Jetzt muss es raus!

Seit dem letzten Abstimmungs-Wochenende wissen wir es: Wir, die für einen Vernunft basierten Umgang mit der Pandemie einstehen, sind in der klaren Mehrheit. Bei allen Fragen, die auch wir haben, setzen wir auf Vertrauen gegenüber Wissenschaftler, Politiker und Behörden.

Aber wir sind eine leise Mehrheit.

Warum?

Weil wir alle in unseren Freundeskreisen oder auf Social Media schon die Erfahrung – oder mindestens die Beobachtung – gemacht haben, dass diskutieren mit euch, liebe Impfskeptiker und Corona-Massnahmen-Gegner, oft zwecklos ist. Argumente werden zu Glaubensfragen, Misstrauen gegenüber allem (ausser der eigenen Weltanschauung) dominiert. Wer es anders sieht als ihr, ist entweder der Lügenpresse auf den Leim gegangen oder hat sich längst in den Fängen von Bill Gates verstrickt.

Und genau darum und weil ich ja nicht zu weiteren Spannungen beitragen möchte, habe ich diese Woche nicht getan, was ich eigentlich den Eindruck hatte, tun zu sollen: Ein SRF-Beitrag mit Stephan Jakob, Chefarzt Intensivmedizin am Inselspital Bern, hat mich bewegt, mich sehr dankbar und gleichzeitig total wütend gestimmt. Ich wollte diesen Beitrag auf Facebook teilen. Aber dann sah ich, wie bei anderen, die dies getan hatten, heftig gestritten wurde.

Und dann liess ich es – ich will ja nicht Öl ins Feuer giessen.

Challenge akzeptiert

Es ist so verlogen und heuchlerisch, wenn die grosse Volkspartei, die sonst nicht besonders feinfühlig auftritt und gewöhnlich für das Ausschliessen von ganzen Menschengruppen Lärm macht, plötzlich vor Diskriminierung und Spaltung der Gesellschaft warnt.

Und noch schlimmer – das „kotzt“ mich (sorry der Ausdruck) und viele andere wirklich an: Wer mit dem Diktatur-Argument oder dem Nazi-Vergleich kommt, hat sich echt in wilden Verschwörungsmythen verrannt!

Wisst ihr eigentlich, was eine Diktatur ist? Da kann man nie – und schon gar nicht in einer Krisensituation – über politische Vorlagen abstimmen!

Wisst ihr eigentlich, was die Nazis mit den Juden gemacht haben? Muss ich es wirklich schreiben oder erinnert ihr euch an den Geschichtsunterricht und die Bilder der Gaskammern?

Warum ich jetzt doch so angriffig und pointiert schreibe, wenn ich doch verbinden statt trennen will? Weil die Not und die Hilfeschreie von Betroffenen – Patienten und Personal – aus den Spitälern nicht spurlos an mir vorbeigehen.

Und weil ein Post von Michael Diener, den ich als Mensch und Kirchenleiter sehr schätze, mich herausgefordert hat, aufzustehen und den Verschwörungsmythen entgegenzutreten. Diener schreibt: „Habt den Mut, zum Schutz des Lebens, zum Impfen aufzurufen und damit verbunden natürlich auch zur Verständigung. Wer jetzt nicht Farbe bekennt – und damit auch mithilft, dass eine die Gesellschaft noch weiter spaltende Impfpflicht vermieden werden kann – kann sich seine Aufrufe zu ‚Märschen für das Leben‘ zukünftig auch sparen.“

Das Virus verschwindet nicht einfach von selbst, das erleben wir diese Tage gerade eindrücklich. Wir werden in Zukunft damit leben müssen. Aber es gibt ein gutes Mittel, um den Schaden des Virus zu begrenzen.

Oder wie es ein Freund und Arzt kürzlich sagte: „Wie kann es sein, dass uns Gott in so kurzer Zeit eine nachweislich wirksame Impfung gegen das Virus schenkt und Menschen lehnen dieses Geschenk ab?“

Man kann die Impfung auch als Teufelszeugs abtun. Doch es wird gefährlich, wenn wir die Diskussion in die eine oder andere Richtung religiös aufladen.

Darum appelliere ich zum Schluss an den gesunden Menschenverstand, der anfangs der Pandemie so lauthals eingefordert wurde: Wenn eine überwältigende Mehrheit der Experten zum Schluss kommt, der einzige Weg aus der Krise liegt in einer hohen Impfquote, warum kann man sich da nicht mit einem gesunden Grundvertrauen und aus gesellschaftlicher Solidarität zum Picks überwinden?

Glücksaufgabe

Die Pandemie ist ein Härtetest für unsere Lebenszufriedenheit. Ich hab wirklich genug von den chaotischen Zuständen und der totalen Planungsunsicherheit.

Darum meine Frage: Was können du und ich zur Überwindung der Pandemie beitragen?

Ein erster Schritt könnte sein, diesen 15minütigen Videobeitrag zu schauen und die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen:

Das macht Sinn!

Ein Kennzeichen glücklicher Menschen ist, dass sie einer Tätigkeit nachgehen dürfen, die sie als sinnerfüllt erleben.

Wer dies regelmässig erleben darf, lebt wahrscheinlich ihre Berufung oder hat mindestens den passenden Job oder ein spannendes Engagement als freiwillig Mitarbeitender gefunden.

Ich habe das Privileg, immer wieder solche Flow-Momente erleben zu dürfen, in denen meine Passion, meine Stärken und mein Persönlichkeitstyp zu den Aufgaben passen, die mir im ausleben meiner Berufung begegnen.

Strahlende Kinderaugen und dankbare Eltern

Jahr für Jahr erlebe ich Mitte Oktober ganz viel Sinn in meiner Tätigkeit: Wenn 40-60 Kinder und das freiwillige Mitarbeitendenteam (mit vielen Jugendlichen) mit soviel herzhafter Freude, strahlenden Augen und einem „Big Smile“ bei den Happy Kids Days mitwirken, erlebe ich ganz viel Sinnhaftigkeit in meiner Tätigkeit.

Selbst wenn es eine sehr anspruchsvolle Woche ist und wir als Leitungsehepaar stark gefordert sind, bleibt es eine der schönsten Wochen im ganzen Jahr.

Zu den grossen Worten hier die entsprechenden Beweisfotos:

Neben dem nonverbalen Feedback der Kids gibt es auch immer wieder einzelne Eltern, die ihre Dankbarkeit konkret aussprechen. Das ist ein schöner Lohn für alle Mitarbeitenden, die viel Energie in dieses Projekt stecken. Und mich erinnert es daran, wie viel Sinn diese Arbeit macht.

