"Hirne vor horne"

Doch was immer die Mode diktiert, es scheint,
dass Menschen, die sich die Mühe geben,
das zu steuern, was im Bewusstsein geschieht,
ein glücklicheres Leben führen.
Mihaly Csikszentmihalyi (in: FLOW – Das Geheimnis des Glücks)

In diesen Tagen hocken in Davos die Mächtigen aus Wirtschaft und Politik beim WEF zusammen. Ihr Motto: „Die Neugestaltung der Welt„. Bei all den grossen globalen Veränderungen mag das wahrlich ein aktuelles Thema sein. Und doch: Es scheint mir etwas hoch gegriffen und beim Gedanken daran, dass die Wirtschaftskapitäne unsere Welt neu gestalten, wird es mir auch etwas mulmig zumute.

Meine Erfahrung ist nämlich, dass auch die Mächtigen, die CEOs dieser Welt, bereits ziemlich an die Grenzen kommen, wenn sie nur schon ihre eigene kleine Welt neu gestalten wollen. Eindrücklich bleibt da der Suizid vom Swisscom-CEO Carsten Schloter im letzten Jahr in Erinnerung. Aber wir müssen gar nicht so weit greifen und die grossen Tragödien herbeiziehen. In den letzten 14 Tagen haben mir gleich zwei CEOs – zwar nicht von Grossunternehmen, aber immerhin Chefs mit eigenen Mitarbeitern – offenbart, dass sie immer wieder in einem Verhalten landen, das sie eigentlich gar nicht wollen.

Die eigene, kleine Welt neu gestalten – gar nicht so einfach; für die Mächtigen dieser Welt nicht, aber auch für Leute ohne Limousine mit Privatchauffeur.

Lernen, das Bewusstsein zu steuern

Einer meiner Lehrer pflegte zu sagen: „Hirne vor horne!“ und wollte uns damit daran erinnern, dass es sich meistens ausbezahlt macht, wenn man nachdenkt, bevor man spricht oder handelt.

„Hirne vor horne!“ mag uns zu einfach klingen. Doch im Ansatz klingt das ganz ähnlich, wie die ABC-Strategie, welche der Psychologe Martin Seligman in seinem Buch Flourish vorstellt: „Die emotionalen Konsequenzen (C) ergeben sich nicht direkt aus dem erlebten Auslöser (A), sondern aus unseren Bewertungen (B) des Auslösers.“ Zugegeben, der Zusammenhang der beiden Strategien ist vielleicht nicht ganz so offensichtlich.

Nehmen wir ein Beispiel: Ich stehe mit vollem Einkaufswagen in der Schlange vor der Kasse. Endlich bin ich an der Reihe und die nette Person vis-à-vis erklärt mir: „Dies ist leider eine Expresskasse, Sie dürfen nicht mehr als sieben Artikel haben.“ Wie fällt meine intuitive emotionale Reaktion (C für Konsequenz) auf diese Situation (A für Auslöser) aus? Genau, ohne die angemessene Bewertung (B) oder eben das Einschalten des Hirns werde ich wahrscheinlich wenig erfreut „hornen“…

Beide Strategien sagen, dass zwischen Auslöser/Situation und Reaktion/Konsequenz ein Zwischenschritt nötig ist, eine Bewertung oder eben ganz simpel gesprochen das „Hirnen“. Und genau das hat wiederum damit zu tun, was Mihaly Csikszentmihalyi in seinem obigen Zitat ausdrückt: Wer es schafft, sein Bewusstsein zu steuern, wird ein glücklicheres Leben führen als der, der unreflektiert seinen Impulsen folgt.

 

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Selbst“.

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