Chips oder Brokkoli? – oder beides?

Es ist besser, mit guten Freunden Chips zu futtern,
als alleine Brokkoli zu essen.
John Ortberg

Anfangs dieser Woche hatte ich die Gelegenheit, mit meinem Vater und meinem Bruder in die Berge zu fahren. Wir genossen zwei wunderschöne Skitage. Besonders am frühen Morgen, als die Pisten noch leer waren, gab es für uns leidenschaftliche Skifahrer kein Halten mehr: Noch bevor die Bergbahn um 8.15 Uhr ihren Betrieb aufnahm, standen wir bei der Talstation bereit um dann, endlich oben angekommen, in hohem Tempo grosse Kurven in den Schnee zu ziehen. Es war herrlich.

Zu einem solchen Papa-Söhne-Trip gehört es natürlich auch, dass wir uns abends in einem Restaurant kulinarisch verwöhnen liessen. Da spielte sich an einem Abend vor unseren Augen eine sehr skurrile Szene ab: Während wir die Gemeinschaft genossen und zusammen lachten, sassen im Speisesaal verteilt etwa sechs Männer, die alle für sich alleine an einem Tisch sassen und mehr oder weniger leidenschaftlich in ihrem Brokkoli herumstocherten. (Kein Witz: Das Zitat oben könnte nicht passender sein: Die Herren bekamen tatsächlich Brokkoli serviert!)

Es gehört ja beides zu einem gesunden Leben: Freundschaften pflegen, Gemeinschaft geniessen, aber eben auch Momente des Rückzugs, der Stille, des Alleinseins, ja, in einem guten Sinn auch Momente der Einsamkeit. Wer sich alleine nicht aushält, ist auch in der Gemeinschaft kaum auszuhalten. Doch diese Männer im Speisesaal sahen nicht wirklich so aus, als würden sie gerade das Alleinsein geniessen. Da sassen zwei Männer Rücken an Rücken – und der Betrachter dieser Situation bekam den Eindruck nicht los, dass es sich hier eher um eine unfreiwillige, vielleicht sogar quälende Einsamkeit als um einen selbstgewählten Rückzug in die Stille handelte.

Befristete, selbstgewählte Einsamkeit kann etwas Heilsames haben. In der Stille begegne ich mir und vielleicht auch meinem Schöpfer. Ich kann mein Alltagsleben reflektieren und in der Ruhe neue Kraft tanken.

Doch alleine durchs Leben zu gehen, ohne Freunde an der Seite, ohne Gemeinschaft, ist eine ungesunde Sache. Im empfehlenswerten Buch Jeder ist normal, bis du ihn kennen lernst von John Ortberg habe ich das obige Zitat gefunden. Ortberg schreibt darin zu einem Harvard-Forschungsprojekt im Zusammenhang mit Beziehungen folgende Zeilen:

Die Forscher fanden heraus, dass Menschen, die am stärksten von anderen isoliert lebten, eine dreimal so hohe Sterblichkeitswahrscheinlichkeit hatten wie Menschen, die intensiv in Beziehungen eingebunden waren.

Menschen mit ungesunden Lebensgewohnheiten (Rauchen, schlechte Essgewohnheiten, Fettleibigkeit oder übermässiger Alkoholgenuss), die aber sozial stark eingebunden waren, lebten deutlich länger als Menschen mit einem gesunden Lebensstil, die aber einsam lebten.

Oder eben: „Es ist besser, mit guten Freunden Chips zu futtern, als alleine Brokkoli zu essen.“ Ich bin dankbar, habe ich ein paar Freunde, mit denen ich Chips futtern kann. Aber mit Freunden schmeckt sogar der Brokkoli gut.

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichGesellschaft“.

Genug ist genug

Nichts genügt dem, für den genug zu wenig ist.
Epikur (griechischer Philosoph, 341 – 270 v. Chr.)

Aller Augen, oder besser: aller Ohren, werden heute auf den abtretenden Novartis-Präsidenten Daniel Vasella gerichtet sein, wenn er an der Generalversammlung (vielleicht) erklärt, warum er sich fürs Nichtstun hätte 72 Millionen Franken ausbezahlen wollen.

Leider sind die unverhältnismässigen Lohnzahlungen eines Vasellas in der Selbstbedienungsmentalität der Managerbezüge in den letzten Jahren kein Einzelfall. Die NZZ schreibt, dass es sich hier nicht nur um ein Schweizer- oder Vasella-Problem handelt: „Die Cheflohnspirale ist ein internationales Phänomen. In Grossbritannien haben sich die Spitzenlöhne in den grössten Publikumsgesellschaften während der letzten 25 Jahre laut einer Erhebung real mehr als verzehnfacht.“ (Artikel Was hinter der Cheflohnspirale steckt von Hansueli Schöchli)

So kurz vor der Abstimmung zur Abzocker-Initiative sind die Exzesse der Manager in aller Munde und als Normalbürger sind solche Lohnsummen – oder noch schlimmer die Abfindungen fürs Nichtstun – unverständlich.

Nun ist es ja bekanntlich viel einfacher, mit dem Finger auf die anderen zu zeigen, als sich selbst einigen heiklen Fragen zu stellen. Denn: Der Unersättliche ist nicht einfach der Herr Vasella, das Unersättliche steckt in jedem von uns!

Die Kunst, zu wissen, wann genug ist

Genügsam zu sein, scheint dem Menschen fremd zu sein. Aber wenn wir für uns nicht definieren, wann genug genug ist, werden wir immer vom Stress getrieben, mehr haben zu müssen. Und das betrifft eben nicht nur die Abzocker, die scheinbar nie genug von Bonuszahlungen und Statussymbolen kriegen können. Nein, in jedem von uns steckt ein kleiner (oder grosser) Abzocker, der nicht weiss, wann genug genug ist.

Natürlich wäre es schön, wenn die Elite aus der Wirtschaft ein besseres Vorbild abgeben würde. Doch die Abzockermentalität der Grossen sollte uns nicht daran hindern, selbst über die Bücher zu gehen.

