Eine Insel im (Ehe)Alltag

Immer wieder einmal eine Insel für die Partnerschaft.
Urs Gloor (Mediator, Anwalt + Bezirksrichter) im Club (SF, 2.10.12)

Die Diskussionssendung Der Club vom Schweizer Fernsehen trug letzte Woche einen bemerkenswerten Titel: Scheiden besser meiden!. Eine interessante Gästerunde diskutierte über persönliche Erfahrungen, Studien und Expertenwissen rund ums Thema Partnerschaft und Scheidung. Unter anderem wurde eine aktuelle Studie vorgestellt, die besagt, dass nur gerade ein Drittel der Geschiedenen aus langjährigen Ehen diesen Schritt im Nachhinein als Gewinn bezeichnen.

Persönlich hat mich vor allem interessiert, was die Gesprächsgäste, vor allem diejenigen, die trotz Tiefs und Hochs noch immer mit ihrem Partner zusammen sind, dazu zu sagen haben, wie Scheiden nun vermieden werden kann. Klar wurde: Eine Ehe ohne Herausforderungen, ein Ehe-/Familienalltag in dem alles glatt läuft, ist eine Illusion. Ist ja nicht wirklich etwas Neues. Doch wie viele Paare, und gerade Paare mit Kindern, verfallen dem Gedanken, dass es nur bei ihnen so besonders chaotisch bis frustrierend zu und her gehe? Immer wieder erlebe ich es: Wenn wir von Problemen und Herausforderungen in unserem Ehe-/Familienalltag sprechen, atmet das Gegenüber erleichter auf und sagt: „Ah, das tut gut zu hören, dass bei euch auch nicht alles perfekt läuft…“

Erste Erkenntnis: Eine langjährige Partnerschaft ohne Beziehungsstress gibt es nicht! – Auch nicht mit einem anderen Partner!

Raus aus dem Alltag

Auf die Herausforderungen im Beruf wird man in der Berufslehre (oder im Praktikum, in der Assistenzzeit) vorbereitet. Leider werden viele nicht auf die Herausforderungen im Ehealltag vorbereitet. Im dümmsten Fall hatten sie in ihrem Elternhaus kein gutes Vorbild für gelebte Partnerschaft, sind im Anflug der Schmetterlinge im Bauch durch die Verliebtheitsphase direkt in eine feste Partnerschaft gerutscht und schneller als gewünscht weichen die romantischen Gefühlen dem Babygeschrei.

Doch ohne bewusste Entscheidung und ohne ein Mindestmass an Planung/Vorbereitung ist ein Ehealltag kaum zu bewältigen. Und gerade die herausfordernde Phase mit Kleinkindern, möglicherweise zusammen mit steigender Verantwortung im Beruf, braucht ein starkes Miteinander. Im Club erzählte Urs Gloor (Mediator, Anwalt und Bezriksrichter) von den Strategien, die er und seine Frau in dieser Phase entwickelt hatten: Signale setzen, wenn gerade Sturm angesagt ist und alles drunter und drüber geht. Und: „Immer wieder einmal eine Insel für die Partnerschaft.“ Gemeinsam wegfahren, ein Weekend zu zweit, trotz vollem Berufs- und Familienalltag den gemeinsamen Kinoabend nicht streichen…

Meine Frau und ich gönnen uns solche Inseln regelmässig und mit unseren Angeboten wollen wir auch anderen solche Inseln im Ehealltag ermöglichen. Gerade wenn es darum geht, nicht nur einige gemeinsame Stunden zu geniessen, sondern auch ganz bewusst die eigene Partnerschaft zu reflektieren, Ziele zu setzen und den Ehealltag zu gestalten, bietet sich ein „begleitetes Timeout“ an. Mit unseren Timeout-Weekends für Paare und mit anderen Seminarangeboten (wie zum Beispiel das Ländli-Seminar Was ich dir eigentlich sagen wollte…) laden wir Paare ein, sich Inseln im Alltag zu schaffen und sich ein Timeout zu gönnen.

Zweite Erkenntnis: Eine langjährige Partnerschaft braucht Inseln im Alltag. Ohne „Stressmanagement“ leben wir als Paar gefährlich.
am Bielersee

Fasziniert hat mich an der Sendung, wie offen die Experten auch über ihre ganz persönlichen Erfahrungen berichteten. Da gestand der Psychoanalytiker, dass ihm peinlicherweise nach der Scheidung bewusst wurde, dass er jetzt niemandem mehr die Schuld geben konnte. Plötzlich war er ganz alleine für sich selber verantwortlich und auch selber schuld, wenn etwas schief lief.

In einer akuten Not- oder Stresssituation einer Ehe erscheint einem alles andere besser zu sein als die momentane Situation. „Nur weg hier“, scheint der Fluchtplan zu lauten. Ganz gewiss gibt es viele Ehesituationen, die sich auf keinen Fall zu einem Dauerzustand entwickeln dürfen. Wegrennen kann jedoch aus meiner Sicht genausowenig eine Lösung sein wie die „innere Kündigung“ (sich als „Wohngemeinschaft“ arrangieren).