Wenn der Familienvater und Unternehmer seine Kids abholt und anerkennend sagt: „Unsere Mädchen sind einfach immer glücklich, wenn sie bei euch gewesen waren“, ist das der schönste Beweis dafür, dass wir im Verein Happy Kids tatsächlich unsere Mission leben.

Müde, aber sehr glücklich

Gestern war auch so ein Tag, an dem die Sinnhaftigkeit meiner Tätigkeit konkret spürbar war: Ein Filmteam der Evang.-method. Kirche Schweiz besuchte uns und machte Aufnahmen von diversen Projekten von gms/Happy Kids.

Ist möglicherweise ein Bild von eine oder mehrere Personen und Innenbereich

Der Besuch von Menschen, die vorher nie in unserer Location waren, ist immer etwas sehr Spannendes: Wie nehmen sie uns, unser Lokal und unsere Projekte wahr? Wie fühlen sie sich dabei?

Und bei einem so dicht gefüllten Tagesprogramm wie gestern: Wie erleben sie die Zusammenarbeit mit uns?

Was ich gestern gespiegelt bekam, macht mich riesig dankbar: „So viel gelacht wie heute, habe ich schon länger nicht mehr – und dies trotz dem ganzen Stress“, bekamen wir zu hören. Oder: „Ich kam an einen neuen Ort, mit mir kaum bekannten Leuten, und es war kein Moment peinlich.“

Das ist Balsam und Feuerwerk für meine Seele in einem: Ich geniesse still, dass unser 22jähriger Traum lebt. Und es pusht mich wie eine Rakete vorwärts: Genau, lass uns dies weiterhin tun und diesen Traum von einem Ort, wo sich die unterschiedlichsten Menschen wohl und angenommen fühlen, noch konsequenter in Tat umsetzen.

Flow bis zum Umfallen

Dabei habe ich bei aller Sinnhaftigkeit und Schönheit von solchen Highlights (mindestens) zwei Dinge gelernt:

1. Es gibt auch in einer sinnerfüllten Tätigkeit nicht jeden Tag Highlights, die sich auch noch wunderbar anfühlen. Ganz oft bestehen auch bei der tollsten Arbeit die Tage aus Arbeit, aus harter Arbeit sogar. Zudem gehören Rückschläge genauso dazu und schmerzen wohl noch gerade eine Spur stärker, wenn so viel Herzblut mit im Spiel ist.

2. Flow kann süchtig machen. Immer schneller, immer mehr, immer höher – diese Gefahr besteht, wenn es gerade richtig gut läuft. Doch das kann auf die Dauer nicht gut gehen.

Weil ich neben allem Schönen derzeit auch mit Unschönem und Unbequemem zu kämpfen habe, ist mir in den letzten Tagen aufgefallen, das wohl meine Seele mit diesem Tempo nicht ganz mithalten kann: Müde ins Bett fallen und doch nicht einschlafen können, ist so ein Anzeichen dafür.

Darum freu ich mich auf eine kleine Auszeit am Sonntag und Montag.

Glücksaufgabe

Jetzt hab ich sehr viel von mir erzählt. Wie sieht es bei dir aus? Wo erlebst du (Beruf / Freiwilligenarbeit / Familie) das Glück einer sinnerfüllten Tätigkeit? Wie fühlt sich das an?

Wie zeigt sich ein Flow-Erlebnis in deiner Tätigkeit?

Und weisst du auch, wann genug ist? Planst du bewusst Auszeiten ein?

Ich will frei sein!

«Liberté» dröhnte es gestern durch Berns Gassen. Es folgten unschöne Szenen mit einem Mix aus Blumen, Grabkerzen, Bierdosen und Böller der Demonstrierenden. Was mit einem Einsatz von Wasserwerfer, Reizgas und Gummischrot quittiert wurde.

Von welcher Freiheit sprechen wir da?

Vielleicht kommen wir dem Problem unserer Zeit am ehesten auf die Schliche, wenn wir uns an das Trio erinnern, aus welchem der Ruf nach «Liberté» stammt:  

Liberté – Égalité – Fraternité

«Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit» – statt Brüderlichkeit wird gerne zeitgemässer Solidarität genannt – dieses Trio von Schlagwörtern bedingt sich gegenseitig. Wenn dies nicht mehr der Fall ist, kann aus «Liberté» schnell einmal ein egoistischer Individualismus resultieren, in dem jede und jeder für sich schaut – eine Gesellschaft, die sich vom WIR zum ICH auseinanderdividiert.

Es kann durchaus gefährlich sein, mit Schlagwörtern um sich zu werfen, ich weiss. Ich wage es trotzdem: Führt diese Form von egoistischem «Liberté» zu Ende gedacht nicht zu einer Art Anarchie?

Heute passen mir die Corona-Massnahmen nicht, morgen ist es die Wehrdienstpflicht und übermorgen nehme ich mir die Freiheit, den Linksverkehr auf unseren Strassen einzuführen.

In einer freien Gesellschaft muss Freiheit immer als gemeinschaftliches Gut des WIRs betrachtet werden. Eine absolute ICH-Freiheit ist nur möglich in einer vollständigen Einsamkeit – also dort, wo ich mich aus der Gemeinschaft zurückziehe.

Doch so lange ich Teil einer Gemeinschaft bin, zählt, was schlaue Denker schon vor hunderten von Jahren gesagt haben:

«Die Freiheit des Einzelnen endet dort,
wo die Freiheit des Anderen beginnt.»
Immanuel Kant (1724-1804)

«Die Freiheit besteht darin, dass man alles das tun kann,
was einem anderen nicht schadet.»
Matthias Claudius (1740-1815)

«Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,
dass er tun kann, was er will,
sondern darin, dass er nicht tun muss, was er nicht will.»
Jean-Jacques Rousseau (1712-78)

Eine freie Gesellschaft ist nur frei, wenn die Freiheit für alle gilt (Gleichheit). Dies zeigt sich beispielsweise in der Meinungs- oder Handlungsfreiheit. Doch diese Freiheit kann nicht damit gleichgesetzt werden, dass es keine Regeln mehr gibt.

Ich bin kein Freund einer bürokratischen Überreglementierung. Noch weniger bin ich jedoch Freund von willkürlichen Regeln und fragwürdiger Regelauslegung. Ob im Fussball oder im Strassenverkehr: Nicht die Menge der Regeln macht es aus, sondern die Klarheit und dass man sich gemeinsam dafür verpflichten, nach diesen Regeln «zu spielen».

Freiheit – Gleichheit, und da wäre dann noch die Solidarität. In einem so freien Land wie der Schweiz «Liberté» zu brüllen und dabei die Freiheit anderer derart mit Füssen zu treten, ist nicht die Freiheit, von der ich träume.

