber gemacht, welche Früchte wir von unserer Gesellschaft erwarten können. Wir Menschen „machen“ ja die Gesellschaft, doch die Umkehrung gilt auch: Die Gesellschaft „macht“ uns Menschen. In diesem Sinn ist die Fragestellung eine doppelte: Was für eine Gesellschaft wollen wir? Und: Was für Menschen gehen aus dieser Gesellschaft heraus, in der wir leben?

An der spannenden Tagung „Gemeinsam handeln“ erinnerte Urs Hofmann, Regierungsrat aus dem Kanton Aargau, kürzlich daran, „dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen“. So jedenfalls steht es in der Präambel der Schweizerischen Bundesverfassung. Demnach sind wir als Gesellschaft, als Volk, dann stark und erfolgreich, wenn das Wohlergehen und -befinden auch für den Schwachen möglich ist. Sind das schöne Worte, träumerische Utopien oder  wirklich das, was wir anstreben?

Was für Menschen wollen wir sein?

Eine Gesellschaft, in der sich die eigene Stärke am Wohl der Schwachen misst, orientiert sich an anderen Regeln des Zusammenlebens als eine Gesellschaft, die sich über (unan)ständiges Wachstum, virtuelle Finanzkraft oder exportierten Promis definiert.

Wir haben die Wahl! Jeder von uns setzt seine eigene Prioritätenliste:

  • Selbstverliebtheit – es geht nur um mich.
  • Habgier – ich will alles, was es zu haben gibt.
  • Glanz und Gloria – Hauptsache die Show stimmt.
  • Lustprinzip – ich tu, was grad am meisten Spass verspricht.

Sind das die Werte, die unsere Gesellschaft ausmachen (sollen)? Dass die Früchte einer solchen Gesellschaft höchst individualisierte, narrzistische Menschen sind, wird wohl jedem schnell kar. Da opfern wir „die Schwachen“ damit wir unsere eigenen Bedürfnisse befriedigen können. Sprich: Wir ziehen unser Ding durch, egal was es (den anderen) kostet – ohne Rücksicht auf Verluste.

Was für eine Gesellschaft wollen wir?

Kürzlich durfte ich beim Radio Life Channel eine Serie zu den 10 Geboten mitgestalten. Die Grundidee war: Kann es sein, dass die biblischen zehn Gebote weniger Verbote sind, die uns den Spass am Leben verderben wollen, sondern göttliche Prinzipien und Regeln des Zusammenlebens sind, die uns ein lebenswertes Dasein in Freiheit ermöglichen. Beim Nachdenken über die verschiedenen Gebote war ich aufs Neue fasziniert: Wenn wir uns danach richten würden, könnten wir uns ganz viel Ärger und jede Menge Ängste in unserer Gesellschaft ersparen. Und: Würden wir uns gemeinsam an den göttlichen Geboten orientieren, wären wir auf dem besten Weg, den Vorsätzen aus der Präambel der Bundesverfassung gerecht zu werden.

Was für eine Kraft, was für eine Freiheit, liegt in diesen Regeln des Zusammenlebens. Hier einige daraus:

  • Begehre nicht, was einem anderen gehört.
    Was für eine Freiheit, wenn wir nicht mehr nach dem destruktiven Prinzip des „Vergleicheritis“ leben sondern zufrieden sind mit dem, was wir haben.
    => Zum Radiokurzbeitrag (2-3 Minuten).
  • Lüge nicht.
    Wie schön wäre es, wenn wir einfach davon ausgehen könnten, dass wir alle die Wahrheit sagen. Ein offener, ehrlicher und aufrichtiger Umgang miteinander würde so viel einfacher machen.
    => Zum Radiokurzbeitrag (2-3 Minuten).
  • Zerstöre keine Ehe.
    Was für ein Stress, wenn wir mit der Angst leben müssen, unser Partner könnte doch noch einen/eine „Bessere“ an Land ziehen. Ist es nicht befreiend zu wissen, dass das Ja zueinander nicht nur ein Provisorium ist?
    => Zum Radiokurzbeitrag (2-3 Minuten).
  • Morde nicht.
    Das ist doch in unserer zivilisierten Gesellschaft eine Selbstverständlichkeit. Doch wo beginnt das Morden? Schützen wir in unserer Gesellschaft das Leben wirklich?
    => Zum Radiokurzbeitrag (2-3 Minuten).
  • Beraube niemand seiner Freiheit.
    Eine Gesellschaft, die frei von Korruption ist sowie die Freiheit und das Eigentum des anderen respektiert, erfreut sich einer hohen Lebensqualität.
    => Zum Radiokurzbeitrag (2-3 Minuten).

Wie gesagt: Wir haben die Wahl! Was für Menschen wollen wir sein und wie wünschen wir uns unsere Gesellschaft? Klar: Wir können nicht den anderen ändern – aber wir können bei uns beginnen!

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichGesellschaft“.

Starke und mutige Kinder

Ihr Väter, seid mit euren Kindern nicht übermäßig streng,
denn damit erreicht ihr nur, dass sie mutlos werden.

Paulus (in der Bibel, Kolosserbrief 3,21)

Eines meiner grossen Lebensziele ist es, dass meine Kinder zu starken und mutigen Persönlichkeiten heranwachsen. Doch wie lässt sich dies erreichen? Liegt das überhaupt in den Händen der Eltern? Wahrscheinlich ist es in erster Linie eine Hoffnung und erst danach ein Ziel. Will heissen: Mir ist bewusst, dass nicht nur meine Erziehung darüber entscheidet, ob meine Kinder stark und mutig werden. Nicht nur; aber mein Erziehungsstil wird bestimmt Spuren hinterlassen.

