Making Memories

Alles begann mit einem Versprechen: Als der Eishockeyspieler Janis Moser im ersten Corona-Herbst Talk-Gast bei «Chäs, Brot Wy – und mini Gschicht mit Gott» war, hatte ich ihm versprochen: «Wenn du es in die NHL schaffst, kommen wir dich besuchen.»

Dazu kam dann die Erinnerung an die Aufforderung unseres Host-Papas aus Chicago: «Make memories with Janosch!».

So entstand anfangs Jahr die verrückte Idee in mir: Wie wär’s, wenn ich im Frühling …

Per WhatsApp fragte ich unseren Sohn Janosch, was er an Ostern mache. Dazu schickte ich ihm die Flugdaten. Seine Antwort: «Ist das jetzt eine ernstgemeinte Frage?».

«Ziemlich!» – Und aus der Idee wurde ein Abtasten bei unserer Host-Family in Chicago: «You always say: Make memories for you and Janosch. Okay, I will!» Die Antwort kam postwendend: «Wow, that is wonderful. We would love to see you and have you stay with us.»

Auch aus Phoenix erreichten uns positive Signale – einem Besuch der letzten beiden NHL-Saisonspiele mit Janis, inzwischen ganz amerikanisch «JJ» genannt, steht nichts im Weg. Aus der Idee wurden Pläne …

Einzigartiges Erlebnis: Vater-Sohn-Ferien

Und so startete unser Abenteuer am Karfreitag. Unsere Chicago-Family verwöhnte uns; wir genossen es, zurück in der Stadt zu sein, die mit so vielen schönen Erinnerungen verknüpft ist. Auch der erste Besuch seit Corona in der Kirche, die mich so inspiriert hat, war eine grosse Freude. Es war speziell, hier an diesem Ort, der in den letzten Jahren dermassen durchgeschüttelt wurde, Ostern zu feiern – das Fest der Hoffnung, die Erinnerung daran, dass das Leben über den Tod triumphieren wird. Sinnbildlich dafür war das riesige Willow-Auditorium endlich wieder einmal voll besetzt.

Nach dem Besuch in Chicago führte uns unsere Reise in die Wüste von Arizona. Hier warteten wunderbare Naturschönheiten, die Erfahrung NHL, leckeres Essen, sommerliches Wetter, ein einzigartiger Erlebnisnachmittag mit JJ und viele besondere Momente auf uns.

Ich bin nicht gerade als Freund von Kakteen bekannt. Doch diese Arizona-Kakteen haben mich enorm fasziniert – ganze Landschaften voll von riesigen Kakteen, speziell!

Die roten Felsen liebte ich schon von Reisen in meinen 20ern. Die Region Sedona AZ war für mich jedoch noch unbekannt. Schlicht gigantisch!

Neben unglaublichen Sehenswürdigkeiten zu entdecken, steht «Making Memories» vor allem für die Erlebnisse, besonders für einzigartige, neue Erfahrungen. Davon gab es auf dieser Reise einige: Besonders stechen der wilde Ritt auf einem «Dirt Car» durch die Wüste und der Fun zu später Stunde in einem Topgolf heraus.

Making Memories geht auch günstig

Zugegeben: Diese Vater-Sohn-Ferien waren nicht besonders günstig (dank grosszügigen Gastgebern aber auch nicht überrissen teuer) und nach einigen Jahren ohne Flugreise ist mein ökologischer Fussabdruck in kurzer Zeit wieder deutlich gewachsen.

Doch was das Geld angeht: Es gab viele Jahre, da konnten wir unseren Kindern keine teuren Ferien ermöglichen. Mit schmalem Familienbudget hiess es, Ausschauhalten nach günstigen Möglichkeiten, um Erinnerungen zu schaffen.

Die gute Nachricht: Das ist möglich! In besonderer Erinnerung bleiben mir Sommerferien, in denen wir von mehreren kostenlosen oder günstigen Familienattraktion in unserer Region profitieren konnten und viel Familienspass für wenig Geld erlebten.

«Making Memories» muss wirklich nicht immer teuer sein. Bezeichnenderweise war einer der schönsten Momente der letzten Woche, als Janosch und ich im kleinen Hotel-Pool spielten, herzhaft lachten und unser Zusammensein in vollen Zügen genossen – auch wenn die Umgebung völlig unspektakulär war.

Diese Ferien waren von A-Z ein wunderbares Erlebnis. Ich fühlte mich als Glückspilz – und ich war auch wirklich einer; dies wurde mir definitiv bewusst, als im überfüllten Flieger nach Hause ausgerechnet neben mir der Sitz leer blieb.

Glücksaufgabe

Es waren wohl meine bisher schönsten Ferien. Dass ich diese mit unserem Sohn erleben durfte, macht es natürlich ganz besonders. Definitiv haben wir viele wunderbare Erinnerungen geschaffen.

Was heisst für dich «Making Memories»? Ob kleine, günstige besondere Momente mitten im Alltag oder auch mal so ein Erlebnisurlaub wie ich es letzte Woche erleben durfte – wichtig ist, dass wir unseren Alltagstrott regelmässig unterbrechen und uns an die Einmaligkeit und Schönheit des Lebens und des Miteinanders erinnern.

In dem Sinn einmal mehr: Gestalte dein Glück!

Auf der Suche nach dem Glück

Kommenden Montag ist – wie jedes Jahr am 20. März – Weltglückstag. Gut, dass es diesen UNO-Tag des Glücks gibt und wir daran erinnert werden, wie zentral für unsere persönliche und gesellschaftliche Entwicklung das subjektive Wohlbefinden ist. In der Resolution 66/281 zum Weltglückstag anerkennen die Vereinten Nationen die «Notwendigkeit eines inklusiveren, gerechteren und ausgewogeneren Konzepts für Wirtschaftswachstum, das die nachhaltige Entwicklung, die Armutsbeseitigung, das Glück und das Wohlbefinden aller Völker fördert.» (Quelle)

Ein ganzheitliches Konzept des menschlichen Seins und Wohlbefindens setzt also nicht einseitig auf Wohlstand. Wohlbefinden ist eben mehr als ein fettes Bankkonto.

Wenn ich an unsere Prioritätenlisten denke, vermute ich, dass ein Weltglückstag pro Jahr nicht reicht. Um nicht zu sehr auf die Zahlen (der internationale Tag der Mathematik ist übrigens am 14. März) fixiert zu sein, ist ein regelmässiger Blick auf das, was nachhaltig unser Glück fördert mehr als angebracht.

