«Connected» leben und führen

Endlich ist es wieder soweit: Pandemiebedingt wurde der letzte Leitungskongress abgebrochen und der diesjährige musste unglücklicherweise vom Februar in den August verschoben werden.

Umso grösser war die Freude, als es gestern in der Messe Leipzig losging und tausende Menschen sich «connected» (verbunden) haben, um sich für ihr Leben und Leiten inspirieren zu lassen. Willow Leitungskongress – das sind für mich drei Tage voller hochkarätiger Referate, herzbewegende Kunst, erstklassige Musik und zahlreiche horizontweitende (Pausen)Begegnungen.

Unter dem Thema «Connected» denken wir dieses Jahr darüber nach, wie wir trotz der zahlreichen Krisen unserer Zeit, die von der globalen (Medien)Bühne direkt in unsere Kirchenreihen und Familien dringen, miteinander verbunden bleiben.

«Verbundenheit ist alles!», meinte etwa der erfolgreiche Unternehmer und Autor Bodo Janssen, «Kernziel der Führung ist Verbindung zu schaffen. Verbindung der Menschen zu sich selbst, zueinander, zur Umwelt und zu Gott.»

Verbunden mit mir selbst

Mir helfen solche Kongresse immer wieder, mit mir und meinen Visionen in Verbindung zu kommen. Natürlich sind über all die Jahre viele Inhalte auch einfach Wiederholung – aber guttuende und wichtige Wiederholungen.

Ohne solche – und andere – Reflexionspausen wird mein Alltag viel zu schnell von «willkürlichen» To-Do-Listen bestimmt, scheinbar Dringendes wird hastig erledigt, wirklich Wichtiges bleibt dafür liegen.

Darum brauche ich Erinnerungen wie diese:

«Das WHAT motiviert niemanden,
was motiviert ist das WHY».
Michael Herbst

Will ich gut mit mir und meiner Lebensvision connectet sein, sollte sich dementsprechend mehr um das WHY drehen und nicht bloss um die To-Do-Listen des WHATs.

Und ein weiterer Gedanke von Michael Herbst bleibt hängen: Bevor wir irgendetwas anpacken, brauchen wir ein ehrliches Annehmen von der Situation, wie sie eben ist – kein Schönreden, aber auch kein endloses Jammern über die Umstände.

«Es ist wie’s ist.»

Das ist ein wertvoller Rat für jeden Menschen persönlich, jede Kirche, überhaupt für alle Organisationen und Unternehmen. Für das persönliche Leben hat es auch damit zu tun, was Gary Haugen «Inventur der Innenwelt» nannte und uns herausforderte, uns nicht von Angst leiten zu lassen.

Denn: «Angst zerstört Träume».

Je nach Ergebnis dieser persönlichen Inventur wird ein kraftvoller Wandel nötig sein, wie es Bodo Janssen aus seinem Leben als Unternehmer ganz offen erzählte: Vom Erkennen (Inventur) über das Anerkennen (Es ist wie’s ist!) zum Bekennen (Wandel ist nötig und ich will diesen Weg gehen – selbst wenn es mich unter Umständen einiges kosten wird).

Verbunden mit anderen

Es ist ein geflügeltes und oft zitiertes, aber eben auch wahres Wort:

«Nur wer sich selbst führen kann,
kann andere führen.»

Darum ist es so wichtig, dass wir zuerst auf eine gesunde Weise mit uns verbunden sind, bevor wir uns mit anderen verbinden. Daraus kann eine reife Führungsperson erwachsen.

Bezüglich dem WHY nehme ich mir vor, noch konsequenter das WARUM (der grosse Traum) zu kommunizieren, erst dann kommen HOW und WHAT.

Und ich will Menschen darin unterstützen, ihr grosses WHY zu finden. Da schliesse ich mich gerne dem Traum von Bodo Janssen an:

«Führung hilft den Menschen
auf dem Weg vom Leben als Kopie
zurück zum Original-Sein.»

Die Sozial-Unternehmerin Nathalie Schaller sagte es so:

«Wenn etwas in dir brennt – du für etwas brennst -,
dann mache ein Feuer daraus!»

Führungspersonen helfen, Feuer zu entfachen.

Glücksaufgabe

Solche Führungspersonen werden andere Menschen glücklich machen.

Und das wiederum wird die Führungsperson glücklich machen!

Am Ende kommt es wieder zurück zu meiner Verbundenheit mit mir und mit meinem Schöpfer. Dazu das beste Zitat am Ende – nochmals von Bodo:

«Wir müssen nicht zuerst sterben,
um in Frieden zu ruhen.»

Was tust du dafür, dass du «in Frieden* ruhst» – bereits im Hier und Jetzt?

* gemäss der Worterklärung in der BasisBibel meint ein solcher Friede «umfassender Zustand von Glück und Wohlergehen des Einzelnen und der Gemeinsaft der aus der Beziehung mit Gott hervorgeht.» Anders gesagt: Ganzheitliches connected sein.

Hier kannst du ein kleines Häppchen Leitungskongress miterleben.

Darf ein Pfarrer eine Mission haben?

Mein Engagement als Armeeseelsorger war unserer Lokalzeitung eine ganze Seite wert. Natürlich hatte ich mich über die Kontaktaufnahme und das Interesse des Redaktors gefreut und nach der einen oder anderen organisatorischen Panne – leider wurde mir nicht mitgeteilt, dass auch eine Fotografin kommt und ich entsprechend im grünen Tenü erscheinen sollte – hatten wir ein sehr angeregtes und offenes Gespräch.

Da ich den Artikel wie abgemacht gegenlesen konnte und die digitale Version schon am Vorabend online war, erwartete ich keine Überraschung mehr. Doch als ich dann am Frühstückstisch das Bieler Tagblatt bei der entsprechenden Seite aufschlug, machte ich grosse Augen: Über den wohlwollenden Artikel wurde über Nacht noch ein reisserischer Titel gesetzt. Das hat mich sehr geärgert!