Die Frage ist also: Welche Spuren möchten wir bei unseren Kindern hinterlassen? Mich hat vor einiger Zeit das obige Zitat inspiriert. Nun ist es ja so, dass die Bibel nicht unbedingt als Befürworterin eines modernen, partnerschaftlichen Erziehungsstils bekannt ist. Vielleicht ist das zu Unrecht so: Auf jeden Fall mahnt der zitierte Ausspruch von Paulus uns eindrücklich: Zuviel Strenge führt zu mutlosen Kindern. Also zum Gegenteil von dem, was ich mir für meine Kinder wünsche: starke und mutige Persönlichkeiten.

Auch heute können wir beobachten, was Paulus da meinte: Kinder, die einen allzu strengen Erziehungsstil „geniessen“, entwickeln sich zu ängstlichen, eingeschüchterten und mutlosen Kindern. Wie ich feststelle, gibt es ein zusätzliches Problem: Wenn die Eltern übermässig streng, aber wenig konsequent sind, werden die Kinder dazu auch noch orientierungslos. Einmal ist es erlaubt, barfuss auf dem Spielplatz zu spielen. Stunden später werden sie beim selben Verhalten lautstark zurückgepfiffen. Wie soll ein Kind da noch wissen, was jetzt zählt?

Wenn ich solche mutlose, eingeschüchterte Kinder sehe, stimmt mich das richtig traurig. Sie sind sich gewohnt, einfach auf die nächsten, launischen Befehle ihres Vaters (oder der Mutter) zu warten und möglichst so darauf zu reagieren, dass die Erziehungsperson zufriedengestellt werden kann. Was wird aus solchen Kindern werden? Wie gesagt, liegt es ja nicht nur an der Erziehung, wie sich unsere Kinder entwickeln werden. Doch wer von den Eltern eingeschüchtert wird, hat sicher schon mal nicht die besten Startmöglichkeiten, um als Erwachsener mutig und stark zu sein.

Klar, manchmal wünsch ich mir schon, dass meine Kinder meinen Anweisungen etwas „zeitnäher“ in gewünschter Form Folge leisten würden. Doch grundsätzlich bin ich richtig happy, wenn ich merke, dass unsere Kinder selber denken können, sich mutig für etwas entscheiden und zu ihrer Meinung stehen können. Ich glaube, die Chancen stehen gut, dass aus ihnen einmal starke, mutige Persönlichkeiten werden.

Erziehungsmaschinen

Leider ist es viel einfacher, das Ziel, welches wir für unsere Kinder haben, zu definieren, als den Weg dorthin klar zu erkennen. Kürzlich musste ich schmunzeln, als in unserer Tageszeitung ein Artikel erschien, in dem über eine Belohnungssystem-Maschine, genannt Pointy, geschrieben wurde. Die Idee ist verlockend: Das Gerät soll mühsame Diskussionen beim Erziehen vermeiden. Eine Erziehungsmaschine, die uns vor den nervenaufreibenden Kämpfen mit unseren Kindern verschonen soll.

Ich liebe diese Kämpfe und Diskussionen auch nicht. Trotzdem finde ich die Maschine nicht wirklich hilfreich, aus zwei Gründen: Das Gerät, welches helfen soll, dass auch die mühsamen Ämtli ohne Diskussion erledigt werden, kann gar nicht halten, was es verspricht. Ein solches Anreizsystem ist vielleicht am Anfang lustig, aber bald einmal wird es die erhoffte Wirkung verlieren (das bestätigen übrigens sogar die befragten Kinder). Der zweite Grund ist für mich aber der wichtigere: Unsere Kinder brauchen genau diese Kämpfe und Diskussionen mit uns. Sie müssen lernen, zu verhandeln und mutig zu ihrer Meinung zu stehen. Sie müssen aber auch erkennen können, wann der falsche Zeitpunkt zum Verhandeln ist. Schliesslich wollen wir auch nicht zurück in die antiautoritäre Erziehung: Die Eltern bleiben die Chefs.

Auch das wünsch ich meinen Kindern für später: Verhandlungsgeschick, mutig zur eigenen Meinung stehen, aber auch erkennen, wann „dem Chef“ (der Autoritätsperson) besser nicht widersprochen wird.

Am Ende des besagten Artikels zur „Erziehungsmaschine“ sagt Walter Herzog, Professor am Institut für Erziehungswissenschaft der Uni Bern: „Es gibt in der Erziehung keinen einfachen Mechanismus, den man anwenden kann, und dann klappt alles.“

Es bleibt also viel Arbeit für uns als Eltern. Doch diese Arbeit ist unheimlich wichtig und wertvoll. Was wünschen wir uns für unsere Kinder, was für Erwachsene sollen es später einmal sein? Und wie denken wir, dass wir unsere Kinder auf diesem Weg am besten unterstützen können?

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Liebe“.

Wenn nichts mehr brennt

Ich mache dieselbe Erfahrung, wie andere vor mir:
Man ist nach dem Burnout nicht mehr dieselbe Person wie vorher.

Roland Hardmeier

Es gehört einfach zu diesen November-Tagen: Meldungen über öffentliche Personen, die im Burnout gelandet sind, Bekannte, die mit Motivationproblemen kämpfen, Menschen, die mit depressiven Verstimmungen versuchen dem grauen Herbst Konkurrenz zu machen.