Zum Beispiel ist ein guter Umgang mit sich selbst von so grosser Bedeutung, dass man inzwischen auch bei uns darüber nachdenkt, Glück als Schulfach in der Volksschule einzuführen – wie ich diese Woche erfreut an einer Sitzung mit Kader der BKD (Bildungs- und Kulturdirektion, Kanton Bern) erfuhr.

Was glückliche Menschen auszeichnet

Mit meinem GlücksBlog lade ich 14täglich dazu ein, konkret nach dem zu fragen, was uns im Alltag zufriedener und erfüllter macht. Aber vielleicht ist es ganz gut, einmal im Jahr ganz grundsätzlich daran zu erinnern, was glückliche Menschen auszeichnet:

Geld ist kein Glücksmotor, darin sind sich die Vertreter der Positiven Psychologie einig. Einigkeit herrscht auch darüber, was dagegen den glücklichen Menschen auszeichnet. Die Merkmale des zufriedenen Menschen lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Erfülltes Liebes- und Familienleben: Sie verbringen viel Zeit mit Menschen, die ihnen wichtig sind. Sie pflegen Freundschaften und gestalten ihr Liebes- und Familienleben aktiv.

Sinnerfüllte Tätigkeit: Sie gehen einer Aufgabe nach, die ihren Talenten und Interessen entspricht und mit der sie einen Unterschied auf dieser Welt machen können.

Reiches Sozialleben: Sie bringen sich als aktiven Teil in die Gesellschaft ein – sei dies in Beziehungen oder in freiwilligem Engagement für ihre Mitmenschen.

Bewusste Selbstführung: Sie sind mit sich im Reinen, blicken optimistisch in die Zukunft und pflegen einen dankbaren und achtsamen Lebensstil.

Gelebte Spiritualität: Sie verstehen sich als Teil des großen Ganzen. Ihr Leben hat Bedeutung, weil sie sich im Dienst einer höheren Sache verstehen.

Quelle: «Glück finden – hier und jetzt», Stefan Gerber

Nachhaltiges Glück – oder besser: echte Lebenszufriedenheit – erlebe ich dort, wo ich mit diesen fünf Aspekten des Lebens versöhnt bin. Es muss nicht alles goldig glänzen, aber es lebt sich deutlich zufriedener, wenn ich mich mit dem Schönen und Schwierigen in meinem Leben versöhne.

Die Bibel spricht hier von Shalom und meint damit ein Friede, der viel mehr ist als ein Waffenstillstand. Ja, ein Glück, das letztendlich das Irdische überragt. In der Worterklärung umschreibt es die BasisBibel so: «Umfassender Zustand von Glück und Wohlergehen des Einzelnen und der Gemeinschaft, der aus der Beziehung mit Gott hervorgeht.»

Das wünsch ich uns zum diesjährigen Weltglückstag – mitten in die globalen und persönlichen Krisen unserer Zeit.

Glücksaufgabe

Eine Bestandesaufnahme und eine Glücksaktivität gebe ich dir auf dem Weg zum Weltglückstag mit:

Wie zufrieden bist du gegenwärtig in den fünf obgenannten Bereichen? Top, soso lala, Flop? Bewerte gerne auch jeden Bereich mit einer Zahl von 1 – 10.

In meinem Buch stelle ich 16 Glücksaktivitäten vor, unter anderem steht da «Gemeinschaft: Liebe geben und empfangen» oder auch «Achtsamkeit». Per anfangs Jahr habe ich eine neue Funktion übernommen und führe derzeit sehr viele Gespräche und lerne Menschen mit ihrer Geschichte kennen. Was mir immer wieder auffällt: So viele fühlen sich «übersehen», nicht beachtet, gar vergessen.

Darum meine Einladung an dich: Sei achtsam – nimm dich und deine Mitmenschen wahr. Horche in dich hinein, um zu erfahren, wie es dir wirklich geht. Und frag nach bei den Menschen in deinem Umfeld, wie es ihnen geht, wirklich geht!

Eine inklusive Gesellschaft – Traum oder Utopie?

Es war ein spezieller Mix an Emotionen im Raum: Eine hoffnungsvolle Sehnsucht getrieben vom Traum einer inklusive(re)n Gesellschaft war genauso spürbar wie eine tiefe Traurigkeit darüber, dass viele Menschen die Erfahrung machen müssen, nicht dazuzugehören. 

Anlass dieser Emotionen war das letzte «Chäs, Brot, Wy – und mini Gschicht mit Gott». Ich durfte mit Monika & Oliver Merz einen Talk über ihr Leben und ihre Leidenschaft führen. 

«Dazugehören – nicht nur dabei sein!» – dafür stehen Monika & Oliver Merz. Aus persönlicher Betroffenheit wissen sie, dass die Idee von Inklusion mehr als eine romantische Vorstellung einer heilen Welt ist: Die MS-Diagnose noch vor dem 20. Geburtstag machte für Oli deutlich, dass diese Krankheit sein Leben prägen wird. 
 
Und der Wunsch, Orte zu schaffen, wo alle willkommen sind – egal wie «queere» sie auch sind -, hatte sein ganz eigenes Preisschild für das Ehepaar Merz: «Es hat uns den Job gekostet!». 
 
Trotzdem bleiben sie bis heute an ihrem Traum dran und setzen sich als Paar für eine inklusivere Welt ein. Und wie könnte es aussehen, wenn dieser Traum lebt? Oli Merz zeigt es uns mit einem seiner Gedichte:  

inklusion 

ich bin anders so wie du – normal verschieden man merkt’s im nu 

nicht nur platz haben – sondern barrierefrei teilhaben 

keine keiner keines bleibt zurück – nicht mal ein kleines stück 

lieber alle gemeinsam – niemand bleibt einsam 

und dazugehören darf wer will – bei unrecht bleiben wir nicht still 

selbstbestimmt leben – so gut es geht anstreben 

inklusion statt exklusion – fertig mit spott und hohn 

ob es uns auch etwas kostet – besser als dass die solidarität verrostet  

nicht nur einschließen – nichts über uns ohne uns beschließen  

(aus dem illustrierten Gedichtband «kein larifari – auf der lebenssafari» von Oliver Merz
Thun: Verlag Mosaicstones, 2021, S.33)

Wie gesagt:
Da lebt bei mir eine hoffnungsvolle Sehnsucht auf.
Ja, genau!
Dafür will ich leben: «keine keiner keines bleibt zurück»!