In unserer Konsumgesellschaft sind wir uns gewohnt, das alte Handy weiterzugeben, wenn uns ein besseres angeboten wird. Leider schleicht sich diese Mentalität auch in unseren Umgang mit Beziehungen ein: Freunde sind austauschbar, (Ehe)Beziehungen bekommen ein Ablaufdatum. (Nebenbei bemerkt: Mein neues iPhone kann ja wirklich richtig viel. Doch mein altes Nokia war halt schon auch ein treuer Begleiter. Und ich wusste, was es kann und was nicht. – Auf einer ganz anderen, viel höheren und viel tieferen, Ebene weiss ich es zu schätzen, dass meine Frau und ich nun schon über 13 Jahren den Alltag gemeinsam gestalten. Obwohl ich nie sagen würde, ich wisse jetzt, wie meine Frau funktioniert – aber einiges habe ich den letzten 13 Jahren schon herausgefunden…)

Dritte Erkenntnis: Das Neue ist nicht immer besser und eine Scheidung ist nicht immer der gewünschte Befreiungsschlag.

 

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichLiebe“.

Familienrhythmus und Papigutschein

Der Erwachsene achtet auf Taten, das Kind auf Liebe.
aus Indien

Seit unsere Kinder damals mit der Spielgruppe ihre Ausbildungslaufbahn und Schulkarriere gestartet hatten, gehört es jeden August zu den wiederkehrenden Aufgaben: Wir müssen als Familie einen neuen, passenden Wochenrhythmus finden.

Das heisst einerseits einen bewährten Wochenplan und damit vielleicht auch Liebgewonnenes loszulassen, anderseits eben auch, sich auf etwas Neues einzustellen und neue Möglichkeiten (oder auch mal Unmöglichkeiten) zu entdecken.

Für uns heisst das zum Beispiel immer wieder zu definieren, wann wir unseren freien Tag haben. Das ist gar nicht so einfach – auf jeden Fall, wenn wir als Familie einen gemeinsamen freien Tag haben möchten: Unter der Woche ist das Programm der Kids immer mehr gefüllt und am Wochenende durch Auftritte, Seminare und Referate das unsere. Während der Spielgruppenzeit unseres Jüngsten genossen wir es zum Beispiel, am Mittwochmorgen für uns als Ehepaar freie Zeit zu haben – mit dem Fahrrad der Aare entlang „velowandern“, eine gemütliche Stunde in einem Café… – und der Nachmittag war für uns als Familie reserviert. Dann kam der Sohn in das erste Kindergartenjahr und hatte am Mittwochmorgen wieder frei. Und fertig war es mit dem Morgen zu zweit. Oder der Montagabend war ein gemütlicher, ruhiger Abend daheim, dann hatte unsere Tochter genau an diesem Abend Schwimmkurs.

Seit diesem Sommer ist nun auch unser Sohn in der Schule. Das bringt bezüglich Familienrhythmus ganz neue Möglichkeiten und Chancen, aber auch Herausforderungen mit sich. Gerade sind wir noch am herausfinden, wie wir unser Wochenprogramm gestalten können, damit nichts zu kurz kommt (Hausaufgaben, Ämtli, Haushalt, unsere vielen Projekte) und wir doch auch genügend Familienzeiten haben.

Neben den gemeinsamen Momenten zu viert, haben wir noch etwas eingeführt, das uns helfen soll, regelmässige Zeiten von einem Elternteil mit einem unserer Kinder zu haben. Wir nennen das Papi-, resp. Mamigutschein. Ab dem ersten Schuljahr gibt es für unsere beiden Kinder jeden Monat einen solchen Gutschein. Im August starteten wir mit einem Papi-Sohn-Erlebnis und Joy durfte ihren Gutschein beim Mami einlösen.

So sass ich also letzten Sonntag mit unserem Janosch im Stade de Suisse in Bern. Er war happy, ich war happy – und gemeinsam hätten wir uns ein etwas besseres Spiel von YB gewünscht. Aber eigentlich ist das Spiel ja Nebensache. Viel wichtiger ist doch, dass ich als Vater mit meinem Sohn etwas erlebt habe. Und seine Wunschliste für die nächsten Papigutscheine ist schon ziemlich lang: Minigolf steht da, nach dem Fussball- folgt sicher später auch ein Hockeymatch…

Unsere Tochter tut sich da etwas schwerer, und zwar nicht nur beim Papi, auch wenn sie sich etwas wünschen darf, das sie mit ihrer Mutter unternehmen darf. Aber ich bin sicher, angestachelt durch ihren Bruder wird sie noch manche Idee bekommen. Es gilt sowieso: Das Was (solange es im Bereich des Möglichen und Finanzierbaren liegt) spielt eine nebensächliche Rolle, viel wichtiger ist es, dass wir überhaupt solche gemeinsame, wertvolle Momente mit unseren Kindern erleben.

Die Papigutscheine sind für mich eine geeignete Form, meinen Kindern Zeit, und damit Liebe zu schenken. Ich vermute (und hoffe), dass unseren Kindern im Rückblick weniger teure Geschenke in bleibender Erinnerung sind, sondern die gemeinsam verbrachten Augenblicke, zum Beispiel beim Einlösen des Papigutscheines.

 

 

 

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichLiebe“.

Multitasking im Kinderzimmer

Nichts gegen Abwechslung, aber wenn sich die Projekte jagen
und man für jedes Kind schon eine eigene Agenda braucht,
muss man sich nicht wundern, wenn bereits Kinder über Stress klagen
– ein Wort, das früher infarktgefährdeten Managern vorbehalten war.