Wo bleibt da die Solidarität mit all den Verantwortungsträgern in Politik, Wissenschaft, Gesundheitswesen, Bildung … die seit rund 20 Monaten im Ausnahmezustand nach bestem Wissen und Gewissen ihre persönliche Freiheit dem Allgemeinwohl unterordnen?

Ich erlebe Leute, die glauben tatsächlich, all diese ernsthaften Menschen, die ihr Bestes geben, seien sowieso alle ferngesteuert – von wem auch immer, Bill Gates oder dem Teufel persönlich – oder aber, alle Mandatsträger – von Politik bis Kirche – würden ihr Amt sowieso nur aus persönlichem Interesse und Machtgier ausführen.

Wir alle machen Fehler – darum geht es hier nicht. Und ich will auch niemanden auf ein überhöhtes Podest hieven. Trotzdem habe ich Hochachtung von dem, was in unseren Spitälern, aber auch im Bundeshaus geleistet wird.

Und vor allem habe ich grosse Achtung und Dankbarkeit dort, wo ich ganz direkt mitkriege, wie sich Menschen dafür einsetzen, diesem fiesen Virus den Stecker zu ziehen: «Mein» Schulleitungsteam, das bis ans Ende der persönlichen Kräfte im Corona-Modus seine Arbeit tut.

Pierre Alain Schnegg, den ich kürzlich in einem Talk sehr demütig erlebte (wir haben übrigens ein Podcast davon). Oder der Vorsteher des Volkschulamtes, der aufrichtige Arbeit leistet …

«Liberté» zu schreien, ist einfach. «Fraternité» – oder eben Solidarität – zu leben und Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen, ist eine andere Sache. Das heisst auch verzichten – zum Beispiel auf einen Teil der ICH-Freiheit, damit die WIR-Freiheit nicht verloren geht.

Glücksaufgabe

Was bedeutet für dich Freiheit? Ich genoss neulich die neue Freiheit dank Zertifikat im Wellness-Hotel oder beim gemeinsamen Essen in der Kirche.

Aber Freiheit ist ja viel mehr als keine Maske tragen zu müssen. Oder Halt: Genau das ist doch die grösste Freiheit! Wirklich frei ist, wer keine Maske (im übertragenen Sinn) aufsetzen muss, sondern ganz sich selbst sein kann und sich (trotzdem) aufgehoben in der Gemeinschaft fühlt.

(Wo) erlebst du solche (innere) Freiheit?

Und noch etwas in eigener Sache …

Ich will meine Verantwortung für Mensch und Umwelt wahrnehmen – als Pfarrer und als Politiker.

Darum stelle ich mich anfangs November zur Wiederwahl als Gemeinderat. Und deshalb möchte ich in einem halben Jahr in den Berner Grossrat gewählt werden.

Unterstützt du mich dabei?
Wie du dies tun kannst, erfährst du demnächst in Stef’s Polit-News. Gerne lade ich die dazu ein, diese jetzt zu abonnieren.

Nicht auf meine Kosten!

Gestern schaute ich mir einen Krimi an, indem sich ein Klimaaktivist nicht länger damit zufrieden gab, Plakate mit Warnbotschaften à la „Es gibt keinen Plan(et) B“ in die Luft zu strecken. Die Leute liessen sich davon weder beeindrucken noch bewegen, meinte er, darum bräuchte es jetzt ein kraftvolleres Vorgehen.

In seinem Fall hiess dies: Stromausfall im Stadtteil zu provozieren oder SUVs im Autohaus zu besprayen. Ich finde auch: Reden ohne zu handeln, bringt wenig. Doch aus meiner Sicht sind solche illegalen Aktionen, vor allem wenn andere zu Schaden kommen, wenig zielführend, resp. ethisch nicht verantwortbar. Mit kreativen Aktionen eine breite Bevölkerung auf eine notvolle Situation aufmerksam zu machen, ist das Eine. Mit einer solchen Aktion bewusst jemandem Schaden zuzuführen, ist etwas anderes.

Die Ansicht, dass es höchste Zeit ist zum Handeln, teilen inzwischen viele. Die farbigen Plakate der streikenden Klimajugend und die eindringlichen Worte von Greta alleine reichen nicht aus. Doch wie so oft herrscht grosse Uneinigkeit, wie der Weg zum Ziel auszusehen hat. Die hochemotionalen Debatten rund um die drei Umweltvorlagen, die am 13. Juni zur Abstimmung kommen, geben einen Eindruck davon.

Stolz auf „gesunden Volksverstand“

Unser Schweizer System mit der direkten Demokratie ist einzigartig und erhält viel Bewunderung. Ich erinnere mich, wie wir Freunden in Chicago unser System zu erklären versuchten. Gary stellte erstaunt und bewundernd fest, dass ein so kleines Land weltweit in vielen Bereichen top aufgestellt und nie in grosse Konflikte verwickelt sei.

So sehr ich eigentlich Freund von klarem Leadership bin, so sehr überzeugt mich der Schweizer Weg mit einem Mix von Neutralität, Kollegialitätsbehörden und direkter Demokratie. Gerade der Volkswille hat eine ausgleichende Kraft und unser System mag zwar schwerfällig sein, doch wir holen alle anderen Länder wieder auf, weil wir nicht den mühsamen Zickzack-Kurs von links nach rechts, von Regierung zu Opposition gehen müssen. Als lösungsorientierter Mittepolitiker ist mir diese Lösungssuche in Sachfragen sowieso viel lieber als ein starres Rechts-Links-Muster.

Auch wenn ich persönlich nicht mit jeder Abstimmung glücklich bin, erfüllt mich die Schweizerische Eigenheit mit den regelmässigen Willensbekundungen der Bevölkerung mit Stolz und Dankbarkeit. Dankbarkeit, in einem Land leben zu dürfen, in dem das Wir über wichtige Frage entscheiden darf. Und Stolz, weil der Volkswille nicht einfach von einem „Volksegoismus“ getrieben ist, sondern ganz oft die Vernunft über persönlichen Vorteilen obsiegt.

Noch immer habe ich einen deutschen Kollegen im Ohr, der meinte, es würde wohl kein anderes Land per Volksabstimmung zusätzliche Ferienwochen ablehnen. Während mir in der ganzen Corona-Diskussion doch erhebliche Zweifel am viel zitierten „gesunden Menschenverstand“ kamen, glaube ich an so etwas wie einen „gesunden Volksverstand“. Als Einzelne mögen wir uns in einer Sache verrennen, als Volk werden wir gemeinsam immer wieder einen gangbaren Weg finden.