Dem zugegeben eher langweiligen Aufhänger «Warum ein Seeländer erst jetzt Armeeseelsorger werden durfte» (so steht es in der Digitalversion noch heute) hatte der Redaktor (oder wohl eher der diensthabende Blattmacher) eine grosse Portion Pfeffer dazu gestreut und so las ich dann zu meiner grossen Überraschung: «Darf er jetzt auch in der Kaserne missionieren?».

War das wirklich nötig?

Meine Freude über den Artikel war auf einen Schlag ziemlich getrübt. Interessanterweise hab ich zwar von verschiedenen Leuten gehört, die nicht wie ich über diesen reisserischen Titel gestolpert sind. Aber ich bin überzeugt, dass es die anderen auch gibt, die möglicherweise nur den Titel überflogen haben, sich in ihren Vorurteilen bestätigt fühlten und dem Artikel, resp. dem darin porträtierten Menschen, gar keine Chance gaben.

Warum habe ich mich so geärgert? Weil hier zu Gunsten von etwas mehr Aufmerksamkeit (Clickbaiting) ein Gliche bedient wurde, um das es dann im Artikel höchstens ganz am Rand geht. Und das Wörtchen «auch» im Titel impliziert, dass ich in meinen anderen Tätigkeiten (Pfarrer im gms und Gemeinderat von Studen) am Missionieren bin.

Jedenfalls sprach auch mein Kommunikationsberater von einem «üblen Titel» und ich fühlte mich unfair behandelt, nachdem ich mir viel Zeit für den Redaktor nahm und so bleibt es leider eine durchzogene Medienerfahrung (neben vielen guten Erfahrungen).

Warum sollte ich eigentlich nicht missionieren?

Beim Relaxen in den Sommerferien habe ich mir dann nochmals Gedanken zu diesem Titel gemacht und hab mich dann plötzlich gefragt: Warum soll jede Firma eine Mission haben, aber ich als Pfarrer darf nicht missionieren?

Natürlich ist der Begriff Missionieren gesellschaftlich negativ aufgeladen – darum hatte ich ja auch ein Problem mit der Titelsetzung.

Aber hey, heisst Missionieren im Grunde nicht einfach, das jemand seine/ihre Mission lebt?

Jede Organisation, die vorwärts kommen will, macht sich früher oder später Gedanken zum Missionstatement und jede Chefetage ist happy, wenn diese Mission von ihren Mitarbeitenden auch gelebt wird.

Aber wehe, wenn ein Pfarrer auf die Idee kommt, eine Mission zu haben …

Im Artikel steht, dass in der Armeeseelsorge Missionieren ein No-Go sei. Selbstverständlich ist mir das bewusst und habe ich ja dazu gesagt.

Aber weisst du was? Ich entscheide hier und heute, dass ich mich nicht an dieses Verbot halten werde: Egal, wo ich mich engagiere, ich will meine Mission leben.

Für mich ist es seit jeher klar, dass ich niemandem etwas überstülpe, niemanden bekehren will (noch so ein Reizwort) und kein Interesse daran habe, Menschen zu etwas zu drängen.

Wer so etwas unter Missionieren versteht – das tu ich nicht, weder in der Armee noch im Gemeinderat und auch nicht als Pfarrer.

Doch meine Mission, wie ich sie im letzten Blogartikel vor der Sommerpause durchblicken liess, die will ich überall leben und zu der stehe ich auch: Ich will Liebe schenken, Hoffnung verbreiten, Glaube leben.

Oder – wie der Redaktor und ich noch als möglichen Titel diskutierten – ich will «Anwalt der Hoffnung» sein. Wenn das Missionieren ist, dann will ich es gerne auch in der Kaserne tun.

Und was ist deine Mission?

Glücksaufgabe

«Eigentlich sollte man …», sagte das Paar, mit dem wir uns diese Woche trafen.

Ob als Paar oder als Einzelperson, «eigentlich sollte man …» tatsächlich.

Man sollte sich beispielsweise jährlich Zeit nehmen, um sich Gedanken darüber zu machen, welche Ziele, welche Mission, man persönlich oder als Paar erreichen möchte:
– Was ist mir wichtig?
– Wofür will ich meine Energie und Lebenszeit investieren?
– Auf was will ich später einmal zurückblicken können?

Die genau gleichen Fragen könnt ihr euch auch als Paar in der Wir-Form stellen. Die Gedanken aus dem letzten Blogartikel (Das Leben feiern) können dabei eine Hilfe sein.

Also, lasst uns fröhlich missionieren in dem Sinn, dass wir eine Mission im Leben haben, die wir mit Leidenschaft verfolgen und die unserem Sein Sinnhaftigkeit verleiht.

Denn: Eine Mission zu haben, macht glücklich!

Das Leben feiern

Das gibt ein schönes Fest-Weekend: Heute Abend feiern wird die Pensionierung von zwei langjährigen Lehrpersonen und morgen steigt ein Fest zum 80. Geburtstag meiner Schwiegermutter.

In unserer schnelllebigen Zeit ist es kaum mehr vorstellbar, dass jemand 40 Jahre am selben Ort arbeitet. Doch beide Personen, die wir heute nach all den Jahren von leidenschaftlichem Einsatz für unsere Schule in den sogenannten «wohlverdienten Ruhestand» verabschieden dürfen, haben genau dies getan. Praktisch ihr ganzes Berufsleben haben sie sich für Schülerinnen und Schüler unserer Dörfer engagiert und junge Menschen zweier Generationen auf dem Weg in ihren nächsten Lebensabschnitt begleitet.

Nun stehen sie selbst vor einem neuen Lebensabschnitt: Sie schauen auf viele Erinnerungen zurück und können Zukunftspläne schmieden ohne dem Schulalltag mit all seinen Herausforderungen.