David Signer in „Profis im Multitasking“ (NZZ am Sonntag, 1. Juli 2012)

„Was hab ihr gespielt?“ fragen wir unseren Sohn, als er von seinem Kindergartenkameraden nach Hause kommt. Die Antwort überrascht und irritiert uns: „Die haben gar keine Spielsachen!“ Auf unsere Folgefrage: „Tja, aber was habt ihr denn den ganzen Nachmittag gemacht?“ hören wir Stichworte wie iPad, Fernseher oder iPhone.

So oder ähnlich haben wir es in den letzten Monaten gleich mehrmals erlebt. Und wir staunten nicht schlecht, als wir das grosse TV-Gerät in einem dieser Kinderzimmer sahen. Braucht ein Kindergartenkind tatsächlich sein eigenes, „zimmerfüllendes“ Fernsehgerät?

Das, aus unserer Sicht für die soziale Entwicklung förderliche und wichtige, Abmachen und gemeinsame Spielen verkommt zu einem gemeinsamen Medienkonsum. Teilen wir unsere Beobachtungen und Bedenken mit den Kindergartenlehrpersonen, erzählen diese von ganz ähnlichen Erfahrungen: Viele Kinder sind unfähig, sich zum Beispiel mit Rollenspielen zu beschäftigen.

Im bemerkenswerten Artikel Profis im Multitasking (NZZ am Sonntag, 1. Juli 2012) wirft David Signer die Frage auf, ob die ganze ADHS-Thematik weniger ein Krankheitsbild als ein Spiegel unserer „fahrigen, zerstreuten, nervösen“ Gesellschaft ist. Und er gibt zu bedenken: „Manchmal wünscht man den Kindern gelegentlich die gute, alte Langeweile zurück. Entstehen nicht neue, krative Ideen oft aus der Leere?“

Wie fördern wir die Kreativität und das Sozialverhalten unserer Kinder?

Diese Leere, in der man sich selber etwas einfallen lassen muss, erreicht man weder durch Spielzeug überfüllte Kinderzimmer noch mit Mini-Mediamarkt-Kinderzimmern. Für die Eltern mag es ja ganz bequem sein, wenn das einzige Spielgerät der Kinder ein iPad ist. (Ich denke schon nur an die nie enden wollende Aufräumaktionen mit unseren Kindern.) Ja, mit dem iPad, iPhone und all diesen „i“s lässt sich ganz gut Ordnung halten und die Kleider werden auch nicht schmutzig… Aber fördern diese Medien wirklich das, was wir in unseren Kindern fördern möchten?

Natürlich, ich sehe viele Vorteile in diesen neuen Medien. Aber meine Kinder brauchen in der Unterstufe noch keine dieser „i“s – obwohl, mit dem iPod hat sich unsere Tochter kürzlich schon mal angefreundet. Ich wünsche mir, dass meine Kinder eine gesunde Medienkompetenz entwickeln können. Und da gilt es, kritisch hinzuschauen und zum Beispiel Studien ernstzunehmen, die besagen, dass die Einsamkeit durch Sozialenetzwerke wie Facebook grösser und nicht etwa kleiner geworden ist. Es gehört auch dazu, dass ich als Vater mein eigenes Medienverhalten kritisch reflektiere. Denn: „Kinder imitieren früh“, schreibt David Signer in besagtem Artikel.

Aufmerksamkeit und Achtsamkeit

Leider hat Signer auch mit folgendem Satz völlig recht: „Wir sind kaum mehr einmal voll und ganz da, wo wir eigentlich sind.“ In meinem diesjährigen PEP (persönlicher Entwicklungsplan) hab ich mir genau das vorgenommen: Wenn ich daheim bin, will ich auch emotional anwesend sein. Ich will vermehrt im Hier sein – ohne schon an die nächsten To-Do’s zu denken, ohne alle paar Minuten die E-Mails zu checken, ohne die interessanten, öden oder witzigen Statusmeldungen meiner FB-Freunde zu durchforschen… Hier sein – in der Familie, bei meinen Kindern, bei meiner Frau.

Durch unseren Multitasking-Lebensstil gehen alte Tugenden wie Aufmerksamkeit und Achtsamkeit verloren. Doch das „Bei-sich-selbst-Sein“ und dadurch achtsam auf sich selbst und dem Nächsten gegenüber sein zu können, bringt eine Lebensqualität, die in keinster Weise durch eine noch so tolle Facebook-Statusmeldung herbeigeführt werden kann.

Als Eltern sind wir stärker gefordert, wenn wir unseren Kindern mehr als Unterhaltung bieten wollen: Ich schnüre derzeit fast jeden Tag meine Turnschuhe und spiele Fussball mit meinem Sohn (und oft ist auch mein Vater dabei; das wirkt jetzt schon fast kitschig, aber ist ein solches Drei-Generationen-Fussballspiel nicht eine tolle Sache?). Für meine Frau heisst es immer mal wieder, den Aufwand nicht zu scheuen und mit den Kindern etwas zu basteln – auch wenn unsere Wohnung dann eher einem kreativen Schlachtfeld als einem modernen „iRoom“ gleicht…

 

Da ich während den nächsten Wochen im Sinne dieses Artikels ganz Familienferien machen will, werde ich den nächsten Blogartikel erst im August veröffentlichen…

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichLiebe“.

Typisch Mann, typisch Frau

Die Frauenseele ist für mich ein offenes Buch –
geschrieben in einer unverständlichen Sprache.