„I bi dr gäge – wägem Töfflifahre“

Dieser „gesunde Volksverstand“ funktioniert aber nur so lange gut, wie wir alle die Fähigkeit besitzen, einen Schritt zurückzutreten und versuchen eine Sachlage in grösseren Zusammenhängen als der eigenen Lebensrealität zu betrachten.

Die gegenwärtigen Diskussionen um das CO2-Gesetz zeigen, wie umkämpft dieses Miteinander vom Ich und dem Grossen Ganzen ist. Meinem Sohn, der den haushälterischen Umgang mit seinem Jugendlohn noch am Einüben ist, kann ich verzeihen, wenn er, im Grunde atypisch für seine Ansichten, auf SVP-Parolen aufspringt und sagt: „Ich würde nein stimmen, ich will doch nicht, dass die Tankfüllung für mein ‚Töffli‘ (Mofa) teurer wird.“

Dass seine Rechnung wahrscheinlich nicht mal stimmt, weil er ja Töffli fährt, aber nicht in der Welt herumjettet und somit mehr Geld zurückkriegt, ist hier nur eine Nebensache.

Was mich beschäftigt, ist, dass der „gesunde Volksverstand“ genauso wie der „gesunde Menschenverstand“ bedroht ist. Er wird verloren gehen, wenn wir uns vom bequemen Egoismus treiben lassen: Der persönliche Profit sollte nicht das Mass aller Dinge sein bei unseren Entscheidungen – weder bei Volksabstimmungen noch im persönlichen Verhalten.

Ganz nach dem Motto: Klimaneutralität ist super – so lange ich mich nicht beschränken muss. Windenergie ist super – so lange das Windrad nicht in meiner Nähe aufgebaut wird.

Ich hoffe, dass auch bei den kommenden Abstimmungen der „gesunde Volksverstand“ über den persönlichen Profit gewinnen wird.

Glücksaufgabe

Beteilige dich an der Abstimmung, denn das macht glücklich.

Mindestens die Tatsache, dass wir die Möglichkeit haben, via Volksabstimmungen zu partizipieren macht nachweislich glücklich (das zeigen Ländervergleiche). Ob wir das Stimmrecht auch wirklich beanspruchen, ist dann eine andere Sache.

Beschenkt im Unterwegssein

Es gibt da rund um Ostern diese Geschichte von zwei Männern aus dem Freundeskreis von Jesus, die von Jerusalem nach Emmaus unterwegs waren – voller Irritation und Enttäuschung, Trauer und Mutlosigkeit.

Aus irgendeinem Grund liebte unser Sohn diese Geschichte in seiner Kinderbibel ganz besonders, immer und immer wieder wollte er, dass wir ihm genau diese Geschichte erzählten.

Und tatsächlich: Es ist eine wunderschöne Geschichte, die auch uns heute viel mitgeben kann.

Am Ziel angekommen, sagen die beiden Freunde zueinander: »Brannte nicht unser Herz in uns …?« Oder in einer anderen Übersetzung heisst es: »Hat es uns nicht tief berührt …?«.

Ich sehe sie vor meinem inneren Auge, wie sie sich niedergeschlagen auf ihre Wanderung machen. Am Ziel angekommen, dann wenn ich müde von den Anstrengungen wäre, sprang ihr Herz vor Freude – so sehr, dass sie – wenn sie denn heute leben würden – sofort eine Insta-Story gepostet hätten und in ihrer WhatsApp-Chatgruppe »Follower of Jesus« geschrieben hätten: »Ihr glaubt nicht, was uns gerade passiert ist …«.

Da sich die Geschichte aber vor rund 2000 Jahren abspielte, blieb ihnen nichts anders übrig, als nochmals die mehrstündige Wanderung unter ihre Füsse zu nehmen, um ihre Freude mit ihren Freunden teilen zu können.

Als Weggemeinschaft unterwegs

Was ist geschehen? Was war der Grund für diesen frappanten Stimmungswechsel?

Die beiden Freunde, auch Emmaus-Jünger genannt, sind also traurig, irritiert und voller Fragen unterwegs. Sie reflektieren die Geschehnisse der letzten Tage: Eben noch – gerade mal eine Woche ist es her – wurde ihr Freund und Rabbi Jesus triumphal als König in Jerusalem willkommen geheissen, nach intensiven Tagen genossen sie eine feierliche Mahlzeit mit dem gemeinsamen Abendmahl; dann ging es Schlag auf Schlag – Verhaftung von Jesus, (Schein)Verhör, Anschuldigungen des manipulierten Mobs, Misshandlung, qualvoller Weg nach Golgatha, Leiden am Kreuz, letztes Aufschreien ihres Lehrers, Tod.

Aus und vorbei. Tod ihres Freundes, Tod einer Bewegung, Tod einer Hoffnung.

Zu allem Übel dazu wurde nun auch noch der Leichnam gestohlen; das Grab ist leer, voll sind dafür Kopf und Herz der zurückbleibenden Freunde: voller Irritation, Verunsicherung und Fragen.

Das kommt mir bekannt vor: Für mich bleibt das Leben immer wieder ein Rätsel. Dann geht es mir wie den beiden Emmaus-Jünger – traurig, irritiert, voller Fragen.

In dieser Gefühlslage sind sie also auf ihrem Weg unterwegs. Plötzlich schliesst sich eine dritte Person dieser fragenden Weggemeinschaft an. Es ist Jesus selbst, der Auferstandene. Nein, sein Leichnam wurde nicht gestohlen, er ist nicht (mehr) tot, die Hoffnung lebt, die Bewegung wird sich von jetzt an über die ganze Welt ausbreiten wird selbst 2000 Jahre später eine wachsende Bewegung sein.

Doch von all dem wissen die Freunde noch nichts, sie erkennen nicht einmal ihren Freund Jesus. Im Gegenteil, schon fast überheblich sagen sei zu ihm: «Du bist wohl der Einzige, der nicht versteht, was hier gerade abgeht!?».

Doch, doch, das tut er schon. Aber es gehört zu seiner Art, dass er sich erst mal den Fragen der Emmaus-Jünger annimmt, zuhört, bevor er spricht. Und dann hilft er ihnen die Zusammenhänge zu erkennen, ganz am Ende der Begegnung gibt er sich zu erkennen. Jetzt gibt es für die Freunde kein Halten mehr: Ihr Herz springt vor Freude. Jesus lebt! Das müssen sie sofort Petrus und den anderen erzählen … Mit neuer Kraft und Zuversicht machen sie sich beschwingt nochmals auf den Weg.

