Geben oder Nehmen? Beides!

Frage nicht was dein Land für dich tun kann,
sondern was du für dein Land tun kannst!

John F. Kennedy

Ist dieser berühmte Satz vom ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy eine Aufforderung zu poltischem Handeln? Sicher auch. Doch dahinter steckt viel mehr: Es ist schlichtweg ein fundamentales Prinzip für das Funktionieren unserer Gesellschaft. Mehr Mitmenschlichkeit und stabilere, befriedigendere zwischenmenschliche Beziehungen können die Folge sein, wenn wir der Aufforderung von JFK nachkommen.

Das „Nehmen“ ist uns Menschen oft näher als das „Geben“. Im Kern steckt wohl in jedem von uns ein kleiner (oder manchmal auch ein grosser) Egoist. In der Bibel für Ungläubige steht zu diesem Thema (Seite 40): „Und stimmt es nicht, dass wir uns manchmal an der Supermarktkasse vordrängeln oder einem anderen Autofahrer den letzten freien Plarkplatz wegnehmen? Ja, wir denken an uns selbst zuerst, und meistens schämen wir uns noch nicht einemal deswegen.“

Doch eine Gesellschaft mit lauter Egoisten ist zum Scheitern verurteilt. Zum Glück – oder besser: Gott sei Dank – steckt im Kern von uns Menschen auch das Bedürfnis nach Gemeinschaft. Alle sind auch gerne mal alleine, aber keiner ist gerne einsam. Dank diesem Wunsch nach Gemeinschaft mit anderen Menschen haben wir hoffentlich im Lauf der Zeit gelernt, dass Beziehungen nicht nur im „Nehmen-Modus“ gelebt werden können. Vielleicht sind wir mit diesem Bewusstsein, dass zu erfüllenden Beziehungen das Geben und das Nehmen gehören,  gross geworden. Vielleicht mussten wir aber auch auf die harte Tour lernen, dass man als Egoist eines Tages keine Freunde mehr hat.

Jeder hat etwas zu geben

So oder so, wir tun gut daran, wenn wir uns ab und zu die Aufforderung von Kennedy zu Herzen nehmen und danach fragen, was wir in die Gemeinschaft einbringen können. Jeder Mensch, egal wie intelligent, reich, alt, angesehen… er/sie ist, hat etwas zu geben. Dies gilt für den privaten, familiären Rahmen, aber auch für den öffentlichen, den Bereich der Gesellschaft. Viele Dienste, die früher selbstverständlich einfach getan wurden (Kinderbetreuung, Pflege der Eltern, Einsatz fürs Gemeinwohl), werden heute verstaatlicht oder sonst wie professionalisiert. Es gibt viele gute Gründe dafür (Anerkennung der Arbeit, Entlastung der Familien, Kompetenz), doch diese Entwicklung hat auch eine Schattenseite. Sie fördert nähmlich die Konsumhaltung in welcher wir die Dienstleistungen der öffentlichen Hand in immer grösserer Selbstverständlichkeit beanspruchen oder gar fordern.

Dass dies ein böses Erwachen zur Folge haben kann, liegt auf der Hand: Wer immer mehr konsumiert, bekommt eine immer höhere Rechnung präsentiert. Und die könnte irgendwann sogar unser dickes Schweizer Portemonnaie überfordern.

Zurück zur Mitmenschlichkeit im Beziehungsalltag: Diesen Sonntag spreche ich an der gms Matinée in der Serie „z’friede läbe“ über die Zufriedenheit in der Gemeinschaft. Dabei werden wir unter anderem über die Gründe nachdenken, warum wir uns nicht in die Gemeinschaft eingeben. Manchmal bringen sich Menschen nicht in Gemeinschaft ein, wegen sich selbst (Minderwertigkeit, sich zu wichtig nehmen, keine Zeit…) und manchmal geben sich Menschen nicht in Gemein­schaft ein, wegen den anderen. Da werden Vorurteile zu schier unüberwindbaren Hindernissen auf dem Weg zum Mitmenschen. Unser Denken über den anderen ist in dem Fall möglicherweise so negativ geprägt (der will mich nur ausnützen, die ist nicht vertrauenswürdig…), dass ein „Geben“ und „Nehmen“ gar nicht stattfinden kann, weil ich mich niemals auf Gemeinschaft einlassen werde.

Dabei brauchen erfüllende Beziehungen genau dieses Wechselspiel vom Geben und Nehmen. Wir erleben dann grösstmögliche Zufriedenheit in der Gemeinschaft, wenn wir uns zugehörig fühlen, einen aktiven Beitrag leisten können, uns auch mal ein Fehler unterlaufen darf und wir zum Geniessen (nehmen) eingeladen werden.

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichGesellschaft“.

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