Ephraim Kishon

Dieses Wochenende gestalten meine Frau und ich das jährliche Timeout-Weekend für Paare. Heuer steht diese Kurz-Auszeit unter dem Motto „Männer sind anders, Frauen auch“. Gemeinsam mit 16 Paaren sprechen wir über die Unterschiedlichkeit von Mann und Frau, denken über verschiedene Rollenbilder nach und fragen nach der eigenen Rollenzufriedenheit.

Im Zuge der unbedingt nötigen Bemühungen zur Gleichberechtigung von Mann und Frau gibt es leider auch eine Tendenz, die Wesensunterschiede von Mann und Frau aufzuweichen oder diese ganz verschwinden zu lassen.

Doch dabei geht sehr viel verloren: In seinem spannenden Buch Vom wilden Mann zum weisen Mann beschreibt Richard Rohr eindrücklich die Unterschiede der männlichen und weiblichen Energie. Stellvertretend für viele interessante Äusserungen hier ein Zitat aus dem erwähnten Buch: „Die Mutterliebe verwurzelt uns in der Seele, in uns selbst und im Körper, die Vaterliebe gestattet uns, mit all den wunderbaren Wurzeln etwas Gutes anzufagen. Sie bringt uns das Fliegen bei.“

Nicht nur unsere Kinder werden beraubt, wenn wir ihnen das Männliche oder Weibliche vorenthalten (z.B. durch die Abwesenheit der Väter). Unserer gesamten Gesellschaft entgeht ein wertvoller Schatz, wenn wir versuchen Männlichkeit und Weiblichkeit gleichzuschalten.

Übersetzungsschwierigkeiten

Ich stimme dem einleitenden Zitat von Ephraim Kishon zu, die Frauenseele zu verstehen, ist für uns Männer eine tägliche Herausforderung. Wahrscheinlich brauchen wir öfters mal eine Übersetzungshilfe… Männer und Frauen ticken nun mal anders. Doch statt uns darüber zu ärgern, sollten wir Wege finden, um diese Unterschiedlichkeiten zu schätzen, ja zu feiern. Und vielleicht finden wir sogar Möglichkeiten, die Gefühle und Gedanken des Partners zu übersetzen. Es wird dann eine Fremdsprache bleiben, doch wir bekommen eine Ahnung vom reichen Schatz, der da in der Unterschiedlichkeit von Mann und Frau steckt.

am Bielersee

Erfüllte Paarbeziehung – Zufallsprodukt?

Das kommende Timeout-Weekend für Paare wird bereits unser Sechstes sein. Es ist jedes Jahr wieder eine Freude, miterleben zu dürfen, wie Paare für 26 Stunden dem (Berufs-/Familien-)Alltag „tschüss sagen“ und ihre Partnerschaft in der angenehmen Atmosphäre vom Ländli reflektieren. Ob im Seminarraum, in der Wellnesoase oder auf dem Ägerisee – die Paare bekommen viel Raum, über Beziehungsthemen, aber vor allem über ihre Beziehung, nachzudenken. Und weil uns Ganzheitlichkeit wichtig ist, hat an diesen Weekends auch das kreative Schaffen und das Geniessen einen hohen Stellenwert.

Eine erfüllte Paarbeziehung ist kein Zufallsprodukt. Zufriedenheit in der Liebe hat damit zu tun, zufrieden mit seiner Rolle in Ehe, Familie zu sein. Liebe ist ein Geben und Nehmen. Passivität schadet der Liebe. Wir müssen eine aktive Rolle gestalten! – Und zwar nicht erst, wenn die grosse Krise am Horizont auftaucht. Aktive Beziehungsgestaltung bringt dann am meisten, wenn (noch) alles gut läuft.

Unsere Seminare für Paare sind keine Therapie-Weekends – da wären wir die Falschen. Aber wir wollen mit unseren Angeboten Paaren helfen, in ihre Beziehung zu investieren und sie aktiv zu gestalten.

Dies tun zu dürfen, ist für uns ein Privileg und fördert unsere eigene Ehe. Und wenn wir am Ende eines solchen Seminares ein so ermutigendes Feedback erhalten wie letztes Wochenende, als wir für über 30 Paare ein Leben in Balance-Weekend gestalten durften, macht es doppelt Spass: „Für eure gewinnende Art, uns in das Thema Leben in Balance mitzunehmen, danken wir euch ganz herzlich. Es ist auch wohltuend, euch in eurer ergänzenden Verschiedenheit zu erleben. Wir haben uns echt wohl gefühlt mit euch und hoffen, dass die guten Impulse in uns weiterwirken.“ (FEWO-Team)


Weiterführende Links:
Timeout-Weekends
family-Interview zu den Timeout-Weekends für Paare
Seminare und Referate mit Stefan & Brigitte Gerber

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichLiebe“.

Liebe zeigen – aber wie?

Es ist mit der Liebe wie mit den Pflanzen: Wer Liebe ernten will, muss Liebe säen.
Jeremias Gotthelf

Haben Sie auch schon erlebt, dass Ihre aufrichtigen Versuche, Liebe weiterzugeben, gar nicht angekommen sind? Man meint es gut, will einem Menschen, der einem viel bedeutet, Liebe, Wertschätzung und Anerkennung schenken, aber unsere „Liebes-Botschaft“ kommt einfach nicht bis zum Adressat durch.