Die Frage nach dem Genug stellt sich nicht nur in finanziellen Aspekten. Der oft uferlosgewordene Lebensstil in unserer Zeit schreit danach, Grenzen – zu unserem eigenen Schutz – einzubauen. Gerade jetzt, in der Fastenzeit, gibt es hierzu verschiedene hilfreiche Aktionen, um sein Leben bewusster und genügsamer zu gestalten.

Wo wir wissen sollten, wann genug genug ist…

  • Finanzen: Dreht sich die Spirale unserer Ansprüche ins Unendliche oder wissen wir, wann genug genug ist?
  • Karriere: Wissen wir, auf welcher Sprosse der Karriereleiter Schluss ist? Oder lassen wir uns befördern, bis wir unser Leben „verkauft“ haben?
  • Überstunden: Kennt unsere berufliche Verfügbarkeit Grenzen oder sind wir rundum da für die Firma – und vernachlässigen dabei uns selbst und unsere Familie?
  • Es gibt noch viele weitere Bereiche, die uns im Grenzen ziehen herausfordern: Essen, Alkohol, Medien, Shopping, Reisen, Ehrenamt…

Abzocker (die kleinen und die grossen) leben gefährlich, weil sie falsche Prioritäten setzen. Wissen wir, was uns im Leben wirklich wichtig ist – und wann genug genug ist?

 

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Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichArbeit“.

Das gönn ich mir!

Wenn man in einen falschen Zug einsteigt,
nützt es nichts, wenn man im Gang
entgegen der Fahrtrichtung läuft.

Dietrich Bonhoeffer

Wie passend: Gerade sitze ich im Zug. Nein, es ist nicht der falsche. Die Richtung stimmt, ich sollte in einer Stunde in Zürich ankommen.

In Pfäffikon erwartet mich ein rund einstündiger Studiotermin. Eine lange Reise für die Aufnahme von sechs kurzen Sequenzen. Doch ich nehme das Unterwegssein an diesem Tag als Geschenk und mache es zum Anlass, darüber nachzudenken, ob auch in meinem Leben die „Fahrtrichtung“ stimmt.

Solche Tage gönne ich mir immer wieder einmal. Manchmal treffe ich dabei auch meinen Coach, mit dem ich dann gemeinsam mein (Berufs)Leben reflektiere. Seit vielen Jahren erlebe ich es zudem als hilfreich, meinen persönlichen Entwicklungsplan – kurz: PEP – zu haben. Auf einer Seite schreibe ich auf, welche nächsten Schritte mich meiner Lebensvision näher bringen könnten.

Derzeit lese ich Erich Metaxas geniale Biographie über das Leben von Dietrich Bonhoeffer. Dort fand ich auch das obige Zitat. Der Zusammenhang, in dem Bonhoeffer diesen Satz sagt, ist ein sehr ernster. Es war die Zeit, in der viele Kirchenleute meinten, im „Hitler-Zug“ mitfahren zu können – und dabei einfach entgegen der Fahrtrichtung zu laufen.

Das Zitat kann uns aber auch in wesentlich weniger komplexen Fragestellungen eine wertvolle Hilfe im Alltag sein. Sind wir im richtigen Zug unterwegs? Stimmt der eingeschlagene Weg? Wenn wir irgendwann an einem bestimmten Ziel ankommen wollen, prüfen wir besser von Anfang an, ob die Fahrtrichtung stimmt. Lieber per Tram in die richtige Richtung, als mit der Hochgeschwindigkeitsbahn ans falsche Ziel.

Mit PEP durchs Leben

Wie prüfen wir denn, ob die Richtung stimmt? Ich mache es, indem ich eine langfristige Vision für mein Leben definiert habe und dann dementsprechend in allen fünf Lebensbereichen Jahresziele setze. Ein wertvolles Instrument kann dabei der PEP sein. Auf einer Seite habe ich hier vom Lebensmotto bis zur Umsetzung der Jahresziele das Wesentliche kurz, aber übersichtlich dargestellt.

  • Lebensmotto: Über dem ganzen persönlichen Entwicklungsplan habe ich mein Motto (Liebe schenken – Hoffnung verbreiten – Glaube leben) notiert.
  • Visionen: Hier schreibe ich für alle fünf Lebensbereiche eine Vision auf. Es sind Bilder davon, wie ich mich im Idealfall in 5, 7 oder 10 Jahren sehe. Und dies in den Bereichen…
    Arbeit: Was möchte ich beruflich erreichen? Wo will ich in 5 Jahren stehen?
    Liebe/Familie: Was ist meine Vision bezüglich meiner Rolle als Ehemann/Vater?
    Gesellschaft: Wie sehe ich mich als Teil der Gesellschaft?
    Selbst: Was ist mir wichtig im Umgang mit mir selbst?
    Spiritualität: Wie kläre ich die Sinnfrage im Leben?
  • Jahresziele: Nun setze ich Jahr für Jahr gemäss meinem Lebensmotto und den Visionen in den Lebensbereichen für jeden der Bereiche ca. drei konkrete Jahresziele.
  • Umsetzung: In der unteren Hälfte des PEPs gibt es genug Platz um einige Umsetzungsschritte pro Quartal zu notieren.

Durch den PEP kann mein Lebensmotto konkret werden und ich kann damit prüfen, ob meine Fahrtrichtung wirklich stimmt. Das werde ich heute tun und meinen neuen PEP erstellen.

Vielleicht wollen Sie es auch ausprobieren. Unten finden Sie einen Link, um eine PEP-Vorlage gratis herunterzuladen.

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSelbst“.

Familien stärken – aber wie?

Um Kinder zu erziehen, muss man verstehen,
Zeit zu verlieren, um Zeit zu gewinnen.
Jean-Jacques Rousseau

Die Familie als kleinste und wichtigste Zelle unserer Gesellschaft soll gefördert werden. Da sehen viele so. Doch, wie soll das geschehen? Da drifften die Meinungen auseinander.