Jeder, der von diesem Zustand des Ausgelaugtseins betroffen ist, geht anders damit um. Einer versucht sich mehr oder weniger erfolgreich im Verdrängen – und vergisst dabei, dass die Chancen ganz gut stehen, dass sich genau dies früher oder später schmerzhaft rächen wird.

Andere sammeln ihre letzten Kräfte zusammen und überspielen ihre Erschöpfung mit wildem Aktivismus. „Wenn ich mich nur genug anstrenge, wird schon niemand merken, dass ich eigentlich schon lange ‚auf dem Zahnfleisch laufe‘.“

Eine weitere Gruppe unterschätzt den Ernst der Lage massiv und bildet sich leichtfertig ein, dass ein Burnout doch noch trendy sei und man die Gelegenheit ja nutzen könne, sich endlich mal eine kleine Pause zu gönnen.

Natürlich stellt keine dieser Varianten eine gute Art dar, mit der herbstlichen Antriebslosigkeit umzugehen. Richtig nachdenklich stimmt mich die Tatsache, dass einige Zeitgenossen tatsächlich der Meinung sind, ein Burnout zu haben, sei lässig. Ein Arbeitgeber schockierte mich einmal mit einer Bemerkung, die darauf schliessen liess, dass er ein Burnout im Lebenslauf als eine gute Referenz betrachtet. Im Sinn: Wer einmal ausbrannte, hatte mindestens schon mal gebrannt…

Doch wenn wir Betroffene nach ihrer Burnout-Erfahrung fragen, wird schnell klar: Im Burnout zu landen ist weder trendy noch lässig. Es ist eine Sackgasse, die ich keinem Menschen wünsche. Wir machen uns etwas vor, wenn wir meinen, nach einer kurzen oder etwas längeren Pause könnten wir einfach wieder weitermachen wie vor einer schwerwiegenden Erschöpfung. Bisher hab ich noch niemanden getroffen, der oder die selbst Jahre nach dem Burnout wieder im selben Mass leistungsfähig wie davor gewesen wäre.

Wenn Betroffene erzählen

Das oben aufgeführte Zitat stammt aus dem Buch Nach wie viel BURN ist Mann OUT?. Darin gibt Roland Hardmeier seine „Burnout-Geschichte“ weiter.

Da bin ich also. Ein gestrandeter Pfarrer und Dozent.
Einer, der anderen half bis zum Umfallen – und jetzt selber dringend Hilfe braucht. Einer, der andere unterrichtete – und doch gar nichts mehr weiss. Ich bin ein Mann in der Mitte seines Lebens – aber es kommt mir wie das Ende vor.

So beginnt sein Buch. Sehr offen und unterhaltsam berichtet Roland Hardmeier darin von seiner Burnout-Erfahrung. Dabei wird klar: Wer seine Erschöpfungszustände und Burnout-Symptome auf die leichte Schulter nimmt, lebt sehr gefährlich. Hardmeier macht auch Schluss mit dem gern geglaubten Trugschluss: Wer mit Begeisterung seine Berufung lebt, sei nicht Burnout-Gefährdet.

Natürlich, wenn Betroffene wir Roland Hardmeier sagen, sie seien nach dem Burnout nicht mehr dieselbe Person wie vorher, liegt darin auch eine Chance. Irgendetwas an ihrem Lebensstil trieb sie ja in dieses Ausgebranntsein. Würden sie nach der Sackgass-Erfahrung wieder im selben krankhaften Stil weiterleben, würden sie ihr Leben ein weiteres Mal an die Wand fahren.

So gesehen ist jede Sackgasse im Leben eine Chance. Weil es so nicht mehr weitergeht, werden wir gezwungen, unseren Lebens- und Arbeitsstil zu überdenken. Gerade beim Burnout ist es ja nicht einfach das Zuviel an Arbeit, das die Betroffenen in die Krankheit führt. Es ist ein diffuser Mix von psychischer und physischer Belastung, die auf die Dauer zur Überlastung und schliesslich zum Zusammenbruch führt.

Trotzdem wünsch ich keinem diese Sackgasse. Darum ist es mein grosser Wunsch, mit meiner Arbeit einen kleinen Beitrag leisten zu können, damit Menschen ihr Leben reflektieren, bevor sie am Ende der Sackgasse ankommen. Tatsache ist jedoch auch, dass viele Menschen sich nicht gerne Gedanken zum eigenen (ungesunden) Lebensstil machen, wenn es nicht dringend nötig ist. Leider…

Was sagt Ihre innere Ampel im Moment? Alles im grünen Bereich? Oder steht die Ampel gerade auf Rot und es ist höchste Zeit für ein Timeout? Und was unternehmen Sie, wenn die Ampel warnend orange blinkt?

 

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Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichArbeit“.

Freu dich! – aber nicht zu sehr…

Das Ganz- und Heilsein, das uns Jesus anbietet,
betrifft all meine Lebensbereiche:
mein Selbst, die Gemeinschaft, mein Beruf,
die Liebe und Familie und meine Spiritualität.

Stefan Gerber

Dem aktuellen Medienmagazin antenne (ERF) durfte ich einen Artikel beisteuern. Ich hatte den Auftrag, der teils weit verbreiteten „Pass-auf-Mentalität“ etwas entgegenzusetzen. Schnell war ich von der Idee begeistert. Viel zu oft hab ich nämlich dieses von Angst geprägte „Tu dies, lass jenes, pass auf!“-Christsein schon selbst beobachtet. Da wird von einem Leben spendenden Gott gepredigt, aber einige seiner irdischen Botschafter machen doch eher einen Leben tötenden Eindruck.