Und gleichzeitig eine tiefe Traurigkeit: «und dazugehören darf wer will – bei unrecht bleiben wir nicht still». Es macht mich traurig – und auch wütend –, dass dies so oft nicht stimmt. So viel Unrecht wird Menschen angetan, die nicht in eine vordefinierte Norm passen. Und wer steht auf und prangert dieses Unrecht an?

Soll ich sie aufzählen, all die Geschichten, die mir gerade jetzt durch den Kopf gehen? Geschichten von Menschen, die sich Jahre, gar Jahrzehnte in Kirchen und Organisationen (oft freiwillig – also «gratis») voller Herzblut engagierten, oft auch mit einer inneren Dissonanz, weil es da ein «kleines» Geheimnis gab.

Dann kam der Tag, an dem das Geheimnis kein Geheimnis mehr bleiben wollte. Weil sie zu sich selbst stehen wollten. Und dann war Schluss mit lustig: «Dazugehören darf wer will» war gestern.

Was für ein Glück, wenn du einen Ort hast, wo du dazugehören darfst genauso wie du bist!

Und was machen wir mit dem Unrecht, dass dies nicht für alle selbstverständlich ist? Ich habe mich dem Traum einer inklusiveren Welt angeschlossen und träume von Orten, wo sich alle Menschen wohl und angenommen fühlen und Inspiration für ihr Leben und Glauben erhalten. 

Glücksaufgabe 

Heute mal eine Challenge für dich: Kennst du auch ein Mensch, der aus einer Organisation «rausgemobbt» wurde, weil sie/er/es anders ist? Dann zeig heute Mitgefühl mit dieser Person und verschenk auf eine kreative, passende Art etwas Liebe!

Und den Talk mit Merzes gibt’s auf anchor.fm/gmsstuden nachzuhören – oder überall dort, wo du deine Podcasts hörst.

Platz für alle. Wirklich?

«Mini Farb und dini, das git zäme zwee,
wäred’s drü, vier, fünf, sächs, siebe,
wo gärn wettet zämebliibe,
git’s en Rägeboge, wo sich laht lah gseh,
git’s en Rägeboge, wo sich cha lah gseh.»

Ja, dieser Regenbogen.

Immer wieder ein demütiges Staunen, wenn der Friedensbogen irgendwo am Himmel aufleuchtet.

Und leider in den letzten Jahren auch immer wieder ein Ärgernis, wenn im Namen der Vielfarbigkeit darüber gestritten wird, wer nun zu welchen Bedingungen unter diesem Bogen alles Platz finden darf.

«Wie konnte es nur soweit kommen, dass ein biblisches Zeichen als Symbol der Schwulen-Bewegung missbraucht wird?» monieren die einen, während andere auf Social Media stolz Flagge zeigen – wahlweise für mehr Frieden auf dieser Welt oder für Diversität und ganz grundsätzlich für ein respektvolles Miteinander.

Persönlich ist mir der Regenbogen in vielerlei Hinsicht sehr wichtig: Zuerst als Naturphänomen, das mich immer wieder in eine innere Verzückung führt.

Dann als biblisches Versprechen, dass Gott es gut mit dem Menschen meint und er seinen Friedensbogen über uns spannt.

Und schliesslich genauso wie ich es im oben zitierten Kinderlied viele Jahre gesungen habe: Als Symbol für eine diverse Gesellschaft, wo alle ihren Platz finden dürfen und wo wir gemeinsam stärker (und schöner!) sind als jede:r für sich.

Auf so vielen Webseiten von Vereinen, Kirchen und Clubs steht: Bei uns sind alle herzlich willkommen. Ach, wirklich?

Oft steht im ungeschriebenen Kleingedruckten: Du bist willkommen, wenn du dich unseren Normen und Formen anpasst.

Oder wie es mein Bruder in seiner Lebensgeschichte auf den Punkt bringt: Mäth – Ja, aber …

Alle gleich

Zum 30-Jahre-Jubiläum des Weltbestsellers «Der Regenbogenfisch» fand in der Presse eine würdigende, jedoch auch kritische Auseinandersetzung mit dem Inhalt des Kinderbuches statt.

Ist es nun eine schöne Erzählung über das Teilen oder doch eher eine versteckte Botschaft in Richtung Gleichmacherei: Alle müssen gleich werden, damit sie in unserer Gesellschaft akzeptiert werden?

So gab beispielsweise Julia Stephan im Bieler Tagblatt vom 15. Oktober 2022 zu bedenken:

Meine deutsche Mutter, die das Schweizer Wertesystem, seine ungeschriebenen Verhaltensregeln gerade erst zu durchschauen begann, gab mir ihre Interpretation dieser Geschichte mit auf den Weg: Das Schicksal des Regenbogenfischs, am Ende nur einer unter vielen zu sein, sei ein typisch schweizerisches Ärgernis: «Bloss nichts Besonderes sein, bloss nicht auffallen, sonst werden alle neidisch auf dich.»

Jede:r ein Original

Wenn alle gleich sind, wo bleiben denn dann all die schönen Farben? Ich wünsche mir eine Gesellschaft, wo jede:r seine/ihre Farbe einbringen kann und mit seiner/ihrer Identität und Originalität geschätzt und geliebt wird.

Unsere Tochter Joy und ihre Partnerin Loa setzen sich mit ihren wöchentlichen Schwumpf-Geschichten genau dafür ein: Die kleinen und grossen Hörer:innen erfahren in den sympathischen Tiergeschichten, wie eine Welt aussehen könnte, wo Diversität nicht bloss ein schönes Mode- oder gehasstes Reizwort ist. Hier leben unterschiedlichste Menschen mit ihrer Einzigartigkeit und Eigenheit nicht nur friedlich neben- sondern wertschätzend miteinander.

Die Autorinnen schreiben über ihr Projekt:

Der kleine Biber Marco hat zwei Papas, der Molch Anton sitzt im Rollstuhl und ein Hasenbaby kommt zu früh zur Welt… dies ist nur ein kleiner Einblick in unsere vielfältigen Kindergeschichten. Unser Ziel ist es, Diversität auf kindgerechtem Weg zu vermitteln. Die 10-15minütigen Tiergeschichten werden auf Schweizerdeutsch erzählt und sind gratis auf Spotify und Anchor zu finden.