Genau wie die Emmaus-Jünger wünsche ich mir, mit den Menschen um mich herum als «Weggemeinschaft» dem Geheimnis des Lebens und Glaubens auf die Spur zu kommen. Und dies ganz im Jesus-Stil: Zuhörend, nachfragend, liebevoll, nicht verurteilend, fragend, suchend, offen.

Die Rätsel unserer Zeit mögen gross sein.

Die Verunsicherung dieser Tage mag gross sein.

Deine persönlichen Herausforderungen mögen gross sein.

Noch grösser bleibt das Wunder von Ostern:
Jesus hat den Tod besiegt.
Alles Quälende wird nicht das letzte Wort haben.
Weil das letzte Wort ein gutes Wort sein wird.
Denn: Jesus lebt!

Der Auferstandene möchte auch heute in uns leben und Teil unserer Weggemeinschaft sein!

Frohe und gesegnete Ostern!

Bin ich jetzt glücklicher?

Wenn ich zu einem Interview zum Thema Glück eingeladen werde, ist es eine Standartfrage: Bist du glücklich?

Nein, leider bin ich nicht immer glücklich. Auch wenn ich viel über Lebenszufriedenheit nachgedacht habe, die unterschiedlichen Glücksaktivitäten kenne und mit dem GlücksBuch andere auf die Reise zu mehr Freude und Erfüllung im Alltag einlade, erlebe auch ich Phasen, wo ich wenig von diesem ShalomLeben spüre.

Bei der Frage, ob wir Glück im Leben empfinden, kommen wir natürlich nicht drum herum, zu klären, was wir denn unter Glück verstehen.

Denn Glück, wie ich es hier im Blog verstehe, hat nichts mit einem „always happy“-Feeling zu tun: Immer ein Lächeln auf dem Gesicht, das Leben besteht aus Fun und mit genug Optimismus schaff ich mir die Welt, wie sie mir gefällt.

Nein, wer die 7 Wochen für mein Glück mitgemacht hat oder hier im GlücksBlog regelmässig mitliest, weiss, dass dies nicht mein Verständnis von Glück ist.

Vielmehr umschliesst meine Glücksdefinition auch die schwierigen Lebensumstände, die Widrigkeiten des Alltags: Es geht nicht um ein Easy-Going sondern um ein Versöhntsein mit allen Aspekten des Lebens. Im Einklang mit mir, meinem Gott, meinen Mitmenschen, meiner Arbeit – meinem ganzen Sein und Haben.

Doch auch das will mir nicht jeden Tag gelingen: Manchmal weiss ich, was jetzt der gute Weg wäre, wie mehr Shalom in mein Leben käme – und doch geh ich andere Wege.

Glück kann auch anstrengend sein: Ein bewusster Entscheid für mehr Liebe und weniger Ego, beispielsweise.

Manchmal ist es noch komplexer: Es sind die Momente, wo ich mich selbst nicht verstehe, nicht weiss, warum ich jetzt so und nicht anders (re)agiere. Oder die herausfordernden Situationen im Alltag, in denen es mir schwer fällt, den richtigen Weg zu erkennen.

Glück ist nicht einfach

Du siehst: Glück ist nicht einfach, selbst wenn man sich seit Jahren damit beschäftigt.

Ich erinnere mich, wie eine Freundin skeptisch war, als ich ihr das Manuskript vom GlücksBuch gab. Nach dem Lesen schrieb sie mir zurück: «‹Glücklich sein ist lernbar› – was mir als Skeptikerin und Krisenspezialistin erst etwas oberflächlich erscheint, entpuppt
sich als breitgefächerter, fundierter und umfassender Ratgeber.»

Glück ist tatsächlich lernbar. Aber dieser Lernweg ist nicht mit einer Instantlösung zu vergleichen: Es ist ein lebenslanges Lernen. Darum will ich nicht einfache Rezepte weitergeben – die funktionieren auch bei mir nicht.

Doch über die letzten Wochen ist ein Glücks-Archiv mit zahlreichen kleinen Anregungen entstanden, die tatsächlich helfen, mehr Zufriedenheit zu erlangen. Es sind die unterschiedlichen Glücksaktivitäten, die einen positiven Einfluss auf unser Wohlbefinden haben: Angefangen beim guten Umgang mit sich selbst, über die Dankbarkeit zur Nächstenliebe bis zum Flow.

Was bleibt nach 7 Wochen für mein Glück? Bei mir ist es der Wunsch, noch mehr von diesem Ganzsein, Versöhntsein, diesem Shalom in all meinen unterschiedlichen Lebensbereichen zu erfahren. In unserem Bild gesprochen: Dass mein Windrad angetrieben von göttlichem Wind (Liebe, Freude, Hoffnung, Freiheit, Glaube) in „ausbalancierter Harmonie“ von Arbeit, Familie und Gesellschaft im Einklang mit mir und mit Gott zufrieden seine Runden dreht.

Oh, was für ein Satz. Ich vermute, wer auf dieser Glücks-Reise mit uns unterwegs war, versteht ihn. Und wenn nicht: Frag doch nach! Ich freu mich, von dir zu hören!

Und wie geht deine Reise weiter?

Glücksaufgabe

Bereit für eine kleine Bestandesaufnahme in Sachen Glück?
Hier findest du einige Fragen, die dir beim Reflektieren helfen können.

Falls du die letzten sieben Wochen mit der Aktion 7 Wochen für mein Glück unterwegs warst, bitte ich dich zum Schluss diese zwei Fragen zu beantworten:

  • Welcher kleine nächste Schritt zu mehr Zufriedenheit im Leben will ich gehen?

Akkustand niedrig

Jedes Kind weiss inzwischen, dass seine elektronischen Lieblingsspielzeuge (meistens mit einem kleinen i geschrieben: iPad, iPhone …) nicht nur mit dem heissgeliebten W-LAN sondern auch regelmässig mit dem Stromnetz verbunden werden muss.

Was leider noch nicht jedes Kind begriffen hat: Auch der menschliche Akku ist nicht unerschöpflich!

Leider ist das Aufladen unseres Akkus nicht so einfach wie bei diesen iGeräten – Kabel rein und schon wird der Ladevorgang gestartet und wir müssen währenddessen nicht einmal eine iPause einlegen …

Nein, bei uns Menschen ist es selbstverständlich etwas komplexer. Kommt dazu, dass wir nicht bloss einen Akku haben, sondern gleich mehrere, die immer mal wieder geladen werden möchten.

Ich sehe mindestens vier unterschiedliche Akkus, oder Tanks, die eine regelmässige Tankfüllung brauchen:

Den emotionalen Tank füllen wir vielleicht im Zusammensein mit Freunden. Oder mit einem Vollbad. Oder einem Ausflug in die Berge.