Auf der anderen Seite begegene ich hier und da Menschen, die mit einem gut gemeinten und doch so aufgesetzten „Uriella-Lächeln“ durch die Welt gehen. – Die Motivation ist dabei wohl die Aufforderung: „Freut euch allezeit!“ Ist ja gut und recht, doch bitte lasst diese Freude echt sein! Es ist eine traurige (und Leben tötende) Heuchelei, ein Lachen im Gesicht und Bitterkeit im Herzen zu haben.

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf ist dann der Titel für den erwähnten Artikel entstanden: Freu dich! – aber nicht zu sehr… So kommt es mir leider manchmal in gewissen Kreisen vor: Man soll sich zwar freuen, aber es wirkt irgendwie aufgesetzt, schier befohlen. Und wenn man dann mal wirklich Freude hat, weil es das Leben gerade gut mit einem meint, dann darf man doch nicht zu dick auftragen, sonst wirkt man irgendwie überheblich oder zu wenig „geistlich“. Am besten freuen wir uns einfach „durchschnittlich“, dann fallen wir nicht auf… Aber ist das das Leben in Fülle, das uns in der Bibel versprochen wird? Es muss mehr geben!

„Pass-auf-Mentalität“ oder „z’friede läbe“?

Der von Warntafeln geprägten Angstmentalität stelle ich das Konzept von „z’friede läbe“ gegenüber. Dabei habe ich die fünf Lebensbereiche, wie sie die Individualpsychologie kennt, vor Augen. Das Modell wird dem Leben in seiner Ganzheit gut gerecht und betont, dass für ein gesundes und zufriedenes Dasein die verschiedenen Aspekte des Lebens in einer guten Balance zueinander stehen müssen. Was die Psychologie und die Life-Balance-Berater heute betonen, finden wir schon im alten Schalom-Begriff (Schalom = hebräisch für Frieden; gemeint ist der Frieden, den Gott uns anbietet. Mehr dazu in Mehr als World-Peace) als wertvollen Schatz für ein erfülltes Leben: Ganzheitlichkeit und inneren Frieden erfahren wir dort, wo wir das Leben in all seinen Facetten wahrnehmen, geniessen und gestalten. Das Ganz- und Heilsein, das uns Jesus anbietet, betrifft mein ganzes Sein, all meine Lebensbereiche:

  • Mein Selbst: mein körperliches, geistiges und seelisches Wohlergehen
  • Gemeinschaft: soziale Beziehungen, mein Platz in der Gesellschaft, soziale Verantwortung
  • Arbeit: meine (beruflichen und ehrenamtlichen) Tätigkeiten, meine Stärken, meine Karriere und mein Besitz
  • Liebe/Familie: mein Elternhaus, meine Familie, meine Ehe, mein Vater- oder Muttersein
  • Spiritualität: meine versöhnte Gottesbeziehung und mein Umgang mit Gottes guter Schöpfung

Wer dieses Leben, das uns geschenkt ist, in allen fünf grossen Bereichen auskostet und gestaltet, hat wirklich Grund, sich zu freuen. Aber bitte nicht „durchschnittlich“…

 

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Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSpiritualität“.

Träume – mehr als Schäume

Unsere Träume können wir erst dann verwirklichen,
wenn wir uns entschließen, daraus zu erwachen.

Josephine Baker

„I have a dream“. Das steht auf meiner Mappe, in der sich alles nötige für meine Reflektier-, Stille- und Studierzeiten befindet: Mein Tagebuch, mein PEP (persönlicher Entwicklungsplan), eine Zeitschrift (AufAtmen), eine Bibel und noch eine Kerze. Ich bin ein Träumer, ein Visionär. Und um meine Ideen und Visionen dreht es sich oft, wenn ich mich zu solchen Reflektierzeiten zurückziehe. Weil ich mich nicht von den Alltagssorgen gefangen nehmen lassen will, sondern das grosse Ganze im Blick behalten will, soll mich der Schriftzug auf der Mappe immer wieder daran erinnern: I have a dream – ich habe einen Traum.

Nun ist es so eine Sache mit unseren Träumen. Nur ganz selten gehen sie wie von selbst in Erfüllung. Und je grösser die Visionen, desto mehr Hindernisse begegnen uns auf dem Weg vom Traum zur Realität. Was können wir also tun, dass nicht die recht bekommen, die sowieso schon im Voraus sagen: „Träume sind Schäume“.?

Meine Träume entdecken

Nicht jeder ist ein Visionär – zum Glück. Während die Stärke der Einen die Gesamtschau ist, sind die Anderen Spezialisten, wenn es ums Detail geht. So sind nicht alles Träumer, die vor dem inneren Auge bereits eine bessere Welt erkennen können. Trotzdem glaube ich, dass in jedem von uns Träume schlummern. Und die gilt es erstmals zu entdecken.

  • Welche Kindheitsträume stecken noch in mir?
  • Welche Themen wecken ein besonderes Interesse?
  • Gibt es Wünsche in meinem Leben, die immer mal wieder bei mir anklopfen?
  • Bei welchen Gedanken fliesst bei mir speziell viel Energie? Bei welchen Themen bin ich selbst mitten in der Nacht hell wach?
  • An welchen Ideen studiere ich immer und immer wieder herum?

Diese Träume sollten wir „ans Tageslicht holen“. Sprich: Sie sichtbar machen. Sie nicht schon im Vornherein als unrealistisch abtun. Sie anschauen und uns mit ihnen beschäftigen. Könnte da ein Spur zu einem Thema meines Lebens liegen?