Mein bisherige Lieblingsgeschichte handelt natürlich passenderweise auch vom Regenbogen: Das Eichhörnchen Mimi macht sich darin auf die Suche nach den unterschiedlichsten Familienformen und findet auf ihrer Suche sechs tolle neue Freunde. Alle haben ihre eigene Geschichte und gemeinsam entdecken sie den Regenbogen mit all seinen Schattierungen und Farbverläufen.

Dabei fasziniert mich, wie Unterschiedlichkeit nicht ausschliesst sondern Diversität zu einem bereichernden Miteinander führt. Jede:r hat etwas Besonderes an sich. Es geht nicht um «Norm-al»: Normal ist, dass wir unterschiedlich sind und dazu stehen dürfen – und nicht menschgemachten Normen entsprechen müssen. 

Glücksaufgabe

«Das Fremde muss nicht länger fremd bleiben.» Hab ich hier im GlücksBlog nach meiner Begegnung mit dem Juden und dem Imam geschrieben.

Für einige mag es (be)fremd(end) sein, dass der Regenbogen von der Diversitäts-Bewegung in Beschlag genommen wurde. Aus religiösen Gründen haben viele Mühe, wenn die Formen der menschlichen Sexualität aus dem konservativ-traditionellen Rahmen fallen.

In einem Referat hat der deutsche Theologe Michael Diener kürzlich sehr offenen über seine Entwicklung mit diesen Thema gesprochen.

Hier auch noch ein Lesetipp: Homosexualität: Auf dem Weg in eine neue christliche Ethik?
Und wer sich ganz grundsätzlich Gedanken darüber machen möchte, wie man glauben kann, wenn der Glaube aus der Kindheit plötzlich zu eng wird, findet in Wenn der Glaube nicht mehr passt: Ein Umzugshelfer von Martin Benz wertvolle Impulse um den eigenen Glauben weiterzuentwickeln.

Und natürlich empfehle ich herzlich die Schwumpf-Geschichte vom Regenbogen und den dazugehörenden Instagram-Kanal.

«Connected» leben und führen

Endlich ist es wieder soweit: Pandemiebedingt wurde der letzte Leitungskongress abgebrochen und der diesjährige musste unglücklicherweise vom Februar in den August verschoben werden.

Umso grösser war die Freude, als es gestern in der Messe Leipzig losging und tausende Menschen sich «connected» (verbunden) haben, um sich für ihr Leben und Leiten inspirieren zu lassen. Willow Leitungskongress – das sind für mich drei Tage voller hochkarätiger Referate, herzbewegende Kunst, erstklassige Musik und zahlreiche horizontweitende (Pausen)Begegnungen.

Unter dem Thema «Connected» denken wir dieses Jahr darüber nach, wie wir trotz der zahlreichen Krisen unserer Zeit, die von der globalen (Medien)Bühne direkt in unsere Kirchenreihen und Familien dringen, miteinander verbunden bleiben.

«Verbundenheit ist alles!», meinte etwa der erfolgreiche Unternehmer und Autor Bodo Janssen, «Kernziel der Führung ist Verbindung zu schaffen. Verbindung der Menschen zu sich selbst, zueinander, zur Umwelt und zu Gott.»

Verbunden mit mir selbst

Mir helfen solche Kongresse immer wieder, mit mir und meinen Visionen in Verbindung zu kommen. Natürlich sind über all die Jahre viele Inhalte auch einfach Wiederholung – aber guttuende und wichtige Wiederholungen.

Ohne solche – und andere – Reflexionspausen wird mein Alltag viel zu schnell von «willkürlichen» To-Do-Listen bestimmt, scheinbar Dringendes wird hastig erledigt, wirklich Wichtiges bleibt dafür liegen.

Darum brauche ich Erinnerungen wie diese:

«Das WHAT motiviert niemanden,
was motiviert ist das WHY».
Michael Herbst

Will ich gut mit mir und meiner Lebensvision connectet sein, sollte sich dementsprechend mehr um das WHY drehen und nicht bloss um die To-Do-Listen des WHATs.

Und ein weiterer Gedanke von Michael Herbst bleibt hängen: Bevor wir irgendetwas anpacken, brauchen wir ein ehrliches Annehmen von der Situation, wie sie eben ist – kein Schönreden, aber auch kein endloses Jammern über die Umstände.

«Es ist wie’s ist.»

Das ist ein wertvoller Rat für jeden Menschen persönlich, jede Kirche, überhaupt für alle Organisationen und Unternehmen. Für das persönliche Leben hat es auch damit zu tun, was Gary Haugen «Inventur der Innenwelt» nannte und uns herausforderte, uns nicht von Angst leiten zu lassen.

Denn: «Angst zerstört Träume».

Je nach Ergebnis dieser persönlichen Inventur wird ein kraftvoller Wandel nötig sein, wie es Bodo Janssen aus seinem Leben als Unternehmer ganz offen erzählte: Vom Erkennen (Inventur) über das Anerkennen (Es ist wie’s ist!) zum Bekennen (Wandel ist nötig und ich will diesen Weg gehen – selbst wenn es mich unter Umständen einiges kosten wird).

Verbunden mit anderen

Es ist ein geflügeltes und oft zitiertes, aber eben auch wahres Wort:

«Nur wer sich selbst führen kann,
kann andere führen.»

Darum ist es so wichtig, dass wir zuerst auf eine gesunde Weise mit uns verbunden sind, bevor wir uns mit anderen verbinden. Daraus kann eine reife Führungsperson erwachsen.

Bezüglich dem WHY nehme ich mir vor, noch konsequenter das WARUM (der grosse Traum) zu kommunizieren, erst dann kommen HOW und WHAT.

Und ich will Menschen darin unterstützen, ihr grosses WHY zu finden. Da schliesse ich mich gerne dem Traum von Bodo Janssen an:

«Führung hilft den Menschen
auf dem Weg vom Leben als Kopie
zurück zum Original-Sein.»

Die Sozial-Unternehmerin Nathalie Schaller sagte es so:

«Wenn etwas in dir brennt – du für etwas brennst -,
dann mache ein Feuer daraus!»