Den geistigen Tank füllen wir in dem wir unserem Verstand Futter geben: Ein gutes Buch, einen TED Talk oder sich mit dem Glück auseinandersetzen.

Für den körperlichen Tank gibt es verschiedene Unterbereiche: Da sind die vernünftige Ernährung, genügend Schlaf, regelmässige Bewegung.

Der seelische Tank hat mit der Sehnsucht nach etwas Ewigem in unserem Leben zu tun. Irgendwo in uns gibt es diesen Akku, der nach göttlicher Liebe, Unvergänglichkeit und Vollkommenheit schreit. Vielleicht könnten wir dies auch die „Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies“ nennen.

Einen neuen spirituellen Zugang*

Dieser seelische Tank hat mit dem zu tun, was wir diese Woche in der Aktion 7 Wochen für mein Glück als den Wind im Windrad, die Sinnfrage oder eine gelebte Spiritualität kennen gelernt haben.

Für eine Tankfüllung gibt es verschiedene Möglichkeiten; ganz deiner Persönlichkeit entsprechend, kannst du einen Zugang zum Gott der Liebe entdecken und entfalten.

Vollkommenheit werden wir trotz Tankfüllung zwar im Diesseits nicht erlangen, doch das Wunder von Weihnachten, Karfreitag, Ostern und Pfingsten in Kombination ist das himmlische Versprechen, dass wir durch Jesus und den guten Geist Gottes hier und jetzt mit dem Göttlichen in Berührung kommen können.

Mit welchem der folgenden neun Zugänge* hast du bereits gute Erfahrungen gemacht? Wie wird Gott für dich erfahrbar? Was hat für dich «funktioniert», was nicht?

Und welchen Zugang zu Gott möchtest du einmal ausprobieren?

Der Natur-Typ: Gott in seiner Schöpfung lieben

Ich liebe diesen Zugang: Der Anblick einer Bergkette oder das Meditieren im Wald – da fühle ich mich sofort mit dem Schöpfer verbunden.

Der sinnliche Typ: Gott mit allen Sinnen lieben

Bilder, Gerüche, Kathedralen … – Gott mit allen Sinnen in der Schönheit entdecken.

Der traditionalistische Typ: Gott lieben durch Rituale und Symbole

Das Schöne an den unterschiedlichen Zugängen ist, dass sie genauso vielfältig sind wie wir Menschen: Einige können mit festen Liturgien nichts anfangen, andere fühlen sich gerade im gemeinsamen, liturgischen Gebet Gott besonders nahe.

Der asketische Typ: Gott lieben in Einsamkeit und Schlichtheit

Dieser Zugang wird mit ein Grund sein, warum sich das Pilgern einer solch grossen Beliebtheit erfreut: Die Einsamkeit hilft Gedanken zu sortieren und sich dem Göttlichen zu öffnen.

Der aktivistische Typ: Gott lieben durch Konfrontation

Ohne Taten sei der Glaube tot, sagt die Bibel. Nach diesem Motto leben Menschen mit diesem Zugang.

Der fürsorgliche Typ: Gott lieben durch Nächstenliebe

Nächstenliebe ist ein wichtiger Glücksfaktor – und ein Zugang, um Gott zu lieben und erfahren.

Der enthusiastische Typ: Gott lieben durch Mysterien und Feiern

Dieser Zugang ist für Menschen, die ihre Freude gerne durch Musik und andere kreative Ausdrucksformen erleben und teilen.

Der kontemplative Typ: Gott lieben mit grenzenloser Hingabe

Sie verbringen viel Zeit, um über Gott nachzudenken, mit ihm zu reden und vor allem einfach in seiner Gegenwart still zu sein.

Der intellektuelle Typ: Gott lieben mit dem Verstand

Glauben kann man (darf und soll man!) auch mit dem Verstand: Während einige Menschen Gott besonders in Emotionen entdecken, erfahren Menschen mit diesem Zugang Gott besonders in der intellektuellen Auseinandersetzung mit ihm und der Bibel.

Glücksaufgabe

Egal ob du das Ganze mit Gott und Glaube gerade frisch am Entdecken bist oder du dich als Profi in Sachen christlicher Spiritualität bezeichnen würdest – lass dich vom Ewigen besuchen und beschenken!

Und für besonders Neugierige und Mutige: Gönn dir eine Horizonterweiterung und lass dich einmal auf einen Zugang ein, der nicht gerade offensichtlich zu deiner Persönlichkeit passt.

Die geschilderten Zugänge werden im Buch «Neun Wege, Gott zu lieben» (Edition AufAtmen) von Gary L. Thomas vorgestellt.

Wurzeln & Flügel für unsere Kids

Nun ist es also soweit: Unsere Älteste wurde diese Woche volljährig. Der Situation geschuldet gabs natürlich keine „Big Party“, doch wir haben Wege gefunden, diesen grossen Tag trotzdem würdig zu feiern.

Mit mir als Vater hat dieser 18. Geburtstag der eigenen Tochter mehr gemacht als etwa ihre Konfirmation. Rechtlich ist sie nun selber für ihr Leben verantwortlich. Natürlich wird sich in der chaotischen Familien-WG nicht von einem Tag auf den anderen alles verändern.

Und trotzdem: Meine Verantwortung als Vater ist jetzt eine andere. Joy ist nun für ihr Leben und ihre Entscheidungen selber verantwortlich. Wo sie das wünscht, unterstützen wir sie als Eltern selbstverständlich weiterhin.

Es fühlt sich speziell an – speziell schön, aber auch speziell nostalgisch. Immer wenn auf Facebook eine schöne Erinnerung aus der Familienzeit mit unseren kleinen Kindern aufpoppt, steigt in mir so ein wohlig warmes und gleichzeitig bittersüsses Gefühl auf: „Ooohhh, wie schön das war. Schau mal unsere herzigen, kleinen Kids. Hm, hätten wir sie noch mehr geniessen sollen? Welche Chancen und Momente haben wir verpasst?“

Aber Halt! Ich falle da ja selbst in die Manipulationsfalle von den Highlight-Momenten, die wir so gerne auf Social Media teilen. Diese Momente sind 100 % wahr und ganz oft auch ohne irgendwelche Filter einfach schön.

100 % wahr sind aber auch die vielen anderen Momente, in denen wir uns nicht einig waren, wo wir Kämpfe auszutragen hatten, wo wir nicht verstanden, was eines unserer Kinder zu tiefst beschäftigte, wo Kompromisse niemanden wirklich glücklich machten …

Familylife pur: 100 % wunderschön und 100 % anstrengend.