Aus den Träumen erwachen

Im Unterschied zu unseren nächtlichen Träumen, sollten wir diese Art von Träumen nicht einfach sich selbst überlassen. Ein Traum alleine verändert weder die Welt noch unser Leben. Wenn wir also unsere Träume sichtbar gemacht haben, geht es um die Frage, was wir mit ihnen machen.

  • Bin ich bereit, micht dafür einzusetzen, dass dieser Traum Realität wird?
  • Kann ich die Kosten des Traums überschlagen und bin ich bereit, den Preis zu bezahlen?
  • Ist der Traum (Kindheitstraum, Berufswunsch, Idealbilder aus der Jugend) in meinem heutigen Leben überhaupt noch relevant? Will ich das wirklich noch? Oder träume ich da einer Sache nach, die ich heute gar nicht mehr als erstrebenswert erachte?
  • Welche Träume gilt es loszulassen? Vielleicht, weil mir die Kosten zu hoch sind. Vielleicht, weil er nicht zu meinem (familiären) Umfeld passt. Vielleicht, weil er doch eine Nummer zu gross ist.
  • Gibt es Träume, die das Potenzial haben, zu meinem Beruf – zu meiner Berufung – zu werden?

Ran an die Arbeit

Träume machen Arbeit. Das ist in jedem Fall so.

  • Träume, die wir umsetzen wollen, brauchen einen Plan (eine Strategie) – in kleinen Schritten zum grossen Ziel.
  • Träume, die sich nicht umsetzen lassen, brauchen Raum, damit wir uns von ihnen verabschieden können und uns mit der Situation versöhnen können.
  • Träume, die Rückschläge mit sich bringen, brauchen viel Ausdauer, Stehauf-Fähigkeiten und ein ermutigendes Umfeld, das mitträgt.

Gerade wenn wir in der Mitte des Lebens stehen, gilt es, den unerfüllten Träumen in die Augen zu schauen. Sich mit diesen vielleicht schmerzlichen Wendung im Leben auszusöhnen, ist eine grosse Herausforderung.

Und: Immer wieder ist es nötig, sich in Mitten der Anforderungen des Alltags auf die eigenen Träume zu besinnen. Bin ich noch auf dem Weg, den ich einmal eingeschlagen habe? Oder hat sich mein (Berufs)Leben einfach so, fast unbemerkt, in eine Richtung entwickelt, die nicht mehr viel mit der ursprünglichen Vision gemeinsam hat?

„I have a dream“. Und ich muss etwas dafür tun, dass dieser Traum in mir wach bleibt und nicht von den unterschiedlichsten Ansprüchen von aussen zugedeckt wird.

 

Weiterführende Angebote zum Thema

  • Im Timeout-Weekend für Frauen 2012 beschäftigen sich die Teilnehmerinnen unter dem Motto „Ich werde keine Primaballerina mehr“ mit der Frage, wie sich die Zukunft trotz unerfüllten Wünschen versöhnlich gestalten lässt.
  • Im Timeout-Weekend zum Jahresstart erstellen die Teilnehmenden einen eigenen PEP (persönlichen Entwicklungsplan), der ihnen durchs Jahr hindurch helfen wird, an den eigenen Träumen und Visionen dran zu bleiben.
  • Buchtipp: Dem Leben Richtung geben von Jörg Knoblauch

 

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSelbst“.

«You & Me» – Du & ich

Der Mensch für sich allein vermag gar wenig
und ist ein verlassener Robinson;
nur in der Gemeinschaft mit den anderen
ist und vermag er viel.

Arthur Schopenhauer, deutscher Philosoph (1788 – 1860)

Das hat Schlagzeile gemacht: Die Heilsarmee will die Schweiz am Eurovision Song Contest 2013 in Malmö vertreten. Unter dem Motto Heilsarmee rocks Malmö wurde ein spannendes Projekt gewagt, das sich sehen lässt: Eingängiger, rockiger Song, ansprechender Text und geniale, originelle Umsetzung. Die Idee hat mich sofort begeistert.

Wenn der 20jährige zusammen mit dem 94 Jahre alten Senior You & Me rockt, dann ist das ein überzeugendes Zeichen, dass hier tatsächlich gelebt wird, was im Song beschrieben wird: „Verkündet von nah und fern wie es eigentlich gemeint ist: wir gehören zusammen, du und ich.“ Würde das irgendeine Babyface-Boygroup, zusammengestellt durch eine Castingshow, vom süffisant lächelnden Dieter Bohlen angepriesen, singen, wäre es ein nettes Liedchen rund um kuschelige Harmonie, die wohl schon hinter der Bühne vorbei wäre. Aber so – die Heilsarmee, eine Marke die für Mitmenschlichkeit, Hilfsbereitschaft und Engagement für die Gesellschaft steht, eine Band, die ausstrahlt, was sie singt und dadurch authentisch wirkt, ein Song, der deutliches Ohrwurmpotenzial hat – mir gefällt dieser Mix.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=FKbzOIab0yM[/youtube]

Der von der erfolgreichsten Musikproduzentin der Schweiz, Hitmill, produzierte Song You & Me besingt nicht einfach eine heile Welt, die mit unserer Realität nichts zu tun hat. Im Gegenteil. Der Anfang ist ganz schön gesellschaftskritisch, wenn es da heisst: „Wenn die Zeiten rauer werden und Gold und Silber zu Staub zerfallen. Wenn Menschen aus Eifersucht und Hass Barrikaden bauen.“  

Und so wird das Heilsarmee-Projekt zum eindrücklichen und glaubwürdigen Aufruf an uns alle: Lassen wir die Barrikaden einstürzen und suchen stattdessen das Verbindende zwischen dir und mir. Nicht Barrikaden aus Eifersucht und Hass, aber auch nicht Gold und Silber, sind die Dinge, die uns als Menschen weiterbringen. Was wir brauchen, sind Brückenbauer, Menschen, die sich statt Fäuste offene Hände entgegenstrecken. Wir brauchen Menschen, die verbindend wirken. Zum Beispiel genau wie diese Heilsarmee-Band: Eine Verbindung zwischen Generationen herstellen. Oder: Eine Verbindung zwischen arm und reich, In- und Ausländer, gesund und krank, stark und schwach…

You & Me – du & ich. Wie können wir gemeinsam dafür sorgen, dass dieser Ort etwas mehr Lebensqualität für uns alle bietet?