Anfangs März wird in der Schweiz über einen Verfassungartikel zur Familienpolitik abgestimmt. Bund und Kantone würden damit dazu verpflichtet, die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit zu fördern. Bestimmt ein guter Schritt in die richtige Richtung. Doch wenn dieser Familienartikel bloss bedeutet, dass der Schrei nach Krippenplätzen noch lauter wird, wäre das deutlich zu wenig.

Dies unterstreicht auch eine Studie, die in den letzten Wochen Schlagzeilen gemacht hat. Die Studie von Margrit Stamm (Uni Freiburg) kommt zum Schluss, dass für die Frühförderung der Kinder die Familie entscheidend ist. In ihrem Artikel zur Studie schreibt die NZZ dazu: „Eine intakte, fördernde Familie ist der wichtigste Faktor in der Frühförderung von Kindern.“

Dieses Resultat kommt für mancheinen überraschend. War doch in den letzten Jahren die Meinung vorherrschend, dass die Kinder gerade puncto Sozialkompetenz in Krippen besser gefördert würden als im Kreis der Familien. Mich freut diese Studie und vor allem die Tatsache, dass die Familie vermehrt in den Blickpunkt rückt. Und damit die Frage, wie Familie am besten gefördert werden können.

Im Zusammenhang mit der Studie wurde auch über die Elternlehre berichtet. Mich hat an diesem Bericht gefallen, wie sich junge Eltern die Mühe machen, sich in ihrem Elternsein weiterzubilden. Dabei ist das Wissen, das sich die Eltern aneignen, nur die eine Seite. Die andere, aus meiner Sicht noch viel wichtigere, ist, dass die Paare hier gemeinsam etwas erleben, sich Zeit nehmen, sich über ihr Elternsein Gedanken zu machen und so ganz bestimmt auch für ihre Partnerschaft profitieren.

Zeit verlieren

So wertvoll ich solche Angebote wie Elternlehre und Erziehungskurse finde, glaube ich trotzdem nicht, dass es primär an Erziehungswissen fehlt. Den meisten Familien wird es nicht an Wissen sondern viel eher an gemeinsam erlebter Zeit mangeln.

Auch wenn Jean-Jacques Rousseau als Vater nicht gerade ein Vorbild war, gehe ich mit dem obigen Zitat von ihm überein: Wenn wir unsere Erziehungsaufgabe wahrnehmen wollen, müssen wir lernen, Zeit zu verlieren.

Erziehung ist nicht einfach eine Aufgabe auf unserer To-Do-Liste, die wir zu erledigen haben. Erziehung ist in erster Linie Beziehung. Und Beziehung braucht Zeit, viel Zeit. Manchmal heisst es eben auch, Zeit zu verlieren, um Zeit zu gewinnen. Ich verstehe darunter: Wer später gute Früchte in Form von eigenständigen, mutigen Persönlichkeiten ernten möchte, muss bereit sein, Zeit in die Beziehung zu seinen Kindern zu investieren. Erziehung ist eine Investition in die Zukunft, die mich heute fordert, was meine Zeit und mein Engagement betrifft.

Wollen wir Familien stärken, dann gilt es Zeit und Energie in die Beziehung zu den Kindern, aber auch zum Partner, zu investieren. Nach meiner Meinung brauchen wir nicht zuerst mehr Erziehungswissen oder mehr Krippen, sondern mehr gemeinsame Erlebnisse als Familie.

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Liebe“.

Der andere Weg

Anders als manche andere Religion steht und fällt
das Christentum mit einer konkreten Person,
die für eine Sache, einen ganzen Lebensweg steht:
Jesus von Nazaret.

Er selbst ist die Verkörperung eines neuen ‚way of life‘. 
Hans Küng (in: Das Christentum)

Diese Woche wird mir wieder einmal ganz deutlich: Dieser Jesus ist speziell, ganz anders, überraschend.

Drei Episoden dazu:

  • An meinem „Stillen Morgen“ streife ich durch den Wald und denke im Zwiegespräch mit Gott über das Leben nach. Man kann dem meditativer Spaziergang oder Gebet in Bewegung sagen.
    Einer unter vielen Gedanken an diesem Tag ist: Ich würde gerne etwas mehr finanzielle Sicherheit haben. Ich meine, es wäre gut zu wissen, ob wir dieses Jahr genügend Aufträge für die Firma und genügend Spenden für unsere gemeinnützige Arbeit haben werden. Nun ist es so, dass wir so viele Aufträge für dieses Jahr haben, wie noch nie. Doch schon kommen Gedanken auf: Wird das auch nächstes Jahr so sein? Mein Punkt: Unser Sicherheitdenken und -verlangen wird nie gesättigt sein. (Und übrigens: Kaum zu glauben, aber tragische Tatsache: Selbst Superreiche haben Existenzängste!)
    Nun kommt dieser Jesus. Er lehrt seine Freunde und Nachfolger zu beten: „Gib uns heute unser tägliches Brot.“ (Jesus im Unser Vater-Gebet)
    Ich fühle mich von Jesus ertappt und herausgefordert: Was sorgst du dich für morgen, übermorgen oder sogar nächstes Jahr?
    Wir Menschen, und wohl im besonderen Mass wir Schweizer, haben ein grosses Sicherheitsbedürfnis und versichern am liebsten unser ganzes Leben. Jesus macht uns Mut zu mehr Gelassenheit. Die Geschichte scheint ihm Recht zu geben: Sind unsere (finanziellen) Sicherheiten tatsächlich sicherer als die Fürsorge Gottes?