In der einen oder anderen Rede werden wir den beiden unsere Anerkennung und Wertschätzung ausdrücken, Anekdoten und Erinnerungen austauschen und die besten Wünsche mit auf ihren weiteren Weg geben.

Liegt deine Pensionierung noch vor dir? Egal wie viele Jahre es bis dahin noch dauert: Du entscheidest heute, wie du und deine Weggefährten bei deiner Pensionierung auf dein Berufsleben zurückblicken werden.

Was willst du erreicht haben?

Womit in Erinnerung bleiben?

Was müsste sein, damit du den Grossteil deines Berufslebens für denselben Arbeitgeber dein Bestes geben würdest?

Darauf will ich einmal zurückblicken

Für das Fest morgen hat meine Schwiegermutter eine Rede angekündigt. Ich bin gespannt, was sie aus ihrem reichen Leben erzählen will. Achtzig Jahre – das heisst, ein ganzes Estrichabteil voller Erinnerungen (ich meine dies im übertragenen Sinn, oft trifft es aber auch im wörtlichen, materiellen Sinn zu).

Mein Schwiegermami Susi hat in den letzten 80 Jahren sehr viele Hochs und Tiefs, Freudenmomente und Rückschläge erlebt. Das trifft auf jedes Leben zu. Keine und keiner ist davor gefeit Leidenszeiten durchzumachen. Und doch gibt es auf der anderen Seite immer einen Grund dankbar zu sein.

Wenn du dir deinen 80. Geburtstag vorstellst, wie stellst du dir diesen vor?

Mit wem willst du diesen besonderen Tag feiern?

Worauf willst du dankbar zurückblicken?

Wofür möchtest du bekannt sein?

Magst du auf dieser Gedankenreise noch einen Schritt weiter mit mir gehen? Es gibt im Coaching den Workshop Mein Vermächtnis, in dem man seine eigene Grabrede schreibt. Einigen geht das zu nahe oder sie finden es einfach zu makaber.

Trotzdem finde ich es eine sehr aufschlussreiche Übung: Wenn du dein Leben gedanklich von hinten aufrollst, sieht so manches ganz anders aus. Es geht sogar soweit, dass trotz den vielen höchst individuellen Lebensentwürfen viele Menschen auf dem Sterbebett ganz ähnliches bereuen: Zu wenig Zeit mit Freunden verbracht, zu wenig «das eigene Ding» durchgezogen, zu viel gearbeitet … (Buch: 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen)

Ich leiste gerne, engagiere mich mit viel Energie in unterschiedlichen Projekten, bin gerne kreativ und habe gerne Erfolg – doch all diese Dinge sind nicht das, was ich am Ende meiner Tage hören möchte.

Vielmehr wünsche ich mir, dass die Menschen an meinem Grab sagen:

Er hat Liebe verschenkt.

Er hat Hoffnung verbreitet.

Er hat Glaube gelebt.

Glücksaufgabe

Deine heutigen Entscheidungen bestimmen, wie du und andere bei deiner Pensionierung, deinem 80. Geburtstag und später auch an deinem Grab auf dein Leben zurückblicken werden.

Was möchtest du deinen Mitmenschen hinterlassen?

Was soll dein Erbe sein?

Mit diesem Blogartikel verabschiede ich mich in die Sommerpause. Ich freue mich, wenn dich meine Gedanken zum Weiterdenken inspirieren. Und vielleicht hast du den Mut, dich dem Vermächtnis-Workshop zu stellen. Ich schenk ihn dir hier als Gratisdownload.

Gestalte dein Glück – und nutze auch gerade die hoffentlich etwas ruhigeren Sommerwochen dazu. Und falls du für dich oder für andere Menschen, die dir wichtig sind, noch eine gute Sommerlektüre suchst, schicke ich dir gerne mein GlücksBuch zu.

Der Mensch im Zentrum

Wer hätte das gedacht? Nun bin ich also Hauptmann Armeeseelsorge. Da mein letzter Blogbeitrag zum historischen Lehrgang viele positive Echos bewirkte, nehme ich heute nochmals Bezug dazu.

Seit einer Woche bin ich wieder ganz im zivilen Leben unterwegs. Und natürlich wurde ich hier und da angesprochen, entweder wurde mir zur Ernennung zum Hauptmann gratuliert, interessiert nachgefragt, was denn die Armeeseelsorge genau mache oder einfach salopp rhetorisch gefragt: «Und? Froh hast du’s hinter dir?».

Tatsächlich konnte ich diese Frage nicht mit einem klaren Ja beantworten. Natürlich sind meine Füsse dankbar, müssen sie bei dieser Hitze nicht mehr den ganzen Tag in unbequemen Kampfstiefeln stehen … Aber auf der anderen Seite machte sich diese Woche schon ein wenig «Lagerkoller» breit – nach den intensiven drei Wochen bin ich zwar froh, wieder bei meiner Familie zu sein, doch meine neuen Freunde vermisse ich schon auch.

Da drückt der Schuh

Die Schnittstelle zwischen militärischem und zivilem Leben, die ich in den letzten Tagen erlebte, eignet sich gut, um herauszufinden, was ich im Militärdienst schätzen gelernt habe und was ich jetzt überhaupt nicht vermisse.

Wie gesagt: Dass die Schuhe nicht mehr drücken, haben meine Füsse dankend zur Kenntnis genommen. Der bildlich gesprochene drückende Schuh entdecke ich aktuell in zwei Dingen:

Als Milizpolitiker verbrachte ich diese Woche schon wieder Stunden in Beratungen und Sitzungen. Bei einigen – wie in den Bewerbungsgesprächen – ging es um den Menschen. Vorwiegend ging es aber um Schulraumplanung, Finanzen, Verträge, Parkplätze …

Es mag überraschen, dass einer der Werte in der Schweizer Armee «Menschen im Zentrum» heisst. Natürlich ist ein solcher Slogan sehr schnell niedergeschrieben, aber nur sehr langsam als gelebte Kultur gefestigt.