Führungspersonen helfen, Feuer zu entfachen.

Glücksaufgabe

Solche Führungspersonen werden andere Menschen glücklich machen.

Und das wiederum wird die Führungsperson glücklich machen!

Am Ende kommt es wieder zurück zu meiner Verbundenheit mit mir und mit meinem Schöpfer. Dazu das beste Zitat am Ende – nochmals von Bodo:

«Wir müssen nicht zuerst sterben,
um in Frieden zu ruhen.»

Was tust du dafür, dass du «in Frieden* ruhst» – bereits im Hier und Jetzt?

* gemäss der Worterklärung in der BasisBibel meint ein solcher Friede «umfassender Zustand von Glück und Wohlergehen des Einzelnen und der Gemeinsaft der aus der Beziehung mit Gott hervorgeht.» Anders gesagt: Ganzheitliches connected sein.

Hier kannst du ein kleines Häppchen Leitungskongress miterleben.

Das Leben feiern

Das gibt ein schönes Fest-Weekend: Heute Abend feiern wird die Pensionierung von zwei langjährigen Lehrpersonen und morgen steigt ein Fest zum 80. Geburtstag meiner Schwiegermutter.

In unserer schnelllebigen Zeit ist es kaum mehr vorstellbar, dass jemand 40 Jahre am selben Ort arbeitet. Doch beide Personen, die wir heute nach all den Jahren von leidenschaftlichem Einsatz für unsere Schule in den sogenannten «wohlverdienten Ruhestand» verabschieden dürfen, haben genau dies getan. Praktisch ihr ganzes Berufsleben haben sie sich für Schülerinnen und Schüler unserer Dörfer engagiert und junge Menschen zweier Generationen auf dem Weg in ihren nächsten Lebensabschnitt begleitet.

Nun stehen sie selbst vor einem neuen Lebensabschnitt: Sie schauen auf viele Erinnerungen zurück und können Zukunftspläne schmieden ohne dem Schulalltag mit all seinen Herausforderungen.

In der einen oder anderen Rede werden wir den beiden unsere Anerkennung und Wertschätzung ausdrücken, Anekdoten und Erinnerungen austauschen und die besten Wünsche mit auf ihren weiteren Weg geben.

Liegt deine Pensionierung noch vor dir? Egal wie viele Jahre es bis dahin noch dauert: Du entscheidest heute, wie du und deine Weggefährten bei deiner Pensionierung auf dein Berufsleben zurückblicken werden.

Was willst du erreicht haben?

Womit in Erinnerung bleiben?

Was müsste sein, damit du den Grossteil deines Berufslebens für denselben Arbeitgeber dein Bestes geben würdest?

Darauf will ich einmal zurückblicken

Für das Fest morgen hat meine Schwiegermutter eine Rede angekündigt. Ich bin gespannt, was sie aus ihrem reichen Leben erzählen will. Achtzig Jahre – das heisst, ein ganzes Estrichabteil voller Erinnerungen (ich meine dies im übertragenen Sinn, oft trifft es aber auch im wörtlichen, materiellen Sinn zu).

Mein Schwiegermami Susi hat in den letzten 80 Jahren sehr viele Hochs und Tiefs, Freudenmomente und Rückschläge erlebt. Das trifft auf jedes Leben zu. Keine und keiner ist davor gefeit Leidenszeiten durchzumachen. Und doch gibt es auf der anderen Seite immer einen Grund dankbar zu sein.

Wenn du dir deinen 80. Geburtstag vorstellst, wie stellst du dir diesen vor?

Mit wem willst du diesen besonderen Tag feiern?

Worauf willst du dankbar zurückblicken?

Wofür möchtest du bekannt sein?

Magst du auf dieser Gedankenreise noch einen Schritt weiter mit mir gehen? Es gibt im Coaching den Workshop Mein Vermächtnis, in dem man seine eigene Grabrede schreibt. Einigen geht das zu nahe oder sie finden es einfach zu makaber.

Trotzdem finde ich es eine sehr aufschlussreiche Übung: Wenn du dein Leben gedanklich von hinten aufrollst, sieht so manches ganz anders aus. Es geht sogar soweit, dass trotz den vielen höchst individuellen Lebensentwürfen viele Menschen auf dem Sterbebett ganz ähnliches bereuen: Zu wenig Zeit mit Freunden verbracht, zu wenig «das eigene Ding» durchgezogen, zu viel gearbeitet … (Buch: 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen)

Ich leiste gerne, engagiere mich mit viel Energie in unterschiedlichen Projekten, bin gerne kreativ und habe gerne Erfolg – doch all diese Dinge sind nicht das, was ich am Ende meiner Tage hören möchte.

Vielmehr wünsche ich mir, dass die Menschen an meinem Grab sagen:

Er hat Liebe verschenkt.

Er hat Hoffnung verbreitet.

Er hat Glaube gelebt.

Glücksaufgabe

Deine heutigen Entscheidungen bestimmen, wie du und andere bei deiner Pensionierung, deinem 80. Geburtstag und später auch an deinem Grab auf dein Leben zurückblicken werden.

Was möchtest du deinen Mitmenschen hinterlassen?

Was soll dein Erbe sein?

Mit diesem Blogartikel verabschiede ich mich in die Sommerpause. Ich freue mich, wenn dich meine Gedanken zum Weiterdenken inspirieren. Und vielleicht hast du den Mut, dich dem Vermächtnis-Workshop zu stellen. Ich schenk ihn dir hier als Gratisdownload.

Gestalte dein Glück – und nutze auch gerade die hoffentlich etwas ruhigeren Sommerwochen dazu. Und falls du für dich oder für andere Menschen, die dir wichtig sind, noch eine gute Sommerlektüre suchst, schicke ich dir gerne mein GlücksBuch zu.

Ewig willkommen

Es war ein Experiment: «Abendmahl riche» haben wir es genannt. Mit dem wunderbaren Bibeltext «Festmahl der Völker» (Jesaja 25,6-9) haben wir im gms an der letzten Matinée unsere Serie «Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt» abgeschlossen.

Der Text verspricht uns, dass wir «Ewig willkommen» sind, wie es Christina Brudereck in ihrer fantastischen Wortkunst nannte. Zudem nährt der Text die Hoffnung, dass eines Tages wirklich alles gut wird – jede Träne wird weggewischt werden.