Mir selbst wurde letzte Woche aufs Neue bewusst, dass ich etwas habe (ich weiss selbst nicht wirklich, was es ist), dass ich zu geben habe. In unserer sozial-diakonischen Kinder- und Familienanimation hatten wir die vier schönsten Tage im Vereinsjahr, die Happy Kids Days. Als Organisator und Verantwortlicher fürs Mitarbeiterteam bin ich in dieser Kinderwoche oft eher im Hintergrund. Doch die Kids geniessen es, wenn ich mich direkt mit ihnen abgebe. „Irgendetwas“ scheint anzukommen, wenn ich mich mit dem Einzelnen beschäftige. Ich werde zum Kumpel und zum Vorbild.

Diese Erfahrung zusammen mit dem Heilsarmee-Song spricht zu mir: Ja, ich will mich für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft engagieren. Ich will mich nicht mit „Bürokram“ vollstopfen, mich nicht endlos um Silber und Gold drehen und schon gar nicht Barrikaden aus Hass und Eifersucht aufrichten.

You & Me – du & ich. Wir können einen Unterschied in dieser Gesellschaft machen. Packen wir es an!

Und übrigens: Ein erster, einfacher Schritt könnte ja sein, in der Vorausscheidung für den Song der Heilsarmee zu stimmen. Wie hat es Georg Schlunegger von Hitmill treffend gesagt: „Wenn Zero Points, dann wenigstens für einen guten Zweck.“

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichGesellschaft“.

 

Jahresprogramm 2013

Die Verantwortung für sich selbst
ist die Wurzel jeder Verantwortung.
Mong Dsi, (372 – 289 v. Chr.), konfuzianischer Philosoph

 

Unter dem Motto Mein Leben – Meine Verantwortung haben wir eine Jahresübersicht unserer Angebote im 2013 zusammengestellt.

Wir freuen uns, wenn wir Sie darin unterstützen dürfen, Ihre Verantwortung für sich selbst wahrzunehmen.

Im Flyer Mein Leben – Meine Verantwortung finden Sie Angaben zu folgenden Angeboten aus unserem Jahresprogramm 2013:

PEP 2013 – ein guter Start ins neue Jahr

Timeout-Weekend für Paare

Motivationstag „Mehr Zeit“

Timeout-Weekend für Frauen

Referate, Seminare und Workshops

Coaching-Angebote

Auftritte von Brigä & Adonette

Puppenspiel und Bauchreden

 

Eine Insel im (Ehe)Alltag

Immer wieder einmal eine Insel für die Partnerschaft.
Urs Gloor (Mediator, Anwalt + Bezirksrichter) im Club (SF, 2.10.12)

Die Diskussionssendung Der Club vom Schweizer Fernsehen trug letzte Woche einen bemerkenswerten Titel: Scheiden besser meiden!. Eine interessante Gästerunde diskutierte über persönliche Erfahrungen, Studien und Expertenwissen rund ums Thema Partnerschaft und Scheidung. Unter anderem wurde eine aktuelle Studie vorgestellt, die besagt, dass nur gerade ein Drittel der Geschiedenen aus langjährigen Ehen diesen Schritt im Nachhinein als Gewinn bezeichnen.

Persönlich hat mich vor allem interessiert, was die Gesprächsgäste, vor allem diejenigen, die trotz Tiefs und Hochs noch immer mit ihrem Partner zusammen sind, dazu zu sagen haben, wie Scheiden nun vermieden werden kann. Klar wurde: Eine Ehe ohne Herausforderungen, ein Ehe-/Familienalltag in dem alles glatt läuft, ist eine Illusion. Ist ja nicht wirklich etwas Neues. Doch wie viele Paare, und gerade Paare mit Kindern, verfallen dem Gedanken, dass es nur bei ihnen so besonders chaotisch bis frustrierend zu und her gehe? Immer wieder erlebe ich es: Wenn wir von Problemen und Herausforderungen in unserem Ehe-/Familienalltag sprechen, atmet das Gegenüber erleichter auf und sagt: „Ah, das tut gut zu hören, dass bei euch auch nicht alles perfekt läuft…“

Erste Erkenntnis: Eine langjährige Partnerschaft ohne Beziehungsstress gibt es nicht! – Auch nicht mit einem anderen Partner!

Raus aus dem Alltag

Auf die Herausforderungen im Beruf wird man in der Berufslehre (oder im Praktikum, in der Assistenzzeit) vorbereitet. Leider werden viele nicht auf die Herausforderungen im Ehealltag vorbereitet. Im dümmsten Fall hatten sie in ihrem Elternhaus kein gutes Vorbild für gelebte Partnerschaft, sind im Anflug der Schmetterlinge im Bauch durch die Verliebtheitsphase direkt in eine feste Partnerschaft gerutscht und schneller als gewünscht weichen die romantischen Gefühlen dem Babygeschrei.