Wenn schon die Armee als Ganzes sich der Menschenwürde verpflichtet, gilt dies umso mehr bei der Armeeseelsorge. Und das war in unserem Lehrgang spürbar: Die Theorieblöcke waren von der Frage geprägt, wie wir es schaffen, den Menschen ins Zentrum unseres Wirkens, Begleitens und Unterstützens als Seelsorger zu stellen.

Dieser Ansatz zog sich auch durch unsere Pausen und (knapp bemessene) Freizeit: Ein persönlicher Austausch zu später Stunde mit dem Vorgesetzten, Anteil nehmen an einer brüchigen Lebensgeschichte, Mitfreuen, wenn Versöhnung geschieht, Menschen und ihre Prägungen kennen und schätzen lernen … – ich habe es genossen, stand der Mensch in diesem Kurs im Zentrum. Und das fehlt mir diese Woche.

Die zweite Erkenntnis kam für mich etwas überraschend: Der Militäralltag war durchgetaktet (05.45 Aufstehen, 06.15 Frühstück, 07.00 Besinnung, 07.45 Theorie …) und so blieb wenig Spielraum für freie Planung. Eigentlich hätte ich gedacht, dass ich dies auf keinen Fall vermissen würde. Und ich glaube, ich vermisse es auch nicht wirklich – zu sehr habe ich über all die Jahre die Freiheit des «eigenen Chefseins» schätzen gelernt.

Aber mir wurde neu bewusst, wie viel Energie und Disziplin es kostet, wenn man seinen Alltag selbständig planen kann (darf/muss). Da ist es schön, sich auch einmal von einem «Picasso» (Wochenplan) führen zu lassen, der einem sagt, was als Nächstes ansteht.

Der Traum der vorbehaltlosen Annahme

Richtig gefreut habe ich mich, dass ich wieder zurück in meinem Alltagsjob bin. Nein, ein Job ist es nicht, es ist meine Berufung, die ich zusammen mit meiner Frau seit 23 Jahren leben darf: Seit der Gründung vom gms (Gemeinde im Bezirk «Kirche anders» der EMK Schweiz) ist es uns ein Anliegen, Orte zu schaffen, wo sich Menschen wohl und angenommen fühlen, Gott kennen und lieben lernen.

Diesen Traum träumen wir zum Glück nicht alleine. Gerade gestern Abend haben wir mit Menschen, die sich zu unserer Gemeinde zugehörig fühlen, über Annahme, Begegnung und Entwicklung nachgedacht.

Eine Aussage hat mich dabei gleichermassen gefreut als auch erschüttert: Sowohl ein Schüler als auch ein Frau Mitten im Leben haben zu bedenken gegeben, dass sie neben dem gms kaum einen Ort haben, wo sie diese vorbehaltlose Annahme erleben.

Es braucht Mut auf beiden Seiten: Organisationen – ob kirchliche Gemeinschaften, Schulen, Firmen oder eben die Schweizer Armee – brauchen den Mut, den Menschen nicht nur im Leitbild ins Zentrum zu rücken.

Und es braucht den Mut, vielleicht auch gerade nach enttäuschenden Erfahrungen, sich als Mensch aufzumachen und Teil einer Gemeinschaft zu werden. Dabei macht man sich verletzlich, geht ein Risiko ein.

Doch wenn man diesen mutigen Schritt wagt, kann der Gewinn riesig sein.

Das habe ich in meinen drei Militärwochen erlebt. Und das möchte ich immer wieder erleben und darum will ich noch konsequenter den Menschen ins Zentrum stellen.

Glücksaufgabe

Neulich durfte ich zusammen mit meiner Frau ein Glücks-Referat für Lokführer und Zugbegleiterinnen halten. Im Gespräch am Mittagstisch fragte ich einen Güterzug-Lokführer, ob das nicht ein furchtbar einsamer Job sei. Er: «Ich liebe diese Ruhe und das Alleinsein!».

Ein Weg zu mehr Lebenszufriedenheit ist, zu wissen, woraus man Energie zieht. Kannst du dich mit dem Lokführer identifizieren? Oder eher mit mir, wenn ich feststelle, dass mir Lebensgeschichten (Menschen) mehr Freude machen als Sachgeschäfte?

«Der Mensch im Zentrum» heisst auch, dass du dich kennst und weisst, was dir gut tut – und was nicht.

Wohlbefinden nicht nur am Weltglücktag

Zum diesjährigen UNO Tag des Glücks durfte ich für das christliche Wochenmagazin IDEA folgendes Interview geben:

Am 20. März wurde zum 10. Mal der Internationale Tag des Glücks begangen. Was halten Sie davon?

Es ist wie beim Mutter- oder Vatertag: Schön, dass wir uns einen Tag besonders daran erinnern, was unser Wohlbefinden beflügelt. Aber wenn wir nur einen Tag pro Jahr an unsere Mütter/Väter oder an unser Glück denken, verfehlt es das Ziel.

Sie beschäftigen sich seit einigen Jahren mit der Glücksforschung. Ihre wichtigsten Erkenntnisse?

Was wir intuitiv als Glück empfinden – die Weltreise oder das grosse Haus -, entpuppt sich als Sackgasse: Die Positive Psychologie hat gezeigt, dass sich unsere Glücksempfindung in unserer Haltung und Denkweise und nicht im Portemonnaie entscheidet. So ist ein dankbarer Lebensstil erwiesenermassen der Königsweg zum Glück.

In Ihrem Buch ziehen sie Parallelen zwischen der Glücksforschung und der christlichen Spiritualität? Macht der Glaube glücklich?

Es gibt gute Gründe dafür, warum das so sein sollte. Viele der 16 Glücksaktivtäten, die ich in der Glücksforschung entdeckte, haben einen direkten Bezug zur lebensbejahenden Botschaft des christlichen Glaubens: Achtsamkeit, Vergebung, Gemeinschaft, Grosszügigkeit …

Philosoph Nietzsche prägte einst den Satz: «Christen müssten mir erlöster aussehen» – Woran liegt es, dass er partiell recht hat?