Was für eine hoffnungsvolle Botschaft in einer Welt voller Leid, Schmerz, Ungerechtigkeit und Krieg. An dieser göttlichen Hoffnung wollen wir festhalten und schon jetzt in aller Unvollkommenheit das Leben feiern.

Darum haben wir am Sonntag nicht nur über den Bibeltext nachgedacht, sondern liessen diesen mit einem langen Tisch voller Gaben für alle Gäste erfahrbar werden. Und das war eben unser Experiment: Das Abendmahl sollte nicht wie so oft ein eher schweres, hoch liturgisches Ritual sein, sondern etwas von diesem «ewigen Willkommensein» transportieren.

So feierten wir das Ritual, das auf Jesus zurückgeht und daran erinnert, dass er den Tod besiegt hat und uns zu einem Leben in diesem «Ewig willkommen» einlädt, als Start in ein gemütliches Apéro. Wir brachen das Brot – ein traubenförmiges Apéro-Brot, fragten unser gegenüber, ob es lieber Wein oder Traubensaft hätte, schenkten uns gegenseitig das Glas ein und prosteten uns mit einem «Shalom» zu.

Für mich war das sehr schön und stimmig. Ein fröhliches Fest, weil wir bei Gott willkommen und angenommen sind und weil dieser göttliche Friede etwas in unser Leben bringt, das wir nicht selbst produzieren können.

Alles wird gut – wirklich?

Der erwähnte Jesajatext weckt die Sehnsucht in mir, dass Gott wirklich alle Tränen abwischt. Dass Trauer, Leid, Schmerz und Ohnmacht vorbei sind – für mich, für dich, für uns, für alle!

Doch selbst wenn der Bibeltext uns genau dies verspricht: Ein Leben ohne Träne und Schmerz – das tönt wie eine Utopie.

Ich glaube, dass diese Sehnsucht eines Tages gestillt wird. Es ist kein leeres Versprechen von Gott. Aber das Versprechen erfüllt sich noch nicht im Hier und Jetzt.

Zu dieser Welt gehört neben der Freude auch das Leid. Aber wenn Gottes neue Welt anbricht, kommt wirklich alles gut!

Wie es viele von uns in der Kindererziehung erleben, so ist es mit dem ganzen Menschsein: Grosse Freude und heftiger Schmerz gehören genauso dazu. Und es braucht viel Vertrauen in Gott und in das Leben.

Mit Vertrauen und Gelassenheit wird vieles gut kommen.

Aber nicht alles!

Schmerz bleibt, Krankheiten werden Leben zerstören – aber seine Liebe bleibt. Und sein Versprechen: Eines Tages kommt wirklich alles gut – und jede Träne wird weggewischt werden.

Du bist willkommen!

Glücksaufgabe

Du willst diesem «Ewig willkommen» noch etwas mehr auf den Grund gehen?

Dann lass dich von Christina Bruderecks Wortkunst inspirieren:

Vielleicht willst du auch den erwähnten Bibeltext nachschlagen und dich fragen, was er für dich bedeuten könnte: Jesaja 25,6-9

Was begeistert dich?

Und schon wieder haben wir ein langes Wochenende vor uns. Einmal mehr verdanken wir dieses einem christlichen Feiertag.

Einige finden ja, man sollte die christlichen Feiertage in unserem Land abschaffen – schliesslich haben immer weniger Menschen einen persönlichen Bezug zum christlichen Glauben.

Tatsächlich habe ich mich auch schon beim Gedanken ertappt, wie es wohl aussehen würde, wenn nur die frei hätten, die auch wirklich wissen, was da gefeiert wird.

An Pfingsten feiern wir also das Geschenk des Gottesgeistes, der nach Jesus Kreuzestod (Karfreitag), Auferstehung (Ostern) und Rückkehr zu Gott, seinem Vater (Himmelfahrt) auf seine zurückgebliebenen Freunde und auf die ganze Masse ausgegossen wurde.

Jesus hat schon angekündigt, dass sowas passieren würde:

Aber wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt, werdet ihr mit seiner Kraft ausgerüstet werden, und das wird euch dazu befähigen, meine Zeugen zu sein – in Jerusalem, in ganz Judäa und Samarien und überall sonst auf der Welt, selbst in den entferntesten Gegenden der Erde.
Die Bibel, Apostelgeschichte 1,8

Was für ein Zuspruch! Jesus hat seinen Nachfolgenden nicht nur eine grosse Mission anvertraut, sondern ihnen auch die Energie und die Befähigung zur Erfüllung dieser Mission zugesagt.

Was treibt mich an?

Über das Vermächtnis Jesu nachzudenken, scheint jedoch um einiges einfacher zu sein, als wirklich darin zu leben. Oder müsste unsere Welt nicht anders aussehen, wenn wir effektiv in dieser göttlichen Kraft leben und vor allem LIEBEN würden?

Der gute Gottesgeist wird auch mit dem Wind verglichen. Da komme ich natürlich sofort auf mein Bild vom Windrad in der Glücksthematik. In diesem Bild steht der Wind für das, was meinem Leben Sinn gibt sowie für die persönliche Spiritualität.

Und damit hat der Wind auch mit dem zu tun, was mich antreibt.

Ich wünsche mir, dass der Wind in meinem Windrad, dass der Antrieb in meinem Leben noch viel öfter diese Gotteskraft und seine Liebe sowie Hoffnung wären.

Zu oft werde ich noch von anderen «Energien» getriggert und angetrieben:

Angst, dass es das Leben am Ende doch nicht gut mit mir meint.
Der Wunsch, anderen Menschen zu gefallen.
Der Ehrgeiz, erfolgreich zu sein.

Ich sehne mich nach dem, was in der Bibel so beschrieben wird: «Und wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.»

Frei von Ängsten.
Frei von Menschenfurcht.
Frei von Leistungsdenken.

Dafür mehr von diesem «Jesus-Geist», der liebt, hofft und glaubt bis zum letzten Ende. Unsere Welt braucht weniger Menschengeist dafür mehr von diesem Heiligen Geist. Ich glaube, es ist ein Geist der Willkommens-Kultur für alle Menschen.

Ein Geist, der mehr ist als eine schöne Idee. Sondern etwas Göttliches, das in uns leben und sich entfalten will.

Zu Pfingsten wurde den Christen der Heilige Geist geschenkt. Dieses Geschenk dürfen auch wir annehmen und als Beschenkte anderen Liebe, Hoffnung und Glauben schenken.