Doch ohne bewusste Entscheidung und ohne ein Mindestmass an Planung/Vorbereitung ist ein Ehealltag kaum zu bewältigen. Und gerade die herausfordernde Phase mit Kleinkindern, möglicherweise zusammen mit steigender Verantwortung im Beruf, braucht ein starkes Miteinander. Im Club erzählte Urs Gloor (Mediator, Anwalt und Bezriksrichter) von den Strategien, die er und seine Frau in dieser Phase entwickelt hatten: Signale setzen, wenn gerade Sturm angesagt ist und alles drunter und drüber geht. Und: „Immer wieder einmal eine Insel für die Partnerschaft.“ Gemeinsam wegfahren, ein Weekend zu zweit, trotz vollem Berufs- und Familienalltag den gemeinsamen Kinoabend nicht streichen…

Meine Frau und ich gönnen uns solche Inseln regelmässig und mit unseren Angeboten wollen wir auch anderen solche Inseln im Ehealltag ermöglichen. Gerade wenn es darum geht, nicht nur einige gemeinsame Stunden zu geniessen, sondern auch ganz bewusst die eigene Partnerschaft zu reflektieren, Ziele zu setzen und den Ehealltag zu gestalten, bietet sich ein „begleitetes Timeout“ an. Mit unseren Timeout-Weekends für Paare und mit anderen Seminarangeboten (wie zum Beispiel das Ländli-Seminar Was ich dir eigentlich sagen wollte…) laden wir Paare ein, sich Inseln im Alltag zu schaffen und sich ein Timeout zu gönnen.

Zweite Erkenntnis: Eine langjährige Partnerschaft braucht Inseln im Alltag. Ohne „Stressmanagement“ leben wir als Paar gefährlich.
am Bielersee

Fasziniert hat mich an der Sendung, wie offen die Experten auch über ihre ganz persönlichen Erfahrungen berichteten. Da gestand der Psychoanalytiker, dass ihm peinlicherweise nach der Scheidung bewusst wurde, dass er jetzt niemandem mehr die Schuld geben konnte. Plötzlich war er ganz alleine für sich selber verantwortlich und auch selber schuld, wenn etwas schief lief.

In einer akuten Not- oder Stresssituation einer Ehe erscheint einem alles andere besser zu sein als die momentane Situation. „Nur weg hier“, scheint der Fluchtplan zu lauten. Ganz gewiss gibt es viele Ehesituationen, die sich auf keinen Fall zu einem Dauerzustand entwickeln dürfen. Wegrennen kann jedoch aus meiner Sicht genausowenig eine Lösung sein wie die „innere Kündigung“ (sich als „Wohngemeinschaft“ arrangieren).

In unserer Konsumgesellschaft sind wir uns gewohnt, das alte Handy weiterzugeben, wenn uns ein besseres angeboten wird. Leider schleicht sich diese Mentalität auch in unseren Umgang mit Beziehungen ein: Freunde sind austauschbar, (Ehe)Beziehungen bekommen ein Ablaufdatum. (Nebenbei bemerkt: Mein neues iPhone kann ja wirklich richtig viel. Doch mein altes Nokia war halt schon auch ein treuer Begleiter. Und ich wusste, was es kann und was nicht. – Auf einer ganz anderen, viel höheren und viel tieferen, Ebene weiss ich es zu schätzen, dass meine Frau und ich nun schon über 13 Jahren den Alltag gemeinsam gestalten. Obwohl ich nie sagen würde, ich wisse jetzt, wie meine Frau funktioniert – aber einiges habe ich den letzten 13 Jahren schon herausgefunden…)

Dritte Erkenntnis: Das Neue ist nicht immer besser und eine Scheidung ist nicht immer der gewünschte Befreiungsschlag.

 

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichLiebe“.

Als Team stärker?

Wer andern eine Blume sät, blüht selber auf!
Verfasser unbekannt

Einmal mehr las ich neulich genüsslich in meiner Sonntagslektüre und blieb beim Artikel „Gemeinsam stark“ (NZZ am Sonntag, 16. Sept. 2012) über das Buch Zusammenarbeit von Richard Sennett hängen. Auch wenn im Artikel über den Soziologen Sennett und sein neustes Buch ein eher düsteres Bild über den Zustand unserer Gesellschaft gezeichnet wird, können wir nicht ganz abstreiten, was da steht: „Jeder kämpft gegen jeden und schaut nur für sich. Arm und Reich klaffen immer weiter auseinander. Selbstherrliche Manager lassen ihrer Gier freien Lauf. Das Gemeinswesen droht auseinanderzubrechen.“

Das düstere Bild hellt sich auf, wenn Richard Sennett die Vision einer Gemeinschaft schildert, die sich an einem Orchester orientiert: „Der Einsatz des Einzelnen dient dem Klang des Ganzen, das Zuhören ist so wichtig wie das Spielen.“ Wer kann sich noch leisten zuzuhören? In einer Zeit, in der Geschwindigkeit und Selbstmarketing (= sich selbst anpreisen und somit immer von sich reden, statt zuzuhören) über allem stehen. Und: Bin ich mir bewusst, dass mein Beitrag Teil des Klanges (oder auch: Teil des Missklanges) ist? Verstehe ich mich als Teil des Grossen Ganzen oder erledige ich Dienst nach Vorschrift und erkenne die Bedeutung meiner Arbeit gar nicht?