Weil es auch eine krankmachende Form des Glaubens gibt. Ich staune, dass manche Christen gerne und viel von Freiheit, Freude und Liebe sprechen, in der Gesellschaft jedoch als unfreie, lieblose Menschen ohne Lebensfreude wahrgenommen werden. Ich kann nur vermuten, woran das liegt: Statt den Kern des Evangeliums (bedingungslose Annahme durch Gott) sich entfalten zu lassen, wird ein Zaun aus Gesetzlichkeit und Rechtgläubigkeit darum gebaut.

Wo hilft der Glaube, das Leben entspannter zu nehmen?

Uns ist ein Schatz anvertraut, der uns helfen könnte, das Leben entspannter anzugehen: Ich bin vom Druck befreit, alles unter Kontrolle haben zu müssen, weil ein liebender Gott über, neben, unter und in mir ist. Ich kann wirklich frei sein, weil ich weder ihm noch meinen Mitmenschen etwas beweisen muss. Ich bin geliebt, weil ich Ich bin – meine noch so guten oder noch so schlechten Taten können nichts daran ändern. Dieses Evangelium verkünden wir zwar und tappen dann doch in die Falle, den Glauben zum Leistungssport zu machen.

Noch ganz persönlich: was macht Sie glücklich?

Glück hat für mich mit einem dankbaren Blick zurück, einem genussvollen Leben im Jetzt und einer hoffnungsvollen Zukunftsperspektive zu tun. Glücklich bin ich, wenn es mir gelingt, mich mit allem Schönen und Schwierigen im Leben zu versöhnen. Bei einer solchen Lebenshaltung ist Glück mehr als ein Aneinanderreihen von einzelnen Glücksmomenten. Ich suche nach Lebenszufriedenheit und freue mich genauso an einem Skitag wie an einem Abend mit Freunden oder einem gelungenen Gottesdienst.

(Interview: IDEA, Daniel Rhefeld)

Glücksaufgabe

Beim neusten World Happiness Report belegt die Schweiz den vierten Rang. Einmal mehr an der Spitze liegt Finnland.

Ein Faktor, der das Bruttoinlandglück beeinflusst, ist der Grad der politischen Partizipationsmöglichkeit. Man könnte also salopp sagen: Wählen macht glücklich!

Schade, dass so viele (oft 60 – 70 % der Wahlberechtigten) diese Chance verpassen und ihr Wahlrecht nicht nutzen.

Übrigens: Dieses Wochenende finden im Kanton Bern Wahlen statt. Nutz die Chance!

Frage des Vertrauens

Und, hast du das Frühstück heute morgen überlebt?

Eine doofe Frage, ich weiss. Aber in einer Zeit, in der man nicht mehr weiss, wem man sein Vertrauen schenken kann, darf, soll, beginne ich mich mit komischen Fragen zu beschäftigen:

Was, wenn ich den Bauern im Lande nicht mehr trauen kann, weil sie möglicherweise der Milch ein Gift beisteuern?

Oder wie ist es mit dem Buschauffeur? Wird er mich – allenfalls gar im Schneesturm – sicher ans Ziel bringen?

Und die Autoindustrie: Wer sagt mir, dass mein Neuwagen nicht nach 10’000 Kilometer explodieren wird?

Das Leben ist lebensgefährlich. Ohne Vertrauen überleben wir da nicht lange. Wir alle leben tagtäglich aus dem Vertrauen heraus. Wer nur aus Angst lebt, lebt irgendwann nur noch zurückgezogen in seiner kleinen Welt – oder irgendwann gar nicht mehr.

Ich entscheide schon am Morgen, ob ich mit Vertrauen oder mit Angst in den Tag starten will – vom Lebensgefühl her, aber auch ganz praktisch: Die Milch am Frühstückstisch, daneben liegt die Tageszeitung: Hm, kann ich darauf vertrauen, dass der Journalist über tatsächliche Ereignisse berichtet oder verdreht er Fiktion in Fakten?

Und schon bald geht’s wirklich ans «Läbige»: Wenn ich meine Kinder anderen Menschen anvertraue – vertraue ich da auch wirklich? Oder wenn ich mich selbst den Händen eines Therapeuten anvertraue – vertraue ich darauf, dass mir geholfen wird?

Wer aktiv ins Leben eintaucht, steht andauernd vor der Vertrauensfrage.

Langzeitfolgen des Misstrauens

Es wird derzeit viel über Langzeitfolgen gesprochen – wahlweise meint man damit die Folgen einer Corona-Erkrankung (Long Covid), die vermuteten Folgen einer Impfung oder die psychischen und gesellschaftlichen Folgen von Social Distancing.

Ich frage mich, wie sich die Langzeitfolgen des gegenwärtigen Misstrauens manifestieren werden.

Das Hinterfragen von Autoritätspersonen ist keine neue Erscheinung. Und ich begrüsse, dass man durch verschiedene Strömungen mindestens seit der 68er-Bewegung bis zu «Me too» die Autoritätsgläubigkeit abgelegt hat und man sich bewusst wurde, dass auch die eigenen Idole nicht vor Fehltritten und falschen Entscheidungen gefeit sind.

Doch ich befürchte, dass gerade, wie so oft, das Pendel ins andere Extrem ausschlägt: Während die Verschwörungstheoretiker, für die alle Amtsträger ferngesteuert werden, eine kleine Randerscheinung sind, gibt es mehr und mehr Leute, die nur noch sich selbst trauen.

Und diese Entwicklung scheint mir für ein gesundes Miteinander als Gesellschaft nicht gerade förderlich.

Ich will meiner Nachbarin genauso wie meinen Gemeinderatskollegen, meinen Kindern genauso wie dem Journalisten meiner Lokalzeitung, meinen Freunden genauso wie meinen Ärzten, meinen Mitarbeitenden genauso wie meinem Bundesrat unterstellen, dass sie es grundsätzlich gut mit mir meinen.