Mir ist dies schon öfters passiert. Ob in der Ehe, in anderen zwischenmenschlichen Beziehungen oder auch in der Mitarbeiterführung. Da sprach ich zum Beispiel ein öffentliches Lob aus, aber dem Gegenüber war das eher peinlich, als dass es sich dadurch wertgeschätzt fühlte. Und nicht jeder freut sich über teure, aufwändige Geschenke. Manchmal kommen kleine Taten besser an, als grosse Geschenke.

Warum ist das so? Kurze Antwort: Die Liebe ist kompliziert und Menschen sind verschieden.

Das Geheimnis der Liebessprachen

Lange Antwort: Es stimmt eben nicht, dass die Liebe eine Sprache ist, die jede und jeder versteht. Unsere Versuche, Liebe zu zeigen, sind manchmal leider zum Scheitern verurteilt, weil unserem Gegenüber die gewählte Sprache fremd ist. Die Liebe hat nicht nur eine Sprache, sondern ganz viele. Was für mich Muttersprache ist, kann eine Fremdsprache für meine Partnerin sein. Ist es so, wird meine Partnerin im besten Fall meine Versuche, Liebe zu zeigen, erkennen. Im dümmsten Fall, wird sich nicht einmal merken, dass ich eine Liebesbotschaft abgeschickt habe.

Sicher ist: Eine Fremdsprache kann ich lernen, aber ich werde mich nie so geliebt fühlen, wie wenn mich eine Liebesbotschaft in meiner Muttersprache erreicht.

Was sind also die verschiedenen Liebessprache?

Bei vielen Paaren und ganz allgemein im zwischenmenschlichen Zusammenleben haben sich Die fünf Sprachen der Liebe von Gary Chapman bewährt. Hier werden fünf verschiedene Wege, Liebe auszudrücken, beschrieben. Folgende Liebessprachen werden behandelt:

Lob und Anerkennung

Worte haben Kraft und können eine grosse Ermutigung und ein Liebensbeweis sein. Am besten ist ein kurzes, konkretes und aussagekräftiges Lob.

Zweisamkeit – die Zeit nur für dich

Was für ein Liebesbeweis, wenn wir trotz Job, Kinder, Haus, Hund und Garten einfach Zeit haben für den Partner. Für Menschen mit dieser Liebessprache ist es wichtig, dass sie merken, der andere ist jetzt ganz hier.

Geschenke die von Herzen kommen

Wow, der andere denkt an mich und macht sich die Mühe, etwas für mich zu basteln oder zu kaufen. Dabei ist die Liebe nicht umso grösser, je teurer das Geschenk ist. Wichtiger ist: Ich habe mich mit dir beschäftigt und mir überlegt, wie ich dir eine Freude machen kann.

Hilfsbereitschaft

Einige fühlen sich besonders geliebt, wenn der andere mit anpackt, einen praktischen Liebesdienst übernimmt: Kochen, Haus + Garten, Mülleimer leeren, …

Zärtlichkeit

Für einige Menschen ist die Berührung des Körpers die Sprache der Liebe, welche sie am besten verstehen. Für diese Menschen hat jede Berührung eine deutlichere Botschaft als Worte. Für sie bedeutet körperliche Berührung Wertschätzung und persönliche Berührung ihrer Person.

Kennen Sie Ihre persönliche Liebessprache bereits? Wann fühlen Sie sich am meisten geliebt? Und dann: Wissen Sie, wann die Liebesbotschaft bei Ihrer Partnerin, bei Ihrem Partner, am besten ankommt? Welche Sprache der Liebe versteht er/sie? Das Geheimnis der Liebessprachen hilft übrigens auch in der Kommunikation mit den Kindern oder im Umgang mit Mitarbeitern.

 

Dies war der fünfte und letzte Blogartikel zur Serie „Hilf mir, dich zu verstehen – positive Paar-Kommunikation“. Die vorhergehenden Artikel sind hier zu finden: Hilf mir, dich zu verstehen, Verständnis zeigenErwartungen klären und Konflikte austragen.

Zu diesem Thema bieten wir auch Referate, Workshops, Seminare und Coachings an.

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichLiebe“.

Konflikte austragen

Um sich zu verstehen, brauchen die Menschen nur wenige Worte.
Viele Worte brauchen sie, um sich nicht zu verstehen.

Indianische Weisheit

Unklare Erwartungen führen zu Missverständnissen. Viele Worte schaffen nicht immer Klarheit. Im Paaralltag endet ein wortreicher Schlagabtausch nicht selten im Konflikt. Wie kommunizieren wir als Paar in Konfliktsituationen, wie können wir Konflikte austragen?

Hier vier Tipps, die ich zusammen mit meiner Frau an unserem Timouet-Weekend für Paare mit dem Titel „Hilf mir, dich zu verstehen“ weitergab:

Vorsicht mit Verdächtigungen!

Immer wieder ist in Gruppen oder bei einzelnen Menschen ein Klima des Misstrauens festzustellen. Es ist die Grundhaltung: Der andere meint es nicht gut mit mir!
Diese Haltung des Misstrauens wirkt in einer Partnerschaft wie Gift. Wenn möglich, sind Verdächtigungen grossräumig zu umfahren!

„Hart“ aber fair!

Um den Brei herum reden bringt nichts: Wenn etwas vorgefallen ist, müssen die „harten“ Facts auf den Tisch. Bitte nicht nur Andeutungen machen, sondern die unbefriedigende Situation konkret und klar ansprechen.
Fair im Konflikt meint: Auch im Konflikt anständig bleiben und den anderen nicht beleidigen!

Konflikte als Selbstoffenbarung!