Teamwork – für die Einen ein Reizwort, für die Anderen ein Wunderheilmittel. Nachdem das Team vor Jahren schwer in Mode kam, Büros umgebaut wurden, Hierarchien flach gehalten wurden, plötzlich alle mit dem Generaldirektor per Du waren, folgte eine Phase der Ernüchterung: Teamarbeit ist nicht die Lösung auf alle Probleme. Und: Nicht jeder ist für Teamarbeit geschaffen. Je nach Persönlichkeitsstil blüht man bei der Arbeit in einem Team so richtig auf – oder man trocknet langsam aus, weil man sich und seine Ideen eben doch besser in der Ruhe der Einzelarbeit entwickeln kann.

Das deckt sich mit meinen Erfahrungen: Teams sind eine grossartige Sache, aber es gibt einige Tücken, die zu Fallgruben einer erfolgreichen Teamarbeit werden können. Da kann manch einer zum Schluss kommen: Wir lassen es. Zusammenarbeit in Teams braucht zu viel Zeit, schafft unnötig zwischenmenschliche Konflikte und überhaupt will ich arbeiten und nicht in Meetings festsitzen.

Was es zu beachten gibt

Bevor wir nun die Teams schon abschreiben, einige Hinweise, wie Teamarbeit gelingen kann und wir dabei Lust statt Frust erleben können:

  • Der Lead muss klar sein.
    Es gibt verschiedenste Modelle und Ideen, wie Teamarbeit funktionieren kann. Mir wurde schon gesagt: „Wir haben keine Leitung, wir haben Teams.“ Mag sein, dass irgendwo auf der Welt, mit den richtigen Leuten, der Ansatz von sich selbstorganisierenden Teams funktioniert. Meine Erfahrung ist eine andere: Ein starkes Team brauch eine starke Führung!
  • Nicht jeder kann ein Team leiten.
    Dies ist die Weiterführung des vorherigen Punktes. Wie oft sass ich schon in einer Sitzung und dachte: Wie schade nur, dass die leitende Person nicht mehr Leadership-Qualitäten hat. Auch hier gibt es viele unterschiedliche Meinungen. Für mich ist klar: Nicht jeder hat die nötigen Führungskompetenzen um ein Team zu leiten. Zu oft wird die Person, die sich mit viel Fachwissen und herausragender Arbeit bewährt hat, automatisch zum Teamleiter. Aber die Fähigkeiten, die man als Führungsperson benötigt, unterscheiden sich womöglich fundamental von den herausragenden Fähigkeiten in einem bestimmten Fachbereich.
  • Das Ziel muss klar sein.
    Ich habe schon Teams erlebt, da war das gemeinsame Ziel nicht definiert. Als zielorientierter Visionär sind mir solche Situationen natürlich schnell unangenehm. Aber ist ein zielloses Meeting und die Teamarbeit ohne übergeordnete Vision nicht für alle ein Leerlauf? Darum: Das Ziel muss klar sein. Und es muss auch immer mal wieder über das Ziel gesprochen werden, damit es nicht plötzlich aus dem Blickwinkel verschwindet.
  • Als Team muss man sich mögen.
    Ob im Job oder noch eindrücklicher in der Politik (mindestens in unserem schweizerischen System), auf die Zusammensetzung der Teams hat man oft wenig Einfluss. Dabei haben Studien gezeigt: Der Unterschied zwischen einem normalen zu einem Hochleistungsteam liegt oft in der Gemeinschaft untereinander. Sprich: Richtig gut wird ein Team erst dann, wenn die Gruppe gerne zusammen ist und sich die Einzelnen füreinander engagieren.
  • Teamarbeit soll Spass machen.
    Die Zusammenarbeit im Team soll produktiv sein, ganz bestimmt. Doch dies erreicht man nicht mit endlosen, trockenen Sitzungen. Teamarbeit soll auch Spass machen. Und wenn der Spassfaktor nicht zu kurz kommt, stimmen auch die Resultate. Mindestens wenn es um kreative Prozesse geht, muss eine anregende Stimmung herrschen, die alle Beteiligten motiviert.
  • Den Anderen zum Glänzen bringen.
    Teamarbeit ist nicht zu Verwechseln mit dem Zusammenzug von mehreren Einzelkämpfern. Das zeigt uns jede Mannschaftssportart eindrücklich: Eine Mannschaft von hochkarätigen Individualisten ist noch kein starkes Team. Ganz nach dem eingangs erwähnten Zitat mit dem Säen: In der Teamarbeit versuche ich die Anderen zum Glänzen (zu Bestleistungen) zu bringen und werde so selbst mein Bestes geben.
  • Worten müssen Taten folgen.
    Es braucht einiges an Geschick, den unterschiedlichen Persönlichkeiten in einem Team gerecht zu werden. Wie kann man den stillen Denker an Board holen? Wie stoppt man die Dauerredner?
    “Grosse Worte, kleine Taten” – auch das ist in manchen Teams eine Herausforderung. Entweder hat man als Team gute Ideen, die aber nicht konkret angepackt werden und daher nie umgesetzt werden. Oder man hat im Team einen dabei, der sich gerne reden hört, viel Platz einnimmt und dann doch nicht “hält, was er verspricht”.
    Darum muss in jedem Team gelten: Worten müssen Taten folgen.

Meine grössten Erfolge habe ich in Teams erreicht. Ich liebe es, Teil eines starken Teams zu sein. Wenn man mit den richtigen Leuten zusammen ist, einige Regeln beachtet und ein motivierendes Ziel vor Augen hat, kann man gemeinsam tatsächlich viel mehr erreichen, als jeder für sich alleine.

 

Weiterführende Angebote zum Thema

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichArbeit“.