 

  • In unserer gms Storytelling-Gruppe machen wir uns Gedanken zur Begebenheit, als Jesus vor seiner Hinrichtung im Garten Gethsemane festgenommen wurde. Judas, der Verräter, kommt mit einer grossen Schar von Soldaten. Sie haben den Auftrag, Jesus abzuführen. Was macht Jesus? Er geht ihnen entgegen und gibt sich sofort zu erkennen. Kein Widerstand. Im Gegenteil, er tadelt sogar den übereifrigen Petrus, der sich zur Wehr setzt. (siehe: Die Bibel, Johannes 18)

 

  • Ich sitze in einer Vorlesung mit dem Titel „Das Geheimnis des Messias“. Zusammen mit Studierenden, die wie ich schon seit Jahren über Gott und die Bibel nachdenken, sprechen wir über diesen Jesus, wer er war und was die unterschiedlichen grossen Theologen über ihn sagen. War er ein besonderer Mensch, der von Gott in spezieller Weise berufen wurde – oder war er tatsächlich die Inkarnation Gottes selbst?
    Dabei wird klar: Je mehr wir wissen, desto weniger wissen wir. Dieser Jesus, er bleibt uns ein Geheimnis.

Bücher

Der christliche Glaube ist mehr als Glaubenssätze, mehr als ein bestimmtes Gedankenkonstrukt. Der „Jesus-Glaube“ entscheidet sich eben an dieser Person Jesus. – Da bin ich mit dem grossen Hans Küng gleicher Meinung.
Ob Küng mit mir geht, wenn ich behaupte, dass an Weihnachten tatsächlich Gott Mensch wurde, weiss ich nicht. Doch für mich steht fest: Dieser Jesus ist nicht nur ein anderer Mensch, lehrt uns nicht nur einen anderen „way of life“ – er ist auch ganz Gott, der uns noch heute begegnen will.

 

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Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSpiritualität“.

Respekt! – Ist das zuviel verlangt?

Das Wir wäre ein Vielfaches stärker,
würde das Ich das Du respektieren.
Stefan Gerber

Leider ist es auch in diesen Tagen nicht anders als eigentlich immer: Ein kurzer Blick auf die Schlagzeilen reicht, um zu begreifen, dass es um das Wir (Wir als Gesellschaft/Menschheit) nicht zum Besten steht.

  • Amoklauf in Newtown USA
  • Brutalste Vergewaltigung in Indien
  • Drama in Daillon, Wallis

Es ist müssig darüber zu diskutieren, welche Tat nun wohl die schlimmste sei. Überall, wo andere Menschen gezielt oder wahllos getötet werden, handelt es sich um eine Tragödie und ein Beweis dafür, dass das Wir sehr anfällig ist.

Vielleicht etwas überraschend haben mich zuletzt die Meldungen über Verkehrstote besonders berührt. Möglicherweise weil letzten Monat auch eine Arbeitskollegin meines Bruders in einen solchen Unfall verwickelt war.

Erschrocken bin ich über folgende Kurzmeldung (gelesen in der NZZ am Sonntag, 30. Dezember 2012):

Grausam! Klar, Unfälle und Katastrophen passieren – oft auch ohne fahrlässiges Handeln. Doch da wo Menschenleben einfach weggeworfen wird (Beispiel in Indien), wo das eigene Verhalten Tote in Kauf nimmt (Raser) oder wo gezielt Leben ausgelöscht wird (Daillon und Newtown), frag ich mich schon, ob in unserer Gesellschaft der Respekt vor dem Leben abhandengekommen ist.

Nun gut, man kann wohl einwenden, früher hätte ein Menschenleben noch viel weniger Wert gehabt und der Schutz des Lebens und der Respekt vor dem Individuum sei heute, gerade in der westlichen Kultur, weit fortgeschritten. Doch: Ist nicht jedes Vergewaltigungsopfer eines zu viel? Ist nicht jedes Raseropfer eines zu viel? Ist nicht jeder Getötete einer zu viel?

Wenn das Ich so sehr in den Mittelpunkt gestellt wird, dass dabei das Du nur noch zur Spielfigur des eigenen „Games“ wird, hat die Individualisierung eine zerstörerische Linie überschritten. Die Gesellschaft wird so lebensunfähig.

Auf der anderen Seite: Wenn wir beginnen, das Du mindestens so stark zu beachten und zu respektieren wie das Ich, könnte das Wir an neuer Stärke gewinnen. Nochmals: Es kann doch nicht sein, dass wir so respektlos miteinander umgehen, dass wir (im Extremfall) auch Tote in Kauf nehmen! Das sprichwörtliche „Über Leichen gehen“ wird knallharte Realität – im Strassenverkehr, im Bus, in der Schule, im Quartier.

Wollen wir eine solche Gesellschaft? Es gibt Alternativen! Respekt, Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe.

«You & Me» – Du & ich

Ich habe mich in meinem Blog schon im Oktober, noch vor dem grossen Hip, als Fan vom Projekt Heilsarmee rocks Malmö geoutet. Inzwischen hat der Song You & Me die Schweizer Ausscheidung des Eurovision Song Contests gewonnen und die Heilsarmee dadurch mächtig viel Schlagzeilen bekommen. Die Reaktionen reichen von erstaunter Bewunderung bis zu bissigem Zerriss.

Bald wurde über Uniform, Name und darüber, ob wir uns als Schweiz tatsächlich so dem modernen Europa präsentieren wollen, debattiert. Leider habe ich nie davon gelesen oder gehört, dass auch über den Inhalt des Songs nachgedacht wurde. Denn You & Me singt davon, dass wir zusammengehören – und so aus dem Ich und dem Du ein starkes Wir werden kann.

 

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichGesellschaft“.

Zeit zu zweit

Für die Liebe sollte man nicht Zeit opfern,
sondern Zeit vergeuden.

Gerhard Uhlenbruck

Es ist zu einer guten Tradition für uns geworden: Alle Jahre wieder fahren meine Frau und ich im Dezember für einen Tag an einen Weihnachtsmarkt. Mitten in der Adventshektik, zu der bei uns neben vielen Auftritten und Anlässen auch zahlreiche Geburtstage in der Familie gehören, nehmen wir uns einen Tag für uns als Paar.