In diesem Sinn habe ich diese Woche nach einer Tagung mein Fazit gezogen: Haltung vor Meinung.

Wir können uns in manchem uneinig sein. Und das ist auch völlig okay so. Aber wir sollten dabei Haltung bewahren: Eine Haltung des Vertrauens, des Respekts und des guten Willens.

Man kann das als naiv betrachten. Und tatsächlich wurde mein Vertrauen auch schon hier und da missbraucht.

Doch ich weigere mich in aller Deutlichkeit, all meinen Mitmenschen – ob Nachbarn oder Autoritätspersonen – in einer Haltung des Misstrauens zu begegnen.

Glücksaufgabe

Während der Pandemie ging vieles verloren, was uns als Gemeinschaft zusammenhält. Ich hab das selber in verschiedenen Gremien erlebt. Geselliges Zusammensein oder Networking ohne fixe Agenda fördert unser Miteinander (und unser Vertrauen zueinander) ungleich stärker als Zoom-Meetings.

Auch wenn wir unsere sozialen (physischen) Kontakte in den nächsten Monaten nochmals reduzieren müssen, bitte ich dich: Zieh dich nicht zurück in dein Schneckenhaus! Gib nicht dem Misstrauen gegenüber allen und allem Raum sondern frag dich, wie du dein Leben mit einem gesunden Vertrauen gestalten kannst.

Die geknickte Rose

Neulich durfte ich mit einer Gruppe einen Blick hinter die Kulissen des Luxushotels Lenkerhof werfen. Eindrücklich, wie klein die Vorratskammer dieses grossen Hauses mit Gourmetrestaurant ist – «Bei uns wird praktisch alles frisch angeliefert», wurde uns versichert. Gross ist dafür die Wäscherei mit Rund-um-die-Uhr-Betrieb.

Als wir im Reich der hauseigenen Floristin durchkamen, fiel mein Blick sofort auf zwei Rosen: Die eine strahlte Frische und Schönheit aus, wie es nur eine Rose kann.

Die andere liess ihren Kopf hängen – sie strahlte nichts Positives mehr aus.

Was für ein Gegensatz?!

Noch jetzt, wenn ich das Foto dieser beiden Rosen anschaue, erfasst mich beim Anblick der blühenden Rose eine erhabenes Gefühl, ich richte mich auf und freue mich mit der Rose an der Schönheit des Lebens. Zusammen stimmen wir ein in den Lobgesang: «Das Leben ist ein Fest!»

Schwenke ich meine Aufmerksamkeit dann zur geknickten Rose, befällt mich eine depressive Stimmung. Nur Zentimeter neben dem blühenden Leben riecht es nach Tod. Die Lebenskraft ist weg – und mit ihr der Stolz, der aufrechte Gang, die Freude.

Und beides gehört zum Leben!

Nein, dieser GlücksBlog soll sich nicht um rosarot getünchte Positivität drehen nach dem Motto «Wenn du es nur genug versuchst, wirst du die geknickte Rose ausblenden können!».

Die geknickte Rose mit ihrer Gebrochenheit gehört genauso zum Leben, wie die stolz blühende Rose der Schönheit.

Die Kunst des Lebens ist es, dass wir beide Seiten wahrnehmen, akzeptieren, annehmen und vielleicht sogar umarmen können.

Es gibt Tage, da blühen wir mit der Rose um die Wette.

Und an anderen Tagen, da blüht gar nichts, da fehlt uns sogar die Kraft, um den Kopf zu heben.

Klar, ich bin lieber die blühende Rose und stecke mit meiner Lebensfreude auch gerne andere Menschen an.

Aber es bleibt eine Tatsache, dass ich auch immer wieder die geknickte Rose bin: keine Energie, schwere Gedanken, Mutlosigkeit, die sich breit macht.

Mir tut es gut, wenn ich in dieser Phase nicht im Club der genkickten Rosen einchecke, sondern auch Menschen um mich habe, die genug Lebensfreude und Energie haben, um sie gerne mit mir zu teilen. Menschen, die Anteil nehmen, zuhören und mich vielleicht auch für eine Wegstrecke an der Hand nehmen.

Damit die Freude eines Tages wieder zurückkehrt

Eine andere Situation, ein anders Hotel: Während einer Pfarrweiterbildung bleibe ich an folgendem Zitat von John Wesley aus dem EMK Gesangsbuch hängen:

Glaube ist Liebe,
Frieden und Freude im heiligen Geist.

Er ist die fröhlichste und heiterste Sache von der Welt.
Er ist völlig unvereinbar mit Griesgrämigkeit, Missmut, Hartherzigkeit und allem, was nicht, der Sanftmut, Güte und Freundlichkeit Jesu entspricht.

Ich möchte gerne voll und ganz zustimmen – und doch bleibt mir ein Aber im Hals stecken. Wie passt das jetzt zu den beiden Rosen?
Gehört das Geknicktsein nicht auch zum Leben?

Ich will das Zitat als Versprechen verstehen: Der Glaube, und noch viel mehr die Liebe Gottes, wird uns frei machen.

Es werden Tage kommen, da sind wir frei von Griesgrämigkeit, Missmut und Hartherzigkeit.

Und es wird der Tag kommen, da sind wir vollständig frei von allem Schweren. Zum Leben im Diesseits gehört es, dass wir von Zeit zu Zeit der geknickten Rose ähneln. Doch genauso bin ich überzeugt, dass nach diesem Leben «die wahre Wirklichkeit» folgt, in der wir als blühende Rosen das Geknicktsein hinter uns lassen werden.

Glücksaufgabe

Wie ist deine Stimmungslage gerade jetzt? Geknickte oder blühende Rose? Voller Lebensenergie oder ausgelaugt?