Schlaue Rechner unter uns wenden nun ein: „Das gibt aber 200 Prozent! Das geht gar nicht!“.

Stimmt! Das Familienleben fühlt sich oft wie 200 % an und das geht eigentlich gar nicht. Egal in welcher Phase die Kids sind, die Familienphase ist unheimlich intensiv – an Schönem, an Herausforderndem, an Emotionen, an Aufgaben.

Was bleibt?

Ich hüte mich, hier eine öffentliche Bilanz über mein Vatersein zu ziehen. Überhaupt ist das auch nicht an mir.

Doch so viel des persönlichen Ein- und Rückblicks teile ich in der Hoffnung, dass es andere Väter und Eltern ermutigen kann:

Verpasste Chancen

Die Zeit vergeht so schnell, dass es für einiges, das man gerne gemacht hätte, irgendwann zu spät ist. Zwei, drei Dinge kommen mir da schon auch in den Sinn.

Etwas Konkretes, das ich bereue: Meine Frau und ich waren eine Zeit lang sehr oft an den Wochenenden für Seminare, Auftritte, Referate … engagiert. Wertvolle Familienzeiten mit Abenteuer im Wald oder Ausflügen erlebten unsere Kids eher mit ihren Grosseltern als mit ihren Eltern. Das würde ich heute versuchen anders zu planen.

Mit Wurzeln und Flügel das Leben gestalten

Und wie steht es um meine Vision, die ich mir für den Lebensbereich Familie vor Jahren gesetzt hatte? „Ich investiere Liebe, Zeit und Vaterenergie in meine (vor)pubertierende Kids, fördere sie auf dem Weg zu mutigen und starken Persönlichkeiten.“

Unsere Kids sollen zu mutigen und starken Persönlichkeiten heranwachsen. Ist das geglückt?

Ich glaube schon. Für mich hat das viel mit dem Konzept von Wurzeln und Flügel zu tun.

Wurzeln stehen für Geborgenheit, ein Verankertsein im Leben, quasi ein Fundament auf dem meine volljährige Tochter nun weiterbauen kann. Wir sprechen da auch von einem gesunden Selbstwert. Das Wissen, dass sie als Geschöpf wertvoll und geliebt ist – einfach so, ohne besondere Leistung.

Flügel meint den Mut, sich selbst etwas zuzutrauen, also sich mit einem gesunden Selbstvertrauen den Aufgaben des Lebens zu stellen. Dazu gehört auch ein reflektiertes Selbstbewusstsein – ich bin mir meiner Stärken und Grenzen bewusst, resp. ich bin daran, diese zu entdecken und entfalten.

Lasst uns also gut verwurzelt sein. Und auf dass uns unsere Flügel immer wieder zum Fliegen bringen. Das wünsch ich dir – und natürlich ganz besonders meiner volljährigen Tochter!

Glücksaufgabe

Was hast du von deinen Eltern mitbekommen?

Und falls du selber Vater oder Mutter bist: Was willst du deinen Kindern mit auf den Weg geben?

Mehr zum Wurzeln & Flügel-Konzept findest du hier.

Und wenn dir dieser kurze Einblick in unsere Vater-Tochter-Beziehung nicht reicht – hier gibt es mehr: Kolumne: Nachgefragt (bei Joy und Stef) im Magazin FamilyNEXT.

Veranstaltungstipp:
Forum Ehe+Familie: Stress lass nach – Familien entlasten
Samstag, 12. März 2021
online

Optimistisch in die Zukunft

Was war das wieder für eine Woche? Da poppte beispielsweise am Mittwoch auf meinem Smartphone die Meldung „Die Übersicht: Das müssen Sie über die brasilianische Corona-Variante wissen.“ auf.

Nachdem wir jetzt fast ein Jahr über das Corona-Virus sprachen und schon mehrmals meinten, wir bekämen es so oder anders in den Griff, beschäftigen wir uns inzwischen mit der britischen, einer südafrikanischen und nun also auch mit der brasilianischen Variante.

Und: Obwohl man ja derzeit kaum reist, sind alle drei Varianten schon bei uns angekommen. Bekommen wir das Virus mit all seinen Mutanten so in den Griff? Fraglich.

Wie bleibe ich optimistisch?

Irgendwie – wenn man jetzt kein Epidemiologe ist und eher bildlich an die Sache herangeht – bekommt man den Eindruck, dass da irgendwo eine fiese Corona-Familie sitzt und sich schon den übernächsten Streich (oder Schlag) im Krieg gegen die Menschheit ausheckt.

Man wird das Gefühl nicht los: Wir hinken immer wieder ein, zwei Schritte hinterher.

Auf Ende Januar 2021 war eine grössere Veranstaltung angesagt, die ich organisiere. Nach dem Motto „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ hofften wir anfangs Herbst noch, die Konferenz durchführen zu können.

Doch die Hoffnung schwand und die Motivation, etwas vorzubereiten, das nicht durchgeführt werden kann, schwand etwa im gleichen Mass.

Inzwischen steht ein neuer Termin (Ende August). Wird es diesmal klappen? Oder wiederholt sich das Ganze einfach nochmals?

Das Schöne an der aktuellen Situation: Es geht allen gleich. Planungssicherheit gibt es nicht.

Ich will nicht schön reden, was nicht schön ist. Aber ich will in allem optimistisch bleiben. Denn: Eine motivierende Zukunftsperspektive ist ein wichtiger Glücksfaktor:

«Optimismus und Hoffnung schützen uns gegen Depression, wenn uns Schicksalsschläge treffen, sie verhelfen uns zu einer besseren Arbeitsleistung […] und schenken uns bessere körperliche Gesundheit.»
Martin Seligman, Begründer der Positiven Psychologie

Wo ist das Pony?


Ein gesunder Umgang mit der Zukunft hat mit positiven Emotionen bezüglich dem Künftigen zu tun und drückt sich in Zuversicht, Vertrauen und auch Selbstvertrauen aus.

Aber Achtung: Den Optimismus, von dem hier die Rede ist, sollten wir nicht mit positivem Denken verwechseln. Das Motto «Alles wird gut, wenn ich es mir nur genug wünsche» erscheint einem kritischen Zeitgenossen aus gutem Grunde zu einfach.

Doch auch der Realist lebt besser, wenn er mit Zuversicht auf die vor ihm liegenden Tage schaut und nicht alles Kommende bereits im Voraus mit einem düsteren Grau übertüncht.