Dabei geht es uns nicht mal darum, die tollsten Weihnachtsmärkte zu erkunden oder die Neuheiten des Jahres zu entdecken. Auch unsere Weihnachtsgeschenke besorgen wir nicht an diesem Tag. Es geht uns schlicht und einfach um das, was im Zitat oben gesagt wird: Zeit vergeuden für unsere Liebe.

Uns hilft es, einen solchen Tag in einer für uns sehr anspruchsvollen Zeit des Jahres fix im Kalender einzuplanen. Sobald die Carunternehmen ihre Tagesausflüge an die Weihnachtsmärkte publizieren, schauen wir, welche Fahrt für uns in Frage kommt. Dabei gehört schon die Fahrt selbst zum gemeinsamen Erlebnis: Sonst als Individualreisende unterwegs, ist eine solche Gruppenfahrt jedesmal wieder ein unterhaltsames Abenteuer, zumal wir regelmässig die Jüngsten sind.

am Bielersee

Oft dauert die Fahrt auch wesentlich länger, als wenn wir selber fahren würden. Doch genau das hilft uns, mitten in der Vorweihnachtshektitk in diesem Tag, der zum Ziel hat, „gemeinsam Zeit zu vergeuden“, anzukommen.

Ein wertvolles Ritual, eine Auszeit zu zweit. Das braucht jedes Paar, das seine Partnerschaft gestalten will. Die Form dieser gemeinsamen Zeit spielt eine völlig untergeordnete Rolle. Viel wichtiger ist, dass sie stattfindet. Ob das jetzt der klassische Eheabend ist, mit dem sich viele „moderne Paare“ schwer tun, oder ob es das gemeinsame Wellnesswochenende ist – Hauptsache, man tut es!

Unser (Ehe-/Familien-)Alltag ist oft so intensiv und manchmal von Woche zu Woche anders strukturiert, dass uns die kleinen, regelmässigen Rituale im täglichen oder wöchentlichen Familien-/Ehe-Ablauf nicht so recht gelingen wollen. Umso wichtiger sind uns diese punktuellen Oasezeiten wie eben die Fahrt an den Weihnachtsmarkt. Oder der Familientag, den wir uns gönnen, wenn wir das „härteste Quartal“ im Jahr geschafft haben. Das wird morgen der Fall sein: Die Kinder laufen nach diesem langen Schulquartal genauso auf dem Zahnfleisch wie wir. Und darum gönnen wir uns zum Auftakt zu den Festtagen eine ganz spezielle Familienzeit mit kulturellem Programm und feinem Essen in der Bundeshauptstadt.

Wie gesagt: Jedes Paar, jede Familie darf und soll für sich selbst herausfinden, was zu ihrem Rhythmus passt. Wichtig ist nur, dass diese gemeinsamen Zeiten immer wieder stattfinden und nicht in der Hektik untergehen. Damit wir als Paar (als Familie) nicht untergehen!!

Hoffentlich finden Sie während den Festtagen Zeit, um Zeit mit ihren Liebsten vergeuden zu können!

 

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  • Unser nächstes Timeout-Weekend dreht sich um die Herausforderung „Zeitmanagement“ als Paar: Timeout-Weekend für Paare.
  • Ferien- und Weihnachtszeit = Stresszeit als Familie?! Weitere Blogartikel zu diesem Thema: Ferien, Weihnachtsfeier.
  • family – Die ideale Zeitschrift zur Stärkung der Partnerschaft und Erziehung.

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Liebe“.

"Luege, Lose, Loufe"

Ein Staatsmann wünscht sich Mut und Visionen.
Doch nach sechsmonatiger Erfahrung wünscht er sich vor allem eines: Geduld.
Stanley Baldwin

Nachdem mich das Motto „Luege, Lose, Loufe“ schon seit Jahren begleitet und zu einer Strategie wurde, die ich an verschiedensten Orten und in unterschiedlichsten Kontexten vermitteln durfte, ist es nun angebracht, diesen drei simplen Worten, denen ich viele wertvolle Erfahrungen zu verdanken habe, einen Blogartikel zu widmen.

Angefangen hatte alles mit einer Kinderwoche bei uns im Dorf. Meine Frau hatte die Idee, die vier Nachmittage zu Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit unter das Motto „Luege, Lose, Loufe“ zu stellen. Beim Abschlussfest durfte ich den Kindern und ihren Eltern einige Gedanken unter eben diesen drei Stichworten weitergeben. Das war meine Premiere zu diesem Thema.

Damals hätte ich mir nicht vorstellen können, welche Reise ich über die Jahre mit diesem Thema machen würde. Es entstand eine Predigtserie, Artikel in mehreren Zeitschriften, ein Referat, mit dem ich an zahlreichen Veranstaltungen, bis über die Landesgrenzen hinaus, unterwegs war und als (vorläufiger) Höhepunkt kam es unter diesem Motto kürzlich zu einer Personalschulung für eine Bergbahn. Während meinem Masterstudium bildete ich meinen Praxiszyklus anhand diesem eingängigen Motto: Luege, Lose, Loufe.

Genau diese Einfachheit finde ich das Bestechende an dieser Strategie. Jedes Kind lernt die Wörter – und die Reihenfolge – bereits im Kindergarten, wenn der Verkehrspolizist auf Besuch ist. Doch „Luege, Lose, Loufe“ eignet sich nicht nur als sicheres Verhalten im Verkehr. Die kinderleichte und doch oftmals herausfordernde Strategie kann Menschen und Organisationen auf dem Weg zu ihrem Ziel eine grosse Hilfe werden.