Glück heisst nicht, das Schwere auszuklammern. Glücklich ist, wer auch die genknickte Rose annehmen kann.

Das macht Sinn!

Ein Kennzeichen glücklicher Menschen ist, dass sie einer Tätigkeit nachgehen dürfen, die sie als sinnerfüllt erleben.

Wer dies regelmässig erleben darf, lebt wahrscheinlich ihre Berufung oder hat mindestens den passenden Job oder ein spannendes Engagement als freiwillig Mitarbeitender gefunden.

Ich habe das Privileg, immer wieder solche Flow-Momente erleben zu dürfen, in denen meine Passion, meine Stärken und mein Persönlichkeitstyp zu den Aufgaben passen, die mir im ausleben meiner Berufung begegnen.

Strahlende Kinderaugen und dankbare Eltern

Jahr für Jahr erlebe ich Mitte Oktober ganz viel Sinn in meiner Tätigkeit: Wenn 40-60 Kinder und das freiwillige Mitarbeitendenteam (mit vielen Jugendlichen) mit soviel herzhafter Freude, strahlenden Augen und einem „Big Smile“ bei den Happy Kids Days mitwirken, erlebe ich ganz viel Sinnhaftigkeit in meiner Tätigkeit.

Selbst wenn es eine sehr anspruchsvolle Woche ist und wir als Leitungsehepaar stark gefordert sind, bleibt es eine der schönsten Wochen im ganzen Jahr.

Zu den grossen Worten hier die entsprechenden Beweisfotos:

Neben dem nonverbalen Feedback der Kids gibt es auch immer wieder einzelne Eltern, die ihre Dankbarkeit konkret aussprechen. Das ist ein schöner Lohn für alle Mitarbeitenden, die viel Energie in dieses Projekt stecken. Und mich erinnert es daran, wie viel Sinn diese Arbeit macht.

Wenn der Familienvater und Unternehmer seine Kids abholt und anerkennend sagt: „Unsere Mädchen sind einfach immer glücklich, wenn sie bei euch gewesen waren“, ist das der schönste Beweis dafür, dass wir im Verein Happy Kids tatsächlich unsere Mission leben.

Müde, aber sehr glücklich

Gestern war auch so ein Tag, an dem die Sinnhaftigkeit meiner Tätigkeit konkret spürbar war: Ein Filmteam der Evang.-method. Kirche Schweiz besuchte uns und machte Aufnahmen von diversen Projekten von gms/Happy Kids.

Ist möglicherweise ein Bild von eine oder mehrere Personen und Innenbereich

Der Besuch von Menschen, die vorher nie in unserer Location waren, ist immer etwas sehr Spannendes: Wie nehmen sie uns, unser Lokal und unsere Projekte wahr? Wie fühlen sie sich dabei?

Und bei einem so dicht gefüllten Tagesprogramm wie gestern: Wie erleben sie die Zusammenarbeit mit uns?

Was ich gestern gespiegelt bekam, macht mich riesig dankbar: „So viel gelacht wie heute, habe ich schon länger nicht mehr – und dies trotz dem ganzen Stress“, bekamen wir zu hören. Oder: „Ich kam an einen neuen Ort, mit mir kaum bekannten Leuten, und es war kein Moment peinlich.“

Das ist Balsam und Feuerwerk für meine Seele in einem: Ich geniesse still, dass unser 22jähriger Traum lebt. Und es pusht mich wie eine Rakete vorwärts: Genau, lass uns dies weiterhin tun und diesen Traum von einem Ort, wo sich die unterschiedlichsten Menschen wohl und angenommen fühlen, noch konsequenter in Tat umsetzen.

Flow bis zum Umfallen

Dabei habe ich bei aller Sinnhaftigkeit und Schönheit von solchen Highlights (mindestens) zwei Dinge gelernt:

1. Es gibt auch in einer sinnerfüllten Tätigkeit nicht jeden Tag Highlights, die sich auch noch wunderbar anfühlen. Ganz oft bestehen auch bei der tollsten Arbeit die Tage aus Arbeit, aus harter Arbeit sogar. Zudem gehören Rückschläge genauso dazu und schmerzen wohl noch gerade eine Spur stärker, wenn so viel Herzblut mit im Spiel ist.

2. Flow kann süchtig machen. Immer schneller, immer mehr, immer höher – diese Gefahr besteht, wenn es gerade richtig gut läuft. Doch das kann auf die Dauer nicht gut gehen.

Weil ich neben allem Schönen derzeit auch mit Unschönem und Unbequemem zu kämpfen habe, ist mir in den letzten Tagen aufgefallen, das wohl meine Seele mit diesem Tempo nicht ganz mithalten kann: Müde ins Bett fallen und doch nicht einschlafen können, ist so ein Anzeichen dafür.

Darum freu ich mich auf eine kleine Auszeit am Sonntag und Montag.

Glücksaufgabe

Jetzt hab ich sehr viel von mir erzählt. Wie sieht es bei dir aus? Wo erlebst du (Beruf / Freiwilligenarbeit / Familie) das Glück einer sinnerfüllten Tätigkeit? Wie fühlt sich das an?

Wie zeigt sich ein Flow-Erlebnis in deiner Tätigkeit?

Und weisst du auch, wann genug ist? Planst du bewusst Auszeiten ein?

Was macht dich einzigartig?

Gestern begleitete ich unseren Sohn auf die Bank. Bedient wurden wir von einer Lernenden, die einen so langen und speziellen Namen hatte, dass ich ihn hier nicht wiedergeben kann.

Sofort dachte ich: Sie wird das Problem nicht kennen, dass sie verwechselt wird – diesen Namen, bestehend aus mindestens 5 Wörtern, gibt es bestimmt nur einmal in der Schweiz. Natürlich musste ich einen entsprechenden Spruch machen – worauf sich mein Teenager-Sohn selbstverständlich einmal mehr für seinen Papi schämte …

Anderer Tag, andere Situation: Heute morgen blätterte ich beim Frühstück wie üblich die Tageszeitung durch, als ich irritiert bei einem Bild hängen blieb: «Ähm, dieser Kopf kenne ich doch? Na klar, das bin ja ich!!??».