Konflikte können entschärft werden, wenn wir unsere Gefühle mitteilen, statt den Partner anzuklagen. „Ich habe mich verletzt gefühlt!“ statt „Du hast mich verletzt!“ oder „Diese Situation hat mich verunsichert“ statt „Ich bin dir ja egal!

Einander vergeben!

Dabei geht es nicht um ein allzu schnelles „Schwamm drüber“. Doch: Wer hart aber fair Konflikte ausgetragen hat, sollte sich am Ende umarmen können und sich versöhnen.

Infobox

Zum Thema „Hilf mir, dich zu verstehen – positive Paar-Kommunikation“ bieten wir Referate, Workshops und Seminare an. Die nächsten Termine:

  • Z’Morge für Paare„, 4. Februar 2012 in Studen BE
  • Impulsreferat, 28. April 2012 in Ins BE
  • Ehe-Impuls-Wochenende, 19. – 21. Oktober 2012 im Ländli, Oberägeri ZG

Weitere Angebote für Paare:

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichLiebe“.

Geschenke, die etwas bewegen

„Das, was wir aus Liebe tun, tun wir im höchsten Grade freiwillig.“
(Thomas von Aquin)

Gerade eben habe ich mir die nie gehaltene Rede, die trotzdem zur „Rede des Jahres 2011“ ausgezeichnet wurde, angesehen. Jean Ziegler wurde von der Universität Tübingen für seine Rede geehrt, die er, nach einer Ein- und dann wieder Ausladung als Eröffnungsredner der Salzburger Festspiele, schliesslich via Youtube verbreitete.

Was ich da höre, ist nicht ganz neu und gehört seit Jahren zur Botschaft von Jean Ziegler: „Alle fünf Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren“, beginnt er und führt dann aus, dass heute im Gegensatz zu früheren Zeiten weltweit mehr als genug Nahrung zur Verfügung stehen würde. Das Problem liegt also im System, in der Weltordnung. Erschreckend: Laut Ziegler sind die Leistungen für die Bekämpfung der Armut aus dem Westen seit der Finanzkrise massiv gesenkt worden. „Wir“ retten scheinbar lieber Banken aus dem selbstverschuldeten Sumpf als Kinder vor dem sicheren Hungertod zu retten.

Was hat der Hunger der Welt mit meinem Zitat der Woche zu tun? Es könnte ganz viel damit zu tun haben. Wir tun ganz vieles einfach so – ohne Lohn oder Ehre zu erwarten – eben freiwillig. Aus freiem Willen. Weil es uns ein Anliegen ist, weil wir es gerne tun, weil wir es lieben.

Nun, Freiwilligkeit kann man eben nicht anderen aufzwingen. Und trotzdem möchte ich uns alle herausfordern, zu Weihnachten nicht nur einfach unsere Liebsten mit irgendwas zu beschenken, sondern auch über die Familie hinaus Gutes zu tun. Gutes tun tut gut – uns selbst, unserem Mitmenschen, unserer Welt.

Geschenkvorschlag 1

Es gibt zahlreiche Menschen, die sich durchs Jahr durch freiwillig für die Gesellschaft engagiert haben. Ich selbst durfte dieses Jahr mit vielen zusammenarbeiten, die sich ehrenamtlich in unserer sozial-diakonischen Kinder- und Familienanimation engagiert haben. Das ist eine tolle Form, Gutes zu tun. Ein Weihnachtsgeschenk könnte ja folgender Neujahresvorsatz sein: Ich schenke einen Teil meiner Zeit im 2012 einer gemeinnützigen Organisation, in dem ich paar Stunden pro Monat Freiwilligenarbeit leiste.

Geschenkvorschlag 2

Standen Sie schon mal dem Hungertod nahe? Wohl kaum. Unsere Probleme sind oft andere: Wie werden wir die im Dezember angesammelten Kilos im Januar wieder los? Wenn wir schon Geld für Diätbücher und Fitnessabos ausgeben, könnten wir da nicht auch Geld in die Armutsbekämpfung investieren?

Besondere Geschenke, die etwas bewegen. (Quelle: tearfund.ch)

Als Familie haben wir unser „Spendenbudget 2011“ noch nicht ausgeschöpft. Als ich mir heute morgen Gedanken zu diesem Blogbeitrag gemacht habe, entstand folgende Idee: Wenn wir morgen als Familie ein weihnächtliches Puppentheater besuchen, danach über den Weihnachtsmarkt bummeln und wahrscheinlich noch gemeinsam essen gehen, will ich anschliessend mit meiner Familie „Geldgeschenke“ machen. Das Hilfswerk tearfund.ch hat besondere Geschenke im Angebot: Von Saatgut für eine Kleinbauernfamilie in Peru über eine Nähmaschine für eine junge Frau in Bangladesch bis zum Regenwassertank für ein Quartier in Uganda. Was werden meine Kinder und meine Frau wohl auswählen? Und was würden Sie auswählen? Oder: Helfen Sie mit? Was wählen Sie aus? (Selbstverständlich gibt es neben tearfund.ch noch viele andere gute Hilfswerke und ich krieg auch keine Provision!)

Ich lade uns alle ein, aus Überzeugung und aus Liebe Geschenke zu machen, die etwas bewegen. Die meisten von uns haben genügend Zeit und Geld zum Schenken. Oder mindestens das Eine von beidem. Aber eben, es ist freiwillig.