Vision ohne Strategie ist eine Sackgasse

Ziele und Visionen sind für eine Organisation – und überhaupt im Leben – von grosser Bedeutung. Erich Fromm hat es in einem meiner Lieblingszitaten treffend ausgedrückt:

„Wenn das Leben keine Vision hat, nach der man sich sehnt, die man verwirklichen möchte, dann gibt es auch kein Motiv, sich anzustrengen.“
(Erich Fromm)

Wenn wir wollen, dass eine Vision nicht ein Wunschtraum bleibt, brauchen wir auch eine Strategie, die uns unserer Vision näher bringt. Und genau da kommt „Luege, Lose, Loufe“ ins Spiel. Die Strategie ist bestechend, weil jedes Kind sie auswendig lernen kann und weil sie sowohl in meiner sozial-diakonischen NPO im Seeland als auch in einem Grossunternehmen, in einer Kirche oder einer KMU angewendet werden kann.

Das Einhalten der Reihenfolge unserer drei Schritte bewahrt uns davor, loszurennen ohne vorher geklärt zu haben, in welchem Umfeld wir eigentlich tätig sind. Bevor wir all unsere Kräfte sammeln und zufällig in eine Himmelsrichtung losziehen, müssen wir den Kontext wahrnehmen, Möglichkeiten und Grenzen erkennen, Ressourcen einteilen, neugierig und mutig Fragen stellen…

Die drei Schritte könnten sich wie folgt aufteilen:

  • Luege (Schauen): Hier beschäftigen wir uns mit dem IST-Zustand. Was sehen wir, wenn wir um uns schauen? Es geht darum, uns und unsere Situation – ob als Privatperson oder als Organisation – wahrzunehmen: Sind wir noch auf dem Weg, den wir uns vorgenommen hatten? Oder: Entspricht der Weg noch meinen/unseren heutigen Ansprüchen? Hat sich unser Umfeld so sehr verändert, dass die Methoden, die in Vergangenheit erfolgsversprechend waren, heute zunehmend versagen?
    Wenn wir die Strategie im Bereich der Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe anwenden wollen, sind hier unsere offenen Augen für den Mitmenschen gefragt. Oft haben wir so viel mit uns selbst zu tun, dass wir die Menschen um uns herum gar nicht mehr wahrnehmen.
    Und dies wiederum gilt auch für viele Firmen: So viele Organisationen sind so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie ihr Umfeld gar nicht mehr (richtig) wahrnehmen. Darum: „Häreluege“ (Hinschauen)!

 

  • Lose (Hören): Nach dem Hinschauen ist eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Situation gefragt. Hier geht es nicht mehr nur ums Wahrnehmen (z.B. das eine Methode nicht mehr funktioniert), sondern um Facts, um die Analyse. Es ist die Kunst des aktiven Zuhörens gefragt. Viele aktivistische Personen überspringen diesen Punkt gerne. Lieber gleich loslegen, es gibt ja noch so viel zu tun. Doch genau da scheitern viele gut gemeinte Initiativen. Wir meinen, zu wissen, was zu tun ist, noch bevor wir eine konkrete Bedarfsabklärung getroffen haben.
    Warum ist der IST-Zustand unbefriedigend? Wie sähe der erhoffte SOLL-Zustand aus? Um uns ein klares Bild der Bedürfnisse unserer Organisation, unseres Umfeldes oder unserer Zielgruppe malen zu können, dürfen (nein: müssen!) wir neugierig Fragen stellen und Fakten sammeln. Methodisch ist hier sehr vieles denkbar. Ob eine Umfrage, eine Auswertung von statistischem Material, Expertenmeinungen, Sammeln von Storys („Erzähl mir mal deine Geschichte!“)… – von Fall zu Fall wird das eine oder andere Vorgehen angebracht sein.

 

  • Loufe (Gehen): Nun dürfen die Praktiker aufatmen, zumindest schon fast. Jetzt geht es um lösungsorientiertes Handeln, das aber vorher noch geplant werden muss: Wie könnte die Brücke vom IST zum SOLL ausschauen?
    Hier ist auch Querdenken („Out of the box“) und mutiges Handeln gefragt: Wenn die bisherigen Methoden ausgedient haben, was könnte in der neuen Situation funktionieren?
    Mein Lieblingsbeispiel von solchem mutigen und „querem“ Handeln sind paar Freunde in einer biblischen Geschichte, die einen Lahmen zu Jesus bringen wollten. Da der Haupteingang versperrt war, stiegen sie kurzerhand aufs Dach, deckten dieses ab und seilten den Lahmen ab.
    Wenn die „alten Wege“ (die Haupteingänge) in einer Beziehung, einer Firma oder in der Kirche nicht mehr funktionieren, ist es möglicherweise Zeit, „Dachabdecker“ zu werden und ganze andere Wege auszuprobieren.

Ein Schritt fehlt noch. Als ich erstmals mit diesem Motto arbeitete, rief ich bei der Verkehrspolizei an und fragte, ob ich von diesen „Luege, Lose, Loufe“-Kleber haben dürfte, die sie im Kindergarten verteilen. Es hiesse „Warte, Luege, Lose, Loufe“, ermahnte mich der Verkehrspolizist, der ganz bei seiner Mission war. Und er hat tatsächlich bleibende Spuren hinterlassen: Noch heute erinnere ich mich daran, dass wir zuerst warten müssen. Warten und unsere Betriebsamkeit stoppen. Wir können nicht mitten im Alltagsgeschäft auch noch mit der „Luege, Lose, Loufe“-Strategie eine Neuausrichtung anstreben. Wir müssen Anhalten/Warten und uns in aller Ruhe dem „Luege“, dem „Lose“ und dann mit voller Kraft dem „Loufe“ zuwenden. Ganz wie ich es einmal in einem Hörbuch aufgeschnappt habe: „Wir müssen nicht nur in der Firma arbeiten, sondern auch immer mal wieder an der Firma arbeiten.“

 

Weiterführende Angebote zum Thema

  • Ein früherer Blogartikel zum Thema: Ein Weltverbesserer sein
  • Gerne stehen wir Ihnen für eine Personalschulung oder ein Team-Coaching zur Verfügung und erarbeiten mit Ihnen Ihre „Luege, Lose, Loufe“-Strategie.
  • „Luege, Lose, Loufe“ ganz persönlich – in einem Coaching-Prozess unterstützen wir Sie gerne dabei.