Mein Bild war nicht zum ersten Mal in der Zeitung. Doch erstmals hatte ich keine Ahnung davon und war dementsprechend überrascht. Ein spezielles Gefühl.

Tatsächlich ging es auch da um den Namen: In der Klatschspalte vom Bieler Tagblatt wurde berichtet, dass es im Seeland gleich zwei Stefan Gerbers gebe, die Vize-Gemeindepräsident sind.

So viel zur Verwechselbarkeit meines Namens. Während der Name der Lernenden am Bankschalter einzigartig ist, leben schon nur in meinem Dorf drei Stefan Gerber.

Wie ist es mit deinem Namen? Unverwechselbar oder gibt es ihn auch wie Sand am Meer?

Du bist wunderbar – weil du Mensch bist

Nun, mit meinem Namen kann ich nicht punkten. Doch auch ich bin wie du ein einzigartiges Geschöpf. Und diese meine Einzigartigkeit möchte ich immer mehr entdecken, entfalten und einbringen.

Weisst du, was dich auszeichnet?

Was macht dich einzigartig?

Warum ist es ein Geschenk für die Welt,
dass du geboren wurdest?

Was hindert dich daran, deine Einzigartigkeit noch mehr zu zelebrieren?

Nicht etwa, weil du etwas Besseres wärst!

Einfach, weil du genauso wie jeder Mensch wunderbar geschaffen bist.

Mit König David wiederhole ich gerne immer mal wieder das beste Selbstwert-Training, das ich kenne:

Du hast mich mit meinem Innersten geschaffen, im Leib meiner Mutter hast du mich gebildet. Herr, ich danke dir dafür, dass du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast! Grossartig ist alles, was du geschaffen hast – das erkenne ich!

König David, Die Bibel, Psalm 139,13+14

Glücksaufgabe

Der GlücksBlog geht in die Sommerpause. Aber diese Erkenntnis von David gebe ich dir mit in den Sommer: «Du bist wunderbar und einzigartig geschaffen!». Erkennst du das? Was bedeutet es für dich? Wie und wo lebst du diese Einzigartigkeit?

Der Wind in meinem Leben

Ich bin total entspannt: Heute Morgen hab ich noch die letzten Sonnenstrahlen genutzt, um mit meiner Frau unseren Aare-Spaziergang zu machen – auf halber Strecke wurden wir jedoch bereits vom Regen begrüsst.

Früher, als Hauptleiter einer Jungschar, wäre ich an einem so verregneten Freitag vor Pfingsten alles andere als entspannt gewesen: Zelte aufbauen oder gleich in der Zivilschutzanlage das Nachtquartier einrichten? Welche Programmteile des Pfingstlagers (PfiLa) müssen umgestaltet werden, was kann wie geplant durchgeführt werden?

Nun gut, eigentlich gehört ja Regen fest in eine PfiLa-Planung dazu …

Neben der Erinnerung an nasskalte und trotzdem geniale PfiLas (Pfingstlager) mit der Jungschar – und der Nostalgie des Cup-Finales am Pfingstmontag im Wankdorfstadion – ist Pfingsten für mich die schöne Zusage Gottes, dass er uns nicht alleine lässt: Der gute Geist Gottes will uns tröstend und helfend zur Seite stehen. Mehr noch! Der Heilige Geist will uns nicht nur be-geleiten, sondern uns gar an-leiten.

Mit Rückenwind unterwegs

Die Bibel vergleicht den göttlichen Geist unter anderem mit dem Wind. In meiner Auseinandersetzung mit der Glücksthematik brauche ich das Bild des Windrades. Und genau da kommt dieser Wind ins Spiel: Was wäre ein Leben ohne Wind? Hier steht der Wind für eine gelebte Spiritualität und die Sinnhaftigkeit im Leben.

Und welcher Wind ist der Antrieb meines Engagements in Kirche, Gesellschaft und Politik? «Suchet der Stadt Bestes und betet für sie!», lesen wir bei Jeremia. Das ist mein Leitmotiv für mein vielseitiges Wirken.

So will ich beispielsweise eine Sachpolitik betreiben, die das göttliche Wohlwollen für seine Geschöpfe und seine Schöpfung zum Ausdruck bringt. Dabei will ich bewusst die Kraft und Führung des Heiligen Geistes in Anspruch nehmen. Er darf und soll der Wind in meinem Leben sein – auch in meinem Politisieren.

Und darum will ich als Pfarrer der Gesellschaft dienen – nicht bloss einem kleinen Kreis von Gleichgesinnten. Unsere Aktivitäten als Kirche sollen zum Wohl aller beitragen. Das heisst dann:

Verantwortung übernehmen – lokal und global.

Brücken bauen – statt Fronten zu zementieren.

Menschen dienen – praktisch, unbürokratisch, konkret.

Pfingsten steht für die Hoffnung, dass eine andere Welt möglich ist. Eine Welt, nicht getrieben von egoistischer Gier, sondern angetrieben vom guten Geist Gottes, der alle Menschen beflügeln will.

(Teile aus diesem Artikel sind als Kolumne in der Zeitung Berner EVP 2/2021 erschienen.)

Glücksaufgabe

Falls du während dem Pfingstweekend nicht gerade umziehst oder in einem Pfila bist, habe ich dir hier einen Glückstipp: Zusammen mit der Hirnforscherin Barbara Studer durfte ich als Talk-Gast beim Livenet-Talk «Was kann ich zu Glück und Gesundheit beitragen?» mitwirken.

Und falls du lieber liest als den Talk zu schauen, gibt es im Artikel Livenet-Talk: Was kann ich zu Glück und Gesundheit beitragen? eine gute Zusammenfassung davon.