Das beGEISTert mich.

Glücksaufgabe

Was ist der Wind in deinem Windrad? Wo wirst du von Dingen getriggert, die dich nicht in Freiheit führen?

Und wie könnte es aussehen, wenn du dem guten Gottesgeist mehr Raum geben würdest?

Der Mensch im Zentrum

Wer hätte das gedacht? Nun bin ich also Hauptmann Armeeseelsorge. Da mein letzter Blogbeitrag zum historischen Lehrgang viele positive Echos bewirkte, nehme ich heute nochmals Bezug dazu.

Seit einer Woche bin ich wieder ganz im zivilen Leben unterwegs. Und natürlich wurde ich hier und da angesprochen, entweder wurde mir zur Ernennung zum Hauptmann gratuliert, interessiert nachgefragt, was denn die Armeeseelsorge genau mache oder einfach salopp rhetorisch gefragt: «Und? Froh hast du’s hinter dir?».

Tatsächlich konnte ich diese Frage nicht mit einem klaren Ja beantworten. Natürlich sind meine Füsse dankbar, müssen sie bei dieser Hitze nicht mehr den ganzen Tag in unbequemen Kampfstiefeln stehen … Aber auf der anderen Seite machte sich diese Woche schon ein wenig «Lagerkoller» breit – nach den intensiven drei Wochen bin ich zwar froh, wieder bei meiner Familie zu sein, doch meine neuen Freunde vermisse ich schon auch.

Da drückt der Schuh

Die Schnittstelle zwischen militärischem und zivilem Leben, die ich in den letzten Tagen erlebte, eignet sich gut, um herauszufinden, was ich im Militärdienst schätzen gelernt habe und was ich jetzt überhaupt nicht vermisse.

Wie gesagt: Dass die Schuhe nicht mehr drücken, haben meine Füsse dankend zur Kenntnis genommen. Der bildlich gesprochene drückende Schuh entdecke ich aktuell in zwei Dingen:

Als Milizpolitiker verbrachte ich diese Woche schon wieder Stunden in Beratungen und Sitzungen. Bei einigen – wie in den Bewerbungsgesprächen – ging es um den Menschen. Vorwiegend ging es aber um Schulraumplanung, Finanzen, Verträge, Parkplätze …

Es mag überraschen, dass einer der Werte in der Schweizer Armee «Menschen im Zentrum» heisst. Natürlich ist ein solcher Slogan sehr schnell niedergeschrieben, aber nur sehr langsam als gelebte Kultur gefestigt.

Wenn schon die Armee als Ganzes sich der Menschenwürde verpflichtet, gilt dies umso mehr bei der Armeeseelsorge. Und das war in unserem Lehrgang spürbar: Die Theorieblöcke waren von der Frage geprägt, wie wir es schaffen, den Menschen ins Zentrum unseres Wirkens, Begleitens und Unterstützens als Seelsorger zu stellen.

Dieser Ansatz zog sich auch durch unsere Pausen und (knapp bemessene) Freizeit: Ein persönlicher Austausch zu später Stunde mit dem Vorgesetzten, Anteil nehmen an einer brüchigen Lebensgeschichte, Mitfreuen, wenn Versöhnung geschieht, Menschen und ihre Prägungen kennen und schätzen lernen … – ich habe es genossen, stand der Mensch in diesem Kurs im Zentrum. Und das fehlt mir diese Woche.

Die zweite Erkenntnis kam für mich etwas überraschend: Der Militäralltag war durchgetaktet (05.45 Aufstehen, 06.15 Frühstück, 07.00 Besinnung, 07.45 Theorie …) und so blieb wenig Spielraum für freie Planung. Eigentlich hätte ich gedacht, dass ich dies auf keinen Fall vermissen würde. Und ich glaube, ich vermisse es auch nicht wirklich – zu sehr habe ich über all die Jahre die Freiheit des «eigenen Chefseins» schätzen gelernt.

Aber mir wurde neu bewusst, wie viel Energie und Disziplin es kostet, wenn man seinen Alltag selbständig planen kann (darf/muss). Da ist es schön, sich auch einmal von einem «Picasso» (Wochenplan) führen zu lassen, der einem sagt, was als Nächstes ansteht.

Der Traum der vorbehaltlosen Annahme

Richtig gefreut habe ich mich, dass ich wieder zurück in meinem Alltagsjob bin. Nein, ein Job ist es nicht, es ist meine Berufung, die ich zusammen mit meiner Frau seit 23 Jahren leben darf: Seit der Gründung vom gms (Gemeinde im Bezirk «Kirche anders» der EMK Schweiz) ist es uns ein Anliegen, Orte zu schaffen, wo sich Menschen wohl und angenommen fühlen, Gott kennen und lieben lernen.

Diesen Traum träumen wir zum Glück nicht alleine. Gerade gestern Abend haben wir mit Menschen, die sich zu unserer Gemeinde zugehörig fühlen, über Annahme, Begegnung und Entwicklung nachgedacht.

Eine Aussage hat mich dabei gleichermassen gefreut als auch erschüttert: Sowohl ein Schüler als auch ein Frau Mitten im Leben haben zu bedenken gegeben, dass sie neben dem gms kaum einen Ort haben, wo sie diese vorbehaltlose Annahme erleben.

Es braucht Mut auf beiden Seiten: Organisationen – ob kirchliche Gemeinschaften, Schulen, Firmen oder eben die Schweizer Armee – brauchen den Mut, den Menschen nicht nur im Leitbild ins Zentrum zu rücken.

Und es braucht den Mut, vielleicht auch gerade nach enttäuschenden Erfahrungen, sich als Mensch aufzumachen und Teil einer Gemeinschaft zu werden. Dabei macht man sich verletzlich, geht ein Risiko ein.

Doch wenn man diesen mutigen Schritt wagt, kann der Gewinn riesig sein.

Das habe ich in meinen drei Militärwochen erlebt. Und das möchte ich immer wieder erleben und darum will ich noch konsequenter den Menschen ins Zentrum stellen.

Glücksaufgabe

Neulich durfte ich zusammen mit meiner Frau ein Glücks-Referat für Lokführer und Zugbegleiterinnen halten. Im Gespräch am Mittagstisch fragte ich einen Güterzug-Lokführer, ob das nicht ein furchtbar einsamer Job sei. Er: «Ich liebe diese Ruhe und das Alleinsein!».