 

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichArbeit“.

(Weihnachts)Lieder, die das Herz berühren

Das Leben ist ein Lied, sing es.
Mutter Teresa (in ihrem Gedicht über das Leben)

Inzwischen bin ich der einzige in unserer Familie der keine Lieder schreibt. Seit meine Frau begonnen hat, Lieder zu dichten, tut es ihr unsere Tochter gleich. Nun hat, inspiriert von seiner grossen Schwester, auch unser Erstklässler begonnen, Liedtexte zu schreiben.

Lied über Gott – von Janosch, 7 Jahre

Lieder haben die Kraft nicht nur unseren Verstand anzuregen, sondern auch unser Herz zu berühren. Gerade in der Weihnachtszeit gehört es nach wie vor für viele dazu, einige besinnliche Lieder zu singen. Dabei fehlt uns manchmal leider der Zugang zu den alten Liedern, wir verstehen diese Sprache kaum mehr. Darum brauchen wir auch neue Lieder, die die alte, frohe (Weihnachts)Botschaft in unsere Zeit, in unsere Sprache, übersetzen.

Aber das Singen von Liedern, die das Herz berühren, sollten wir uns nicht nur für die Adventszeit aufsparen. Auch durchs ganze Jahr hindurch lebt sich leichter, wenn wir mit einem Lied durch den Tag gehen. Und überhaupt: „Das Leben ist ein Lied“, schrieb Mutter Teresa in ihrem schönen und vielschichtigen Gedicht über das Leben. Haben wir unser Lied schon entdeckt? Welche Melodie begleitet uns durchs Leben?

Wenn unser Leben ein Lied ist, welche Geschichte erzählt dieses Lied? Und: Gehört dazu eine fröhliche, leichte Melodie oder eine traurige, schwere?

Zurück zu den Weihnachtsliedern: Diese Lieder erzählen ja auch eine Geschichte. Wollen uns näher bringen oder uns daran erinnern, was es mit diesem Weihnachtsfest eigentlich auf sich hat. Hören wir bei aller Reizüberflutung im Advent überhaupt noch die Botschaft hinter diesen Liedern? Erkennen wir welches einmalige, Grenzen sprengende Wunder hinter Weihnachten steckt?

Für ihre neusten CD/DVD Produktion hat meine Frau ein zeitgemässes Weihnachtslied geschrieben. Da die vorwitzige Puppe Adonette mit dem alten Klassiker „Es ist ein Ros entsprungen“ nichts anfangen kann, greift sie kurzerhand selbst zum Stift und schreibt folgende Zeilen (auf Schweizerdeutsch):

Gott het sini Hand usgstreckt

Ändlich, ändlich isch es so witt,
äs isch wieder  Wiehnachtsziit.
Gott het sini Hand usgstreckt,
het  üs Jesus uf d’Ärde gschickt.
Är isch äs Friidensagebot
und das chunnt direkt vo Gott.

Vieli säge, das isch früecher gsi,
ä alti Gschicht die isch verbi.
Doch es isch doch eifach klar,
die Gschicht gilt hüt u das isch wahr.

Vor luter Gschänkli, Cherzli, Guezli
u Bsuech vom liebe Schmutzli.
Vergässe d’Mönsche bi däm Stress,
werum’s Wiehnachte worde isch.

Chömet mir wei’s nid vergässe,
was dr Grund vo Wiehnacht isch.
Friide isch äs Gschänk vo Gott,
für jede Mönsch wo Friide wott.

Text: Brigitte Gerber, Musik: Mäth Gerber

 

Auf eine besinnliche Adventszeit und dass wir „unser Lied“ entdecken und durchs ganze Jahr hindurch summen werden.

 

Weiterführende Angebote zum Thema

  • Jeden Sonntag im Advent gibt in es Studen BE um 17 Uhr eine kurze, familienfreundliche Adventsfeier. Dort wird das obige Lied auch gesungen.
    Infos zum AdventsFänschter via Happy Kids Homepage.
  • Die CD/DVD „Dr töönendi Adväntskaländer“ mit dem Lied und der Entstehung davon gibts im Adoniashop.
  • Ihr eigenes „Lebenslied“ entdecken? Wir unterstützen Sie gerne darin – zum Beispiel mit unserem Coaching-Prozess LiB-Kompass – den eigenen Nordstern.
  • Buchtipp: Was gibt’s da zu lachen? von Andreas Malessa (lustige und besinnliche Adventsgeschichten)

 

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSpiritualität“.

Verlass die Komfortzone

Wer es sich auf dem Teppich seiner Gewohnheiten gemütlich macht,
darf nicht erwarten, dass dieser irgendwann zu fliegen beginnt.
Ernst Ferstl

Heute feiere ich meinen 37. Geburtstag. Es ist etwas Besonderes, an diesem Tag über den Lebensbereich Selbst nachzudenken und einen Blogartikel zu schreiben. Schliesslich bietet sich unser Geburtstag wie kaum ein anderer Tag an, uns zu fragen, ob wir zufrieden damit sind, wie wir mit uns selbst umgehen.

  • Schaue ich gut zu mir selbst?
  • Ist „mein“ Leben wirklich „mein“ Leben? (Lebe ich als Original oder tu ich, was ich tue, nur, um anderen zu gefallen?)
  • Stimmt die Richtung meines Lebens?
  • Habe ich meine persönlichen Ziele im letzten Jahr erreicht?

Mein vergangenes Lebensjahr war ein sehr spezielles – in zweierlei Hinsicht: 1. Wünschte ich mir vor gut einem Jahr, vermehrt „inhaltich“ (als Referent, Seminarleiter, Autor) tätig sein zu dürfen und weniger im Bereich Administration/Organisation. Und 2. hatte ich in den vergangenen Monaten herausfordernde Fragen bezüglich meinen verschiedenen Tätigkeiten und möglichen neuen Aufgaben zu klären.