Oh du fröhlicher Weihnachtsstress

„Weihnachten offenbart die Temperaturen im Umgang der Menschen miteinander.“
Kardinal Karl Lehmann

Und wieder steht uns das „Fest der Liebe“ kurz bevor. Und wie alle Jahre wieder ist die Adventszeit von einem mehrwöchigen Ausnahmezustand geprägt: Ein Weihnachtsessen reiht sich ans andere, Geschenke werden gewünscht, gebastelt und gekauft, man trifft sich an Weihnachtsmärkten, die vor allem durch kulinarische Nascherein zu bestechen vermögen, die Vorfreude auf das grosse Fest steigt bei den Kindern von Tag zu Tag – etwa im ähnlichen Verlauf der Stresskurve der Eltern.

Ganz nach dem schlauen Spruch von Kurt Marti, „Die Ware Weihnacht ist nicht die wahre Weihnacht.“, gehört bei mir die Frage nach Sinn und Unsinn unserer Art Weihnachten zu feiern alljährlich dazu. Ich steh da in einem inneren Konflikt: Auf der einen Seite sprechen mich all diese Adventsrituale an. Die Idee, mit den Kindern all die Weihnachtsgeschenke für Grosis und Göttis selbst zu basteln, ist doch wunderbar. Und was gibt es besseres, als „in Liebe selbst gebackene Weihnachtsguetzli“? Auch das Bummeln auf dem Weihnachtsmarkt mit der ganz besonderen Duftnote gefällt mir jedes Jahr wieder – besonders, weil der Besuch eines solches Marktes zu einem guten Ritual für uns als Ehepaar wurde. Dann sind da noch die Weihnachtsessen. Warum muss ausgerechnet im Advent jede Kommission, jede Firma und jeder Verein noch ein Weihnachtsessen machen? Klar, man könnte dies auch im Januar nachholen; aber irgendwie wäre dies dann doch nicht dasselbe, oder?

Ich habe also sehr viel Sympathie für all diese Dinge, die den Advent ausmachen. Und doch gibt es eben eine Spannung in mir. Gerade gestern beim Coiffeur war da diese Situation: Eine Mutter gesteht mir, dass sie eigentlich gerade ziemlich überfordert ist. Und ich frage mich: Führt diese Art, wie wir Advent und Weihnachten verbringen nicht dazu, dass wir uns selbst überfordern und an Heiligabend erschöpft in den Sessel fallen, die Weihnachtslieder hinter uns bringen und kein Hauch von Besinnung auf das wahre Weihnachten mehr möglich ist?

Vielleicht wollen wir wieder einmal zu viel – zu viel des Guten. Vielleicht sind es zu viele gute Erwartungen, zu viele gute Vorsätze (wen wir alles beschenken wollen), zu viel Lust auf Harmonie – Friede, Freude und Liebe auf Knopfdruck, und zu viel ausgemalte Weihnachts- und Familienidylle. Möglicherweise gibt es auch den unbewussten Antrieb in uns, in der Weihnachtszeit nahzuholen, was wir auf der zwischenmenschlichen Ebene durchs Jahr verpasst haben.

Vielleicht, und da bin ich mir ziemlich sicher, wäre weniger oftmals mehr. Ich hätte da eine Idee: Weniger „Fest der Liebe“ dafür mehr Liebe während dem Jahr. Könnte das ein weihnächtlicher Vorsatz sein? Ein Geschenk, das wir uns gegenseitig schenken könnten?

Und hier noch für alle, die ihre Familien Weihnachtsfeier am Planen sind. Im Alltagstipp Weihnachten einmal anders im Radio Life Channel haben wir eine Idee parat.

Sind unsere Kinder normal?

Wir müssen uns im Klaren sein, dass wir in unserem System mittlerweile mehr ‚kranke‘ als gesunde Kinder haben.
Thomas Baumann, Kinderarzt (Im Interview mit der NZZ am Sonntag vom 6. November 2011)

Als Vater ist es mein grosser Wunsch, dass sich unsere Kinder positiv entwickeln, Fortschritte machen und ich sie in ihrer Persönlichkeit fördern und unterstützen kann.

Das ist nichts besonderes, weil alle Eltern das Beste für ihre Kinder wünschen. Nur: Was ist das Beste? Dabei erlebe ich den Umgang mit den schulischen Anforderungen an meine Kinder als eine spezielle Herausforderung.

Ich möchte mir später mal nicht vorwerfen müssen, ich hätte meine Kinder zu wenig gefördert und ihnen dadurch Stolpersteine auf eine erfüllende Berufslaufbahn gelegt. So hinterfrage ich mich, ob ich „es“ wohl richtig mache. Ohnmachtgefühle sind da nicht mehr weit. Aber auch damit scheine ich nicht alleine zu sein.

Gerade diese Woche habe ich mich mit einer Mutter unterhalten, die sich auch schwer damit tut, angemessen auf die Schulleistungen der Kinder zu reagieren. Erfüllt ein „Erfüllt“ auch die Erwartungen der Eltern oder braucht es jedesmal ein „Übertroffen“? Wie reagiere ich zum Beispiel auf einen so genannten „dummen Fehler“ in einem Test?

Weil ich weiss, dass elterlicher Druck für die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder oft mehr unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen, will ich mich hüten, überhöhte Forderungen zu stellen. Doch auch wenn ich Bemerkungen im Sinn von „mehr wäre möglich“ unterdrücke, spürt mein Kind, ob ich seine Leistung wertschätze oder nicht.