Dazu, wie wir den Optimismus nicht verlieren, hörte ich kürzlich an einer Sitzung folgende tolle Kurzgeschichte:

Eltern von eineiigen Zwillingen machten einmal einen interessanten Test: An einem Geburtstag gaben sie ihren Kindern – eines war Pessimist, das andere Optimist – ihre Geschenke in verschiedenen Zimmern.
Das pessimistische Kind bekam das beste Spielzeug, das die Eltern finden konnten. Dem optimistischen Kind schenkten sie eine Kiste voller Pferdemist.
Voller Neugier warteten die Eltern auf die Reaktionen der Zwillinge.
Das pessimistische Kind schimpfte: Dieses Spielzeug hat eine hässliche Farbe. Damit spiele ich nicht!
Im anderen Zimmer warf das optimistische Kind den Pferdemist lachend in die Luft und rief: „Ihr könnt mich nicht reinlegen! Wenn hier so viel Mist ist, gibt es auch irgendwo ein Pony.“
Elisabeth Mittelstädt, in „Gute Woche!“

Tanke Hoffnung!
Suche nach dem Pony!

Glücksaufgabe

Meine Hoffnung hat mit meinem Glauben zu tun. Auch die Glücksforschung hat herausgefunden: Glaube macht glücklich! Unter anderem, weil im gelebten Glauben eine motivierende Zukunftsperspektive in der Hoffnung auf Gott gut begründet ist.

Was nährt deine Hoffnung?

Und hier noch einen TV-Tipp passend zur Pony-Geschichte: Aus Mist Dünger machen, Fenster zum Sonntag Talk mit Georges Morand.
(Ausstrahlung 13./14. Februar 2021 auf SRF oder online)

Schwung für unser Leben (Teil 2)

In der aktuellen Ausgabe von jesus.ch-Print „Up!“ findet sich unter anderem auch ein Interview mit mir. Hier folgt Teil 2 aus dem Interview (zu Teil 1):

Was bedeutet für Sie persönlich Lebensglück?

Während der Recherche für mein Buch „Glück finden – hier und jetzt“ habe ich unterschiedliche Glücksdefinitionen und –aktivitäten studiert. Da gab es einige erstaunliche Aha-Erlebnisse: Viele Glücksaktivitäten aus der Glücksforschung finden sich bereits in der Bibel! Das sind Werte wie Dankbarkeit, Grosszügigkeit, Vergebung oder auch Achtsamkeit.

Ein weiteres Aha-Erlebnis betrifft die Tatsache, wie gesund ein glücklicher Lebensstil ist und wie sehr ein solcher Lebensstil auch von unserem Hirn gefördert wird: Es ist eine Lüge, wenn wir denken, ein egoistischer Lebensstil entspräche unserem Menschsein. Tatsächlich hat die Neurobiologie herausgefunden, dass der Glück und Erfüllung findet, der nicht nur auf sein eigenes Wohl bedacht ist, sondern aktiv Nächstenliebe übt.

Meine Auseinandersetzung mit dem Thema Glück und Lebenszufriedenheit hat mich schlussendlich zu meiner eigenen Glücksdefinition geführt: „Glück besteht aus einem dankbaren Blick zurück, einem genussvollen Leben im Hier und Jetzt sowie aus einer hoffnungsvollen Perspektive für die Zukunft. Dazu gehört ein Versöhntsein mit sich, seinen Mitmenschen und dem Leben ganz allgemein.“

Sie verwenden in Ihrem Buch das Bild des Windrads. Was steckt dahinter?

Seit Jahren arbeite ich als Coach und Referent mit den fünf Lebensbereichen der Individualpsychologie. Als ich untersuchte, was glückliche Menschen auszeichnet, bin ich wieder bei diesen fünf Lebensbereichen gelandet: Glückliche Menschen zeichnet aus, dass sie ein erfülltes Liebes- und Familienleben gestalten, einer sinnerfüllten Tätigkeit nachgehen, ein reiches Sozialleben pflegen, einen bewussten Umgang mit sich selbst haben und eine aktive Spiritualität leben.

Mit dem ShalomLeben-Windrad illustriere ich das Zusammenspiel dieser Aspekte: Die starke Nabe steht für ein starkes Selbst, die Rotorblätter für die drei Lebensfelder Liebe/Familie, Arbeit, Sozialleben. Nicht sichtbar und doch unverzichtbar ist der Wind. Was ist ein Windrad ohne Wind? Was ist ein Leben ohne Sinn, ohne Verbundenheit mit etwas Höherem?

Was tun bei einer Flaute, bei Windstille?

Der Weg zu einem erfüllten Leben geht nicht an einem übergeordneten Sinn vorbei. Ohne sich als Teil von etwas Größerem zu verstehen, ist diese höchste Form eines glücklichen Lebens nicht zu haben. Ohne diesen göttlichen Wind, der unser Windrad zum Drehen bringt, bleibt die Suche nach Glück ein anstrengender Kraftakt.

Nun ist das Bild vom Wind im Windrad für mich einerseits stark mit einer gelebten, aktiven Spiritualität verbunden. Anderseits steht der Wind auch für Sinn – Lebenssinn, jedoch auch Sinnhaftigkeit bei dem, was wir tun.

Darum muss eine Antwort hier auch zweiteilig ausfallen: Wer sein Leben schon eine längere Zeit bewusst mit Gott gestaltet, wird die Erfahrung machen, dass es unterschiedliche Phasen gibt. Manchmal erleben wir Gott auf eindrückliche Art und Weise, manchmal scheint er über eine lange Zeit zu schweigen. Beides gehört dazu, auch in der Bibel. Dieser göttliche Wind bleibt ein unverfügbares Geschenk.

Anderseits leben wir heute in einer WHY-Generation. Die Sinnhaftigkeit bei dem, was wir tun, ist sehr zentral. Wenn wir da beispielsweise im Job eine Flaute erleben, tun wir gut daran, mit einem Freund oder Coach darüber auszutauschen, wie wir zu mehr Sinn in unserer Tätigkeit finden.

Glücksaufgabe

Nächste Woche geht es los mit der Aktion „7 Wochen für mein Glück„: Bis zum UNO-Tag des Glücks (20. März) wollen wir – jeder für sich und trotzdem gemeinsam – in unsere Lebenszufriedenheit investieren und die oben erwähnten fünf Lebensbereiche vertieft betrachten. Neben dem wöchentlichen GlücksBlog und dem GlücksBuch unterstützen wir dich mit dem täglichen stayhappy.blog – wenn du willst, sogar als WhatsApp-Nachricht direkt auf dein Handy.

7 Wochen für mein Glück – eine Investition, die sich lohnen wird!
Aktions-Flyer herunterladen.
Medienberichte: EMK Schweiz / Livenet