Um den ersten Punkt soll sich dieser Artikel drehen: Ich sass also auf meinem abgetretenen Teppich, um im Bild vom obigen Zitat zu bleiben,  und war zunehmend unzufrieden damit. Zu viel Routine, zu wenig Herausforderung, viel Büro, wenig Kreativität.

18 Monate später kann ich mich nicht über mangelnde Herausforderungen beklagen, und zunehmend gibt es Gelegenheiten, meine Kreativität auszuleben und meine Gedanken weiterzugeben. Wenn ich also auf das vergangene Lebensjahr zurückschaue, gibt es da viel Grund zur Dankbarkeit und zum Staunen.

Ist es von selbst dazu gekommen, während ich mich auf dem verstaubten Teppich ausruhte? Nicht wirklich!

Wünsche, Träume und Ziele brauchen es, dass wir uns von unserem gewohnten Teppich, so gemütlich dieser vielleicht auch ist, erheben und unsere Komfortzone verlassen.

Wenn es mir also ernst damit war, vermehrt „raus aus dem Büro“ zu kommen, mehr inhaltich gestalten zu können und weniger organisatorisch tätig sein zu müssen, musste ich mich auf den Weg machen (z.B. mit der Luege, Lose, Loufe-Strategie):

  • Zuerst: Situation wahrnehmen – was wünsche ich mir anders?
  • Zweitens: Möglichkeiten ausloten – was für Alternativen habe ich?
  • Und dann: Schritte wagen – was packe ich konkret an?

Ein wichtiger Entscheid in dieser Phase war, dass ich mich – gut zehn Jahre nach meinem Bachelor-Abschluss – fürs Masterstudium anmeldete. Eine gesunde Herausforderung für meinen Geist. – Und dabei zu erleben, dass meine Erfahrung und meine Art zu Denken mich durchaus zu sehenswerten Resultaten befähigen, hat im letzten Jahr schon manches Flow-Erlebnis mit sich gebracht.

Daneben habe ich weitere Ideen und Visionen angepackt – nicht alle mit dem selben Erfolg. Doch wie es so oft ist, wenn man sich aufmacht und neue Schritte geht, kommen plötzlich auch Dinge, die man nur sehr bedingt selbst in den Händen hat: Seminar- und Referentenanfragen häuften sich – und zwar aus unterschiedlichsten Bereichen (Wirtschaft, Behörden, Kirchen).  Durch meine Autorentätigkeit bei verschiedenen Zeitschriften kam es zu weiteren Anfragen – sogar über die Schweiz hinaus.

Und so kann ich heute an meinem Geburtstag zurückschauen und sagen: Wow, da gingen ja einige Wünsche ganz toll in Erfüllung!

Damit es soweit kam, war aber eines unbedingt nötig: Ich musste die Komfortzone verlassen.

Vor knapp einem Jahr stand ich genau vor dieser Herausforderung: Da lag eine Anfrage auf meinem Schreibtisch, die mich faszinierte, mich aber auch mächtig herausforderte: Eine Personalschulung zu einem Thema, das mir zwar gut bekannt war, womit ich aber noch kein Seminar abhielt. Und ein Umfeld, das mir gänzlich fremd war. Soll ich oder soll ich nicht?

In solchen Situationen werden wir mit unseren Ängsten, vielleicht können wir sie Berührungsängste nennen, konfrontiert. Das ist ein schwieriger und heikler, aber sehr wichtiger Moment! Es gibt nämlich zwei Sorten von Berührungsängsten und die Kunst liegt darin, sie voneinander unterscheiden zu können.

  • Berührungsängste, die uns vor etwas schützen wollen.
  • Berührungsängste, die uns etwas vorenthalten wollen.

Die beiden Sorten von Ängsten erfordern einen anderen Umgang. Während wir die Berührungsängste, die uns etwas vorenthalten wollen, unbedingt durchbrechen müssen, die Komfortzone verlassen, uns vom gemütlichen Teppich erheben sollen, ist bei den Berührungsängsten, die uns schützen wollen, genau das Gegenteil gefragt. Vielleicht ist diese Anfrage wirklich eine Nummer zu gross für uns, vielleicht ist der angedachte Schritt wirklich ein Schritt in die falsche Richtung, vielleicht ist das Joabangebot wirklich nicht passend zu unseren Fähigkeiten.

Vielleicht… – leider ist das manchmal ganz schwierig herauszufinden. Ich hab mich schon auf Abenteuer eingelassen, bei denen ich im Nachhinein sagen musste, dass die Berührungsängste berechtigt waren und mich hätten schützen wollen. Auf der anderen Seite bin ich, gerade im Rückblick auf das letzte Jahr, sehr froh, dass ich meine Komfortzone immer wieder verlassen habe und Neues ausprobiert und entdeckt habe.

Beim Herausfinden, mit welchen Berührungsängsten wir es gerade zu tun haben, können uns zwei Fragen helfen: 1. Passt das Neue, das noch Ungewohnte, grundsätzlich zu uns? Gibt es auch Berührungspunkte oder nur Berührungsängste? 2. Was sagen unsere Freunde dazu? Erhalten wir Ermutigung aus unserem Umfeld?

Ich bin gespannt, welche neuen Herausforderungen im nächsten Lebensjahr auf mich warten. Uns allen wünsche ich immer wieder die befriedigende Erfahrung, wenn unsere Träume in Erfüllung gehen.

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE ZUM THEMA

  • Brauchen Sie Unterstützung, um sich aus „dem gemütlichen Teppich“ zu erheben? In einem Coaching-Prozess gehen Sie neue Schritte.
  • Im Timeout-Weekend zum Jahresstart erstellen die Teilnehmenden einen eigenen PEP (persönlichen Entwicklungsplan), der ihnen durchs Jahr hindurch helfen wird, an den eigenen Träumen und Visionen dran zu bleiben.
  • Älterer Blogartikel zum gleichen Thema: „Beweg dich!“
  • Buchtipp: Dem Leben Richtung geben von Jörg Knoblauch

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSelbst“.