Ein Weg zu mehr Lebenszufriedenheit ist, zu wissen, woraus man Energie zieht. Kannst du dich mit dem Lokführer identifizieren? Oder eher mit mir, wenn ich feststelle, dass mir Lebensgeschichten (Menschen) mehr Freude machen als Sachgeschäfte?

«Der Mensch im Zentrum» heisst auch, dass du dich kennst und weisst, was dir gut tut – und was nicht.

Der Imam und der Jude – meine neuen Freunde

Derzeit habe ich das grosse Privileg, Teil eines historischen Kurses zu sein: Im dreiwöchigen Technischen Lehrgang (TLG) werde ich zusammen mit rund 30 anderen Männern und einer Frau zum Armeeseelsorger ausgebildet.

Diesen TLG zu einem historischen Kurs macht die Tatsache, dass neben der riesigen Vielfalt von Theologen aus den christlichen Kirchen auch ein Imam und zwei Vertreter aus der jüdischen Glaubenstradition dabei sind.

Während ich mir durch die Auftritte meiner Frau und durch meine Tätigkeit bei Willow Creek das Miteinander mit nahezu allen Frei- sowie den Landeskirchen gewohnt bin, ist dieser enge Kontakt mit den Vertretern aus den anderen beiden grossen monotheistischen Religionen Neuland.

Und ich liebe dieses Neuland!

Militärdienst als Privileg – ehrlicherweise muss ich zugeben, dass dies noch vor einigen Jahren ein fremder Gedanke für mich gewesen wäre. Natürlich, ich habe meinen obligatorischen Militärdienst absolviert und dabei auch viele schöne Begegnungen erlebt und dank einem Sonderjob fühlte sich schon meine erste (und äusserst bescheidene) «Militärkarriere» sinnvoll an.

Doch die Freude war gross, als ich vor schon bald 20 Jahren meine Pflicht erfüllt hatte und all meinen militärischen Krimskrams abgeben durfte.

Beschenkt

Nun bin ich also freiwillig zurück. Vieles, was ich höre und lerne, zeugt von einer grossen Sinnhaftigkeit der Armeeseelsorge. Neben grosser Neugier und Vorfreude habe ich grossen Respekt vor der Aufgabe, die auf mich zukommen wird.   

Doch vorerst geniesse ich das dreiwöchige Miteinander mit all diesen spannenden Menschen. Was wir in den Theorien lernen, füllt unseren Werkzeugkasten für die kommenden Einsätze. Als noch wertvoller erlebe ich die Begegnungen beim Essen, im Ausgang oder beim Bier spät abends (doch, doch, auch das gibt es in einem Kurs lauter Pfarrer, Pastoren, Diakonen, Priester, einem jüdischen Vorbeter und dem Imam – gut, dieser verzichtet selbstverständlich aufs Bier, ist aber trotzdem dabei).

Ungezwungen und total sympathisch entsteht in unserem gemeinsamen Unterwegssein ein interreligiöser Dialog, der in seinem Wert kaum überschätzt werden kann. Dieser Dialog überwindet übrigens auch den Röstigraben.

Der jüdische Rektor einer Schule, bedient gerne die jüdischen Klischees – und lacht gerne mit uns darüber. Und wenn der Imam sich selbst und seine Religion aufs Korn nimmt, entstehen wunderbare Momente. Er hat uns von Anfang an versichert: Bei Witzen, die das «Weltliche» betreffen, lache er gerne mit, doch wenn es um Witze über das «Göttliche» gehe, gebe es für ihn nichts mehr zu lachen.

Meine neuen Freunde, der Imam und der Jude, bringen mit ihrem Humor eine angenehme Leichtigkeit in unsere Gruppe und in unseren Dialog. Es ist wirklich ein riesiges Privileg: Noch nie hatte ich die Gelegenheit, Vertreter dieser Religionen so persönlich kennen zu lernen und die Möglichkeit, einfach mal ne dumme Frage zu stellen. Bereitwillig geben wir einander Auskunft über unsere Herkunft und unsere Tradition.

Und als der Imam bei der gestrigen Besinnung mit uns betete, hat mich das unglaublich stark berührt. Oft werden vor allem die Unterschiede unserer Religionen sichtbar – und dann auch besonders betont.

Das Gebet vom Imam war mir fremd: Aber das lag an der Sprache und dem Gesang. Der Inhalt war mir überhaupt nicht fremd. Wie Gott in diesem Gebet beschrieben wurde – da war ich voll dabei. (Übrigens haben mir auch der Gesang und die Sprache gefallen.)

Drei Erkenntnisse nehme ich von den ersten beiden Wochen des TLGs mit:

1. Auch in meiner zweiten «Militärkarriere» werde ich wohl kein guter Schütze (aber zusammen mit meinem jüdischen Freund, der beim Pistolenschiessen etwa ähnlich talentfrei ist wie ich, kann ich sogar darüber lachen).

2. Die Besuche von mehreren Sterne-Generälen hat uns darin bestätigt, dass die Armeeseelsorge eine sehr wichtige und wertvolle Sache ist (gerade die Pandemie hat dies eindrücklich aufgezeigt).

3. Und vor allem nehme ich mit, dass das Fremde nicht länger fremd bleiben sollte! Das Miteinander von Muslimen, Juden, Frei- und Landeskirchlern ist ein wertvoller Schatz.

Lasst uns Brücken bauen. Mit den gemeinsamen Werten wie Respekt, Gerechtigkeit, Freiheit, Wertschätzung, Offenheit, Solidarität und Gleichbehandlung kann es uns gelingen, auch über Kirchen- und Religionsgrenzen hinaus Barrieren abzubauen und das Fremde schätzen zu lernen. Und so für mehr Liebe statt Hass auf unserer Welt zu sorgen.

Glücksaufgabe

Wo hattest du letztmals die Gelegenheit genutzt, das Fremde kennenzulernen?

Wo könntest du neugierig deinen Horizont erweitern und beginnen, im «Anderen» eine Ergänzung statt einer Bedrohung zu sehen?

Übrigens: Zu meinen neuen Freunden gehört jetzt auch ein katholischer Priester.
Und: Über den historischen Kurs berichten auch die Medien gerne wie beispielsweise das Echo der Zeit oder BlickTV.