Letzten Sonntag las ich in der „NZZ am Sonntag“ ein bemerkenswertes Interview zu diesem Thema: „Heute hingegen erhalten über fünfzig Prozent aller Kinder irgendwelche Therapien, um schulische Schwächen zu beheben. Irgendetwas stimmt da nicht“, sagt Kinderarzt Thomas Baumann. Und warum ist das so? „Wir haben heute völlig falsche Vorstellungen davon, was normal und was nicht normal ist.“

Baumann und sein Kollege Romedius Alber warnen vor den vielen Abklärungstests und der Übertherapierung unserer Kinder. Statt bei jedem Kind einen Defekt zu suchen, sollte man gescheiter auf die Stärken des einzelnen bauen. Als Kinderärzte lehnen sie selbstverständlich nicht einfach grundsätzlich Therapien ab, weisen jedoch darauf hin, dass jede Diagnose bei den Kindern etwas auslöst. „Durch die Therapien werden Kinder stigmatisiert“, sagen die Experten, und zudem seien viele Therapien nutzlos.

Doch Baumann beobachtet auch hoffnungsvolle Förderung: „Es gibt Therapeutinnen, die wollen nicht einen Defekt reparieren, sondern das Kind stärken. Sie suchen nach anderen Fähigkeiten, auf die das Kind bauen kann, damit es trotz Problemen auf sich stolz sein kann.“

Sind nun unsere Kinder normal? Oft wohl „normaler“ als wir denken. Stärken wir doch unsere Kinder in ihren Fähigkeiten und hören wir damit auf, sie an einer gnadenlosen, übersteigerten Norm zu messen.

Link zum Artikel in der NZZ am Sonntag: „Erlöst die Schüler von unnötigen Diagnosen

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichLiebe & Familie„.

Erholsame Familienferien – gibt's das?

„Und, habt ihr euch gut erholt?“ fragte mich mein Chef nach den Sommerferien. Meine reflexartige Antwort: „Gut erholt? Erholung und Familienferien, das gibt’s doch gar nicht!“

Klar habe auch ich mich auf unsere Ferien gefreut. Und klar doch, es gab auch viele schöne Momente mit unseren Kindern – beim Erklimmen des Riederhorns, zum Beispiel. Oder als Statist auf dem Set vom Dällebach-Film.

Aber ganz ehrlich: Unter Erholung stelle ich mir etwas anderes vor. Auch wenn die mühsamen Zeiten – die Konflikte, die Reibereien und so – gesamthaft nicht mehr als ein bis zwei Stunden pro Tag ausmachen, die Energie, die da fast körperlich spürbar von einem weicht, laugt aus und hat ein grosses Frustpotenzial.

Ich habe einen Verdacht: Es geht nicht nur mir so! Wenn ich nämlich über meinen Ferienfrust spreche, ernte ich nicht selten ein verständnisvolles und sogar bestätigendes Kopfnicken.

Wie also gelingen Familienferien? Ist das überhaupt möglich? Nach meiner Einleitung sollte klar sein, dass ich folgende Tipps nicht als Besserwisser niederschreibe…

  • Idealbilder ausmisten: Die harmonischen Familienferien, in denen jedes Mitglied der Familie jederzeit völlig zufrieden ist, gibt es nicht! Bei der Planung haben wir da oft verklärte Vorstellungen von einer Familienidylle, die es nicht einmal im Film gibt. 
  • Erwartungen klären: Die zu hohen Erwartungen sind das Eine, die unterschiedlichen Erwartungen das Andere. Finden wir als Paar oder als ganze Familie Wege, die Erwartungen, die jeder mitbringt, auszusprechen und zu klären?
  • Wunschkonzert veranstalten: Damit haben wir schon mehrmals gute Erfahrungen gemacht: Jedes Familienmitglied darf eine bestimmte Anzahl Wünsche äussern. Alle Wünsche (z.B. ein bestimmter Ausflug, Kinoabend, Spaziergang….) werden schriftlich festgehalten und nach der Umsetzung abgestrichen.
  • Freiraum geben: So sehr wir uns darauf freuen: Rund um die Uhr als Familie zusammen zu sein, ist eine Herausforderung. Im Alltag hat jeder seinen Rhythmus mit Schule/Arbeit und Freizeitgestaltung. Wenn wir jetzt plötzlich alle die ganze Zeit zusammen sind, kann das leicht eine explosive Stimmung geben. Könnte es die Familienferien aufwerten, wenn jeder auch mal eine Stunde oder einen Halbtag für sich alleine „bekommt“?
  • Realistisch planen: Sind Wanderferien mit unseren Kindern möglich/sinnvoll? Was wollen (und können) wir bieten, was nicht? Ein überladenes Programm (= Freizeitstress), überfordert genauso wie eine Woche in der Stille mit wilden Kids.

Die nächsten Ferien kommen schon bald! Wie können diese positiv gestaltet werden? Welche weiteren Tipps und erprobten Erfahrungen gibt es?

Ein ähnliches Thema sind die Familien-Weihnachtsfeiern, welchen jeweils erwartungsvoll entgegen geschaut wird, manchmal aber auch im Desaster enden. Hierzu haben wir beim Radio Life Channel einen Alltagstipp produziert.
Diese Woche gings in meinem Blogbeitrag um den Lebensbereich „Partnerschaft & Familie“. Nächste Woche ist „Gesellschaft“ an der Reihe.